06.07.2012, 19:25
Beste Satire aller zeiten
http://www.eltern-im-netz.net/
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Spoiler:
Zitat:Die Götter der Killerwelten
Sie entwickeln den Stoff, aus dem die Killerspieler-Träume gemacht sind: Mapper. Tag für Tag liefern sie immer neue Level, in denen sich die Metzel-Community gegenseitig abschlachten kann. Doch so mächtig sie in der virtuellen Welt auch sind, im realen Leben haben sie meistens versagt.
Eine Szene, wie sie sich jeden Tag auf unzähligen Counter-Strike-Servern im Internet abspielt: Terroristen und Antiterroristen laufen zur selben Zeit los, Schrotflinten und Uzis im Anschlag. Wenige Momente später der erste Kontakt, ein Terrorist verschanzt sich hinter einem großen Felsbrocken, Kugeln schießen durch die Luft. Ein Mitglied der Antiterroreinheit wird in die Kniescheibe getroffen, er sinkt zu Boden, bekommt einen letzten Schuss in den Kopf. Blut spritzt, die Terroristen haben gewonnen, “nice shot”, loben die Gamer ihren Amok-Schützen.
Was die Killerspieler nicht wissen: Die Gänge, durch die sie rennen, die Türen, durch die sie ballern, die Kisten, über die sie ihre mit Nägeln gefüllten Granaten werfen – all das stammt aus dem Kopf eines 16-Jährigen. Dieser 16-Jährige heißt Sebastian, hat lange, fettige Haare und kann einem nie in die Augen sehen. Kinder wie er sind es, die für den größten Teil der Baller-Level verantwortlich sind.
Spiele-Level als Amok-Simulation
Sie selbst nennen sich Mapper (sprich: maaper). Als Grundlage für das Erschaffen ihrer Killerwelten dienen ihnen spezielle Programme, mit deren Hilfe sie ihre perversen Gewaltfantasien in virtuelle Killerwelten verwandeln können. Was für Außenstehende nur wie ein irrer Cyber-Code aussieht, ergibt für die Level-Freaks ein klares Bild. In all den abstrakten Linien sehen sie Gebäude, Treppen, Türen. Ein Klick und schon verwandeln sich die Millionen Striche zu einem weiteren Metzel-Level des 3rd-Person-Shooters Counter-Strike.
Wie gefährlich diese Technik ist, wurde spätestens bei dem schrecklichen Amoklauf von Winnenden vor drei Jahren deutlich. Der damals 18-jährige Tim Kretschmer hatte laut offiziellen Berichten schon Wochen vor der Tat eine virtuelle Version seiner Schule für den Killer-Shooter Counter-Strike erstellt. In perverser Detailtreue schuf er Klassenräume, Gänge und Toiletten, um sich möglichst gut auf seine Schreckenstat vorbereiten zu können. Mit Erfolg: Als er am 11. März 2009 die Albertville-Realschule stürmte, starben 14 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrkräfte.
Auch Sebastian hat schon einmal eine Counter-Strike-Version seiner Schule gebastelt. Sie trägt das Kürzel “cs_”, das übersetzt “Classroom Shooting” bedeutet. “Es ging dabei einfach um den Reiz, etwas abzubilden, das genauso ist wie in der Wirklichkeit”, redet er sich heraus. “In die eigene Schule geht man fünfmal in der Woche und kennt sie deshalb sehr genau. Das erleichtert das Nachbauen zu Hause.”
Im Internet Gott, im echten Leben Versager
In der Schule selbst ist Sebastian ein Außenseiter. Genau wie die Amok-Killer fällt er im Unterricht nie auf, schreibt mittelmäßige bis schlechte Noten und hat keine Freunde. In manchen Kursen sitzt er sogar alleine an einem Tisch, weil die Klassenkameraden den langhaarigen Freak stets meiden.
In Mathematik ist Sebastian besonders schlecht. “Ich kann mit den ganzen Zahlen nichts anfangen, ich verstehe es einfach nicht.” In solchen Situationen malt er dann. Er malt Rechtecke, Zylinder und andere geometrische Figuren, oft als dreidimensionale Grafik. “Einmal kam mein Mathelehrer vorbei und sah meine Zeichnungen. Er sagte, ich hätte Talent.”
Amok-Planung bis ins Detail: Die eigene Schule als Level
Doch Talent hat Sebastian nur im Ausdenken möglichst brutaler Szenarien. Stundenlang sitzt er nach der Schule zu Hause an seinem Computer, baut Räume und flüchtet sich in seine virtuelle Welt, in der er der Gott ist. Ob Fabrikhallen, verlassene Gebäude oder Straßenszenen: Hier entscheidet er, wo das Blut spritzt und an welchen Wänden die Gedärme kleben.
Inspiration durch Horror-Filme
Seine Mutter indes hat die Hoffnung schon längst aufgegeben. “Ich komme einfach nicht an ihn heran, den ganzen Tag sitzt er in seinem Zimmer und spielt sein Computerspiel”, erzählt die 46-Jährige, die aus lauter Verzweiflung wieder mit dem Rauchen angefangen hat. Dabei hat sie sich die größte Mühe gegeben, um das krankhafte Hobby ihres Balla-Balla-Sohnes zu verstehen: “Ich bat ihn, mir zu erklären, was er da den ganzen Tag macht. Doch als seine Waffen auf dem Bildschirm erschienen, konnte ich es nicht mehr ertragen.”
Wo Mapper wie Sebastian die Inspiration für ihre krankhaften Gewaltfantasien her haben, zeigt sich, als ich in einen geheimen Ordner auf seinem PC gehe, während er auf der Toilette ist. Neben schockierenden Ekel-Pornos (“horse_fucks_teen.doc”, “cute_guy_has_fun_with_dildo.txt”) sind es vor allem Filme wie “Lost” oder der Fantasy-Schocker “Avatar”, die Sebastians perverses Verlangen nach Gewalt befriedigen. Besonders “Avatar” bietet mit seinen unzähligen Baller-Szenen immer wieder eine nahrhafte Grundlage für Sebastians kranke Kreativität.
Frust-Ventil Killerspiele
In der Killerspiel-Szene ist Sebastian so etwas wie ein Superstar. Levels, die von ihm gemacht wurden, gelten als besonders brutal und sind deswegen bei den Spielern beliebt. Kein Wunder, denn bevor er angefangen hat, Gott zu spielen, hat wie so viele andere Jugendliche auch er seinen Frust in den Gaga-Games abgelassen. Mit seinen Levels befriedigt er also in erster Linie seine eigene Blutlust.
Und auch unter den Mappern selbst gehört Sebastian zu den Besten, in welchen Chatrooms auch immer er auftaucht, erntet er Respekt und Ehrfurcht von seinen Metzel-Kollegen. Doch spätestens, wenn er am nächsten Morgen wieder im Matheunterricht sitzt und mit der realen Welt nichts mehr anzufangen weiß, wird er für einen ganz kurzen Augenblick die Einsicht spüren. Die Einsicht, dass er nicht Gott ist, sondern nur ein postpubertärer Schulversager mit perversen Gewaltfantasien.
"Kifflom!"