[Paul]

Ich muss gestehen, dass ich die Aufregung darüber nicht verstehen kann.
Außer ein paar "Nerds" (soll nicht negativ gemeint sein), interessiert das doch niemanden.

Keine Sorge, du bist nicht der einzige der so denkt. Und niemand nimmt es dir übel. Fakt ist, jemand der nicht so viel Zeit da rein investiert hat kann gar nicht verstehen wie man sich dabei fühlt.

Die Sache ist halt die, jegliches Unterhaltungsmedium ist darauf ausgelegt, den Zuschauer (Konsumenten) emotional zu involvieren. Je besser das Material, umso stärker die Reaktion. Stichwort: Bambis Mutter. Und Star Wars hatte ne Menge, nen Scheiß Haufen an grandiosem Material. Wenn ich meinen Kopf jetzt gerade um 90 Grad nach links drehe sehe ich ~50 Star Wars Romane in meinem Bücherregal. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Als ich zuletzt nachgecheckt habe waren es 260 Bücher, und selbst das ist ein paar Jährchen her. Von den vielen Spielen und ~4000 Comics mal ganz abgesehen.

Ich habe da sehr viel Zeit investiert, mit den Charakteren mitgefiebert und um den Ausgang der Handlung gebangt. Und jetzt wird all das abgesägt. Schlimm genug dass die Geschichten nicht fortgesetzt werden - es wird nie der Cliffhanger von FTU2 aufgelöst, oder erklärt was mit Sev geworden ist - aber alles was bisher verfasst wurde ist Noncanon. Aus der Kontinuität rausgelöscht. Nie passiert. Der Leidensweg von Kyle Katarn? Hat es nie gegeben. Die Offenbarung dass Revan sein Gedächtnis verloren hat? Sorry, aber wer ist Revan? Die Yuuzhan Vong Invasion bei der neben Abermilliarden von Lebewesen auch Chewbaccy und Han Solos und Leias eigener Sohn tragischerweise ihr Leben gegeben haben? Nope. Vermutlich hat es besagten Sohn sogar nie gegeben.

All die Zeit die man als Fan investiert hat war irrelevant, weil die Geschichten nicht mehr länger aus dem Star Wars Universum stammen. Man hätte genauso gut Fan Fiction lesen können. (Oder Slash Fiction wenn man auf sowas steht.)

Ich bin Disney auch nur bedingt sauer. Eigentlich war es abzusehen. Es ist zwar traurig dass sie auf die Werke von derart vielen talentierten Künstlern einfach scheißen, weil sie keinen Bock haben sich um Kontinuität überhaupt Gedanken zu machen - obwohl es bei LucasArts bereits eine eigene Abteilung dafür gegeben hat, hätte man die Firma nicht geschlossen. Ich gebe - diesmal - auch nicht JJ Abrams die Schuld. Ich weiß von ihm dass er Star Wars Fan ist und vermutlich kann er das Expanded Universe auswendig und hat sich vehement gegen diese Entscheidung gewehrt. Aber Disney sitzt nunmal am längeren Hebel. Und wir wussten alle das über kurz oder lang so etwas passiert. Gewissermaßen ist es sogar besser als das was mit Star Trek passiert ist, denn dort wurde das Franchise vergewaltigt, ohne dass man das alte Material geretconned hat. Bei Star Wars haben die Fans wenigstens Closure, man kann seinen Frieden damit machen, ohne die Hoffnung aufrecht zu erhalten dass irgendwann mal was neues zum echten Star Trek kommen wird.

Das macht es aber nicht weniger schmerzhaft. Ich habe gestern einen Haufen guter Freunde verloren, anders kann ich es nicht sagen. Wenn ihr mich fragt wie ich mich fühle, das lässt sich am besten mit dem Gefühl kurz nach einer Trennung vergleichen, das Drücken in der Brust un die innere Leere, gefolgt von einem Mix aus Trauer und Apathie. Ja, ich habe gestern geweint. Nicht viel, nicht lange, aber es war da. Warum auch nicht? Ein Teil meiner selbst ist gestorben. Und wie gesagt, wer nicht schonmal derart viel Zeit in ein Fandom investiert hat - z.B. Comics, dort passieren Reboots ziemlich häufig - kann grundsätzlich nicht nachvollziehen wie sich das Gros der Fanbase gerade fühlt. Und so wenige sind das sicherlich nicht, sonst hätte es sich finanziell für Lucas nicht rentiert derart viel Material zu produzieren.