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Die Große Reise
#31

So, dann wollen wir mal wieder für Nachschub sorgen D


Kapitel 7

Höllenspringer

1423 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
unbekannter UNSC-Pelican,
über Alt-Mombasa

Der Nebel zog sich trotz des warmen Wetters an den Hochhäusern Alt-Mombasas hoch. Nur die höchsten Gebäude, aus dem späten 25. Jahrhundert, überragten die graue Kälte, die die Nebelwand darstellte. Es war unmöglich für ihn diese modern anzuschauenden Gebäude zu verstecken.
Die tückische Stille wurde durch das Brummen von Schiffsmotoren unterbrochen. Leise drang das Summen durch die verlassenen Gassen hindurch, die vor kurzem noch mit beschäftigten Touristen oder aufgeregten Beamten gefüllt waren. Der Schleier aus Nebel schob sich kaum erkennbar zur Seite als er einen UNSC-Pelican passieren ließ.
Er flog knapp zwanzig Meter über der sonst so überfüllten Hochgeschwindigkeitsstraße.
Für die, die es nicht rechtzeitig aus der Stadt geschafft hatten hielt die Ausgangssperre noch immer an. Uns so standen die vielen Elektroautos verwahrlost auf der Straße herum. Wartend auf ihre rechtmäßigen Herren.
Die Verlustzahlen der UNSC-Truppen waren entsetzlich. Sie waren einfach zu hoch. Und dabei hatte der Angriff der Allianz auf die Erde gerade erst begonnen.
Aber die Verlustzahlen sollten sich nicht nur auf die menschliche Seite beziehen.
Die Marine-Kompanie aus dieser Gegend hatte sich nicht mehr gemeldet. Egal auf welcher Frequenz man sie anfunkte, nur statisches Rauschen antwortete einem. Sie befanden sich nun so ziemlich in der Nähe des Zentrums von Alt-Mombasa. Es war nicht schwer zu übersehen. Die unzähligen grau-blauen Hochhäuser waren ein idealer Wegweiser.
Der Pelican, mit der ID-Kennung Victor 023, ging höher, als die Straßen zu eng wurden, teilweise in Tunnel oder über kleine Brücken führten. Der Pilot beschloss auf einen der mittelgroßen Wolkenkratzer zu landen. Da sie nicht so hoch waren, eignete sich ihre (vom Nebel verborgene) flache Dachfläche als idealer Landeplatz.
"Ich geh runter", verkündete der Pilot.
Das Fahrwerk fuhr aus und der Vogel sank langsam tiefer. Sanft setzte er auf dem Dach aus Titanium-A auf und neun Marines sprangen heraus. Sie verteilten sich auf dem Dach und sondierten die Umgebung.
Alles sicher - fürs erste.
"Ihr kennt den Plan", rief der Pilot aus dem Cockpit des D77-Landungsbootes. "Ihr stoßt zu der Marine-Einheit in diesem Stadtteil vor und erledigt mit ihnen diese Allianzler. Alles klar?"
"Du erzählst mir nichts neues, Victor", sagte der Sergeant.
"George, verdammt noch mal! Ich heiße George, nicht Victor! Wann lernst du das mal?"
Der Sergeant ignorierte die wüste Aussage. "Ich sag bescheid, wenn du uns holen kannst."
"Logo." Der Pilot grinste. Ein gereizter Unterton war trotzdem zu hören.
"Dann passt mal auf euch auf", rief der Copilot. Er musste fast schon brüllen, um das Dröhnen der Schiffsmotoren zu übertönen. Der Pilot wandte sich ihm zu. "Halt endlich die Schnauze und trink deine Milch."
Beleidigt drehte sich der Copilot wieder halb ins Cockpit. Dann sagte er im Flüsterton: "Das sagt ausgerechnet jemand, den ich letzte Woche spielend unter dem Tisch gesoffen habe."
"Halt bloß die Klappe, du ...", sagte George grinsend.
"Was? Hast du was gesagt?", fragte der Sarge aus dem Laderaum. Er hatte nicht alles verstanden.
"Ach nichts, nichts", log der Pilot - George.
"Schon klar", grinste der Sergeant und verließ als zehnter Soldat den Pelican.
Nur wenige Sekunden später hob Victor 023 ab und verschwand im Nebel.
Die Marines (eigentlich waren es keine regulären Marines, sondern ODST-Soldaten) versammelten sich auf dem Dach. Sie waren die Spezialsoldaten des UNSC. Man nannte sie Helljumper. Höllenspringer. Sie sprangen mit den Füßen voran einem Planeten entgegen - und dem Kampf.
Doch heute war alles anders.
Wer hatte schon gedacht, dass die Allianz gerade jetzt die Erde angreifen wird? Es war alles so schnell gegangen. Es bestand noch nicht einmal die Möglichkeit mit ihren HEV-Ab-sprungkapseln zu starten. Der Pelican musste sie von der In Amber Clad hierher bringen. Es blieb ihnen noch nicht einmal die Gelegenheit ihre schwarzen Rüstungen anzuziehen. (Sie trugen sie ja nicht rund um die UhrZwinker So fand man sie in dem üblichen Marine-Outfit vor.
Der Sergeant trat näher. Er hatte den Rang eines Sergeant Major. Im Grunde kannte niemand in der Einheit seinen richtigen Namen. Der Sarge sprach selten aus seinem Leben. Seine Leute nannten ihn nur "Sarge" oder "Mr. B" - wobei "Sarge" wie ein gewöhnlicher Name verwendet wurde.
Warum auch immer.
Einer der Marines hatte behauptet mal aufgeschnappt zu haben, dass der Name des Sergeants mit "B" anfängt. Er hatte mal versucht heimlich die Hundemarke des Sergeants anzuschauen. Doch der Sarge trug sie steht’s unter seiner Armierung.
Als einzige Antwort des Sergeants auf den Bespitzelungsversuch kam: "Gib mir fünfzig, Privat!" Es folgten etliche Liegestütze.
Der Sergeant stand einige Sekunden nur still da und musterte seine voll einsatzbereite und bewaffnete Einheit.
Sie hatten, wie jeder ODST auch, sich Tatoos stechen lassen. Normalerweise waren es brennende Kometen oder dergleichen. Doch diese hier waren anders. Genau wie die Soldaten selbst. Sie waren einfach individuell.
Da war zum einen Harris. Er war der Scharfschütze der Truppe. Er wirkte neben seinem S2-AM relativ klein. Aber man sollte sich davon nicht täuschen lassen. Harris traf Ziele, die die anderen noch nicht einmal sehen konnten. Das Tatoo auf seinem Oberarm war ein ODST. Er lag im Gras und spähte durch das Visier seines Scharfschützengewehres. Auf der Suche nach Beute.
Ein wahrer Freak in Sachen Schnellfeuerwaffen war Privat Maximilian Veers. Er konnte alles abfeuern, was einen Abzug besaß. Als Tatoo hatte er einen ODST an einem MG-Geschütz. Der Soldat war bis zu Hüfte unter einem Berg aus verbrauchten Patronenhülsen vergraben. Er war nebenbei ein leidenschaft-licher Sciencefiction-Fan.
Collin Sinclair war der Funker der Einheit. Neben der Bewaffnung trug er eine vollständige Funkausrüstung mit sich herum. Wenn er wollte, dann konnte er auch mit der Allianz quatschen. Wie gesagt: wenn er wollte. Wie nicht anders zu erwarten, war sein Tatoo ein Abbild seiner Selbst: Ein Soldat, der in den Hörer seiner Ausrüstung brüllte, die mit dem Rucksack und Antenne verbunden war.
Ein im Wasser schwimmender Ball, der als ODST-Helm angemalt war, bildete die Tätowierung von Privat Wilson. Er hatte einmal behauptet, er habe einen Film gesehen wo ein gleichnamiger Volleyball die heimliche Hauptrolle spielte. Er hatte lediglich johlendes Gelächter geerntet.
Davis behauptete er könne alles dem Erdboden gleich machen, was nicht Niet- und Nagelfest war. Und mit dem Rest würde er auch noch fertig werden, meinte er. Davis war der Sprengspezialist der ODST-Einheit. Der Soldat an seiner Schulter hatte sich mehrere Stangen Dynamit um den Bauch gebunden und hielt grinsend den Automatikzünder in der Hand.
Der Sergeant meinte er sähe fast schon wie ein Selbstmordattentäter aus. Davis meinte darauf nur er wäre der Terrorist, der die Covis (insbesondere seine Lieblinge: die Grunts) ordentlich Feuer unterm Hintern machen würde.
Der mit Abstand schönste Teil der Einheit war die Soldatin Linda Nolan. Bevor sie dem Marine-Corps beitrat, hatte sie als Krankenschwester gearbeitet. Im Prinzip führte sie heute noch dieselbe Tätigkeit aus. Sie war der Sanitäter der ODSTs. Es gab wohl keinen der Männer, der sich nicht freiwillig von ihr verarzten lassen wollte. Wer konnte schon ihren blauen Augen und den bewundernswerten Charme widerstehen?
Wer allerdings bei Linda ein Tatoo suchte, suchte vergeblich. Auf dem ersten Blick hatte sie keins. Wilson hatte das Gerücht verbreitet, dass ihr Tatoo in der Nähe ihres Bauchnabels war. Angeblich sei es eine Soldatin mit Sanitäterausrüstung. Statt des üblichen schwarzen Helms zierte ein langer brünetter Pferde-schwanz und eine Krankenschwestermütze den Kopf. Ihr wohlgeformter Körper kniete verarztend am Boden.
Naja, abgesehen von demjenigen, der das Tatoo gestochen hatte und Linda selbst, dürfte niemand je die Tätowierung gesehen haben. Ob sie wohl einen Freund hat? Hmm. Wer weiß das schon. Wilson hoffte, dass dem nicht so war...
Der humorvollste Marine in der ODST-Einheit war wohl Smith. Egal wie schlecht die Lage war, er schaffte es immer der Sache etwas Positives abzugewinnen. Er war es auch gewesen, der versucht hatte die Hundemarke des Sergeants zu lesen. "Einmal und nie wieder!", hatte er nur danach gesagt.
Der Tatoosoldat auf seiner rechten Schulter stützte sich mit einer Hand auf sein Schrotgewehr. Mit der anderen zeigte er das Victoryzeichen.
Früher hatte er mal ein anderes gehabt. Damals war der Soldat in einem Warthog gesessen und zeigte grinsend dieselbe Geste. Es hatte sich auf der linken Schulter befunden. Doch bei einem Einsatz wurde er von Nadelwerferprojektilen getroffen. Aus einem Nadelwerfer, wie ihn die Grunts gerne benutzten. Sie waren in die Schulter eingedrungen und explodiert. Nolan konnte zwar das Schlimmste verhindern, aber von dem Tatoo blieb nicht mehr viel übrig. Und seitdem konnte Smith seinen linken Arm nicht mehr richtig bewegen.
Er nahm es trotzdem gelassen und ließ sich ein neues Tatoo stechen - auf der anderen Schulter.
Das genaue Gegenteil von Smith war Federov. Er hatte selten gute Laune, und wenn Smith des Öfteren einen schlechten Witz über ihn erzählte, fuhr Federov gerne mal auf der Haut. Oft entbrannte eine heftige Diskussion zwischen den beiden. Aber der Sergeant wusste, dass es Federov nie wirklich ernst mit Smith meinte. Er suchte nur immer gern eine Gelegenheit, Smith eins auszuwischen. Die beiden waren leidenschaftliche Konkurrenten.
Hauptsächlich arbeitete Federov mit einem M19 SSM-Raketenwerfer. Aber er hatte sich heute nur für ein M90-Schrotgewehr entschieden. Eine Bazooka im offenen Straßenkampf konnte oft zu Komplikationen führen, die sich der gebürtige Russe nicht leisten konnte.
Er war größer und muskulöser als die anderen. Auf seinem muskelbepackten Bizeps war ein herab springender ODST. Er zielte mit dem Raketenwerfer in Richtung Boden. Am Ellenbogen stand ein golden gepanzerter Elitekrieger - der von der abgefeuerten Rakete in die Luft gesprengt wurde.
Zum Schluss war da noch eine Art Problemfall unter den ODSTs. Und zwar in Form eines Lieutenants. Er hieß Mike O’Donnell. Zwar respektierte er die jetzige Befehlshierarchie unter dem Kommando des Sergeants, aber er neigte dazu dies öfters mal zu vergessen. In ihm schimmerte der pure Rebell durch. Im Kampf konnte das zum Problem werden. An seiner Loyalität musste O’Donnell noch kräftig arbeiten.
Ansonsten war er eigentlich ganz in Ordnung. Ausgenommen seinen verrückten Musiktick! Mike findet es einfach wahnsinnig cool, eine Speicherdisk (natürlich voller Musik) im Helm einzulegen und dann abzuspielen - nicht selten auf der Teamfrequenz. Zwar hatte der Sarge schon des Öfteren Disks von O’Donnell konfisziert, aber der Marine schaffte es immer wieder sich neue zu besorgen.
Passend dazu lehnte sich sein Tatoosoldat gelassen gegen die Wand, hatte das Gewehr über die Schulter gelegt und aus seinem Helm drangen Musiknoten. Wieder mal diese verdammte Musik!
Der Sergeant schaute sich auf dem flachen Dach kurz um. Der Nebel lichtete sich allmählich. Er blickte kurz auf sein eigenes Tatoo: Ein ODST-Sergeant der vom Himmel sprang und dabei zwei Pistolen abfeuerte (etwa so ähnlich wie das Tatoo von Federov).
Er schüttelte die Gedanken aus seinem Kopf. Wie lange hatte er seine Einheit überhaupt gemustert? Zehn Minuten? Oder doch nur zehn Sekunden. Es war sich nicht sicher. Er legte sich sein Kampfgewehr um und zog seine Mütze, die eines Marine-Sergeants, von seinem kahl rasierten Schädel. Er knetete sie kurz in den Händen.
"Helljumpers", sagte er zu seiner Einheit und setzte die Mütze wieder auf. "Lasst uns auf die Jagd gehen!"

Vierter Zyklus, 94 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
Scarab des Unheils, in der Altstadt
Mombasas

Menschliche Architektur. Wie primitiv! Bis in den Himmel ragende Gebäude aus Stein und Metall, ein wahres Labyrinth aus Straßen, überall der Schrott dieser Menschen.
Der Ultra-Sangheili rümpfte die Nase. Dieser verdammte Ort stinkt genauso wie er aussieht: Fürchterlich!
Suma ’Sontomee war enttäuscht. Hatte er sich jemals etwas zu Schulden kommen lassen? Er war ein fähiger und loyaler Elitekrieger der Allianz-Streitkräfte - loyal sich selbst gegenüber. Nicht umsonst trug er eine auf Hochglanz polierte weiße Kampfrüstung. Er konnte eine ganze Reihe an Erfolgen aufzählen. Hunderte Einsätze ... alle waren ein purer Erfolg geworden und eine erbärmliche Niederlage für die Menschen. (Und diverse Spezies, gegen die die Allianz vor dem Krieg gegen die Menschheit in die Schlacht zog. Wie die Kaleesh oder diese Sialesh ... widerliche Kreaturen.)
Aber das spielte jetzt keine Rolle.
Tatsache ist, dass er in dieser von den Menschen erschaffenen Einöde kämpfen musste. Es war einfach keine Herausforderung für ’Sontomee. Er wollte einen Kampf. Aber hier, im Zentrum von Alt-Mombasa gab es nichts.
Naja, außer dieser Barrikade, die einige Menschen errichtet hatten. Damit hatten sie den größten Teil der hier operierenden Allianz-Truppen dezimiert. Vorzugsweise auch durch Guerillataktiken. Der Scarab des Unheils war zu dieser Zeit gerade auf den Weg in die äußeren Stadtgebiete (in Richtung Tal'galar - Norden, wie die Menschen es bezeichneten), als er Befehl hatte zurück zukommen.
Also kehrten sie zum Zentrum zurück.
Sie kehrten den sandsteinfarbenen Wohnhäusern den Rücken und überquerten die Brücke. Davon gab es zwei, die über den gigantischen Wassergraben ins Stadtzentrum führten.
Die Menschen waren schnell ausgemacht. Das war auch kein Kunststück. Die lächerliche Straßensperre der ungläubigen Menschen war kaum zu übersehen. Auf den zweiten Blick hin wirkte sie sogar größer als man dachte - wenn man sich jedenfalls auf den direkten Asphalt der Straße befand. Dann war die Barrikade aus Stahl und Beton ein richtiges Monument.
Noch bevor der mächtige Kampfläufer in Sicht gekommen war, hatte ’Sontomee Kontakt zu dem dortigen Zeloten verschafft und sein Kommen angekündigt.
Im selben Moment hatten die Allianz-Krieger - allesamt von der Euphorie gepackt - begonnen Ori'dush zu brüllen. Die zu Tausenden zu ihm hinauf tönenden Rufe hallten noch immer in seinem Kopf wider. Ori'dush, Ori'dush, DOOSH, DOOSH, DOOSH - Unheil, Unheil!
Mit einem schämigen Grinsen konnte sich ’Sontomee die daraufhin auftretende Verwirrung der Menschen vorstellen, die mit der Situation völlig überfordert waren. Im Dreck ihres hohe Monuments hockend, zitternd, unwissend.
Trotzdem hatte die Barrikade aus der Sicht eines dreißig Einheiten hohen Scarab lächerlich gewirkt.
Selbst die beiden mächtigen Scorpionpanzer wirkten winzig. Ihr Sperrfeuer hatte ihnen ebenso wenig genutzt, wie ihre darauf folgende Flucht. Die Ungläubigen hatten zu spät erkannt, dass sie im Nachteil waren. Viel zu spät.
Die Allianz-Truppen hatten ihre lauten Rufe verdoppelt und aus sicherer Entfernung geschossen. Das Hauptgeschütz des Scarabs erledigte den Rest. Ein Schuss aus der Unheil spendenden Blüte reichte aus um klar zu stellen wer die absolute Überlegenheit im Krieg besaß.
Das supererhitzte Plasma drang spielend durch die Barrikade. Die Marines, die Panzer und der ganze Rest lösten sich in Sekundenbruchteilen auf.
Niemand hätte sie je retten können. Niemand.
Seitdem stampfte der wie ein mutierter Scarabeus wirkende Scarab durch die Straßen. Auf der Suche nach Beute. Aber die gab es leider nicht.
Suma ’Sontomee schritt im Rumpf des Kampfläufers auf und ab. Es war sozusagen die Kommandozentrale des Kampfläufers. Ein halbes Dutzend Golokas standen an holografischen Schalttafeln und Bildschirmen um den Scarab zu steuern.
Der Commander hätte sich für verrückt erklären lassen, wenn er den damaligen Vorschlag angenommen hätte und Nurkas die Steuerung des Läufers überlassen hätte. Nurkas besaßen keine Körperschilde. Falls das Unmögliche eintreffen sollte und sie Auge in Auge gegen Menschen kämpfen sollten, hätte kein einziger Nurka eine Überlebenschance.
Neben den Sangheilis gab es noch ein gutes Dutzend Unggoy und Kig-Yar auf dem Kampfläufer.
Teils hielten sie sich im Rumpf auf, teils auf dem Dach. Doch der Großteil der Truppen berücksichtigte die Tatsache, dass das kühle Innere der Ori'dush mehr Sicherheit vor den lauernden Hinterhalten der Menschen barg. Theoretisch könnten überall Scharfschützen lauern.
Bei den vielen Welten, die die Allianz unterjocht und verglast hatte, hatte allein schon der Anblick eines Scarabs gereicht um den Feind in die hoffnungslose Flucht zu schlagen. Selten bauten die Menschen solch hohe Städte. Aber hier konnten sie sogar auf den Scarab hinab sehen.
Scharfschützen hätten so leichtes Spiel mit denjenigen, die so dumm waren sich auf der Außenplattform aufzuhalten.
"Es hat keinen Zweck", murmelte ’Sontomee vor sich hin.
"Exzellenz?" Einer der Golokas trat näher.
’Sontomee blickte ihn kurz an. Er hatte einmal überlegt Gudilis seiner Lanze hinzuzufügen. Er hatte den Gedanken gleich wieder verworfen. Er konnte keine übermotivierten Anfänger gebrauchen. Das ist nun mal so.
"Wir verschwinden hier."
"Aber wir haben doch die strikte Anweisung jeden einzelnen dieser Ungläub..."
"Das weis ich schon längst", fuhr ihn der Commander ins Wort. "Aber seht Ihr hier Feinde? Nein. Hier sind nur wir. Während der Scarab der Verwüstung mitten in siegreichen Kämpfen steckt, irrt der Scarab des Unheils in diesen Straßen umher." ’Sontomee verschränkte die Arme hinter dem Rücken und spannte die Mandibeln an. Ihm war langweilig. "Wir kehren zur Brücke zurück. Zurück an die Front."
"Sofort, Exzellenz." Der Goloka entfernte sich rasch.
Ein leichtes Holpern ging durch das Schiff. Der Raum bekam eine steile Schieflange, wobei die Unggoys umher purzelten. Der Scarab wendete. "Steht auf, verdammtes Pack!", brüllte ’Sontomee wütend. Er stieß einen Unggoy brutal an. Nichtsnutze, dachte der Sangheili. Die sind zu nichts zu gebrauchen.
Der Scarab bewegte sich ganze drei Einheiten lang in die gleiche Richtung. Auf den Monitoren kam die Autobahnbrücke immer näher. Laut den Berechnungen der Huragok entsprach eine Zeiteinheit der Allianz zirka drei Minuten bei den Menschen. Eine seltsame Rechnung.
"Ach noch eins." Der Commander seufzte tief. "Holt endlich diese verfluchten Kig-Yar vom Oberdeck. Auch den Scharfschützen. Sonst reis ich denen persönlich den Kopf ab." ’Sontomee drehte sich um und fing an vor sich hin zu murmeln. Er war wieder Mal wütend. "Diese Kig-Yar gefährden noch die ganze Mission."
Der Goloka verneigte sich. "Natür..."
Ein Schuss hallte durch die Straßen und sorgte dafür, dass jeder an Bord der Allianz-Kampfmaschine aufsah. Und schon kurz darauf hallten drei weitere Schüsse in der staubigen Luft nach. Im Inneren des Scarabs hörten sie sich gedämpft und harmlos an. Doch das waren sie mit Sicherheit nicht.
Die Sangheilis horchten auf. Den Unggoy wurde es mulmig zumute. Kaum war der Schall der vier Schüsse verklungen kamen zwei neue, heftigere. Sie sorgten für starke Explosionen auf dem Oberdeck, dem Dach.
"Die Schnellfeuergeschütze", flüstere ’Sontomee.
Etwas rumpelte. Ein Huf trat auf die Rampe, die ins Innere des Scarabs führte. Er war zu klein für den Huf eines Sangheili-Kriegers, also musste er zu einem Kig-Yar gehören.
Dem war auch so. Ein schmächtiger Kig-Yar torkelte die Treppe hinunter, stieß gegen die Wand und schlurfte in den Innenbereich des gewaltigen Kampfläufers. Unter Schmerzen schluckte er und rang nach Luft. Sein Energieschild war kollabiert und in seinem Oberkörper klaffte eine schwere Schusswunde. Purpurnes Blut quoll daraus.
Der Kig-Yar blickte seinem Anführer schmerzverzerrt ins Gesicht. Während er schwerfällig versuchte, mit seinen Klauen die Blutung der Wunde zu stoppen und gleichzeitig aufrecht zu stehen, gluckste er.
Er öffnete den mit rasiermesserscharfen Zähnen besetzten Schnabel.
"Un ... Un… Ungläu...bige!"
Kurz darauf stürzte der Soldat vornüber auf den glänzenden Boden. Das dickflüssige Blut floss in Strömen über das gravierte Metall. Eine purpurne Pfütze bildete sich um den Kig-Yar. Er zuckte einmal kurz und blieb dann reglos liegen.
Der Kig-Yar war tot.

34 Minuten vorher,
ehemalige Straßensperre K-7

Man hatte versucht die Allianz daran zu hindern über die Brücke zu kommen. Zu beiden Seiten. Es war ein hoffnungslosen Unterfangen. Die Allianz hatte hier die Lufthoheit. Das zeigte ja der Kreuzer und nicht zu vergessen der Sturmträger deutlich genug an. Für sie wäre es ein leichtes gewesen an der Kompanie vorbeizukommen. Doch die hohe Anzahl von Menschen lockte die Außerirdischen trotzdem vom Boden aus an.
Und es waren nicht wenige.
Ghosts, Shadows und Wraiths wurden aufgezogen. Vereinzelt auch ein paar Banshees, die in den Häuserschluchten patrouillierten. Zudem noch so viele Fußtruppen, bis die Straßen voll waren. Die Allianz duldete eine solche Kompanie eben nicht und setzte alles daran sie zu beseitigen.
Und doch, hatte es Anfangs gut für die Menschen ausgesehen. Die Marines hatten zwei Scorpion-Panzer besessen und zudem noch fünf Warthogs. Die sechs Meter hohe Barrikade verlieh ihnen zusätzlichen Schutz und einen gewaltigen taktischen Vorteil.
Nach und nach wurden die Allianzler dezimiert. Ihre verzweifelten Angriffe wurden immer unkoordinierter. Dann erschien eine über fünfzig Meter hohe Silhouette zwischen den Häuserschluchten. Der Scarab war gekommen. Er machte kurzem Prozess aus den Resten der Delta-Kompanie und ihrer schwer befestigten Straßensperre.
Nichts blieb übrig.
Sarge ging zusammen mit seiner Einheit aus ODSTs zwischen den Trümmern umher. Wo auch immer die überlebenden Allianz-Truppen waren ... jetzt sind sie fort - es gab keinen Grund mehr hier zu bleiben.
Der Boden war übersäht von Leichen. Allianz - sowie auch UNSC-Soldaten. An fast jeder Ecke lagen Fahrzeugwracks. Brennende, umgekippte Warthogs; nicht wieder zu erkennende Scorpion-Panzer; zerschrottete Ghosts und Shadows; völlig demolierte Wraith-Panzer.
Hier muss die Hölle los gewesen sein.
Federov stieg über Leichen, dicht gefolgt von Smith, zu einem ausgebrannten Warthog. Die toten Marines trugen schwere Plasmaverbrennungen. Doch ein was war heil geblieben. Eine Bazooka. Federov zog sie mühsam aus dem von unglaublicher Hitze verbogenen Hog hervor und schwang sie sich mit Leichtigkeit über die Schulter. Wenn schon mal eine herumlag, dann kann man sie auch mitnehmen.
Smith versuchte nicht auf die Leichen zu blicken. Der Anblick war einfach zu viel für ihn. Er war doch erst Mitte zwanzig. So viele Tote. Und wofür? Nach oben blicken. Einfach nach oben blicken, dachte er sich. Dann siehst du sie nicht. Er blickte zu den Häusern hinauf. Dieser Anblick war auch nicht der Schönste. Die Außenmauern waren von Einschusslöchern durchsiebt. Fenster waren zerschossen oder gar vom Plasma geschmolzen. Rauchsäulen stiegen auf und dahinter waren -
Smith stürzte zu Boden. Worüber war er gestolpert? Der Marine sah auf und blickte direkt in die kalten erstarrten Augen eines toten Menschen. Es war eine Soldatin, Lieutenant vom Rang her. Daneben lagen noch mehr Marines, und Grunts gab es auch noch massenweise.
Voller Entsetzen starrte Smith in die leblosen Augen der Marine. Hektisch und unregelmäßig atmend sprang Privat Smith auf. Er zitterte, hätte beinahe sein Kampfgewehr fallen gelassen. Smith registrierte gar nicht, dass Federov ihn gerade anstarrte. Er blickte stur geradeaus, ohne sich auf irgendeinen Punkt zu konzentrieren. Er hatte noch immer die glasigen Augen und toten erstarrten Lippen der bezaubernden Frau vor seinem geistigen Auge. Er wurde mit dem Gedanken nicht fertig zu glauben, dass diese schöne Frau und all die anderen noch vor einer dreiviertel Stunde gesund und am Leben waren.
Smith war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er kaum die Worte seines Partners mitbekam. "Smith, beweg endlich deinen Arsch, verdammt. Nimm die Munition aus der Karre mit!" Die Stimme hörte sich weit entfernt an. Munition?, dachte er sich. Aber ich hab doch genug davon dabei.

Eine Silhouette lief an einem halb geschmolzenen Panzer vorbei. Sie hielt auf ein rauchendes Etwas zu. Wilson erkannte, dass es sich um Nolan handelte und folgte ihr. Als er näher kam, bemerkte er, dass das rauchende Etwas ein SkyHawk-Jet war. Schwere Einschläge in seiner Flanke hatten den Kampfflieger zum Absturz gebracht.
Es muss ein sehr mächtiges Plasmageschütz gewesen sein, wenn man sich die Schäden ansah - von den Absturzschäden ganz zu schweigen! Der Marine hoffte dass die Hornet-Jäger, die noch in der Luft waren mehr Glück gegen die Banshees haben würden.
"Weist du Linda ...", begann Wilson, als er näher gekommen war.
"Nolan", korrigierte sie.
"... Nolan. Wir sollten uns vom Acker machen. Wir können hier sowieso nichts mehr tun."
"Es sind so viele. Wir sind zu spät gekommen."
"Da hast du wohl Recht Lin...Nolan." Wilson blickte sich um. "Aber hätte es tatsächlich einen Unterschied gemacht, wenn wir hier gewesen wären?"
"Vielleicht. Was glaubst du, hat das hier alles vernichtet?", fragte Nolan, als sie sich zum gehen wandte.
Wilson hatte keine Ahnung. Sein Blick viel wieder auf den SkyHawk. Selbst seine schweren 50mm-Kanonen und die Scorpion-Raketen (ideal für den Angriff auf Panzer geeignet) hatten ihn nicht retten können. Aber was hatte ihn zum Absturz gebracht? Ein Wraith? Nein, die Einschüsse stimmten nicht überein. Ein Wraith-Panzer feuerte Plasmamörser ab. Langsame Kugeln von einem Meter Durchmesser, die einer ballistischen Bahn folgten. Die hätten nie einen Jet getroffen. Dazu gehörte schon Glück. Und zwar eine ganze Menge.
Aber ein Banshee kann es auch nicht gewesen sein. diese Einmannjäger der Allianz sind nicht schnell genug um mit diesem Kampfflieger Schritt zu halten. Aber was war es dann? Was kann einen SkyHawk und all das andere Kriegszeugs vernichtet haben.
Für einen kurzen Moment dachte Wilson, dass vielleicht ein Longsword-Fighter einen Unterschied in der Schlacht gemacht hätte. Aber das war mehr als ungewiss. Ein SkyHawk-Jet war dem Longsword schon fast ebenwürdig.
Wie als ob man ihn gerufen hatte erschien Privat Veers hinter den beiden. "Nur eins ist fähig eine solch starke Verwüstung anzurichten", sagte er mit ehrfürchtiger Stimme. "Der fünfzehn Meter hohe AT-AT-Kampfläufer."
"Oh nein", seufzten Wilson und Nolan gleichzeitig. "Jetzt geht das schon wieder los!"
"Hör mal Veers", begann Nolan gereizt. "Kannst du mich nicht einmal mit deinem Scheiß verschonen? Einmal! Ist das zu viel verlangt?"
"Hey, alles was ich sage ist also Scheiß, ja?", beschwerte sich Veers. "Aber ich vergaß, du bist mal wieder die Klügste hier ..." Er holte mit den Händen weit aus. "Herrgott, deine verfluchten möchtegernklugen Reden gehen mir auf den Geist. Weist du das? Du nervst!"
Nolan verlor die Fassung, sprang nach vorn und packte Veers grob am Kragen. "Sag das noch einmal und ..."
"Ach ja, und dann was?"
Wilson versuchte vergeblich zwischen die beiden Streithähne zu gehen. Aber sie ignorierten ihn einfach. Das einzigste, was Wilson erreichte war, dass sich die Dinge nur noch drastisch verschärften.
"Kann man euch nicht mal für eine Minute aus den Augen lassen?", bellte eine Gestalt, die auf sie zukam.
Wilson fing an zu grinsen. "Hi, Sarge. Sie wissen doch wie das ist. Wir werden nie erwachsen! Wir bleiben immer Kinder und haben unseren Spaß."
Der Sergeant zog eine Augenbraue hoch und musterte Nolan und Veers. Nolan hatte ihn zu Boden gezwungen. Mitten in die Überreste eines Grunts. Beide standen langsam auf. Nolan warf Veers einen giftigen Blick zu und wollte dann etwas zu ihrer Verteidigung sagen, doch der Sarge schnitt ihr das Wort ab.
"Was war es diesmal, Veers? Ein AT-ST?"
"Viel schlimmer", murmelte Wilson. "Der ganz Große"
"AT-TE?"
"Noch größer."
"Ach der. Wie konnte ich das nur vergessen", witzelte der Sergeant, doch sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich sogleich wieder, in Anbetracht der düsteren Lage.
"Ihr habt doch keine Ahnung", beschwerte sich Veers. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah weg.
"Kinder", flüsterte der Sarge.
Das Funkgerät im Helm des Sergeants schaltete sich ein. Die Stimme von Privat Harris war zu hören. Harris hatte sich auf einem der nahe gelegenen Gebäude positioniert. In diesem Stadtteil waren die Häuser nicht allzu groß, als dort wo sie gelandet waren. Man hatte einen besseren Überblick über das Gelände. Relativ gesehen.
"Sarge, es gibt Neuigkeiten. Willst du die gute oder die schlechte zuerst hören?"
"Die gute zuerst", entschied sich Sarge.
"Sinclair, Davis und O’Donnell haben ein leeres Lazarett gefunden", schilderte der Scharfschütze. "Es ist zwar verlassen, aber dafür stehen dort Versorgungskisten rum. In einer kleinen Lagerhalle in den Gassen sind auch welche. Dann gibt’s da noch ein paar Titanium-A-Panzerplatten als prima Deckungsmöglichkeit und ein funktionstüchtiger Warthog. Stell dir vor: Es ist nur eine Ecke von meiner Position entfernt."
"Und was ist mit der schlechten Nachricht?"
"Ich weis jetzt was das Massaker angerichtet hat." Die Stimme klang durch das Funkgerät arg beunruhigt. "Es kommt zurück."
"Was?", rief der Sarge. "Wovon redest du?"
Eine kurze Pause entstand. Doch es wirkte wie stundenlange Funkstille, ein bedrückendes Gefühl.
"Das solltest du dir besser selbst ansehen, Sarge", riet ihm Harris besorgt.

Während der Sergeant gerade ein wichtiges Funkgespräch führte, trat Wilson näher an Nolan heran. So nahe, dass Veers nichts hören konnte.
"Keine schlechte Nummer, Linda", begann er fröhlich. "Machst du das eigentlich mit allen, die du so magst wie ihn?"
Sie wandte sich ihm zu. "Stehst du etwa drauf?", entgegnete Nolan kühl.
"Was? Nein. Was ich meinte war nur ..."
"Glaub mir Wilson", sagte sie und legte ihren Arm um ihn und blickte, ohne ihn direkt anzusehen, verträumt in der Gegend um-her, "mit dir würde ich noch viel verrücktere Dinge anstellen, als du dir überhaupt vorstellen kannst. Natürlich nur wenn ich Lust dazu habe."
Wilson blickte unschlüssig zu Nolan. Es machte ihn nervös, dass sie direkt neben ihn stand und ihren Arm um ihn legte. Er blickte sie an, fasste sich dann aber wieder und sagte: "Wenn, dann nur von dir, Liebes." Er wusste sowieso, dass sie nur Spaß machte.
Nolan lächelte. Sie drehte sich um und legte ihren Kopf neben seinen. Bis ihre Lippen neben seinem Ohr waren. "Sag einfach bescheid, Schatz."
Sie lächelte Wilson noch ein paar Sekunden liebevoll ins Gesicht, drehte sich dann auch schon um und ließ den entgeisterten Marine allein zurück. Wilson hatte keine Ahnung, was er jetzt denken sollte.
"Das solltest du dir besser selbst ansehen, Sarge", hörte Wil-son. Es war Harris, der via Funk mit Mr. B sprach.
Der Sergeant wandte sich um. "Los, Marines, ich kann euch jetzt nicht alles erklären. Zu wenig Zeit! Wir müssen sofort zu Treffpunkt Zulu - Harris’ Position", befahl er hastig und marschierte auch schon im schnellen Tempo los. Die Marines sahen sich an. Wilson hob die Schultern und folgte dem Sarge. Der Rest kam dann schließlich auch nach.
Während Sarge über das kleine Schlachtfeld joggte, öffnete er einen Funkkanal. Es rauschte kurz, dann sprach er ins interne Comlink seines Helms. "Federov, Smith, kommt sofort zu Rück-zugspunkt Zulu. Beeilt euch, sonst verbringt ihr den Rest der Mission mit Stöcken und Steinen als Waffen. Ende."
Normalerweise leuchteten blaue Bestätigungslichter im Helmvisier des ODST-Sergeants auf. Nicht aber bei der üblichen Marinearmierung, die er trug. So hörte er nur zwei Pieptöne, die die Zustimmung seiner beiden Helljumpers signalisierte.
Wilson lief neben Veers her. Er hatte noch immer diesen geis-tesabwesenden Blick drauf. "Sie hat mich Schatz genannt", sin-nierte er vor sich hin.
Veers rollte mit den Augen. "Na und."
"Überleg dir mal was das heißt."
"Liebe und Hass", erklärte Veers ruhig. "Beides führt zu Komplikationen und schließlich zur Ausführung der Order 66."
"Was haben Klone damit zu tun?", fragte Wilson.
Enttäuscht schüttelte Veers den Kopf und schloss die Augen. Öffnete sie aber gleich wieder blitzartig, als er über den Leichnam eines Jackals stolperte. "Da sieht man mal wieder, wie du mir zuhörst", seufzte er lautstark, nachdem er wieder sein Gleichgewicht gefunden hatte.
"Ja, aber sie hat mich trotzdem ,Schatz’ genannt."
"Bilde dir bloß nichts darauf ein." Ein grimmiges Grinsen huschte über Veers’ Gesichtszüge. "Und du glaubst, dass Nolan das wirklich ernst gemeint hat?"
Wilson stoppte und blieb nachdenklich stehen. Daran hatte er nicht gedacht. Er lief weiter und holte zu seinen Leuten wieder auf. Gute Frage. Hatte Linda das jetzt ernst gemeint oder wollte sie mich nur verarschen? Wie damals auf Paris IV? Während sie von der Hauptstraße in schmale Gassen einbogen, gingen Wilson diese Fragen nicht mehr aus dem Kopf.
Schließlich erreichten die Helljumpers fast zeitgleich mit Smith und Federov Treffpunkt Zulu. Jetzt kann der Spaß anfangen.

Das Fadenkreuz des S2-AM-Scharfschützengewehrs pulsierte rot, als es auf die "schlechte Nachricht" zeigte. Der Sergeant blickte durch das Visier der Präzisionswaffe. Er und Privat Harris lagen auf dem flachen Dach eines Gebäudes.
Der Scarab der Allianz stampfte in ihre Richtung. Seine unverkennbare Silhouette war deutlich zu sehen. Das waren wirklich schlechte Nachrichten.
"Wie lange wird er noch brauchen, bis er hier ist?", fragte der Sarge ungeduldig.
"Bei der Geschwindigkeit ... etwa fünfzehn vielleicht auch zwanzig Minuten." Harris dachte kurz nach als er die käferförmigen Umrisse betrachtete. "Bei den Verhältnissen der Gebäude und Straßen helfen ihm auch seine fünfzig Meter hohen Beine nichts."
"Und du bist sicher, dass er hierher kommt?", hackte Sarge nach.
"Ja, Sir", antwortete Harris. "Hier hat er alle menschlichen Streitkräfte ausgelöscht, also wird er über die Brücke wollen, um sich neue Opfer zu suchen." Harris stutzte. "Allerdings scheint es dieser Scarab überhaupt nicht eilig zu haben. Er wäre viel schneller, wenn er die Hauptstraße benutzen würde. Tut er aber nicht. Die Häuser behindern ihn doch nur."
Der Sergeant konnte nun die scharfen Umrisse des Scarabs durch das Zielfernrohr erkennen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde er immer Furcht einflößender. "Ist auch besser so. Wenn er hier vorbeikommt, dann sollten wir vorbereitet sein.
Der Sergeant ließ Harris mit seinem S2-AM auf dem Dach allein und verschwand.
Während er eilig das Treppenhaus herabstürmte, versuchte er sich einen seiner genialen Pläne zu überlegen.
Ein Allianz-Scarab war ein harter Brocken. Das war klar. Ihn zu knacken würde schwierig sein. sie mussten den Scarab verwirren und ihn dann erledigen. Ihn zu Fall bringen. Es war schier unmöglich - aber machbar.

Wilson, Nolan und Veers waren gerade im Treppenhaus auf den Weg nach oben, als Sarge in entgegen gesetzter Richtung, zwei Stufen auf einmal nehmend an ihnen vorbeihastete.
"Hey Sarge, wohin des Weges?"
"Mach dich bereit Wilson", rief Sarge ohne anzuhalten. "Wir müssen jetzt Kammerjäger spielen - es gibt eine riesen Kakerlake, die geknackt werden muss!"
Der Sarge stürmte zur Tür hinaus. Man hörte noch das Quietschen der Metalltür in den Angeln, als sie zu glitt, dann war es wieder totenstill.
Die drei Marines blickten ratlos drein. Wilson war der Erste, der die Stille unterbrach. "Was zum Henker war denn das für’n Vortrag?" Nolan war genauso ratlos wie er selbst.
Veers hingegen stand wie geschockt da.
"Ich hatte gehofft ihn nie wieder sehen zu müssen", flüsterte er verschwörerisch und zugleich verloren.
"Was meinst du?", fragte Wilson. "So schlimm sieht Mr. B nun auch wieder nicht aus."
"Nein, du Trottel", seufzte Maximilian. "Warte." Der Privat kramte in seiner Tasche, die er sich an den Gürtel geschnallt hatte. Nach ein paar Sekunden holte er einen kleinen Minicomputer hervor. "Erinnert ihr euch noch an Paris IV?", fuhr der Marine fort. Nolan und Wilson nickten.
Nolan blickte auf. "Meinst du wo wir getrennt wurden?"
Veers nickte. "Ja. Während ihr schon wieder auf dem Weg zur In Amber Clad wart, stieg ich und Mr. B ausgerechnet in den falschen Pelican." Er holte tief Luft. "Wir wurden abgeschossen. Der Vogel schmierte ab und wir fanden uns direkt zwischen den Fronten wieder. Ihr kennt ja die verrückte Geschichte wie wir da wieder raus kamen, aber wir waren uns beide einig den Scarab nicht zu erwähnen.
"Scarab? Was ist das?", fragte Nolan perplex.
"Das hier", sagte Veers und aktivierte den Computer. Darauf waren Bilder seiner Helmkamera gespeichert. Es waren meist spektakuläre Aufnahmen, die er in all seinen Einsätzen erlebt hatte. Der junge Mann scrollte durch die Dateien und blieb bei einem Bild stehen.
Er drückte eine Taste und vergrößerte das Bild.
Wilson und Nolan erstarrten, als sie das Bild sahen: Im Hintergrund stieg Rauch auf, ein Dutzend Marines rannte auf den Feind zu. Jäger und Elitekämpfer stellten sich ihnen in den Weg. Ein Panzer brannte. Und über dem ganzen Geschehen stand ein vierbeiniger Kampfläufer - so hoch wie ein Haus. Das Bild des Scarabs war durch und durch Furcht einflößend.
Nolan verstand nicht. Sie wollte nicht verstehen. Dieses Ding war hier? "Und was machen wir jetzt?", fragt sie.

Federov blickte auf seine Missionsuhr, wie sie jeder Marine des UNSC besaß. Eine Missionsuhr war eine Art Stoppuhr, die zu Beginn des Einsatzes gestartet wurde. So hatte man eine genaue Angabe, wie lang die Mission schon dauerte.
Es hatte auch irgendwas mit dem Aufzeichnungsgerät am Helm der Marines zu tun. Aber Federov hatte den Zusammen-hang vergessen.
Die Uhr von Privat Federov zeigte D+01:09:28 Stunden an. er rechnete es kurz im Kopf durch. Um zwei Uhr Nachmittags (1400 Stunden) war ihre Mission gestartet. Also musste es bald 1510 Stunden sein.
Der Scarab war schon fast da, wo er sein sollte.
Er hatte den Raketenwerfer neben sich liegen. Einsatzbereit. Neben ihm lag Smith, er blickte durch das Fernglas auf das herannahende Ungetüm.
Sie hatten sich auf einem flachen Häuserdach verschanzt und warteten die Zeit ab.
Unweit von den beiden Personen lag Harris mit seinem Scharfschützengewehr. Der ODST hatte schon geeignete Ziele auf dem Dach des Kampfläufers ausgemacht. Doch noch zögerte er. Der Scarab war noch nicht nahe genug.
Das Trio befand sich auf einem leicht schrägen Dach. Sie waren hoch genug um von hier aus auf den Scarab geradeso hinab zu sehen, wenn er ankam.
Sie für ihren Teil waren soweit.

"Was ist wenn er uns sieht? Was dann? Womit sehen diese Viecher überhaupt. Infrarot, Wärmesicht, Binokular, Visuell oder sonst was? Was wenn er schießt, Truppen rausschmeißt, uns einfach wie eine Fliege zertritt und so? Verdammt, wir sind verloren! Warum hab ich vorhin auch ,Ja, Sir’ gesagt? Oh man, bin ich blöd!"
"Es ist halb so schlimm, Veers", beruhigte der Sprengstoffspezialist Davis. Die beiden Höllenspringer befanden sich auf der Hauptstraße, die zur Brücke führte. Ein von 7,62mm-Kugeln durchlöcherter Shadow diente als ideales Versteck.
Ein Shadow war ein Versorgungsfahrzeug der Allianz. Er war zwar langsam, dafür aber gut bewaffnet. Der Truppentransporter besaß einen fest montierten Shade über dem Fahrercockpit am Bug. In der Mittelsektion konnte der purpurne Shadow einen Ghost oder Allianz-Bodentruppen (die Anzahl richtete sich nach der Spezies, die mitfährt) befördern.
Veers blickte nervös über die seltsam geformten Sitzplätze im Mittelteil und erblickte erneut den Scarab. Mühelos lies der Kampfläufer eine Häuserwand zu Einsturz bringen, als er auf die offene Straße trat.
Die vier geschwungenen Beine bewegten den Scarab unaufhaltsam in ihre Richtung. Wobei einige Laternenmasten wie Grashalme umknickten, als sie sich dem Monstrum entgegen stellten.
Privat Veers zitterte leicht. Die Anspannung war hoch. Davis hingegen schien so etwas schon tausendmal gemacht haben. Er war völlig ruhig und hielt gelassen die Haftmine in den Händen. Veers musste seine eigene regelrecht fest packen, damit er sie nicht fallen ließ.
Als die ODSTs das Lazarett und die Versorgungskisten gefunden hatten, hatten sie sie sofort durchsucht. Logisch. Aber sie hatten nichts Weltbewegendes gefunden. Munition und - zur Freude von Nolan - erstklassige medizinische Ausrüstung.
Eine der mittelgroßen Kisten hatte es vor allem Davis angetan. Sie war voller "explosiven Zeugs", wie er sagte. C7 Schaumsprengstoff, C12 Plastiksprengstoff und (als kleinen Bonus) vier ANTYLON-Minen. Die Antylon-Minen waren kleiner als die herkömmliche Version. Sie waren tellergroß und waren auf einen Metallaufsatz befestigt worden, mit dem man sie an jeder beliebigen Unterlage anheften konnte.
Mindestens zwei davon würden sie brauchen. Zur Not ging auch eine.
Damit kann man ein richtig schönes Feuerwerk machen, hatte Davis gesagt. Laut seinen verrückten Geschichten waren diese Art von Minen sogar dazu imstande einen Wraith in Stücke zu reißen.
Veers zuckte mit den Schultern. Jede Geschichte von Davis war anders als die vorige. Es war gut möglich, dass er auch von den Moray-Minen gesprochen hatte. Der Privat konnte sich grob daran erinnern, dass er einmal ein Heft von Davis besessen hatte, wo alle wichtigen Minen und Sprengstoffe aufgeführt waren, doch er musste es irgendwo liegen gelassen haben.
Der Scarab stampfte immer weiter auf die Marines zu. Ihr Timing musste perfekt sein, wenn sie ihr (noch) ahnungsloses Opfer angreifen wollten.
Der Kampfläufer war keine hundert Meter mehr entfernt. Erst jetzt sah man seinen Respekt einflößenden Kopf - das Hauptgeschütz.
Die Geschwindigkeit war hoch. Viel zu schnell um die Haftminen an eines der Beine zu heften, wenn der Scarab einfach an ihnen vorbeilief.
Bald würde ein Ablenkungsmanöver starten, welches den Kampfläufer hoffentlich zum Stehen brachte. Wenn nicht sahen die Karten schlecht aus.
Das sollte jetzt aber langsam mal passieren, dachte sich Davis ungeduldig. Sonst ist es zu spät. Jetzt oder nie!

Sie waren einfach nur unvorsichtig. Normalerweise waren es die Grunts, die sich so verhielten. Aber in diesem Fall waren es Jackals. Geierähnliche Außerirdische, einen von scharfen Zähnen besetztes Maul und einen Energieschild am Arm. Es waren drei Jackals, um genau zu sein.
Sie hielten sich auf dem Oberdeck des Scarabs auf, der nun endlich in Position war. Das Dach war in zwei Teile unterteilt. Eine weitläufige Plattform und ein darüber liegender schmaler Steg. Er begann am Hack, direkt über dem hinteren Schnellfeuergeschützes und endete am vorderen Sekundärgeschütz.
Die Jackals waren alle unten.
Harris entspannte den Finger am Abzug. Er suchte sich ein Ziel aus: einen Jackal der keinen Plasmaschild hatte und ein Strahlengewehr trug, er konnte gefährlich werden. Langsam zielte der Schütze und schoss ihm in den Kopf.
Knochen und Blut spritzte in der Ferne umher und ein kopfloser Außerirdischer stürzte vor seinen fassungslosen Kameraden zu Boden.
Der zweite Jackal hielt schützend seinen Energieschild hoch. Aber in die falsche Richtung. Harris betätigte den Abzug und der Jackal teilte das Schicksal seines Artgenossen. Ein paar vereinzelte Plasmaschüsse aus der Pistole des Jackals surrten durch die Luft.
Zwei trafen den Energieschild von Jackal Nummer drei. Der Schild hielt den Plasmaschüssen mühelos stand.
Der letzte Jackal stürmte fluchtartig in Richtung Eingang, der in den sicheren Rumpf des Kampfläufers führte. Privat Harris schoss gnadenlos das 14,5mm-Projektil ab. Es durchschlug den Oberkörper des Feindes. Die Kugel trat aus der Brust aus und schlug in den rechten Arm ein.
Ein zweiter Schuss verfehlte ihn. Der Feind war nach vorn gestolpert und torkelte schwerfällig auf den Eingang zu. Harris schmiss das leere Magazin aus seinem Gewehr heraus, legte hastig ein neues hinein, entsicherte und stellte das Zielfernrohr wieder auf zehnfachen Zoom. Und das in drei Sekunden!
Das einzigste was er sah, war wie der Jackal noch im Eingang verschwand, die Rampe hinunter.
Er war außer Reichweite.

Als Federov die Schüsse von Harris bemerkte, legte er seinen Raketenwerfer an und aktivierte die automatische Zielanvisierung. Prompt schickte er zwei 102mm-Raketen auf die Reise.
Sie fanden ihr Ziel: Die Sekundärgeschütze des Scarabs.
Als die Raketen einschlugen, zerrissen sie förmlich die gefährlichen Kanonen.
"Ich habe drei Jackals erwischt", rief ihm Harris zu. "Aber einer scheint überlebt zu haben."
Smith beobachtete die Sache durch das Fernglas. "Was machst du, wenn ein Jackal auf dich zutorkelt?", fragte er Federov plötzlich.
"Dich vor mich schieben", entgegnete er.
"Quatsch", meinte Smith besserwisserisch. "Nachladen, besser zielen und feuern!"
"Schön für dich." Federov öffnete den leeren Raketenwerfer und holte das verbrauchte Magazin heraus. "Okay, gib mir das Nächste", verlangte er von Smith.
"Hä?"
"Na die Raketenwerferladung für die Bazooka."
"Wie jetzt?"
Federov starrte Smith entsetzt an. Dieser wusste überhaupt nicht was los war. "Ich glaub’s nicht", stöhnte Federov. "Ich hab dir doch gesagt, dass du die Bazookamuni aus dem Hog mitnehmen sollst." Sein Gesicht wurde feuerrot. "Sag mal wie blöd bist du eigentlich? Du Idiot. Womit sollen wir denn jetzt kämpfen? Kannst du mir das sagen? Wegen dir geht hier noch alles schief. Man, wenn Dummheit klein machen würde, dann könntest du unterm Teppich Fahrrad fahren!"
Federov warf den leeren Raketenwerfer beiseite und hob sein geladenes Schrotgewehr auf. "Komm mit", befahl er. "Wir gehen zu den anderen. Es gibt noch Arbeit." Er drehte sich um und lief schnurstracks los.
"Hey ...", sagte Smith irritiert und zaghaft.
"Was?"
"Darf der noch so einfach rumlaufen?" Smith zeigte auf den Scarab-Kampfläufer.
Federov blickte zurück und erspähte den Scarab. Er war stehen geblieben und hatte sich ihnen zugewandt. "Verflucht, wieso steht der denn noch?"
Das Hauptgeschütz des Kampfläufers öffnete sich wie eine Blüte. Es lud sich auf und fing an im Inneren zu leuchten. Der Scarab würde sie alle töten!

Die Geschosse schlugen in den Fünfzig-Meter-Koloss ein. Es gab Explosionen und die Trümmer zweier ehemaliger Plasma-Schnellfeuergeschütze prasselten herunter.
Davis und Veers gingen unter dem Shadow in Deckung, als die glühenden Überreste der Geschütze auf, den von hunderten Plasmaeinschlägen merkwürdig verformten Asphalt einschlugen. Sie gesellten sich zu dem Rest des Schlachtfeldes.
Der Allianz-Scarab war direkt über ihnen.
Er wendete um neunzig Grad.
Eines der Insektenbeine schlug zehn Meter vor den Helljumpers auf den Asphaltboden auf. Tiefe Abdrücke bildeten sich. Der Scarab war stehen geblieben. Es war die ideale Gelegenheit für den Zugriff...
"Jetzt oder nie", schrie Davis und rannte los.
Veers hielt seine Mine fest in den Händen und legte zum Sprint an. Sie rannten auf das stillstehende Bein zu. Davis war als erster da und legte die Antylon-Haftmine an und aktivierte sie. Sofort zog sie sich am Bein des Kampfläufers fest.
Veers tat es ihm gleich. Sie standen unter enormen Zeitdruck. Wenn sich der Scarab auch nur bewegen würde, könnte dieser die beiden Marines mit einer leichten Bewegung in den Tot schleudern.
Ein Statuslicht leuchtete an den Minen auf.
"Sie sind scharf!", warnte Davis. "Weg hier."
Sie rannten wie wild los. Bloß den Abstand zu den Minen vergrößern. Ihr ziel war der Treffpunkt Zulu. Dort würde Davis den Fernzünder für die präparierten Minen aktivieren, den er an seiner Panzerung befestigt hatte.
Dummerweise besaßen die Minen keinen Zeitzünder - das wäre einfacher gewesen. Zumindest hatte Davis keinen Kompatiblen dabei.
Der Scarab hinter ihnen setzte sich erneut in Bewegung. Veers hoffte, dass die beiden nicht durch etwaige Wärmesuchgeräte entdeckt worden waren. Das darf nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein.
Denn der Scarab-Kampfläufer kam auf die ODST-Soldaten zu.
Eines der vier maschinellen Beine schnellte vor. Geradeso sprangen die beiden Marines zur Seite. Der Scarab beachtete die Marines gar nicht. Stattdessen hielt er kurz vor Treffpunkt Zulu an.
Er war nicht hinter den beiden Marines her.
Es war der Treffpunkt.
Veers und Davis rappelten sich auf und stürmten zum Rückzugspunkt. Kurz davor blieb Davis entsetzt stehen. Mit beiden Händen tastete er seinen Oberkörper ab.
Seine Augen weiteten sich. "Oh nein."
"Was ist denn los?" Veers war völlig außer Atem. Seine Frage wurde nie direkt beantwortet.
Davis rannte zurück auf die Straße. "Verschwinde Veers. Geh zu den anderen", rief er. "Sie sollen sich auf einen harten Kampf gefasst machen, wenn das jetzt nicht hinhaut."
Ohne auch nur ein Wort oder die wertvolle Zeit zu verlieren, stürmte Veers die Gassen. Er rannte eine abfallende Straße in Richtung Lazarett runter und verschwand.
Panisch suchte Davis auf der Straße nach dem Fernzünder. Er hatte ihn verloren. Der Haltegurt war gerissen. Wie konnte ich auch nur so dumm sein. In diesem Durcheinander kann er überall sein ...
Er rannte den Weg zurück, den er gekommen war. Und da ... da war er tatsächlich. Der faustgroße Fernzünder lag mutterseelenallein auf der verwüsteten Straße.
Davis schnappte ihn sich und machte kehrt. Seine Kraft ließ ihn langsam im Stich. Die Anspannung war riesig. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, sodass er seine Herzschläge hören und fühlen konnte.
Er war noch immer unter dem Ungetüm, als ohne Vorwarnung eine Ladung "Plasmatropfen" vor ihm herunterregnete. Es traf die Straße und schmolz den weichen Asphalt. Davis stoppte keuchend. Sein Blick richtete sich gen Himmel.
Das Hauptgeschütz - Davis war sich sicher, dass es der Kopf war (er hatte noch nie vorher einen Scarab aus nächster Nähe gesehen, so musste sich die Delta-Kompanie gefühlt haben) - das Geschütz hatte sich geöffnet und lud sein Plasma auf. In den nächsten paar Sekunden würde das Monster auf seine Einheit feuern. Auf seine Freunde. Es sah aus als ob sich das Plasma im Geschütz ansammeln würde und der überschüssige Teil nach unten regnete.
Es gab nur diese eine Chance.
Davis wusste, dass er das Richtige tat. Er betätigte den Auslöser und rannte wie von der Tarantel gestochen los.
Hinter sich vernahm er eine heftige Explosion. Die beiden Haftminen hatten das hintere linke Bein zerfetzt. So hörte es sich anscheinend an. Die Überreste segelten in alle Richtungen. Tatsächlich war das Bein nur stark beschädigt worden. Es konnte die Last des Kampfläufers jedoch nicht mehr tragen. Es knickte nach hinten weg. Der Scarab geriet stark ins Wanken.
Nicht darauf achtend, war Davis’ Ziel immer noch der Schutz der dunklen Gassen vor ihm.
Der Scarab taumelte und das mächtige Hauptgeschütz feuerte zur gleichen Zeit. Der Schuss ging daneben. Und wie. Ein gigantischer Plasmastrahl endete ziellos im Himmel. Die Luft erhitzte sich knisternd, als das ionisierte Gas durch den wolkenverhangenen Himmel schoss. Spielend durchschnitt das Plasma die Wolkenpartien, ehe es sich auflöste.
Verzweifelt versuchte der Kampfläufer das Gleichgewicht mit drei Beinen wieder zu finden. Er drehte sich ungeschickt nach links.
Ein Bein rutschte ab und stieß in eines der Häuser ein. Der Scarab kippte. Ein riesiger Schatten näherte sich Davis, der immer noch schwer atmend rannte. Er brauchte sich nicht erst umdrehen um herauszufinden, woher der verhängnisvolle Schatten rührte.
Er hatte die Gassen erreicht. Doch noch konnte er sich nicht sicher fühlen.
Trümmer und tonnenweise Staub wurden aufgewirbelt, als der Koloss vollends das Gleichgewicht verlor und stürzte. Er krachte auf den Boden und blieb reglos liegen.
Der Staub und die enorme Druckwelle schleuderten David gegen die nächste Betonwand. Unsanft schlug er dagegen. Der Putz blätterte von der alten Wand und Davis fiel zu Boden. Das Atmen fiel ihm schwer. Die Luft war voller Staub und er Dank dieser Tatsache mausgrau.
Die Staubwand legte sich schneller als gedacht. Privat Davis konnte schon den Himmel sehen. Es war noch leicht benommen. Alles drehte sich.
Sofort sprang er auf, verlor sogleich wieder das Gleichgewicht und fiel wieder hin.
Er nahm sich mehr Zeit zum Aufstehen und kam sicher auf die Beine. Hinter ihm war ein maschinelles Stöhnen zu hören. Es sah sich nach der Ursache um und musste fast schon lachen, doch der Schmerz in der Brust ließ das nicht zu.
Der Allianz-Scarab lag auf einen riesigen Berg von Schutt und Asche. Besiegt von zwei kleinen Antylon-Minen. Es war beinahe schon die blanke Ironie, die hindurch stach.
Sie hatten den Scarab der Allianz zu Fall gebracht!

Überall sprühten Funken umher. Die indirekte Beleuchtung hatte den Geist aufgegeben. Es war halbdunkel in der kommandozentrale und ließ sie wie den Vorraum zur Hölle wirken. Die linke Wand war buchstäblich zum Boden geworden.
Seine Sicht war leicht verschwommen. Etwas Licht drang durch die starken Risse im Rumpf ein. Der Boden (also die linke Wand) war feucht. Feucht vom Blut. ’Sontomee roch und schmeckte es.
Aber es war nicht sein Blut. Nein, so ein kleiner Aufprall hatte noch nicht einmal die Hälfte seines Schildes dezimiert.
Was der Sangheili da schmeckte war das Blut dieser Gassauger. Dieser Unggoy. Ihr Blut war eine hellblaue, fast zäh-klebrige Flüssigkeit.
Widerwärtig, dachte ’Sontomee und rappelte sich auf. "Ich will sofort einen Bericht haben. Wie konnte das passieren?", bellte er.
Ein Veteran trat im fahlen Licht des Scarabs vor. "Mittlerweile sind sämtliche Kontrollen außer Betrieb", erklärte der Goloka. "Der Scarab hat das Gleichgewicht nach hinten verloren. Ich vermute mal, dass es den Menschen gelungen ist eines der Beine zu sabotieren."
"Wie das?" ’Sontomees Stimme war voller Bosheit. Jeder hier im Raum konnte es regelrecht spüren.
"Nun, ich weis es nicht, Exzellenz."
"Inkompetenz", lechzte ’Sontomee. "Ich hätte es wissen müssen."
Ohne etwas Weiteres zu sagen gab der Commander den Befehl zu Abmarsch. Sie würden das Wrack des Scarabs des Unheils verlassen müssen. Die Menschen, die für diesen Akt der Sabotage verantwortlich waren, würden ihre Tat noch bitter bereuen.
Etwas beunruhigte den Veteranen. Ihr Anführer hatte wie immer versucht ruhig zu wirken. Doch in Wahrheit staute er seine Wut nur auf, so wie ein Staudamm das Wasser. Je mehr er aufstaute, desto größer wird die Last. Und irgendwann bricht der Damm. ’Sontomee würde sich schon ein Ventil suchen, wo er seinen Druck ablassen kann. Der Goloka hoffte, dass er nicht das Ventil sein würde - oder gar der Jenige, der vor dem brechenden Staudamm stehen würde.
Denn die Wutausbrüche des Anführers gingen selten glimpflich aus.
Der aufgewirbelte Staub draußen hatte sich gelegt. Der einst so stolze Kampfläufer war reif für den Schrottplatz. Der stolze Ori'dush war reif für Gallon - einer Welt deren einziger Zweck darin bestand, den Schrott nur noch in sich aufzusaugen und als Müllhalde zu dienen.
’Sontomee und der Goloka von vorhin - er hieß ’Perumee - standen an der oben liegenden Seite des Scarabs.
Wenn der Scarab noch aufrecht stehen würde, dann würden die Sangheilis auf dem Deck liegen und nach unten schauen.
Der Bauch der Maschine zeigte in die Gassen, das Oberdeck in Richtung Hauptstraße, die nach einer Kurve zu einer Brücke führte - ihrem früheren Ziel.
"Was gibt dir die Sicherheit, dass die Menschen dort sind?", fragte der Commander nach, während er in die schmalen Gassen blickte. Rasch zog er aber den Kopf wieder hinter die schützende Bordwand. Auf keinem Fall würde er es den möglichen Scharfschützen so leicht machen.
"Sie haben aus dieser Richtung auf uns geschossen, Exzellenz", sagte ’Perumee.
"Nun gut." ’Sontomee drehte sich um. Soeben kletterten die restlichen Sangheili auf das Deck. Ihnen folgten zwei Kig-Yar und vier Unggoy. Die kleineren Rassen taten sich schwer mit der unnatürlichen Steigung. Die Kig-Yar waren da schon etwas eleganter als die tollpatschigen Unggoys. Weiter verließ niemand das Innere des Scarabs.
Der Rest hatte also nicht überlebt. Es waren einmal sechs Kig-Yar beziehungsweise Unggoy gewesen. Aber das war auch egal. Ob diese minder bewerteten Wesen nun beim Aufprall oder beim Kugelhagel starben, machte keinen Unterschied.
Unggoys waren ebenso wie Kig-Yar ersetzbar.
Ein weiterer Befehl Suma ’Sontomees und die Lanze* des Commanders kletterte über den gefallenen Scarab.
Der Kampfläufer war in zwei Häuserecken gekracht und hatte so eine Verbindungsstraße blockiert. Es schien die einzige Einmündung zu sein.
Nun konnte ’Sontomee mit den Menschen abrechnen.

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#32

Endlich! D
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#33

Zitat:Ein im Wasser schwimmender Ball, der als ODST-Helm angemalt war, bildete die Tätowierung von Privat Wilson. Er hatte einmal behauptet, er habe einen Film gesehen wo ein gleichnamiger Volleyball die heimliche Hauptrolle spielte. Er hatte lediglich johlendes Gelächter geerntet.

Nette Anspielung auf Cast Away! D

Wieder ein insgesamt überzeugendes Kapitel, ich finde nur die Klammern etwas störend.
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#34

John wieder mal toll. es liest sich gut und es ist einfach toll das zu lesen, freu mich so richtig auf die spätrern Kapitel.

Ja die Cast Away Anspielung war ganz, toll

Aber die Anspielung zu Star Wars fand ich richtig witztig.

Wer anderen eine Bratwurst brät,
- -
der hat ein Bratwurstbratgerät!
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#35

Ich hoffe doch es geht nochmal weiter????
Besser wäre du könntest mir gleich deine ewig lange Geschichte an einem Stück zuschicken, da würd ich mich sehr drüber freuen D D
Die Geschichte nimmt es locker mit den Büchern auf und stellt sie stellenweise sogar in den Schatten. Absolut genial und es wäre ein Jammer wenn du nichts mehr hier reinstellen würdest, ehrlich!

"Sir! We are surounded!"
"Excellent! We can attack in any direction!"
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#36

Leute, tut mir echt leid, dass ich so lange auf mich habe warten lassen.
Die nächsten Kapitel sind eigentlich schon längst fertig.

Aber ich hab 'ne Menge Stress in letzter Zeit.
Naja mal schaun, jetzt geht es erst einmal mit dem Rest des 7. Kapitels weiter! Smile
Und Danke für die netten Kommentare!


Der Weg hinaus

Sie steckten bis zum Hals in der Scheiße. Zwar hatten sie den Scarab zum Absturz gebracht, aber der Allianz-Kampfläufer ist ausgerechnet auf den einzigen Fluchtweg der Marines gekracht.
Sie saßen hier fest.
Das von Gassen und Passagen durchzogene Gelände. War kaum größer als zweihundert mal zweihundert Meter. Die Gebäude am Rande des Gebietes boten kein Durchkommen. Sie waren entweder durch starke Metallgitter versperrt oder zeigten nur eine nackte Ziegelstein- und Betonmauer.
Das kleine Lazarett stand auf einer öffentlichen Verkehrsstraße (der Rest bestand nur aus Fußgängergassen). Die Straße führte um eine Kurve zu einem kleinen Lagerhaus. Hinter den breiten Lagerhaustüren stand der Warthog und mehrere große würfelförmige Container. Damit war das Lagerhaus auch schon voll. Von den blauen Containern plus den Frachtkisten wimmelte es nur so in den Gassen.
Das hier muss so was wie eine Vorratskammer der Delta-Kompanie gewesen sein.
Vor einem hohen Stromkraftwerk standen zwei Lastkraftwagen, doch sie beherbergten nichts von Wert.
Hinter dem Lazarett befand sich ein schweres geschlossenes Stahlbetontor, hinter dem die Straße weiterführte. Es war verschlossen und von der anderen Seite wohlmöglich verbarrikadiert. Davis war von der festen Überzeugung, dass er das Tor sprengen könnte. Doch das würde nur die Allianzler anlocken.
Zweifellos hatten welche überlebt. Und sie würden kämpfen, bis in den Tod - da war sich jeder sicher. Diese Eliten waren schon immer auf diesen Rachetrip getrimmt. Es war ihnen egal wie hoch der Preis war.
Die Elitekrieger waren von Natur aus Wesen des Krieges, nicht etwa des Friedens.
Und irgendwo auf diesem Gelände befanden sie sich.
Der Sarge hatte im Lazarett einen Fetzen einer Straßenkarte gefunden. Wenn er es richtig interpretierte, dann war dieses Gebiet hier asymmetrisch. Man konnte das Territorium als Spielfeld betrachten, dann konnte man es in klassische Bereiche unterteilen. Wie früher.
Schaut man vom Himmel aus drauf, die Orientierung dabei wie ein Kompass nach Norden gerichtet, dann war in der linken oberen Ecke das Lazarett. Die Straße führte zur rechten oberen in die untere Ecke, zum Lagerhaus. In der linken unteren Ecke, der einzige Fluchtweg, vegetierte der Allianz-Scarab vor sich hin. Dann gab es da noch vier kleinere und ein größeres Gebäude, die von den Gassen umzingelt wurden.
Zwischen den Gassen und der Straße gab es einen Höhenunterschied von gut dreieinhalb Metern. Links oben und rechts unten führen jeweils zwei schmale Wege zu den dichten, teils dunklen Gassen.
Soviel zur Lage.
Es gab mehr als genug Möglichkeiten den außerirdischen Feinden einen Hinterhalt zu legen.
Die Jagt war eröffnet!

Der Unggoy Nanag fürchtete sich. Das war nichts Ungewöhn-liches. Jeder Unggoy in der Einheit hatte Angst. Der Auslöser war oft dieser Tyrann ’Sontomee. Er war brutal, unbarmherzig und ein richtiges Arschloch.
Nanags Freund Sasaw hatte gemeint, dass wohl jeder seine guten Seiten hatte. Aber Suma ’Sontomee schien hier ganz klipp und klar eine Ausnahme zu machen.
Nanag mochte den Krieg nicht. Er hatte nie in die Große Armee gewollt. Aber hatte man ihn gefragt ob er will? Hatte man ihm die Entscheidung zwischen Krieg und Frieden erlaubt? Verdammt nein! Man hatte ihm eine Waffe in die Hand gerückt und gesagt: "Geh da raus und kämpfe!"
Der Unggoy hatte, wie die meisten anderen auch, die Schnauze voll davon, zu töten und durch die Hölle geschickt zu werden. Es grenzte an ein Wunder, dass der kleine Unggoy noch am Leben war.
’Sontomee war da das volle Gegenteil. Er war ein Kriegsherr, der in der Vernichtung die Vollendung seines Daseins sah. Er war in unzählige Schlachten gezogen. Hätte der Commander für jeden Sieg einen Orden oder etwas Ähnliches verliehen bekommen, dass er sich an die breite Brust heften konnte, dann wäre ein kleines Zusatzschild nötig gewesen, wo drauf steht AUF DEM RÜCKEN GEHT’S WEITER.
Nanag hasste sein jämmerliches Schicksal.
"Prüft eure Waffen. Ihr werden sie noch brauchen", befahl ’Sontomee seiner Lanze kühl. Für ihn war das nur reine Routine. Wie immer.
Nanag überprüfte seine Plasmapistole. Die Kühlung war in Ordnung, der Plasmatank voll und das bläuliche Metall war auf Hochglanz poliert - die Waffe war ja immerhin nagelneu!
Die anderen Unggoys hatten auch Plasmapistolen. Nur Sawas nicht. Er durfte einen Nadelwerfer benutzen.
Alle sechs - nein vier - Unggoy trugen eine silberne Panzerung, das unverkennbar zeigte, dass sie zu einer Spezialeinheit gehörten. In diesem Fall war es ’Sontomees Einheit > das Leben mit Spezialpanzerung hatte eben auch seine Schattenseiten… man wurde immer auf wahnwitzige Missionen geschickt, die nur die Besten heil überstanden.
Es war einfach unfair. Nanag musste sich mit einer Plasmapistole und drei Granaten begnügen, während diese Sangheilis voll bewaffnet loslegten. Plasmagewehre, Dutzende von Plasmagranaten, Nadelwerfer und war das ein Partikelschwert, das da an dem Gürtel von ’Sontomee hing? Natürlich war es eines. Jeder Sangheili dieses Ranges trug so ein Ding mit sich herum. Diese Sangheili-Kämpfer hatten einfach alles. Sehnsüchtig beäugte Nanag ’Sontomees Plasmagewehr.
"Was glotzt du so, Abschaum?", fauchte der Ultra-Sangheili zu Nanag.
Dieser räusperte sich zitternd, nachdem ihn Sasaw von hinten angestuppst hatte. Verräter, dachte der Unggoy verärgert. Er blickte den Kommandanten an. "Warum bekommen wir nicht auch so starke Waffen?" Seine Stimme hatte sich vor lauter Aufregung in ein Piepsen verwandelt. Und das will schon was heißen, denn die Stimme eines Unggoy ist von Natur aus sehr hoch (im Vergleich zu der eines San ’Shyuum oder Sangheili).
"Weil", Suma ’Sontomee trat vor Nanag und sah auf ihr hinab, "ihr Unggoy nichts besseres verdient habt. Deshalb." Ohne dem gedrungenen Unggoy eines weiteren Blickes zu würdigen wandte sich der Commander ab.
"Das nicht fair sein", protestierte Nanag aufgebracht, als er seine Stimme wieder gefunden hatte. "Wir Unggoys sind genauso viel wert wie die Elite!"
Das war ein schwerer taktischer Fehler, dachte sich ’Perumee amüsiert. Willkommen vor dem brechenden Damm, Kleiner.
Nanag hätte besser den Mund halten sollen. Brüllend fuhr ’Sontomee herum, packte den Unggoy an der Kehle, hob ihn hoch und drückte ihn gewaltsam gegen die nächste Mauer.
"Hör zu", zischte er, während der Unggoy erstickende Laute von sich gab und verzweifelt mit seinen Armen versuchte den Sangheiliarm loszuwerden. "Es mag sein, das ihr Unggoys mit eurem ach so großem Unggoy-Aufstand ein Zeichen in der Allianz gesetzt hättet. Aber nicht bei mir. Wer hat denn die Allianz zusammen mit den San ’Shyuum gegründet? Die Sangheili. Wer hat die anderen Rassen dazu gebracht sich der Allianz anzuschließen? Die Sangheili. Insbesondere die Gebieter.
Was glaubst du wohl, wer es geschafft hatte die Lekgolo zu dem zu schmieden, was sie heute sind? Es war der Gebieter Tengar ’Josumtree, nicht wahr? Und der einzigartige Gebieter Kuna ’Drakomee hat auch euren lächerlichen Aufstand ein Ende bereitet.
Er sorgte mit den anderen Sangheilis und den San ’Shyuum dafür, dass es euch hier besser ergeht. Und so sieht also euer Dank aus? Gierig lechzt ihr nach mehr und wagt es, euch mit der Elite gleich zu stellen!"
’Sontomee brüllte schon mittlerweite. Seine Wut über diese minder bewertete Rasse war einfach zu groß. Während er die Worte des Hasses hinaus spie, prasselten dicke Speicheltropfen über Nanags Atemmaske.
"Hochverrat nenne ich das, Sklave. Du und der Rest deiner schwächlichen Rasse werdet bis ans Ende eurer Existenz das Leben eines Sklaven führen. Und wisst ihr warum? Weil ihr verdammt noch mal dreckige Sklaven seid! Nichts, aber auch gar nichts wird daran etwas ändern."
Suma ’Sontomee blickte den schlotternden und keuchenden Nanag todernst an. "Ihr widert mich an. Eure Sprache, eure Gestalt, dieser Gestank, die Methanverschwendung - nur damit ihr atmen könnt. Einfach alles widert mich an, klar?
Und", der Commander hob seine freie Hand zur Verdeutlichung seines nächsten Satzes, "dass ihr es überhaupt wagt eine Bezeichnung in der Sprache der Sangheili zu bekommen ist abstoßend. Es ist eine pure Verschwendung, die nicht geduldet werden darf.
Ihr Unggoy fühlt euch wohl sicher in der Großen Armee, was? Nicht solange ich hier bin!"
’Sontomee lachte kurz und blickte Nanag tief in die Augen. Ihre beiden Gesichter berührten sich fast, sodass Nanag den feuchten Atem des Sangheili-Kriegers auf seinem Gesicht spüren konnte. Er versuchte noch immer verzweifelt gegen die stahlharten Muskeln des Vorgesetzten anzukommen.
"Große Armee hin oder her", fuhr der Ultra-Sangheili fort. "Euch muss klar sein, das ihr verloren seid." Ruckartig schleuderte ’Sontomee den Unggoy beiseite, als wäre er nichts anderes als Müll, der beseitigt werden müsste. Nanag überschlug sich in der Luft. Er stieß ein hohes Quieken aus, als er gegen den nächsten Container schlug und auf den Schutthaufen knallte, der sich vor und unter den gefallenen Scarab gebildet hatte.
Er blutete leicht. Seine silberne Panzerung hatte das Meiste abgefangen. Nanags Unggoyfreunde halfen ihm auf.
Ohne Vorwarnung verpasste ’Sontomee einen der kleinen Unggoy einen heftigen Tritt mit dem Huf. Dieser Unggoy stürzte mit gebrochenem Genick nach vorn und blieb reglos liegen.
"Und ich will die Bezeichnung ,Unggoy‛ in dieser Lanze nie wieder hören!", brüllte ’Sontomee so laut und so voller Hass, das er damit eine ganze Armee hätte einschüchtern können.


Chaos. Es ist oft das Ergebnis von unüberlegten Handlungen oder Unvorhersehbarkeiten. Es ist auch nicht selten, dass Chaos der Auslöser für unbegrenzte, hemmungslose Panik ist - immerhin wird Chaos von den Philosophen als ungeordneter Urzustand der Welt definiert. Wäre es dann auf dem Schlachtfeld anders?
Die Chaostheorie besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings ausreicht um auf der anderen Seite der Welt einen Wirbelsturm auszulösen.
Warum sollte es im Krieg nicht genauso sein?
Ein kleiner Fehler lässt das empfindliche Gleichgewicht schwanken - es umstürzen. Aber manchmal war auch genau dieser Fehler Bestandteil eines perfekt ausgeklügelten Plans. Eine Scarab-Angriffsplattform der Allianz fällt immerhin nicht einfach um, weil sie mal gestolpert ist. Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Eine Marine-Einheit des UNSC-Militär-Corps hatte den feindlichen Kampfläufer in eine Falle hinein laufen lassen - ohne dass dieser überhaupt eine Ahnung von der drohenden Gefahr hatte. Die Sprengladungen erledigten den Rest, und halfen der Maschine den Staub auf Neu Mombasas Asphaltstraßen kennen zu lernen.
Die Tatsache, dass er gerade auf die einzige Fluchtmöglichkeit der Marines fiel war zwar nicht unbedingt Bestandteil des Plans - aber das ließ ihn auch nicht scheitern.
Es machte ihn interessanter.
Doch damit war der Plan noch nicht erfüllt. Im Gegenteil, er fing gerade erst an. Denn der außer Gefecht gesetzte Scarab wird zum Brennpunkt der Auseinandersetzung, als die menschlichen Truppen versuchen, sich ihre Beute zu sichern.
Mit Gasdruck abgefeuerte Wolframgeschosse schossen wie wagerechter Regen durch die Luft. Im Gegensatz dazu antwortete die Allianz mit Plasma. Die einst so ruhige Einkaufsgasse war zu einem Höllenportal geworden.
"Das bringt nichts", brüllte Sarge in die Menge, die sich hinter mittelgroßen Würfel-Frachtcontainern verschanzten. Die Allianz hatte einfach die bessere Position. Das hatte sie schon immer gehabt - auch schon auf Paris IV. Aber Sarge und seine ODSTs hatten es überlebt und das hier werden sie auch schaffen.
"Zurück zum Lazarett!", befahl er. Dort würden sie hinter zentimeterdicken Titanium-A-Platten bessere Deckung finden als hier. Das einzige Risiko war die schmale Gasse, gut so schmal war sie nun auch wieder nicht, gestand sich Sarge ein - ein Warthog hätte durchgepasst. Apropos Warthog.
Lieutenant O’Donnell schleuderte eine Granate hinter die feindlichen Linien. Sie zerriss einen unvorsichtigen Eliten und ein Jackal machte seiner vogelähnlichen Gestalt alle Ehre - er flog im hohen Bogen über die Straße. Die Leiche des Außerirdischen klatschte gegen die Häuserwand, ließ Putz abblättern und kam wieder auf dem Asphalt auf.
Die Marines nutzten die Gunst der Stunde und traten den taktischen Rückzug an.
"Okay. Wilson, Federov, Sinclair, Smith! Come with me. We take the Hog. " Die angesprochenen Marines machten kehrt und verschwanden in einer anderen Straße. Der Rauch der Granate verzog sich und offenbarte einen wütenden Elitecommander, der sein Plasmagewehr hob und feuerte.
"O’Donnell, beeil dich!", plärrte Sarge ins Funkgerät seiner Rüstung und rannte die Rampe zum Lazarett hinunter.
"Yes, Sir", kam als kurze Antwort.

Die Menschen trennten sich. Sie wollten wohl für Verwirrung stiften. So sah es jedenfalls für ’Perumee aus. Diese Sache entwickelte sich mehr und mehr zum Witz. Er kämpfte hier gegen Feiglinge. Paktálas**, dachte er. Stück für Stück kam sich Antil vor wie auf einer Unggoy-Geburtstagsparty.
’Sontomee seufzte als er die Menschen davonlaufen sah und stellte das Feuer ein. "Na gut, machen wir es wie die Dn’end Legion", sagte er. "’Perumee und ’Carbonee kümmert euch um die Außenseiter. Der Rest kommt mit mir." Der Commander stieß einen der Unggoys vor. Sie würden die erste "Welle" bilden. Er würde schon noch seinen Spaß bekommen.
Unterdessen folgte ’Carbonee ’Perumee in die nach rechts führende Straße. Kaum hatten sie ein paar Wegeinheiten hinter sich gelegt, da entdeckten sie auch schon die Numuih*** (so wie ein Mensch in der Sprache des Sanheilivolkes genannt wurde).

Es waren nur noch ein paar Meter, dann waren sie da. Sinclair rannte so schnell wie ihn seine erschöpften Beine tragen konnten. Erinnerungen aus seiner Ausbildungszeit kamen hoch, als dieser Colonel Higgs ihn über das gesamte Camp gescheucht hatte. Er hatte diese Zeit gehasst. Aber mal ehrlich: Wer kann denn sagen, dass er seine Ausbildung in der Armee über alles geliebt hatte und dies auch noch als locker empfand?
Plötzlich fiel Private Sinclair. Warum? Collin fing sich mit dem Armen auf. Hitze stieg in ihm auf, schlimmer noch als die glühende Nachmittagssonne auf Paris IV. Die anderen Helljumpers entfernten sich immer weiter. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Collin wollte ihnen folgen, konnte aber nicht aufstehen. Der Versuch ihnen zuzurufen misslang, als ihm kein Laut aus dem Hals drang. Etwas stimmte nicht mit ihm. Warum konnte er nicht aufstehen? War etwas mit seinen Beinen? Es half nichts er musste hier weg und wenn es auf allen Vieren war.
Wie als wäre es die Antwort auf seine Fragen spürte er ein Gewicht auf seinen Rücken. Ob nun aus Instinkt oder Vorahnung wusste Collin, dass es sich um den Huf eines Elitekriegers handelte und er es wohlmöglich nicht schaffen würde.
Eine gluckernde Stimme ertönte. Es klang als würde ein Wolf und ein Waran gleichzeitig unter tief gestellter Stimme Befehle erteilen. Kaum eine Sekunde später rannte ein rot gepanzerter Elitekrieger an ihm vorbei. Dieser nahm noch nicht einmal Notiz von Collin.
Was Collin noch mehr beunruhigte war die Tatsache, dass der Außerirdische seinen (also Collins) Freunden hinterher eilte. "Nein", stammelte er. So allmählich begannen die Schmerzen in seinen Beinen den Schock zu überdecken, und er wusste woher die Hitze herrührte. Denn das Gewicht auf seinen Rücken ließ nicht nach. Verdammter Elite, dachte Collin. Posiert auf seiner Beute wie ein triumphierender Jäger. Blickt auf das Opfer herab, dem er erfolgreich die Beine verbrannt hatte.
Eine Hand packte ihn am Kragen und riss ihn hoch. Als er nun mit dem Rücken zu der mysteriösen Gestalt stand (worin wohl mittlerweile nicht einmal mehr der geringste Zweifel bestand, das es sich um einen Eliten der Allianz handelte), spürte er extremen Schmerz in den von Plasma verbrannten Beinen und wollte wieder zu Boden fallen. Doch die Gestalt hinter ihm ließ das nicht zu. Sie hielt ihn weiter fest. Dieser Elite schien sich an seinen Schmerzen bewusst zu sein und es kam dem Marine vor, als ob sich der Elite daran ergötze. Mit einem Ruck hoch dieser ihn hoch, sodass Collins Füße in der Luft baumelten, dann setzte er ihn wieder unsanft auf den Boden auf.
Collin schrie auf. Er wollte um alles in der Welt in Ohnmacht fallen, dann hätten die Schmerzen ein Ende und er würde von alldem nichts mehr merken.
"Tut es weh?", fragte der Elitekämpfer, ohne jede Spur in der Stimme. "Der Schmerz, die Erniedrigung, die Gewissheit versagt zu haben."
’Perumee hatte sein Plasmagewehr weggesteckt und hielt eine, für einen Eliten, kleine Klinge in der Hand; während er mit der anderen weiterhin Collin festhielt. "Du wirst sterben weist du?" Der Elite sinnierte vor sich hin. Er strahlte keine wirkliche Anteilnahme daran aus.
"Erzähl mir was, was du noch nicht weist", presste Collin zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und packte die Hand des Eliten, die ihn festhielt. "Gleich was auch geschieht. Ihr werdet diesen Krieg nicht gewinnen!"
Der Elite namens Antil ’Perumee grunzte, was wohl der verkümmerte Versuch darstellen sollte zu lachen. "Was für eine voreilige Behauptung, für jemanden in deiner Situation", sagte Antil belustigt. "Falls das eine Anspielung auf euren Dämon sein soll, muss ich dich enttäuschen. Die Dn’end Legion wird sich um ihn kümmern. Und du", der Elite klang nun aufgebracht, "fürchtest du den Tod?"
Erneut schoss Schmerz durch Collins Körper. Er verzwang sich eine Antwort. Er wollte schreien, um endlich seinen Schmerzen, die durch die Verbrennungen verursacht wurden, Ausdruck zu verleihen. Es war als wäre er verstummt.
Ruckartig bekam er sein sechsunddreißig Zentimeter langes Kampfmesser zu fassen und rammte es, die Schmerzen so gut wie möglich zu unterdrückend, hinter sich. Die Klinge kratzte unbedeutend am Energieschild des Feindes entlang. Wieder ertönte dieses Grunzen. "Ich deute das als ein ,Nein‘"
Eine Hand packte den Arm des Höllenspringers und riss ihn so hart herum, dass man das Splittern der Knochen durch die gesamte Gasse hallen hörte und der folgende Aufschrei dies nur knapp übertönte.
Dann beendete das Monster seine Bluttat.
Collin spürte es zuerst an seinem Hals. Die Hitze, die eindrang. Man konnte es nicht direkt als Schmerz bezeichnen. Aber eine Wohltat war es auch nicht. Es war eher ein Druck, der auf ihn ausgeübt wurde und seinen Geist vernebelte. Er fing an zu gurgeln, als er Blut schmeckte. Sein Blut. Es floss unter anderem in seinen Körper, und zwar an Stellen wo es eigentlich nicht hinsollte.
Private Collin Sinclair fiel zu Boden. Er spürte nichts, hörte nichts. Er sah nur. Betrachtete wie sein Leben vor seinem geistigen Auge vorbeizog. In den letzten Kapiteln davon sah er seine Einheit: Sarge; Wilson, der in Nolan verknallt war; Smith, der Federov wieder mal verarschte, O’Donnell und all die anderen. Zwischen dem verrückten Haufen sah der Marine sich selbst: Collin Sinclair, der Funker.
Es war wie ein Erinnerungsfoto, das für die Ewigkeit geschaffen wurde und man sich über den Kamin hängen konnte. Tief in seinem Inneren wusste Collin, dass dieses Bild, was er das sah, nie wieder so sein wird wie zuvor.
Dann umfing ihn Dunkelheit. Und Collin sah nichts mehr.

"Collin! Nein!"
Antil ’Perumee drehte sich um, als er die Stimme hörte. Dort stand noch ein Mensch. Sein Gesicht zeigte Entsetzen und Wut zugleich. Gut, dachte ’Perumee, er kämpft aus Rachegelüsten. Dann habe ich schon gewonnen.
"Fürchtest du dich vor den Tod, Mensch?" Der Kampf begann und das Schicksal zweier neuer Charaktere wurde in die Waageschale des Schicksals geworfen.

Die Überlebenschance der Marines sank immer weiter gen Null. Das merkte Smith, als er Federov neben sich niedergehen sah.
"Nickolai", schoss es aus ihm heraus.
Flucht half nichts. Er drehte sich um und schoss auf den Eliten. Doch die Meinung des Marines änderte sich rasch, als das Plasma an seinem Gesicht vorbeisurrte und die Luft knistern ließ. Flucht schien doch nicht so unattraktiv zu sein wie zuvor gedacht. Diese viel allerdings ins Wasser, als Smith wieder an Federov dachte. Er konnte ihn nicht zurücklassen.
Der Elite kam näher und feuerte weiter. Den am Boden liegenden Federov schien er zu ignorieren, dieser bewegte sich noch nicht einmal. Smith sollte sich eigentlich Sorgen um seinen alten Streitkameraden machen. Wäre da nicht der Außerirdische gewesen, der ihn elimen…, zu elimine..... zu töten versuchte.
Heute hatte sich das Glück auf seine Seite gestellt, da sich der Elitekrieger als lausiger Schütze erwies, der vermutlich zu lange in seinem Scarab gedient hatte, um eine Handfeuerwaffe abzufeuern; denn Smith schaffte es trotz alledem in eine Nische in der Häuserwand zu springen. Soweit so gut. Glücklicherweise befand sich in der Nische eine Tür. Wie nicht anders zu erwarten war sie abgeschlossen. Bin ich denn hier im Film gelandet?
Der Marine spähte um die Ecke und feuerte ein paar Salven auf den Eliten mit seinem BR55-Kampfgewehr ab. Als dieser das Feuer erwiderte und Smith nur knapp verfehlte, sah dieser nur eine Möglichkeit. Er drehte sich der Tür zu, zielte und schoss. Die spezial gehärteten Kugeln ließen das Schloss aufsplittern und die Tür war offen. Ein Glück, dachte sich Smith erleichtert -, denn die Realität ist nicht immer so wie im Film oder im Spiel. Nicht selten fliegen bei solchen Aktionen Querschläger dorthin, wo sie eigentlich nicht unbedingt hinsollten. Aber dieses Mal hatte Smith Glück.

Genug gespielt. ’Carbonee lief an dem verletzten Numuih am Boden vorbei, dieser würde allem Anschein nach seinen Verletzungen erliegen, schlussfolgerte er. Warum ihm also einen schnellen Tod schenken, wenn es auch schmerzvoller ging? Er sprang mit zwei Plasmagewehren feuernd in die Nische. Der Plasmaregen schlug ein. Steinziegel sprengte es aus der Wand, die Holztür verbrannte. Ein undurchsichtiger Dunst legte sich in die Luft. Es wurde angenehm warm, dank dem ionisierten Gas. Als sich der Dunst gelegt hatte, war nichts zu sehen.
Dieser Mensch hatte sich in die schäbige Absteige verzogen! Das rettet ihn auch nicht mehr. ’Carbonee trat einmal gegen die Tür. Sein Huf hinterließ einen tiefen Abdruck in dem verkohlten Holz, das scheppernd aus den Angeln fiel. Das Plasma hatte hervorragende Vorarbeit geleistet.
Angewidert rümpfte ’Carbonee die Nüstern und spannte die Mandibeln an. Dieser Ort stank noch mehr nach Mensch, als der Rest dieser Stadt. Widerwärtiger Moschusgeruch lag in der verunreinigten Luft und vermischte sich mit dem Geruch von Ozon, welches das Plasma erzeugt hatte. Eine noch schlimmere Assoziation entstand daraus und ließ ’Carbonee fast umkippen.
Das innere des Hauses sah aus wie ein Bürogebäude. Voller Computer und andere technische Geräte, deren Zweck der Sangheili nicht kannte. Die Huragok hätten sicher ihren Spaß dran, hier alles auseinander zu nehmen und zu erforschen.
Aber wo war nun der Mensch abgeblieben? Keine Spur von dem Paktálas.
Dann ein Geräusch, eine Hand tauchte an dem Durchgang zum nächsten Raum, nah am Boden auf und rollte eine grün schimmernde Kugel durchs Zimmer. Sie blieb auf dem Teppich vor dem Goloka liegen.
Zu spät erkannte er den Zweck dieses Dings - hatte er es doch schon so oft gesehen. Gezielt trat er es weg, um es zu dem Numuih zurück zu befördern. Als sein Huf die Dämonenfackel berührte und sie keine dreißig Zentimeter in der Luft war, detonierte sie. Was ’Carbonee eben nicht wusste war, dass er Inhalt der Splittergranaten nach einer Erschütterung sofort oder eine halbe Sekunde später auslösen konnten - wenn sie erst einmal entsichert waren, (sonst war eine Granate nicht mehr wert als ein Baseball). Wenn die Granate ungesichert in Ruhe liegt, dauert die Countdownzeit etwas länger.
Die Granate sprengte ihn trotz der Schilde und der Panzerung die Beine weg. Brüllend sackte ’Carbonee zu Boden. Der grüne Teppich war mit Blut und den Granatensplittern besudelt. Der Schmerz war derart groß, dass der Sangheili-Krieger seine Arme verkrampfte und somit seine Dualgewehre abfeuerte. Ziellos schoss das supererhitzte Plasma durch den Raum, verbrannte Decke und Computer und erstarb schließlich, als die Waffen begannen sich abzukühlen, indem sich die seitlichen Klappen öffneten.
Sein Helm lag neben ihm am Boden und vor sich erblickte er den Menschen. Der schwarze lauf seiner dreckigen Waffe zielte auf ihn. Der Sangheili ’Carbonee konnte weder seine Arme und somit auch seine Waffe heben. Noch konnte er sonst etwas unternehmen. Das einzigste was der Allianz-Angehörige noch mitbekam, bevor der Numuih sein Werk vollendete, waren die Schmerzen und der Blutverlust - der ihm den Schädel dröhnen ließ.
Dann feuerte der Marine seine schwarze Waffe ab und erlöste ’Carbonee von seinem Leid. Es war unklar ob die Schmerzen oder die Kugeln den Kopf des Sangheilis sprengten. Aber es war eine Wohltat von dem Elend befreit zu werden.

Smith sank an der Wand zu Boden. So allmählich hatte er genug. Erst das Leichenmeer vor der Brücke, dann das hier. Er legte das Gewehr und den Helm beiseite und atmete durch. Die Luft roch nach Rauch und verkohltem Fleisch. Purpurnes Blut floss aus dem Körper des toten Elitekriegers.
Und wofür der ganze Mist?, dachte Smith erschöpft und todmüde. Angst vor den Kommenden Momenten mischte sich dazu und ließ ihn unregelmäßig atmen. So als hätte er einen Marathonlauf hinter sich gebracht.
Das außerirdische Blut sog sich in den Teppich und erreichte die Stiefel von Smith.
Ein kurzer Gedankengang ließ den Marine aufspringen. Der Helm landete wieder auf dem Kopf, die Waffe in den Armen. Er hatte Nickolai völlig vergessen! Ein Sprung über die Elitenleiche und die verkohlte Holztür beförderte ihn schon auf die Straße hinaus. Die Sonne hatte den Zenit schon seit Stunden verlassen und war schon auf den Weg in den Westen. Wie hatte sie eigentlich gestanden als er diese Horrorstadt betreten hatte?
Federov hatte sich hochgehievt und saß an der Hauswand, das Gewehr neben sich liegend. Die gute alte Schroti. In der Hand hielt er dann noch eine M6C-Pistole. Die Augen geschlossen wandte er sich ihm zu: "Hab mich schon gefragt wann du endlich kommst Junge. Was hast du denn nur getrieben?" Seine Stimme klang schwach.
"Fahrrad fahren", entgegnete Smith und kniete sich neben ihn. "Unter dem Teppich."
Ein Schmunzeln zeigte sich auf Federovs Gesicht. "Guter Junge." Mit der Hand fuhr er sich vorsichtig an den Rücken. Sein Gesicht verzerrte sich kurz, als er die Wunde berührte. "Ich glaub die Rüstung ist hinüber - muss wohl das meiste abbekommen haben."
Smith atmete erleichtert aus. Trotzdem bedeutete er Federov sich umzudrehen, um die Wunde zu begutachten. Trotz Einwände kam der Russe der Bitte nach. Die Verletzung war vielleicht so groß wie eine Faust. Er sah sie sich genauer an. Das Plasma hatte sie praktisch ausgebrannt. Wenigstens konnte er so nicht verbluten. Aber an manchen Stellen sah es so aus als wäre die Kleidung mit der Haut verschmolzen. Was auf Dauer äußerst unangenehm werden dürfte. Smith war kein Fachmann, er schätzte auf Verbrennungen des zweiten Grades. Der Schuss wäre tödlich gewesen, wenn die Rüstung nicht gewesen wäre. Welch unverschämtes Glück.
Als Federov wieder "bequem" an der Hauswand lehnte, hatte er auch schon wieder seinen Flachmann in der Hand. Sofort nahm er einen kräftigen Schluck daraus. "Und, wie stark ist es diesmal?", erkundigte sich Smith. Es war wohl das erste Mal, dass er nichts gegen Nickolais Alkoholwahn hatte. Immerhin würde er es überleben. Sofern sie nicht in irgendeinen weiteren Hinterhalt gerieten.
"Glaub mir Jack", murmelte Federov und verzog kurz das Gesicht. So unversehrt schien er dann doch nicht zu sein. "Dir müssten sie dafür den Magen auspumpen."
Jack legte nun auch sein Gewehr zur Seite und setzte sich neben seinen Streitgefährten. Es war Zeit die Stimmung etwas aufzumuntern. "Also, du Schmerzsimulant, ich weis ja nicht wie du’s siehst, aber jetzt bräuchten wir wirklich Nolan hier."
"Ja, die Kleine wüsste was zu tun wäre", stimmte Federov nickend zu. "Die wird’s mit Wilson in irgend ’ner dunklen Ecke treiben, während wir hier unseren Höllenqualen erliegen."
Dann mussten beide anfangen zu lachen.

Wie war das noch einmal mit dem Schutz im Lazarett? Zwar halfen da die speziell für diesen Zweck angefertigten Titanium-Schilde. Aber wenn der Feind von oben kommt, macht es die Schilder so gut wie nutzlos. Sie befanden sich am Ende der Hauptstraße, vor dem verschlossen Tor. Ein steiler Weg führte hoch in die Nebenstraße, wo sie hergekommen waren. Eigentlich war der Weg Fußgängern vorbehalten gewesen. Tja nun standen dort Soldaten der Allianz etwa drei Meter "über" ihnen und schossen was das Zeug hielt.
Glücklicherweise verharrten sie nicht lange dort oben, sondern suchten den Nahkampf auf. Auch nicht gerade die beste Option. Nolan schoss zusammen mit den anderen - Veers und Sarge - auf einen der Golokas. Dieser fiel binnen weniger Augenblicke unter den Kugelhagel aus 9,5mm-Munition.
Der schneeweiße Commander trieb die letzten Grunts regelrecht die Rampe hinunter in den Tod. Private Veers schoss sein Magazin leer und lud nach. Er konzentrierte sich hauptsächlich auf die roten Eliten. Eine Naht Plasmaschüsse zwangen ihn und Sarge in Deckung zu gehen. Nolan hielt sich in Deckung auf der anderen Straßenseite auf. Sarge entging dem Feindfeuer indem er sich in das Lazarett in Sicherheit brachte.
Veers spürte die Hitze des Plasmas auf der anderen Seite der Panzerplatten. Das Metall erhitzte sich schnell. Als der Beschuss erstarb wirbelte Veers herum und wollte über die Platte schießen. Womit er nicht rechnete war, dass der Elite-Commander nun direkt vor ihm stand und auf ihn herab sah.
"Oh verdammt", stammelte Veers und stolperte rückwärts. Auf allen Vieren krabbelte er zurück und wollte entkommen. Während der Ultra-Elite gelassen und siegessicher auf ihn zuschritt.

"Warte, warte", stammelte der Mensch mit furchterfülltem Gesicht. Das war die wahre Visage der Numuih. Wenn es dem Ende entgegen ging, war ihnen jedes erniedrigende Mittel recht um ihren Arsch zu retten. Dieser hier bestätigte die Aussage allein schon durch sein Aussehen.
Wussten die Menschen denn nicht dass das Leben wertlos war? Wusste es überhaupt jemand außer ’Sontomee? Das Leben wurde als etwas Heiliges betrachtet. Als etwas, das das Wertvollste überhaupt darstellte. ’Sontomee hatte nach den langen Jahren im Krieg nun doch die Wahrheit herausgefunden. Das Leben war nichts Wertvolles. Wie kann etwas wertvoll oder gar heilig sein, das man einem so kinderleicht entreißen kann? Überall wo Suma in seinem Leben hingekommen war, wurde verschwenderisch mit dem "Gut", das sich Leben schimpfte umgegangen.
In dieser Hinsicht, das musste Suma zugeben, waren die Eliten keinen Deut besser, als die Menschen. Warum begriff es dann nur niemand auf der Welt? Warum war er der Einzige, der ver-stand, was die Wahrheit beinhaltete?
Suma ’Sontomee war es leid sich mit solchem Abschaum her-umschlagen zu müssen. Aber das hier wollte er genießen. Diese Bestien hatten seine ganze Einheit abgeschlachtet. Fast die gan-ze, korrigierte er sich. Aber allein das rechte schon aus.
Der Mensch blickte ihm entsetzt in die Augen. "Ich bitte dich", flehte er weinerlich. Unbeirrt hob Suma die Waffe. "Tu das nicht." Das Flehen wandelte sich in Winseln um. Der Numuih war am Ende mit dem Nerven, wie es aussah.
Gut, dachte Suma erfreut.
Ein Schuss durchbrach die Stille.
Der Schall wirkte noch etwas nach, als ’Sontomee neben sich sah. Da stand einer der Goloka, die Augen weit aufgerissen, mit gläsernem Blick. Man sah ihm nichts weiters an, wenn man von dem klaffenden Loch in der rechten Seite seines Helms absah, als das Menschengeschoss den Kopf durchschlug. Suma nahm das warme Blut, das auf seiner Haut gelangte kaum war. Ebenso wenig wie die Reste des Gehirns, des Veteranen, das nun im Dreck lag.
Eine gräuliche Rauchspur zog sich wie ein Spinnenfaden vom Einschussloch zu den Dächern fort, bis es sich in Nichts auflöste.
Der Veteran sank auf seine rot gepanzerten Knie und fiel dann gänzlich in den Dreck.
Ein zweiter Schuss ertönte, gefolgt von einem pinken Strahl. Der Ultra wandte sich um. Das einzigste, was er von dem Kig-Yar sah, war der kleine Huf, der in der Seitenstraße verschwand. Endlich macht sich der Allianz-Scharfschütze nützlich. Es stand außer Frage, dass der Jackal seine Beute finden wird.
Nun konnte sich ’Sontomee wieder mit dem schlotternden Dreckhaufen zu seinen Füßen zuwenden…
…als erneut Schüsse fielen. Er hatte es ganz vergessen.

***

Er war von Natur aus ein Kämpfer. Im Getto aufgewachsen, hatte er gelernt was es heißt um sein Leben zu kämpfen. Bandenkriege hatten die Kolonie Crystal zu einem der Orte gemacht, an dem man am wenigsten in seinem Leben sein wollte.
Und doch war es die Heimat von Private Davis geworden.
Es war ein hartes Leben gewesen. Nicht selten kam er mit dem Gesetz in Konflikt oder wurde in unschöne Dinge verwickelt. Gewalt, Tod und Kriminalität waren der Alltag von Crystal seit jeher gewesen.
Als eines Tages ein Sergeant des Marines Corps zu ihn kam und man ihm die Armee des UNSC anbot, schrieb er sich sofort ein. Nur um von Crystal wegzukommen.
Niemand wollte dort leben, außer die Drogenbosse oder Geldwäscher, die diese Atmosphäre von Raub und Tod erst erschaffen hatten. Crystal war ohne zu fragen das Nar Shaddaa des UNSC-Territoriums.
Das Angebot des Marine Corps war sein Ticket in die Freiheit gewesen!
Natürlich hatte die Ausbildung die Hölle bedeutet. Aber im Vergleich zum Getto? Ein Segen! Das hatte er mehrmals gespürt - wenn man mal vom berüchtigten Feld der Schmerzen absah, das sich im Camp Hathcock auf Reach befunden hatte.
Aber er lebte noch, oder?

Kindheit? Pah, was ist das schon?
’Perumee hatte nie eine besessen. Und vermisst hatte er sie auch nicht. Wie kann man etwas vermissen, das man nie gekannt hatte? Etwas, das man ebenso wenig gekannt hatte wie seine leiblichen Eltern. Man hatte ihn (wie jeden anderen Sangheili vor ihm auch) in der Wildnis ausgesetzt.
Wenn er überlebte, würde man ihn holen. Was auch geschah. Es war natürlich nicht auf Sangheilios, der Heimat der Sangheili, sondern auf einen und bevölkerten Planeten, wie zum Beispiel Sanganas.
Nach der Kriegertaufe, war er ein wahrer Killer geworden, der in unzählige Kämpfe verstickt worden war.
Aber immerhin lebte er noch, oder?

Wie lang ist es her, dass die Welt einen solchen Kampf gesehen hatte? Einen Kampf auf Leben und Tod. Die Waffen am Boden liegend. Ein Kampf Mensch gegen Sangheili.
Während sich das Schicksal noch im Unklaren über die beiden war, hatte der Kampf schon längst begonnen. Sie warteten nicht auf ihr Schicksal.
Sie waren beide Kämpfer!

Davis holte weit aus und rammte dem Elitekrieger die Faust in den Magen. Er spürte den Schmerz bis die Fingerknochen. Aber es lohnte sich. Unter der Wucht des Aufpralls flackerte der Schild auf. Ein kleiner Anfang.
Im Inneren musste Davis diesen ’Perumee loben. Es war einer der wenigen Individuen, die sich auf einen Kampf ohne Waffen einließen. In solchen Wesen steckte noch Kampfgeist.
Nur knapp entging der muskulöse Marine dem Schlag des Eliten. Ein weiterer Schlag in den Mangen des Außerirdischen und der Energieschild brach vollends zusammen. "Hab ich dich", höhnte Davis.
Er holte erneut zum Schlag aus. Die stählerne Faust schoss durch die Luft. Der Feind blockte ab, indem er die Faust packte und zudrückte. Eliten, das konnte man durchaus behaupten, hatten Muskel aus Stahlseilen. Davis kam sich vor wie eine Puppe in den Armen eines wahnsinnigen Kindes, das den Voodoo-Priester spielte.
Aber noch gab der Marine den Kampf nicht auf. Mit aller Kraft schlug Davis seinen rechten Stiefel gegen das ungepanzerte Bein ’Perumees. Das nachträglich an den Stiefelspitzen angebrachte Stachelpaar bohrte sich fast zwei Zentimeter in das Fleisch. Länger waren sie auch nicht.
Der Gesichtsausdruck des Eliten änderte sich apruppt. Er schien den Schmerz zu spüren. Auch wenn es offensichtlich für ihn kein wirklicher Schmerz darzustellen schien. Aber dennoch lockerte er seinen Griff ein klein wenig. Das reichte Davis schon aus um seine Hand zu befreien. Sie schmerzte bei jeder Bewegung, der Elite hatte sie verstaucht. Aber dafür hatte er jetzt beim besten Willen keine Zeit. Wollte er gewinnen, musste er den Schmerz in den Hintergrund verdrängen, indem er ihn nach besten Kräften unterdrückte.
Davis sprang hoch, denn so ein Elite war mit zwei Meter fünfzig wahrlich keine leichte Beute. Er schlug ihm mitten ins Gesicht. Und nun hörte er auch endlich einen wahren Schmerzensschrei des Feindes. Noch während er sich in der Luft befand, rammte der Sangheili-Krieger dem Menschen-Krieger das Knie in den Oberkörper.
Der Schmerz und die Wucht des Schlages waren derart brutal, dass es Davis quer über die Straße schleuderte. Erst die nächste Steinmauer stoppte seinen Durchflug. Der Marine spürte Schmerzen überall. Sein Blick verschwamm etwas. Dennoch konnte er den Elitekrieger erkennen, der auf ihn zukam.
Ehe er sich versah, befand sich die Pranke des Sangheili um Davis’ Hals. Er hob ihn hoch und der Marine erstickte fast, als der Griff des Eliten sich festigte. Sein Blickfeld verschwamm noch mehr. Wieder kamen Davis die lehrreichen Worte seines einstigen Ausbilders in den Sinn: "Wenn du weist, dass du es nicht schaffen wirst, Sohn. Dann wirf dein Leben nicht einfach weg. Verkaufe es teuer. Zeig deinem Gegner, was es bedeutet sich mit einem Höllenspringer anzulegen, der keine Furcht vor dem dunklen Abgrund hat."
Davis genoss den schmerzerfüllten Aufschrei des Eliten, als er ihm sein Kampfmesser in den Körper rammte. Ohne Waffen? Nur über meine Leiche! "Leg dich nicht mit jemanden an, der im Getto aufgewachsen ist!", prustete er keuchend.
"Und du", ’Perumee zog das Messer aus seinem Fleisch heraus und warf es weg. Die letzte Waffe des Marines landete scheppernd auf dem Asphalt, neben der Leiche von Collin. "Du legst dich besser nicht mit einem Sangheili der Allianz an. Ein Sangheili verliert nie einen Kampf. Wir sind die Krone der Schöpfung und ihr seid lediglich Ungeziefer, welches zerquetscht werden muss!"
Wie zuvor auch Davis hob nun auch Antil ’Perumee eine Klinge hoch, auf den Menschen zielend. "Du hattest meine Frage ja noch nicht beantwortet", stellte ’Perumee fest, während er den hilflosen Davis immer noch an der Gurgel hielt. "Was ist, fürchtet ein Mensch wie du den Tod? Und", die Augen Antils schienen voller Feuer und Blutgier zu sein, "fürchtest du den Abgrund?"
Falsche Frage Kumpel!
"Nein", antwortete Davis offen und ehrlich, während er mit letzter Kraft eine entsicherte Plasmagranate hochhielt. "Aber wie steht es mit dir?"
Während Antil ’Perumee die Augen aufriss und einen Fluch in der Sprache der Sangheili losließ, hörte Davis lediglich seinen längst verstorbenen Ausbilder klatschen. "Gut gemacht, Sohn", lobte er. "Willkommen in Valhalla."

***

Scharfschütze Harris fühlte sich wie dieser deutsche Scharfschütze König, der im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion agierte. Er war einer der besten gewesen. Harris kannte König auf dem Roman "Duell - Feinde am Tor!". Es war auch mal verfilmt worden.
Gut möglich, dass es diesen König wirklich gegeben hatte.
Harris glaubte sogar, dass der Schauspieler, der Major König spielte denselben Nachnamen hatte wie er selbst. Wie hatte der Schauspieler eigentlich mit Vornamen geheißen? Edward fiel es partu nicht ein. Komm schon Ed, denk nach. Wie hieß der Kerl doch gleich…
Ist auch egal. Momentan hatte er sowieso andere Sorgen. Irgendwo hier musste sich ein Jackal mit einem Strahlengewehr aufhalten. Die einzige Frage war: Wo ist er?
Der Marine spähte weiterhin durch das Visier seines Präzisionsgewehrs. Er lag immer noch auf dem Dach, von dem aus er den Scarab beschossen hatte. Hier oben hatte er die beste Deckung und die bestmögliche Übersicht. Das hatte auch schon einer der Eliten zu spüren bekommen. Bevor dann der Jackal in die Geschehnisse eingriff.
Ed war froh, dass er nicht den eisigen Winter Stalingrads ertragen musste, wie König. Dieser Gedanke machte es zumindest leichter die heiße Nachmittagssonne in Afrika zu ertragen, die er hier oben voll abbekam.
Noch war immer nichts von dem Jackal zu sehen. Vorsichtshalber hatte er seine Position auf dem Dach geändert, als der Jackal ihn entdeckt hatte. Er wollte kein Risiko eingehen.
Die Gassen schienen wie ausgestorben zu sein. Nichts rührte sich. Bis auf den Kampf, der beim Lazarett entbrannt war. Die Geräusche, die durch die vielen Schüsse entstanden drangen bis zu ihm rauf. Aber er konnte sich nicht darum kümmern. Nicht solange noch ein feindlicher Scharfschütze frei herum lief.
Die umgebenen Straßen und verlassenen Gebäude machten dieses Gebiet zu einem gefährlichen Ort, an dem Attentäter in jedem Schatten und hinter jeder Ecke lauern konnten. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die staubigen Ladenfassaden labyrinthartige Innenräume verbargen. Die schmalen Wege oberhalb der Straßenebene machten diesen düsteren Teil der Stadt zu einem idealen Platz für Scharfschützen.
Es stand also ganz oben auf der Liste von Harris, dass er diesen Jackal fand. Bevor sich dieser so gut verschanzt, dass noch nicht einmal ein Wärmesuchgerät ihn finden konnte.
Dann vernahm er eine Bewegung. Sie war kaum durch das Visier des S2-AM- Scharfschützengewehrs auszumachen, aber sie war da. In den Schatten zwischen den Containern. Ein gutes Versteck. Aber nicht gut genug, dachte sich Edward Harris.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, als er den Jackal anvisierte. Er konnte gar nicht genau wie König sein. Denn dieser wurde ja von dem feindlichen Scharfschützen Vassili Zaitsev erschossen.
Gut dann eben Zaitsev, dachte Harris konzentriert. Sein rechter Zeigefinger spannte sich um den Abzug des Gewehrs.

Der Kig-Yar erspähte den menschlichen Scharfschützen mit bloßem Auge. Die Schatten der Frachtcontainer verbargen sein Antlitz, wie das Wasser einen Diamanten. Die Stacheln, die den Kamm auf seinen Kopf bildeten stellten sich aufgeregt auf, in dem Moment - in dem sich der Kig-Yar seines Sieges bewusst wurde.
Er lehnte seine Waffe kurz gegen einen der kühlen Container und justierte den Feldstecher neu. Es handelte sich um ein Fernglas, welches als Erweiterung an seinem Helmpanzer angebracht war. Das Gerät lag nun so, dass der Schütze mit seinem linken Auge hindurch sehen konnte.
Nachdem der Kig-Yar fertig war, hob er erneut seine Waffe und sah wie ein Fadenkreutz-Symbol auf dem roten Display des Feldstechers erschien.
Nun konnte er sich keine Fehler leisten. Nicht auf einem feindlichen Planeten der Menschen.
Als er den höchsten Vergrößerungsfaktor eingestellt hatte, sah er den Menschen bis ins kleinste Detail. Was ihn allerdings beunruhigte war, dass der Mensch auch auf ihn zielte.
Ein kurzer Blitz erschien am Lauf des Menschengewehrs. Mehr bekam der Kig-Yar auch nicht mehr mit, als ihm sein rechtes Auge durch ein faustgroßes Loch ersetz wurde.
14,5mm-Kugeln richten eben erheblichen Schaden an. Das haben nun mal panzerbrechende Kugeln an sich.

’Sontomee hörte die Schüsse. Und spürte sie auch. Diese Marine… versuchte sie sich etwa mit ihm anzulegen? Warum? Um diesen Dreckhaufen zu seinen Füßen das Leben zu retten? Sie schoss aus einem schwarzen Gewehr, das viel zu groß für sie schien. Die Frau entfernte sich von dem halbrunden Metallzelt und lief über die Straße. Sie entfernte sich immer weiter und hörte nicht auf zu schießen. Immer wieder schlugen jeweils drei Kugeln auf ihn ein.
Das Energieschild steckte das locker weg.
"Bring sich in Sicherheit, Veers!", rief sie dem Numuih zu. Wollte ihn wohl mit diesem billigen Lockspiel retten. Zwecklos, dachte sich ’Sontomee. Was soll’s, eine mehr oder weniger änderte die Statistik auf der Karriereleiter auch nicht. Suma legte gelassen sein sechsundsechzig Zentimeter langes Plasmagewehr an. Wie viel würde sie wohl wegstecken können, bis sie ihre Tat bereute? Er kam ihr entgegen. Wenn er einen Schritt machte musste sie schon zwei nehmen.
Er sah es ihrem Gesichtsausdruck an, dass sie Angst verspürte. Suma konnte es regelrecht riechen. Und schon geschah das erste von drein unerwarteten Geschehnissen: die letzten drei Kugeln aus dem BR55-Gewehr durchdrangen seine Rüstung und gruben sich hungrig so tief ins Fleisch wie sie nur konnten.
Suma ’Sontomee stockte. Sie hatte seine Rüstung durchschlagen. Der Sangheili hielt seine Hand unter die Wunde. Warmes Blut floss über sie hinweg. Sein Blut. Wutentbrannt sah er ihr entgegen. Dieses Miststück!
Während um ihn herum Plasmastrahlen flogen, die von dem letzten Goloka und den Unggoy herrührten, die sich gegen den Menschen-Sergeant auflehnten, stand er nur da. Sein Griff wurde vor lauter Zorn fester, sodass das Gewehr in seiner Hand unter der Belastung aufächzte. Unter einem Schrei warf er es beiseite. Das Plasmagewehr schlug auf der Straße auf. Die Wucht war derart groß, dass es wie eine Porzellanvase regelrecht zerbarst.
Egal, er würde es nicht mehr brauchen. Beide Hände fuhren zur gegenüber liegenden Hüfte und trennten jeweils einen Griff vom Gürtel. Noch als er die Arme herumwirbelte aktivierte er die Partikelschwerter. Zischend erwachten die beiden Klingen zum Leben. Das Entsetzen war dem Miststück anzusehen. Denn es hätte vor seiner sinnfreien Aktion mal den eigenen Munitionsstand überprüfen sollen.
Jetzt war es aus mit ihr. Sie stolperte rückwärts und fiel auf ihren Allerwertesten. Beim Laufen spürte ’Sontomee den Schmerz ihn der Brust, den die Kugeln verursachten. Sie konnten nicht wieder aus seinem Körper austreten, weil sein Rückenpanzer ihrer Reise ein jähes Ende bereitet hatte. Ironisch aber was soll’s, der Schmerz war ein mickriger Unggoyfurz im Vergleich zu den Schmerzen, die diese Frau seiner Ehre bereitete, indem sie es gewagt hatte sich ihm in den Weg zu stellen und ihn auch noch zu verletzen.
Im Dreck wich sie vor ihm zurück.
Leicht geduckt und die Augen voller Hass kam er auf sie zu. Die Luft schoss in starken Schüben aus seinen Nüstern. Er wollte diese Schlampe nur noch tot sehen - in Scheiben geschnitten. Nolan würde noch kennen lernen was es bedeutet wahren Schmerz zu empfinden.
Die Schwerter begannen sich zu drehen. Ihre Umrisse verschwammen dabei. Die ein Meter dreißig lange Klinge schnitt in den Asphalt ein und hinterließ tiefe Furchen. Funken sprühten auf und die Furchen glühten feuerrot. Er selbst hatte eine solche Aktion schon mal auf einen fernen Planeten erlebt. Als er im Namen der San ’Shyuum die unreinen Kaleesh auslöschte. Sie Weigerten sich, sich der Allianz anzuschließen und als wäre dies noch nicht genug der Ketzerei gewesen, hatten sie Bauten der Vorläufer entweiht und sogar vernichtet.
Der Hohe Rat war so entsetzt darüber, dass die die völlige Auslöschung seitens der Sangheili befahlen. Die Kaleesh setzten sich hart zur Wehr. Ihr General war ein Meister im Schwertkampf gewesen. Aber selbst gegen Suma ’Sontomee konnte General Grievous nicht ankommen.
Für diesen Schlag gegen die Unwürdigen wurde ’Sontomee von einem der damaligen Hierarchen - sein Name lautete Zurückhaltung - persönlich zu einem Commander ernannt.
Eine der höchsten Ehren, die man erlangen konnte.
Während die wirbelnden Klingen in den Händen ’Sontomees für blutige Erinnerungen sorgten, musste die Frau in ihrer Verzweiflung noch ein Magazin gefunden zu haben. Sie rammte es in ihr Kampfgewehr und zielte auf seinen Kopf. Gekonnt wirbelten die Partikelklingen durch die Luft und teilten die Menschenwaffe zweimal.
Direkt vor ihr blieb er stehen und baute sich bedrohlich auf. Im Gegensatz zu dem Weichei von vorhin winselte sie nicht. Eine bewundernswerte Geste.
"Wann kapiert ihr es endlich", knurrte er in der Sprache der Numuih, damit sie ihn auch verstand. "Wann akzeptiert ihr endlich euer Schicksal? Wann versteht ihr endlich dass ihr mit eurer Existenz den Beginn der Großen Reise behindert?" Suma verstand es einfach nicht warum die Menschen nur so begriffsstutzig sein konnten. Diese hier machte keine Ausnahme.
"Wovon redest du zum Teufel?", schoss es plötzlich aus dem Mädchen heraus.
"Von der Prophezeiung der Blutsväter", brüllte ’Sontomee. Man wie blöd ist dieses Weibchen denn? "Eure Vernichtung, von dir und eurer ganzen Rasse ist der Wille unserer Götter. Und wir", ’Sontomee hob stolz die Brust an, "sind ihr Werkzeug!"
Nolan sah ihn verwundert an. Dann schüttelte sie den Kopf und musste fast schon lachen. "Das hab ich doch schon mal gehört. Sag mal woran glaubst du eigentlich, du Wichser?"
Erneut brannte das Feuer in ’Sontomees Augen auf. Völlig desinteressiert schnaufte er aus. Die Wut war wieder gewachsen. Er holte mit seiner rechten Klinge aus. Für Nolan wirkte er wie eine Denkmalsstatue, die zum Leben erwacht war um sie in ihren Alpträumen heim zu suchen.
"Was ich glaube?" Der Commander Suma ’Sontomee blickte auf Linda Nolan herab, als sei sie nicht mehr als ein Stück Fleisch. "Das wirst du gleich spüren!"

"Hey, jetzt beeil dich mal. Unsere Freunde sterben da draußen!", drängelte Wilson. Er und O’Donnell waren die einzigen, die es zum Warthog geschafft hatten. Nervös schaute er zum hinteren Eingang, der in das kleine Lagerhaus führte. Vorsichtshalber zielte er mit dem LAAG-Geschütz des Hogs darauf. "Was ist nun?", hackte er nach.
O’Donnell, der im Fahrersitz saß wurde langsam gereizt. Er hatte es satt, sich ständig um Wilson kümmern zu müssen. Seine Versuche ihn zu "erziehen" hatten bis heute noch keine Wirkung zu Tage gelegt. "Oh, shut up, Wilson", seufzte der Lieutenant. "What do you think, I’am doing here? Tell me!"
"Sieh zu, dass du die Karre zum Laufen bringst, dann ist auch der gute Wilson zufrieden", warf der Private zurück. Als die beiden nämlich den Warthog hier gefunden hatten, war das Letzte womit sie gerechnet hatten, die Tatsache, dass der Schlüssel fehlte. Glücklicherweise war O’Donnell in der Helljumper-Einheit als Einbrecherprofi verschrien. Was wohl mit seiner Vergangenheit zusammenhing. Wilson wusste es nicht.
Jedenfalls versuchte er nun schon seit zwei endlos langen Minuten den Hog kurzzuschließen.
Wieder musste O’Donnell über den Kommentar aufseufzen. "Sorry, that I’ve forgotten my burglar-tool at home." Ein weiteres Mal führte er die Kabel unter dem Lenkrad des Fahrzeugs zusammen. Außer Funken geschah nichts. "Damned", fluchte er.
Dann endlich sprang der Motor an. O’Donnell spielte kurz mit dem Gas und drehte sich erfreut zu Wilson um. "Yeah, Wilson", sagte er. "This is the highway to hell!" Abgestimmt zum Thema, legte der Lieutenant die passende Disc in sein Kommunikationssystem sein und ließ irgendeine Endzeitmelodie laufen. Diesmal fand sogar Wilson, dass die Musik passend war.
Der Warthog fuhr an und schoss frontal aus dem großen zweiflügeligen Tor vor ihnen auf die Straße hinaus. Die Avenue war nicht sonderlich lang. Nach etwas mehr als fünfzig Metern kamen sie schon um eine Kurve und O’Donnell musste eine Vollbremsung hinlegen, als er direkt vor sich einem weißen Eliten sah. Normalerweise hätte Mike die Gelegenheit voll ausgenutzt, da Allianz-Soldaten, neben den Zeugen Jehovas die einzigen waren, wo O’Donnell bei solchen Situationen extra noch Gas gab und sie platt fuhr.
Hätte auch schön geklappt und die Grunts hätten ihren Commander von der Straße kratzen können, aber direkt neben ihn lag Linda am Boden. Was die Sache verkomplizierte.
Bevor Mike die Vollbremsung zur Schau stellte hörte Wilson noch wie der Elite zu seiner Nolan in diesem grotesken Ton sprach. "Was ich glaube? Das wirst du gleich spüren!"
Das Partikelschwert war schon auf den Weg nach unten, als der Elite mittendrin seine Bewegung abbrach und den Boden-fahrzeug der Menschen angeiferte.
"Ist mir egal was du glaubst", warf ihm Wilson an den Kopf. Er zielte auf den Eliten und warf dennoch einen Blick zu Linda. Diese erwiderte seinen Blick. Wilson schluckte, dann sah er wieder den Ultra an. "Aber ich lass es nicht zu, dass du meiner Freundin etwas antust."
Mit diesen Worten eröffnete Private Wilson das Feuer. Ein wahrer Kugelhagel schoss dem Außerirdischen entgegen. ’Sontomee taumelte zurück. Sein aufgeladenes Schild leuchtete auf. Die Kugeln des 12,7mm-Maschinengewehrs drückten ihn im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten. Doch ’Sontomee schien das nicht zu interessieren. Dieses Monster lehnte sich dem Hagel entgegen und erarbeitete sich langsam seinen Weg zum Warthog.
Wilson wurde es mulmig zumute. Der muss doch endlich mal verrecken. Endlich besann sich auch Mike O’Donnell und schoss auf den Feind. Der Ultra sprang mit zwei Plasmaschwertern fuchtelnd auf die Motorhaube des Aufklärungsfahrzeugs. Er erklomm die Frontscheibe und wandte sich O’Donnell zu. Zu allem Überdruss war er nun so nahe, dass Wilson ihn nicht mehr richtig in Visier nehmen konnte.
"Ahw crab!", stieß Mike aus, als der Elite nach ihm hieb. Der Lieutenant sprang aus dem Wagen und entging gerade so dem tödlichen Schlag. Wütend warf ihm ’Sontomee eine der Klingen hinterher, zu dumm nur für ihn, dass der Marine in dem Moment "auf die Fresse fiel", wie es Smith immer betonte. Das Schwert wirbelte über ihn hinweg. Als Mike die Waffe bemerkte schrie er nur noch: "Oh, you fucking bastard!"
Mit dem zweiten Partikelschwert zerschlug er das dreiläufige Geschütz auf dem Fahrzeug. Der Mensch darauf stieß einen erschrockenen Laut aus und machte dass der vom Warthog herunter kam.
Nun würde Suma ’Sontomee endlich die Gelegenheit haben abzurechnen. Mit allem! Aber zuerst würde er sich um dieses Mädchen kümmern, sie war an dem Desaster Schuld und musste dafür büßen.
Der Ultra drehte sich in ihre Richtung und sprang von dem Fahrzeug runter. Völlig perplex war sie immer noch an derselben Stelle wie zuvor. ’Sontomee kam ihr bedrohlich entgegen. "Nein", sagte er. "Diesmal wirst du meine Pläne nicht vereiteln!" Noch im Laufen baute er sich zu seiner vollen Größe auf. "Diesmal nicht!"
Wieder stoppte er apruppt in der Bewegung. Er ließ die Klinge fallen. Als sie auf dem Boden fiel schaltete sich die automatische Sicherung ein und die weiß-bläuliche Energieklinge erstarb. Das war der zweite unerwartete Moment gewesen. ’Sontomee sank auf die Knie, den Blick ziellos umherschweifend. Die Hitze spürend. Den Druck, als sein Körper nachgab und eine komplett identische Klinge, wie die, die gerade erstorben ist, aus seinem Brustkorb drang.
Entsetzt sah er auf sie hinab. Im selben Augenblick ertönte hinter ihm eine Stimme. "Na, wie fühlt es sich an, auf selber Höhe mit dem Abschaum des Universums zu stehen?", sagte der Marine, der sich vor wenigen Augenblicken noch auf dem Geschütz befunden hatte.
’Sontomee konnte es nicht glauben. Er hatte versagt und somit sein Leben verwirkt. Er war nicht im Stande sich zu rühren. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, auf der Schwelle ins Paradies, welches von den Sangheili doch so verehrt wurde.
Sein letzter Blick führte am Lazarett vorbei, zu der Rampe, die zu den Gasse führte. Dort stand Nanag, der Unggoy, der erst vor kurzem den geballten Zorn ’Sontomees abbekommen hatte. Alle anderen Besatzungsmitglieder des Scarabs des Unheils waren im Kampf gefallen.
Anscheinend wurde Nanag von den Menschen einfach übersehen. Warum half er dann nicht ihm, Suma ’Sontomee? Warum rettete er nicht seinen Meister? Die Blicke des Sangheilis und des Unggoys trafen sich. Dann wandte sich der kleine Grunt ab und verschwand in den Gassen.
Erst dann verstand Suma ’Sontomee.
Erst jetzt erkannte er, was Nanag schon vor langer Zeit erkannt hatte. Das Leben war nicht so wertlos, wie ’Sontomee immer angenommen hatte. Im Gegenteil. Erst wenn man es verlor, erkannte man, dass es der wohl wertvollste Schatz war, den man je besessen hatte. Und dann zerplatzte er wie eine Seifenblase ungeachtet dessen wie wichtig er doch war.
Für ’Sontomee hatte es Jahrzehnte gebraucht, bis er endlich zu dieser Einsicht erlangte und begriff, das sein Leben falsch war und sie so die Große Reise wohl nie einläuten könnten.
Naja, dachte sich Suma, bevor er in den dunklen Abgrund des Todes stürzte. Wenigstens späte Einsicht als gar keine.

***

Der Kampf war vorüber.
Wilson half Nolan auf die Beine. Er zog sie hoch und beide verfiehlen in einer kurzen Umarmung. Dann entfernte sie sich wieder von ihm. Wilson sah ihr noch nach, dann jedoch blickte er auf die Leiche ’Sontomees herab. Er verpasste ihm noch einen kräftigen Tritt, der denn Helm des Elitekriegers davon fliegen ließ. Grinsend nahm er sich die beiden Schwerter als Trophäe mit. Sie würden seine Sammlung hervorragend ergänzen.
Die Feinde tot und die Beute gesichert. Es gab keinen Grund mehr für sie hier zu bleiben. Lieutenant O’Donnell verschwand in den Seitenstraßen. Es war immer noch ungeklärt was aus Sinclair, Davis, Federov und Smith geworden ist.
Unterdessen kramte Sarge sein Funkgerät heraus. Er stellte eine Verbindung zu ihrem Pelican her. Ein paar Augenblicke hörte er nur Rauschen. Dann meldete sich eine vertraute Stimme. Es schien der Pilot George zu sein. "Hier ist Victor null dreiundzwanzig. Mit wem habe ich die Ehre?"
"Victor, hier ist Sarge. Wir sind hier fertig. Holt und raus", erklärte der Sergeant ruhig.
"Lief alles nach Plan?", George klang besorgt. Das war selten für ihn, aber nicht ungewöhnlich in solchen Zeiten des Krieges.
"Es gab Komplikationen. Diese dauerten an und wurden schließlich beseitigt. Du findest uns bei dem gefallenen Scarab, mach einfach die Augen auf, dann siehst du ihn."
"Was sagst du da?" Es war nicht die Stimme von George, die Sarge nun hörte. Er schätzte, dass es sich um den jüngeren Copiloten handeln musste. "Scarab? Hab ich das richtig verstanden? War ist da unten denn abgegangen?" Nun hörte Sarge mehrere Geräusche die er nicht richtig einordnen konnte, Teilweise hörte er auch George und den Copiloten. Schließlich hatte George das Funkgerät zurückerobert. "Wie dem auch sei", gab er durch. "Wir machen uns auf den Weg. Finden werde ich euch schon."
Dann brach die Verbindung ab und Sarge hörte nur noch statisches Rauschen.
Ein kurzer Blick in die Runde zeigte, dass die Anwesenden in einigermaßen guter Verfassung waren. Fragte sich nur, wie es um die anderen stand. Allerdings machte sich Sarge darüber keine großen Hoffnungen. Aber er war nicht die Person hier, die ihre Gefühle offen an den Tag legen konnte. Er musste zeigen, dass er mit Situationen wie diese zurechtkam. Die Vorbildfunktion war eine der schwersten Bürden.

Smith hörte den Pelican bevor er ihn sah. Das charakteristische Dröhnen, welches er stetig von sich gab. Das wohlklingende Geräusch von etwas, das sie hier rausschaffte.
Zusammen mit Mike half er den verwundeten Federov zu der Hauptstraße zu bringen. Ehe sich die drei versahen, war das Transportflugzeug auch schon über der Straße im Sinkflug. "Wurde auch Zeit", meinte Federov erschöpft.
O’Donnell beschleunigte fast schon automatisch seinen Schritt, als er dem Vogel näher kam. "Let’s get us out of here", meinte er zufrieden.

Wilson und Nolan waren die ersten, die in den UNSC-Pelican einstiegen. Gefolgt von Veers gesellten sich schließlich auch Mike, Nickolai und Jack hinzu.
Wilson ließ sich erschöpft in den vordersten Sitz sinken (beim Cockpit). Genug für heute, dachte er. Tief im Innersten hoffte er, dass Keyes nicht auf die verrückte Idee kam, ihn und den Rest der Truppe zurück in die Stadt zu schicken.
Ein Scarab am Tag musste reichen.
Sein Herz beschleunigte seinen Rhythmus, als sich Linda an seine Schulter lehnte und die Augen schloss. Ihre Hände berührten sich und Wilsons Puls normalisierte sich wieder. Beide hatten sie den Helm abgenommen, da dieser eh nicht mehr gebraucht wurde. Schließlich legte Wilson seinen Kopf an ihren und genoss, wie sie auch, die Augenblicke.
Mike und Jack halfen den in seiner Gesundheit beeinträchtigten Nickolai auf einen Platz. Schließlich stieg auch Sarge ein. Er setzte sich am hinteren Ende des Schiffes hin.
Auf die Frage wo denn Collin und William waren, schüttelte Mike nur den Kopf und Wilson verstand.
Ihre Freunde waren tot.
Der Pelican hob vorsichtig aus der engen Straße ab. Staub wurde aufgewirbelt und zog sich wie eine Smog-Wolke über das einst so geschäftige Handels- und Gemeinschaftszentrum im Kern Neu-Mombasas, das jetzt vom Rumpf eines gefallenen Scarabs gezeichnet war.
Der Pelican hielt nur noch einmal kurz über der Häuserebene

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#37

So hab das vor nen Knappen Monat schon gelesen, jetzt kommentier ich hier.

Also echt Hut ab, John, sau geil. Einfach toll wie du ausbaust, bei dir bekommt jeder so kleiner Charakter eine richtig lange Gesichte, also. Sau Geil, der Beginn der zweiten Sektion gefällt mir auch gut, einfach HAMMER.

Hoffe, du postest einfach mal wieder in ab Sehbarer Zeit. Also mach weiter so,

Wer anderen eine Bratwurst brät,
- -
der hat ein Bratwurstbratgerät!
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#38

D Du bist mein Held John *Kreisch* xD

Ne jetzt mal im ernst. Ich sehe dich als einer der ganz großen Präsenzen in der Halo Community Welt. Deine FF`s untermauern diese Behauptung.


Damals habe ich deine FF`s auf HB gelesen und mir einen Ruck gegeben und selbst in die Tasten gehauen.
Und Heute Sitze ich hier und habe schon eine kleine Fan Gruppe D


Ich hoffe inständig dass wir deine Werke noch viele,viele,viele lange Jahre bewundern Können D


Hochachtungsvoll

-NoX



P.s: Wenn ich mich nicht Irre hast du doch auch die Odballs auf HG gezeichnet. GENAIL! D Kommt da eventuell Irgendwann noch was?? Würde mich sehr drüber Freuen.

Hier spricht NoX ... der echte ;)
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#39

(07.12.2010, 21:02)NoX schrieb:  P.s: Wenn ich mich nicht Irre hast du doch auch die Odballs auf HG gezeichnet. GENAIL! D Kommt da eventuell Irgendwann noch was?? Würde mich sehr drüber Freuen.

Danke fürs Lob, sowas hört man immer wieder gern D

Und die Oddballs hat der Johnson gezeichnet nicht ich Zwinker
Ob es jemals wieder neue zeichnen wird steht wohl noch in den Sternen...

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#40

So, damit ihr was im neuen Jahr zu tun bekommt! D


Kapitel 8

Feldtauglichkeit

1528 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
Hochgeschwindigkeitsstraße A-94
Alt-Mombasa

Schneller!", brüllte Staff Sergeant Burnside. "Seht zu, dass ihr von dieser verdammten Straße runter kommt."
"Das ist leichter gesagt als getan Sarge", sagte Private Birkin. Er schaltete den Warthog in den fünften Gang und gab Gas. Staub, der sich von zerstörten Häusern auf der Straße gesammelt hatte, wurde aufgewirbelt, als die Reifen drüber hinweg heizten.
Unterdessen richtete Lieutenant Redfield das Gauss-Geschütz des Warthogs nach hinten aus. Auf der Hochgeschwindigkeitsstraße befanden sich keine Allianz-Soldaten. Keine lebenden jedenfalls. Von vielen der Häuser stieg Rauch in dicken Schwaden auf. Gigantische Plasmabälle schossen über den heiteren Himmel und schlugen fast schon ziellos in der Stadt ein. Es schien fast schon so, als könne man die Artillerie-Kanonen der Allianz nicht aufhalten.
Chris Redfield sah weiter nach hinten, die Straße entlang. Bereit auf alles zu schießen, was ihm in den Weg kam. "Ich glaub wir haben ihn abgehängt", rief er zu den anderen beiden vor.
Das war das Problem. Sie befanden sich auf der Flucht vor einem Scarab. Der fünfzig Meter hohe Kampfläufer hatte sie schon die ganze Zeit vor sich hergetrieben. Das dumme war nur, dass sie keinen Weg von dieser Autobahn fanden.
Dieser Scarab hatte ihnen nur eine Fluchtmöglichkeit gelassen. Und dieser Fluchtweg führte mitten durch Allianz besetztes Gebiet. Ein Gebiet, das obendrein noch von den Artillerien beherrscht wurde, die ihre Kugeln über ihren Köpfen verschossen.
Ironischer weise sahen diese todbringenden Plasmakugeln wunderschön aus. Es war durchaus ein atemberaubender Anblick - bis zu dem Moment, wo sie einschlugen, ihre Kraft entfesselten und bewiesen, dass nichts ewig wehrte.
Birkin riss das Lenkrad herum und umfuhr eines der vielen Autos, die besitzerlos auf den Straßen standen. Viele waren umgeworfen worden und dienten als provisorische Deckungsmöglichkeit. Zerstörte Ghosts und Shade-Geschütze lagen dazwischen.
Die Leichen von Allianzlern, Marines und Zivilisten lagen überall um sie herum verstreut. Die Menschen, die es nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt geschafft hatten saßen nun praktisch auf dem Präsentierteller. Chris biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab.
Man konnte den Wechsel des Häuserstils bei der schnellen Fahrt selbst als Blinder erkennen. Die vielen sandfarbenen Gebäude wurden durch modernere mausgraue Stahlbetonriesen ersetzt. In der Ferne konnte man Banshees zwischen den Wolkenkratzern kreisen sehen.
Hoch oben über den Häusern war er. Der über fünf Kilometer lange Sturmträger. Das Flaggschiff der hiesigen Allianz-Flotte.
Jetzt waren sie so ziemlich im Zentrum der Stadt.
Ein Grummeln war zu hören. Es übertönte sogar die lauten Motorgeräusche des Warthogs. "Was war das?", warf der zerstreute Birkin nervös in die Runde.
Armer Kerl, dachte sich Burnside. War es doch sein erster richtiger Einsatz.
Redfields Gebrüll holte ihn aber sofort wieder auf den Boden der Tatsachen: "Er ist wieder zurück!"
Burnside und Birkin drehten sich beide gleichzeitig hach hinten um. Im donnernden Getöse stürzte eine ganze Häuserwand in sich zusammen. Aus den Trümmern erhob sich majestätisch und unantastbar der Scarab-Kampfläufer.
Völlig mühelos überwand er den Höhenunterschied zu der Autobahn. Der Kopf - das tödlichste Körperteil des Läufers - hatte den kleinen Warthog schon im Visier, da war er noch nicht einmal ganz auf die Straße geklettert. Partiell betrachtet war das auch nicht nötig.
"Scheiße", schrie Redfield, als er erkannte was der Scarab die ganze Zeit vorhatte. "Er hat uns in eine Falle gelockt. Hier kommen wir nicht mehr raus."
Der Kopf des Scarabs neigte sich. Er strahlte eine Aura aus, die Triumph zeigte. Das verzagte Opfer bestaunend, welches der Sandkäfer in seine Grube gelockt hatte.
Sergeant Burnside kniff die Augen zusammen. Allein würden sie keine fünf Minuten im feindlichen Territorium überleben.
"Dort!", rief Birkin und nahm auch schon Kurs auf die vermeidliche Rettung: Eine Ausfahrt. Sie würde sie in engere Straßen führen und den Scarab hoffentlich behindern.
Aber Birkin zweifelte schon nach zwei Sekunden an dem Erfolg seines Unternehmens, als der Schatten der monströsen Kreatur über ihnen immer größer und bedrohlicher wurde.
"Bring uns hier raus, Birkin!", befahl Burnside verzweifelt.
"Zu spät", wehklagte Redfield mutlos, als sich das Hauptgeschütz des Scarabs wie eine Blüte öffnete.

Der Master-Chief ließ in seinem Warthog-Angriffsfahrzeug eine weitere Allianz-Stellung hinter sich, die ihm im Tunnel begegnete. Laut Cortana würde ihn dieser Autobahntunnel dorthin führen wo er hinwollte: zu dem Sturmträger des Propheten des Bedauerns. Im Zentrum Mombasas.
Gemeinsam bahnte er sich mit den Marines und den vier ODSTs, seinen Weg durch den dunklen Tunnel, in dem Ratten nicht die einzige Spezies waren, die hier unerwünscht waren.
Erschrocken wich der Chief mit dem Fahrzeug aus, als sich die Decke eines Tunnelabschnitts rot färbte und sein kolossaler grüner Plasmastrahl hindurch schoss. Er hatte mindestens einen Durchmesser von sechs Metern. Schlagartig wurde die sonst so kühle Tunnelanlage unerträglich heiß.
Zusammen mit dem Plasma stürzte ein halb geschmolzener Gauss-Warthog mit durch das Loch in der Decke. Scheppernd knallten die Überreste auf den Asphaltboden des taghell erleuchteten Raumes.
Als das Plasma schließlich erstarb überquerte eine Scarab-Angriffsplattform das Loch in der Decke. Er war riesig. Die Chance, dass es der Scarab war, der auch die drei Pelicans vor anderthalb Stunden vom Himmel geholt hatte, stand relativ gut.
Der Marine, der am M41-LAAG-Geschütz stand fing augenblicklich an aus allen drei Rohren zu feuern. "Da kommen wieder welche", warnte er. Und da waren sie auch schon. Drei Ghosts stoben aus dem nächsten Tunnelabschnitt und empfingen den Kugelhagel des Privates am LAAG.
Der zweite Warthog mit den Höllenspringern schoss die Steigung hinauf und rammte sogleich den ersten Ghost. Das Repulsorfahrzeug überschlug sich mehrmals in der Luft und krachte dann in einen Trümmerhaufen.
Wütend befreite sich der Elitekrieger aus dem Schrottberg und kam auf die Beine. Der Zweite Ghost war nun auch in seiner Nähe. Sergeant Stacker sah die Gelegenheit und brachte sein Fahrzeug in eine günstige Position. "Schnapp ihn dir Mike", sagte er gelassen.
Privat Budd brachte seinen kürzlich erbeuteten Raketenwerfer in Anschlag. "Je größer das Kaliber, desto schneller isser nieder", schoss es aus ihm heraus, als er den Werfer abfeuerte.
Eigentlich wollte er sich den Spruch aufheben, bis er einen dieser Jäger getötet hatte. Was soll’s, dachte sich Budd zufrieden, als die 102mm-Rakete einschlug. Die Explosion zerriss den Ghost und von den Eliten blieb nicht mehr allzu viel übrig.
Als Stacker zu dem Spartaner hinüber blickte hatten auch sie den Ghost erledigt. Er sank blutverschmiert zu Boden. An den Kontrollen lag noch ein völlig zerfetzter Außerirdischer.
Der Boden glühte, von der Verwüstung des Scarabs. Geschmolzener Asphalt floss in einer dickflüssigen Masse den Tunnel hinab. Vorsichtig passierten die Fahrer der Warthogs das grausige Geschehen, darauf achtend, nicht mit den Reifen in die heiße Masse zu gelangen.
Dann ging der Kampf im Tunnel auch weiter.
Stück für Stück arbeiteten sich die beiden Angriffsfahrzeuge ihren Weg durch die Stellungen des feindlichen Aggressors. Shades, Ghosts, jede Menge Grunts, Jackals und Elitekrieger. Ja sogar ein Schwarm Drohnen stellte sich ihnen in den Weg.
An einigen Stellen war die Straße aufgerissen und wirkte buchstäblich als Rampe. Sie schleuderte die Warthogs inmitten der Feindstellungen. Shades wurden nieder gewalzt, Frachtkisten beiseite geschoben und Fahrzeuge mitsamt den umstehenden Feinden in die Luft gesprengt.
Als sich die Allianz mittels drei Shadows neu zu formieren versuchte, musste der Chief mit seinen Marines an seine Grenzen gehen. Denn diese Shadows beherbergten ein gutes Dutzend Allianz-Soldaten (die Zahl richtete sich nach der Spezies, die befördert wurde), oder einen Ghost. Zudem befand sich auf dem Dach noch ein Shade, der von einem Eliten bemannt war aber seine Hauptfunktion ist und bleibt der Transport von Truppen.
Diese Feuerkraft machte die geringe Geschwindigkeit des Transportfahrzeugs auf jeden Fall wieder wett.
Schließlich, nach einem erbitternden Kampf gegen eine Horde blutrünstiger Elitekämpfer und ihrer Schergen erreichte der Master-Chief und die Marines das Ende des dunklen Tunnels voller Tod und Verderben.
Als die ersten Sonnenstrahlen über den Helm des Spartaners strahlten, fühlte er ein wohltuendes Gefühl in sich. Sie hatten den Vormarsch der Allianz vorerst gestoppt und waren ihrem Ziel ein Stück näher gerückt.
Der Gefangennahme Bedauerns.

Die Straßen waren verlassen. Kein Mensch traute sich auch nur aus dem Fenster zu sehen. Die Angst vor dem übermächtigen Gegner hielt nach wie vor an. Rollläden waren heruntergefahren und die Türen abgeschlossen und verbarrikadiert.
Aber würde das reichen um eine außerirdische Kriegsmacht davon abzuhalten, seinen fanatischen Glauben nachzueifern? Die ausnahmslose Ausgangssperre für Zivilisten war die eine Sache, die Tatsache, dass sie bei einer menschlichen Niederlage dem Tod geweiht waren war eine andere.
Immer noch tönten die Lautsprecherdurchsagen hier und da auf Spanisch über die Straßen, die die Bevölkerung anwiesen die Häuser nicht mehr zu verlassen.
Noch war der Chief keinem Allianzler begegnet. Seit dem Autobahntunnel herrschte Totenstille.
Ein Maschinengeräusch, das wie ein überladener Generator klang, unterbrach die ruhige Fahrt der Ledernacken. Hoch über den Häusern erschien ein Plasmamörser. Er bahnte sich seinen Weg in luftiger Höhe über die Straße und schlug letztendlich in einen Funkmastturm ein.
Die Mittelsektion des Turms schmolz unter der Hitze des Mörsers und der Mast knickte wie ein Streichholz um.
Jetzt stand es außer frage, in welcher Situation sich die Soldaten befanden. Sie waren auf den Weg in die Hölle.
Das Gefühl verstärkte sich noch, als sie einen Marine-Posten erreichten. Zwei Lazarettzelte waren dort errichtet worden. Sofort wurden die Warthogs langsamer, als sie den Anblick sahen.
Ein Marine sah sie und fing an wie wild zu winken. Er schien überglücklich zu sein, dass er einen Spartaner in dieser Gegend traf. Der Master-Chief stoppte das Fahrzeug und stieg aus. Ruhig lief er dem freudestrahlenden Marine entgegen. Seine Abzeichen wiesen ihn als Sergeant aus.
"Sir, was für ein Glück das Sie hier sind", man konnte ihm die Erleichterung ansehen. "Ich bin Sergeant Perez. Unser Platoon konnte sich bis hierher vorkämpfen, aber nun stecken wir in der Klemme. Wir kommen nicht an den Geschützen vorbei."
"Wo ist Ihr Befehlshaber, Sergeant?", fragte der Spartaner. Ihm fiel auf, dass Perez kaum noch Munition zu haben schien, wenn überhaupt. Seine Uniform war vom Kampf gezeichnet. Schrammen und Abschürfungen fast überall, es erinnerte John an seine eigene Kampfrüstung.
"Colonel Marini ist oben an der Front", antwortete Perez heißer. "Kommen Sie, ich bring Sie hin."
Ohne auf eine Antwort zu warten lief Perez los. Er rennte über den Bürgersteig und verschwand durch ein geöffnetes Tor. Der Master-Chief drehte sich noch schnell zu den Marines in den Warthogs um. Er gab ihnen ein Zeichen, dass sie vorerst ohne ihn weiter machen sollten. Sergeant Stacker ließ den Motor an und fuhr, gefolgt von dem anderen Fahrzeug, los.
"Wir treffen uns auf der Hauptstraße da vorn wieder", rief er noch, dann war er auch schon verschwunden.
"Komm schon", hörte der Spartaner einen Sanitäter sprechen. Er versuchte einen der vielen verwundeten Marines zu verarzten. Der blutverschmierte Marine auf der Trage rührte sich nicht. "Bleib bei mir, Marine!", brüllte der Sani.
Ohne Erfolg.
Demoralisiert wandte er sich einem weiteren zu.
Im anderen Lazarett lagen noch mehr Verwundete. Überall auf dem Boden klebte Blut. Einer der Marines warf wütend ein paar Kartons auf die Straße. Gerade waren ihnen die Medikamente, vor allem das Morphium, ausgegangen.
Ein anderer Marine schrie vor Schmerzen auf, als man sich um sein zerfetztes Bein kümmern wollte. Und er war nicht der einzige der unter Schmerzen litt.
Um eine Straßenkurve kamen zwei neue Soldaten. Einer konnte nur noch auf einem Bein gehen und wurde von dem anderen gestützt. Ein weiterer Name auf der schier endlos langen Liste mit Verletzten.
Ehe der Chief Perez durch das Tor folgte, bemerkte er noch einen weiteren Marine. Dieser kniete vor einer am Boden liegenden Trage. Sie war nicht weniger blutverschmiert, wie derjenige, der darauf lag. Der Soldat nahm die Hundemarken seines eben verstorbenen Kumpanen an sich und ließ sich weinend am Boden nieder.
An seinen Händen und der Marke klebte Blut.
Neben ihm lagen verbrauchte Spritzen, Infusionsgeräte und allerlei anderes ärztliches Gerät.
Nichts hatte geholfen, die Verletzungen zu heilen.
Nun spürte es auch der Chief. Ihn überkam Wut und Trauer zugleich, als er die leidenden Menschen, das viele Blut und die unzähligen Einschusslöcher an den Wänden sah.
Sofort verdrängte er diese Gefühle wieder in die hintersten Winkel seines Kopfes. "Wir hätten hier nichts tun können", beruhigte Cortana.
"Doch", widersprach John. "Wir können dafür sorgen, dass sie nicht umsonst gestorben waren. Indem wir der Allianz ,erklären‘, dass es ein Fehler war hierher zu kommen."
Mit entsichertem Kampfgewehr folgte der Spartaner dem wartenden Sergeant Perez. Zusammen liefen sie in das Haus und stürmten eine Treppe nach oben. Weiter ging es durch einen dunklen Flur.
Dort lag ein weiterer erschöpfter Marine. Rechts von ihm feuerten zwei Ledernacken aus der aufgesprengten Mauer. Einer hatte auf dem bröckelnden Mauerabsatz ein tragbares MG aufgestellt und verstrich seine tödlichen Kugeln über die Straße, die sich auf der anderen Seite des Gebäudes fortzog.
"Schieß hinter die Schilde", brüllte der eine.
"Ja, ja", entgegneter der andere gestresst. "Das mach ich ja die ganze Zeit."
Der eine Marine begann erneut aus seinem Kampfgewehr zu feuern. "Da hinten kommen noch drei", warte er.
"Ich hab sie", versicherte der andere und das Rattern seines Schnellfeuergeschützes war wieder zu hören. Die Blitze, die am Lauf entstanden ließen den Flur unheimlich aufleuchten.
Selbst durch die dicken Mauern des Hauses konnte man das Dröhnen und Donnern der Explosionen hören, die überall über dem Stadtzentrum entstanden und mit jeder verstreichenden Sekunde mehr Todesopfer forderten.
Es war wahrlich ein Höllenpfuhl.
Der Chief und Perez errechten einen Ausgang, der auf eine Art Terrasse führte und weiter hinten steil zu den Straßen hin abfiel.
Ein Privat kauerte draußen an der Mauer. Er umklammerte sein SMG-Maschinengewehr und wartete ab.
"Hey Coursins", rief Perez dem Marine zu. Er musste schreien um gehört zu werden.
"Ja?"
"Ist die Luft rein?"
Private Coursins wollte soeben einen Blick über die Brandung der Mauer werfen, als ein Teil von ihr ihn einer feurigen Explosion verging. Fluchend zwang sich Coursins wieder in Deckung.
"Sag du’s mir", rief er Perez antwortend hinüber.
"Fuck", fluchte Perez ebenfalls. "Wir kommen raus." Sergeant Perez rannte so schnell er konnte die Terrasse entlang. Er gesellte sich zu Coursins und schoss auf die Grunts, die sich unten hinter zwei zivile Fahrzeugwracks versteckten.
Perez drehte sich zum Master-Chief um und zeigte nach unten, wo auf halber Höhe zur Straße ein weiteres MG war und sich zwei Marines verschanzten.
"Enrico Marini", meinte Perez. "Der zweite von links."
Der Master-Chief nickte und machte sich auf den Weg. Von hier oben aus hatte man eine gute Sicht auf die Straßen unter ihnen.
Auf der anderen Straßenseite, auf einem der mittelhohen Häuser stand ein gewaltiges Artilleriegeschütz der Allianz. Es maß etwa zehn Meter an Höhe und die Geschosse waren nicht weniger mächtig.
Eine blau schimmernde Kugel bildete sich vor dem Lauf des Geschützes. Als es seine vollständige Größe erreicht hatte ruckte die obere Sektion der Artillerie und gab den Plasmamörser frei.
Schwungvoll und elegant krachte er gegen die nächst besste Häuserfassade. Kurze Zeit leuchtete das Haus hell auf, als der Mörser sich durch die Wände und Einrichtungsgegenstände fraß. Trümmerteile so groß wie Jäger stürzten zu Boden.
Unnachgiebig wiederholte das Geschütz diese Aktion. Für seinen Teil war der Chief sogar froh, dass das Geschütz nicht direkt auf die Stellungen der UNSC-Marines schoss.
Denn einer sieben Meter kalibrigen Kugel aus supererhitzten Plasma hatten noch nicht einmal die Schilde des Spartaners etwas entgegen zu setzen.
Zwei Grunts wollten die Steigung erklimmen, die zu den Marines hinauf führte. Der Spartaner legte in Windeseile sein Gewehr an und schoss auf die Gassauger. Einen streckte er spielend mit einem Kopfschuss nieder. Der Grunt fiel nach hinten und verspritzte sein hellblaues Blut über die Straße.
Der andere rutschte auf dem dickflüssigen Blut aus und erlag schließlich der Überlegenheit des Master-Chiefs.
Während er die Rampe auf die untere Ebene hinunter lief, warf er eine HE-Granate in eine Horde Grunts und einen Jackal. Der Jackal stellte seinen Schild auf und die Grunts unternahmen hoffnungslose Fluchtversuche. Die Handgranate ging in einem hellen Blitz hoch und von den Außerirdischen blieben nur noch Fetzen übrig.
Colonel Marini saß vor der Begrenzungsmauer der Ebene. Neben ihn lag ein regloser Marine. "Ich hatte nie gedacht dass ein Spartaner in der Stadt ist", hustete Marini mit Schmerzen in der Stimme.
Der Spartaner kniete sich vor ihm hin. "Rufen Sie Luftunterstützung, Colonel", befahl der Chief, obwohl er rangmäßig unter Marini stand. "Sonst schaffen es diese Geschütze noch uns unter den Trümmern der Gebäude zu begraben."
Marini nickte. "Halte mir solange diese Mistviecher da unten vom Leib."
Der Master-Chief salutierte und bemannte das MG.
In der Zeit in der der Chief auf feuernde Jackals und panische Grunts schoss, machte sich Marini über den toten Marine neben ihn her. Es war der Funker der Einheit gewesen. Marini beugte sich über den Rucksack und beförderte - wie könnte es anders sein - ein Funkgerät zu Tage.
Er begann an mehreren Knöpfen und Rädern zu Fummeln und versuchte hastig eine Verbindung mit irgendeinem Longsword-Jäger, oder sonst etwas herzustellen.
"Hier spricht Colonel Enrico Marini", sprach er. "Ist irgendjemand noch im HQ? Wir stecken in der Klemme. Schickt Longswords, SkyHawks oder sonst etwas. Nur tut was. Over."
Kurze Zeit beherrschte Stille den Funkverkehr. Dann meldete sich eine junge Stimme: "Verstanden Colonel. Hilfe ist schon zu Ihrer Position unterwegs."
Im selben Moment schlug ein weiteres Geschoss in das Hochhaus ein. Die Explosion war diesmal noch größer als zuvor. Das Gebäude wird nicht mehr allzu lange standhalten können.
"Kommt endlich, bevor die Scheiße am dampfen ist!", brüllte Marini ins Funkgerät. "Sonst wird man uns in der Zukunft nur noch mit der Gießkanne besuchen kommen."
Es rauschte abermals, dann klinkte sich eine andere Frequenz in die Verbindung ein. "Hier ist Major Easly, wir sind in Position. Und kommen rein." Im selben Moment hörte Marini ein Rauschen hinter sich und wandte sich zusammen mit dem Master-Chief nach hinten um.
Zwei Longswords schossen über sie hinweg. Ihr Kurs führte sie über die Artillerie hinweg. Das Geschütz richtete sich neu aus. Seine Opfer sollten die Kampfjäger werden. Unter lautem Getöse spuckte er einen Plasmamörser aus. Der Mörser verfehlte sein Ziel um haaresbreite und sah nur noch die beiden Jäger über sich hinweg fliegen.
John sah wie sich schwarze Gebilde von den Jägern lösten. Sie schlugen in die Außenhaut der Kampfmaschine ein. Keine Sekunde später verging das gesamte Geschütz in einer gleißenden blauen Detonation. Das Inferno war gigantisch, flaute aber schnell ab.
Von oben hörte man die Marines jubeln, als sie die Trümmer herabregnen sahen.
Auch Major Easly mischte mit in den Jubel ein. "Damit hatten die Hackfressen wohl nicht gerechnet", lachte er.
"Danke, Major", freute sich Marini. "Sie haben was gut bei mir."
"Ich wird’s mir merken", antwortete Easly, "wir suchen uns nun ein paar neue Ziele." Dann verschwanden er und der andere Longsword wieder in den Wolken, um weitere Ziele aus dem Hinterhalt auszuschalten.
"Verstanden, Major. Wir kommen hier jetzt zurecht."
Als sich die Allianz-Soldaten auf den Straßen taktisch zurückzogen verließ der Chief das Geschütz um sich die Feinde im Nahkampf vorzuknöpfen.
Neben ihn hatte sich Marini auf die Beine gezwängt. Er hielt ihm eine SMG hin. "Hier, nimm meine Waffe. Du wirst sie brauchen."
Dankend nahm der Spartaner sie an, nachdem er sein Kampfgewehr an der elektronischen Halterung am Rücken geklemmt hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Colonel sich die Seite mit der Hand zuhielt, Blut floss zwischen seinen Fingern hindurch.
Mit einem Nicken gab er dem Chief zu verstehen, dass er nun gehen soll.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, marschierte der Master-Chief die letzte Rampe hinunter und erreichte die Straße.
Er zog zusätzlich noch seine zweite SMG und gab sogleich drei kurze Feuerstöße auf eine Gruppe Grunts. Die Feinde fielen unter dem Kugelhagel, als sich auch noch drei Marines mit neuem Mut ins Getümmel stürzten.
Sergeant Perez war auch wieder mit von der Partie.
Ein Jackalanführer mit roter Rüstung und blauem Schild konnte dem Feuer entgehen und floh hinter einen Trümmerhaufen.
Der vogelartige Alien rannte durch einen Durchgang, der einmal eine Ziegelmauer gewesen war.
Der Chief und die Marines folgten ihm über die Straßen und bezogen am dem Loch in der Mauer Stellung.
Die Marines auf der rechten, der Spartaner auf der linken Seite. Perez hielt eine Granate hoch.
Plasma schoss unaufhörlich aus dem Loch und sollte den Vormarsch der Menschen stoppen. Perez hielt eine Granate hoch. Er überlegte noch kurz, dann trat er an den Rand.
"Feuer im Loch!", brüllte er und schleuderte den Sprengkörper um die Ecke.

"Das ist empörend!"
Schiffsmeister ’Novolee war außer sich. Man hatte ihn zum Narren gehalten. Verheimlichte ihm Dinge, die sich auf den Schiff zutrugen und sogar wer sich auf dem Schiff aufhielt. So etwas konnte ein Zelot nicht auf sich beruhen lassen!
Er wandte sich den ihm gegenüberstehenden Sangheili zu und sah ihm scharf in die Augen. "Wer hat das angeordnet?", fragte er aufgebracht. "Dieser Jiralhanae-Captain Gargantum? Oder gar ihr dämlicher Häuptling? Wie hieß er doch gleich… Tartarus?"
Onto ’Novolee hasste die Jiralhanae. Das war unbestreitbar. Aber dennoch akzeptierte er es, dass die existieren. Was jedoch unverzeihlich war, war die Frechheit anzuordnen, dass sich diese Scheusale auf der Religiöse Untersuchung aufhalten durften.
Nicht nur das, korrigierte der Schiffsmeister. Sie sollten es sogar tun!
Glücklicherweise hatte sich Bedauern in seine Gemächer zurückgezogen, wo er dieses Artefakt bewunderte, während seine Hunagok daran herumfuchtelten. So konnte sich der Schiffsmeister die Freiheit erlauben, hier auf der Brücke des Schiffes seiner Wut Ausdruck zu verleihen.
Der Orakel-Meister Parala ’Ahrmonro hob, in dem Versuch seinen Gegenüber beruhigen zu können, die rechte Hand. "Ich kann Ihre Missgunst verstehen Schiffsmeister", gab er von sich.
"Ach tut Ihr das?", ’Novolee klang belustigt. "Eine ,Stimme‘ kann also auch verstehen."
"Treibt es nicht zu weit ’Novolee", zischte der Orakel-Meister. "Wer sich auf dünnem Eis bewegt, sollte nicht anfangen darauf herumzutrampeln."
Parala ’Ahrmonro war der engste Berater des Propheten des Bedauerns. Man nannte Sangheili, die einen Rang wie dem seinen bekleideten auch die ,Stimme der Propheten’. Er trug eine alte Rüstung. Man konnte mit Gewissheit sagen, dass sie schon älter war als alles andere hier auf diesem Schiff. Und ’Ahrmonro wirkte in dieser lilafarbenen Panzerung, mit roten Verzierungen noch wesentlich älter. Das Alter hatte ihn gebeugt, jedoch hatte er an Schärfe und Weisheit nichts verloren.
In der Kommandozentrale der Sturmträgers war es augenblicklich still. Jeder beobachtete nun aus den Augenwinkeln heraus den Streit der beiden Sangheili. Dessen Ursprung die Anwesenheit von Jiralhanae auf dem Schiff war - und der Tatsache, dass man Onto davon in völliger Unkenntnis gelassen hatte.
"Kein Jiralhanae hat diesen Befehl angeordnet", fuhr ’Ahrmonro fort. "Es war der Hohe Prophet der Wahrheit, der diese neue Order erlassen hatte." Der Orakel-Meister breitete die Arme aus und schloss die Augen. "Künftig soll kein Schiff mehr die heilige Stadt Hohe Gabe verlassen, ohne nicht mindestens eine Jiralhanae-Einheit an Bord zu haben." Parala ’Ahrmonro blickte nach seiner kurzen Verkündung wieder den Schiffsmeister an. "Ich und der Prophet des Bedauerns waren die einzigen Außenstehenden auf diesem Sturmträger, die davon wussten. Er hielt es für angebracht Euch vorerst nicht darüber zu informieren, damit Ihr nicht die Mission gefährden würdet."
"Gefährden?" ’Novolees Wut steigerte sich immens. Hielt man ihn etwa für inkompetent? Am liebsten hätte er sich jeden Jiralhanae einzeln vorgeknöpft und ihn auf brutalster Weise des Lebens beraubt. Was heißen würde dass er sich dem Willen Wahrheits entziehen würde. Er konnte dem Propheten nicht einfach ins Gesicht spucken um ihm zu widersprechen.
Schon gar nicht einem Hierarchen.
Es musste also einen anderen Weg geben die Jiralhanae los zu werden, überlegte der Zelot.
Er schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Orakel-Meister. "Sagt welchem Zweck sollen diese Jiralhanae dienen?", fragte er in höflichen Ton. "Doch nicht etwa als Überwachung, oder?"
"Nun", begann ’Ahrmonro, "über die Aufgabe der Jiralhanae bin ich nicht informiert. Stellt mit ihnen an was Ihr für richtig haltet."
Der Schiffsmeister lächelte erfreut. "Nun wenn das so ist." Onto wandte sich einem der Nurka-Piloten zu, die an ihren Kontrollen saßen. "Seras, wissen wir wo sich der Dämon aufhält?", fragte ’Novolee den Nurka.
Dieser überflog schnell die Schlachtdaten und das zur Hälfte erstellte Protokoll. "Nun Exzellenz, wir können nur Vermutungen über seine Position anstellen", gab Seras ’Victomee unsicher von sich. "Aber wenn ich mir die Todesopfer ansehe und den Zeitraum in dem sie gestorben sind", fügte er schnell hinzu um nicht als Depp dargestellt zu werden, weil er keine Ahnung hätte, "verglichen mit dem Wissen, das wir über ihn haben."
"Keines", sagte Onto.
"Verglichen mit dem fehlenden Wissen", korrigierte sich Seras. "Nun, dann würde ich seine Position hier einschätzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich dort befindet liegt cirka bei siebzig Prozent. Aber es wäre ein Anhaltspunkt, Exzellenz."
Der Nurka wies auf einen Punkt inmitten der vierdimensionalen Holokarte der Stadt.
Schiffsmeister ’Novolee durchquerte gemächlich die scheibenförmige Karte und starrte auf den Punkt, den sein strategischer Offizier andeutete. Bis jetzt hatte sich dieser Nurka nur in den seltensten Fällen getäuscht, weswegen ihm ’Novolee ein gewissen Vertrauen in diverse Spekulationen schenkte.
Es war ganz in ihrer Nähe. Der Sturmträger war nur noch einen kurzen Fußmarsch entfernt. Doch um zu ihnen zu gelangen war es unabdingbar, die Brücke zu überwinden, die den breiten Fluss überquerte.
’Novolee war erfreut. "Sehr gut, Seras", lobte er. "Was haben wir dort alles für Truppen?"
’Victomee sah sich die Daten genauer an. "Die Menschen setzen sich dort hart zur Wehr", erklärte der junge Nurka. "Doch die Artillerie-Batterien halten sie weiterhin zurück.
Der Pilot rief eine Liste auf, die die Besatzung zeigte, die sich im dritten Hangar aufhielt. "Ich wollte schon die SpecOps-Lanze von Xato ’Ontamee dorthin schicken, um sich der Sache anzunehmen, Exzellenz."
"’Ontamee. War er es nicht gewesen der diesen Klunker aus dem Museum gestohlen hat?"
"Ja. Sie sind zum Abflug bereit."
"Widerrufen Sie den Befehl", befahl der Zelot.
"Äh, Exzellenz?" Seras war verwirrt.
Onto ’Novolee achtete nicht darauf. "Schicken Sie stattdessen die Jiralhanae dorthin."
Ohne Widersprüche gab der Nurka die Befehle in seine Konsole ein und gab Xato ’Ontamee über das schiffsinterne Com-System zu verstehen, dass der Einsatz für ihn und seiner Lanze beendet ist. Der SpecOps-Commander war zwar nicht erfreut darüber, weil er auf diesen Kampf bestanden hatte - um ihr neues Mitglied zu testen, welches erst seit wenigen Einheiten in der Molta-Lanze zugegen war.
Aber Befehl war Befehl und er musste gehorchen.
"Wenn ich mich einmischen darf", begann Parala ’Ahrmonro, der noch immer hinter den beiden stand. ’Novolee hatte den Orakel-Meister völlig vergessen, dachte, er hätte sich zu Bedauern zurückgezogen. Der Zelot drehte sich von der Konsole und dem arbeitenden Seras weg und wandte sich dem alten Sangheili zu, der nun wieder zu sprechen begann. "Darf ich fragen, was Ihr da wohl beabsichtigt?"
Zufrieden stellte sich Schiffsmeister ’Novolee aufrecht hin und streckte die Beine durch, um sich zu dehnen. So ein Tag auf dem Kommandodeck war härter als man vielleicht angenommen hätte. Manchmal stellte es auch einen Kampf in den Schatten. "Das dürft Ihr, ehrenwerter Orakel-Meister", antwortete der Zelot hochachtungsvoll.
"Ich schicke die Jiralhanae auf eine Mission." Er wies auf die Hologrammkarte hinter sich. "Es ist nicht einmal so weit von hier weg. Man kann es praktisch schon mit bloßem Auge sehen - wenn man sich auf dem Dach des Trägers befindet. Die einzige Aufgabe, die ich diesen Jiralhanae erteilen werde, ist auf diese Mission zu gehen."
Einer Mission ohne Wiederkehr, beendete Onto den Satz in seinen Gedanken, als sich ’Ahrmonro verbeugte und den Raum verließ.

Die Granate von Sergeant Perez flog um die Ecke. Sie schlug auf und purzelte mitten zwischen die Grunts und Jackals. Die schmächtigen Außerirdischen reagierten ungewöhnlich schnell. Und ihr rot gepanzerter Anführer war der Erste, der einen Energieschild in die richtige Richtung lenkte um dem Splitterhagel und der Hitze zu entgehen.
Nur war diese Granate nicht wie ihre Verwandten, den HE-Splittergranaten. Und Perez war wohl der einzigste, der davon wusste - was sein Grinsen geigte, als eine Explosion zu hören war.
Sie war lauter als sonst und ein extrem heller Lichtsein stach wie ein Messer aus dem Mauerloch hervor. Der Chief sah Perez an. Die Splittergranate war eine gewöhnliche Blendgranate gewesen.
Perez legte nur einen Ich-hatte-nichts-besseres-Blick auf und sprang noch im selben Moment um die Ecke. Das Fiepen, welches die Blendgranate in den Ohren verursacht hatte war noch immer zu hören.
Die Marines und der Spartaner fanden völlig verwirrte und desorientierte Gegner vor. Sie alle wankten auf der Stelle. Einige hatten die Augen geschlossen oder rieben sich diese. Andere hielten sch schreiend die Ohren zu. Die Blendgranate muss wahre Wunder bewirkt haben.
Sofort eröffnete der UNSC-Trupp das Feuer auf die geblendeten Soldaten. Einige versuchten noch mit ihren Plasmapistolen und Nadlern zu schießen. Doch solang ihre Augen nicht klar sehen konnten war dies ein hilfloses Unterfangen.
Der Spartaner und die Ledernacken sorgten dafür dass die Feinde nie wieder etwas sehen würden. Geschweige denn, dass sie in den Genuss kommen würden zu leben.
Alle bis auf einen.
Der rote Jackalanführer schien seine Klarheit schneller als erwartet zurückerlangt zu haben. Er schleuderte eine Plasmagranate vor sich auf den Boden und rannte weg. Die Marines stoben auseinander, als der Sprengkörper seine Macht entfesselte.
Als sich die Plasmawolke aufgelöst hatte, nahm der Master-Chief die Beine in die Hand und rannte dem flüchtigen Jackal hinterher. So langsam wurde es ihm zu bunt.
Er überwund einen Trümmerhaufen, rannte einen steilen und vor allem schmalen Weg hoch, da der Schutt neben ihm auf gleicher Höhe und nur schwer passierbar war.
Wider erwarten hatte der Chief die Hauptstraße wieder erreicht. Mitten dort stand der Jackal. Links und rechts von ihm waren jeweils zwei weitere. Der letzte von ihnen reihte sich schleunigst mit ein. Sie bauten ihre Schilde vor sich auf und kamen feuernd auf ihn zu.
Diese Taktik erinnerte den Chief an die "Schildkröte", die die Römer zu ihrer Zeit angewandt hatten. Eine äußerst wirkungsvolle Taktik, da man so trotz Feindbeschuss vorrücken konnte.
Es erstaunte ihn, dass dieser rote Jackal so klug war. Er hatte ihn unterschätzt - ein Fehler.
Das Plasma schlug um ihn herum ein und er zielte mit seinem Gewehr auf den Anführer. Die Kugeln surrten durch die Luft, doch vermochte es keine den Schild zu durchdringen oder ihn zu umgehen.
Die Marines erreichten ihn als Verstärkung und Perez gesellte sich neben ihm um ihm Feuerunterstützung zu leisten. Sein Kampfgewehr hustete ununterbrochen auf. Erzielte aber keinen nennenswerten Erfolg.
Die Schildsysteme des Spartaners wurden getroffen und seine Energieschildanzeige meldete einen schnellen Abstieg an.
Und als wäre das nicht schon genug, starteten im Hintergrund der Jackals, weiter die Straße hinunter, noch zwei Shadow-Transporter ihre Motoren.
Der rote Jackalanführer lud seine Pistole auf und schickte eine dicke Plasmakugel durch die Luft. Sergeant Perez reagierte zu spät um noch rechtzeitig ausweichen zu können. Der Master-Chief packte ihn am Harnisch und zog ihn weg.
Zu spät.
Das Plasma traf den schreienden Marine und ließ ihn dadurch für immer verstummen.
Wut kam in den Spartaner auf. Wut über den Feind, Wut über sich selbst weil er zu langsam gewesen war. Perez fiel zu Boden und noch im selben Moment packte der Chief dessen Pistole und feuerte das ganze Magazin auf den Jackal ab.
Dieser bekam seinen Schild nicht mehr rechtzeitig in Stellung und bekam die ganze Ladung ab. Blut spuckend knallte er rückwärts auf den grauen Asphalt.
Die anderen Jackals stießen unverständliche Flüche aus und formierten sich neu. Einer von ihnen blickte von ihm aus gesehen nach rechte. Er schrie auf und starb auch schon sogleich, als zwei Warthogs angerast kamen und die Vier-Mann-Gruppe überfuhr. Die Außerirdischen wurden regelrecht unter den schweren Rädern zermalmt. Ihre schwachen Knochen, die zu allem Überdruss auch noch hohl waren, hatten dem relativ wenig entgegen zu setzen.
Der Spartaner atmete erleichtert aus. Er kannte die Marines, die die beiden Fahrzeuge fuhren, nur zu gut.
"Na los, Chief", rief ihm Sergeant Stacker zu. "Ich hab uns einen besseren Untersatz besorgt."
Das stimmte in der Tat. Die ODSTs fuhren nun einen Gauss-Warthog. Der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Angriffsfahrzeug lag in dem Geschütz, welches 25mm-Raketen abfeuern konnte.
Der Spartaner sprang gekonnt den drei Meter hohen Absatz herunter und landete geschickt auf dem Asphaltboden der Straße. In dem Warthog saßen nun nur noch lediglich zwei Helljumper. Die Straßenkämpfe forderten ihren Tribut. Noch einmal blickte John zu dem toten Sergeant Perez zurück, verdrängte seine Gedanken um sich auf das vor ihm stehende zu konzentrieren und stieg auf das Geschütz des Fahrzeugs.
Die beiden Shadows fuhren davon. Die Grunts auf den Dachgeschützen feuerten ihre Plasmaladungen ab, bevor die beiden Fahrzeuge in einen linken Seitentunnel der Straße verschwanden. Der Chief schoss ihnen noch hinterher, konnte aber nicht verhindern, dass sie entkamen.
"Auf keinen Fall folgen", bellte der Chief Stacker zu. "In dem engen Tunnel sind wir leichte Beute für sie!"
Der Sergeant am Steuer gab zu verstehen, dass er verstanden hatte und gab Gas. Zusammen mit dem anderen Warthog rasten sie weiterhin die Straße entlang.
Ein weiterer Shadow wollte in dem Tunnel verschwinden. Er kam nicht weit, da die Gauss-Raketen ihn aufhielten und das Wrack den Abhang in den Tunnel hinab rutschte.
Im Vollgas preschten sie um eine harte Linkskurve und das Auto fing kurz an zu trudeln. Fing sich dann aber wieder.
Links von ihrer Straße fiel die Wandung steil ab und eine Art Kanal war zu sehen. Dort tauchten auch die beiden Shadows wieder auf. Das Geschütz am Heck des Warthogs wurde von dem Spartaner neu ausgerichtet und er feuerte mehrere Geschosse auf die dunklen Ungetüme ab.
Das hintere ging in Flammen auf und explodierte, als die Raketen den Transporter zerrissen. Trümmer und verbrannte Leichen stürzten zu Boden, als das Wrack scheppernd stoppte. Eine Hand voll Eliten traten taumelnd aus dem Rauch. Sie beeilten sich ihre verwundeten Körper in Sicherheit zu bringen. Nicht mit mir, beschloss der Spartan und feuerte erneut. Die 25mm-Rakete tat ihr übriges bei den verwundeten Kriegern.
Der zweite Shadow verschwand zugleich in einem folgenden Tunnel und war außer Reichweite.
Jedoch wusste dieser nicht, dass er nun in der Falle saß. Denn der Warthog fuhr wieder um eine weitere Kurve und stellte sich vor dem einzigen Ausgang des Tunnels quer.
Der Schatten-Transporter erklomm die steile Steigung zum Ausgang des Tunnels - nur um von mehreren 25mm-Geschossen in Empfang genommen zu werden. Die ersten zermalmten die ungeschützten Unterseite des Transporters. Doch weitere Raketen folgten. Sie schlugen in das Führerhaus ein, rissen die von Rundungen übersähte Außenhaut auf und machten das Fahrzeug manövrierunfähig.
Rauchend und blaue Explosionen fördernd blieb der Shadow nur wenige Meter vor dem Angriffsfahrzeug stehen und sackte zu Boden.
Sergeant Stacker rutschte das Herz in die Hose. Einen, vielleicht zwei Meter mehr und sie wären gerammt worden. Er versuchte wieder ruhig zu atmen und fuhr weiter. Eine Biegung weiter hinten überfuhr er eine Gruppe Jackals. Ihr Elitekommandeur fing sich eine saftige Gauss-Ladung ein.
Der darauf folgende Shadow zog auch kein besseres Los. Die Raketen die der Spartaner in seinen Frontbereich brettern ließ, zermalmten das gegnerische Fahrzeug unter der Gewalt der Kanone. Die Druckwelle, die von dem Geschoss in die Truppensektion ausging, ließ zudem zwei zivile Elektroautos überschlagen und begruben zwei flüchtige Jackal-Krieger unter sich.
Alles lief perfekt. Der Master-Chief war wahrlich eine brillante Tötungsmaschine, fand Stacker. Gib ihm eine Waffe und er zeigt dir, was man mit ihr alles anstellen kann. Kaum zu glauben dass sich unter der Rüstung ein Mensch wie er selbst verbarg. Fast wie er zumindest.
Auf der nächsten Kreuzung tummelten sich überraschender weise gewöhnliche Zivilisten herum. Stacker bremste hart, als ihm einer vor die Motorhaube rannte und erschrocken stehen blieb.
"Seit ihr verrückt geworden", brüllte Stacker, sich aus dem Fahrzeug lehnend. "Es herrscht doch Ausgangssperre, verdammt!" Viele der Leute beachteten ihn erst gar nicht, dann drehte sich einer zu ihm um.
"Aber es ist zu gefährlich hier zu bleiben", klagte er.
"In der ganzen Stadt ist es zu gefährlich", rief Pete über die Warthog-Geräusche hinweg. "Seht zu, dass ihr hier schleunigst verschwindet."
Ohne auch nur ein weiteres Wort oder ihre wertvolle Zeit zu verlieren trat Pete das Gaspedal bis zum Anschlag durch und verschwand über die nächste Kreuzung. Im Rückspiegel sah er noch, wie sich die Zivilisten zu sammeln begannen und in Richtung Lazarett rannten.
Stacker wandte sich wieder den Dingen vor sich.
Sein Blick fiel auf die umliegenden Gebäude und den gewaltigen Sturmträger, der noch immer seine Position in luftiger Höhe hielt. Dieses Schiff stellte wirklich alles bisher Gesehene in den Schatten. Sie befanden sich in der Höhle des Löwen. Oder zumindest an der Pforte dazu - was Stacker wieder an Dean Corso und "Die neun Pforten zur Hölle" denken ließ. Dies schien nur der Anfang zu sein.
Seine Befürchtung bestätigte sich, als sie sich einem neuen, schnelleren Gegner als Shadows gegenüber sahen.
"Ghosts!", stellte Pete entsetzt fest, als die wendigen Fahrzeuge auf sie zurasten. "Ich dachte wir hätten alle eliminiert."
Aus einer Seitestraße kamen sie gefahren. Die Piloten schienen sie nicht bemerkt zu haben, denn sie fuhren mit dem Rücken zu ihnen.
Ehe sich der Marine versah, verschwand auch schon der erste Ghost in einer blau-gelben Explosion. Der Chief war wirklich effizient. Auch dem zweiten und dritten erging es nicht besser. Der Vorteil war, dass sie von Grunts gesteuert wurden, was die Sache um so einiges erleichterte, da die kleinen Gassauer eher als Möchtegernpiloten eingestuft wurden.
Und anderes traf auch nicht auf sie zu.
Zwei weitere Grunts rasten mit ihren Ghosts auf den Warthog zu. Feuernd. Pete Stacker wich dem Beschuss so gut es ging aus und hoffte, dass die Panzerung des Fahrzeug auch das aushält, was die Hersteller von ihr versprachen.
Kurz bevor der Warthog mit dem Ghosts zusammen gekracht wäre zogen die beiden Grunts nach rechts ab. Wie gesagt, die besten Piloten waren sie nicht. Sonst hätten sie sich nicht mit ihrer Schokoladenseite präsentiert. Dem ersten wurde noch mitten auf der Kreuzung der Garaus gemacht. Dem anderen schoss der Spartaner praktisch in den Rücken, als dieser sich auf der abzweigenden Straße entfernen wollte.
Ohne weiter darüber nachzudenken schlug auch Stacker diesen Weg ein. Sicherlich hatte der Grunt noch ein anderes Ziel gehabt. Sie kamen an einem verlassenen Shadow vorbei und erreichten nach einer weiteren Kurve (und davon gab es mehr als genug in der Neustadt Mombasas) die alte Straße von vorhin wieder. Kaum zweihundert Meter vor ihnen befand sich das Lazarett. Zwei Ghosts, von Grunts bemannt, schossen darauf zu. Die verletzten Marines in den beiden Zelten würden keine Chance haben.
Diese verdammten Schweine mussten von dem schwulen Shadow hergebracht worden sein, dachte sich Pete wütend. Deshalb war der Transporter also verlassen gewesen.
Sie kamen immer näher. Doch Pete holte auf. Der Schweiß rann ihm über die Stirn, diese vermaledeite Hitze. Aber es war ihm momentan egal.
Als sie weit genug aufgeschlossen hatten feuerte der MasterChief das erste Geschoss ab und landete sogleich einen brillanten Volltreffer. "Der andere darf nicht sein Ziel erreichen", warnte Stacker, der sowieso wusste, dass genau das eben der Spartaner beabsichtigte.
Der zweite Warthog, der vorhin in einer anderen Straßenecke verschwunden war tauchte nun wieder auf. Er schoss aus einer Straße heraus, die links vom Lazarett wegführte. Der Marine am Lenkrad trat auf die Bremse, als er den wild geworden Ghost erblickte.
Es half nichts. Der Grunt musste von seinem Ziel regelrecht besessen sein. Er nutzte den Warthog buchstäblich als Rampe und segelte über die Motorhaube hoch in die Luft. Vier Meter hoch, wenn das überhaupt reichte. In letzter Sekunde wurde er von einer Gauss-Rakete erwischt.
Doch trotzdem krachte er in das fordere Lazarett hinein und verging ein einer blauen Explosion.
Marines schrieen, Sanitäter kamen angerannt, einige brachten Feuerlöscher mit. Überall floss Blut und blaues Feuer breitete sich aus.
Schockiert über das Desaster fuhr Pete an dem Lazarett-Platz vorüber und bog in eine weitere Nebenstraße ein, nur um dann schon wieder auf einer dieser breiten Hauptstraßen zu gelangen. Nun war es auch für einen so abgebrühten Sergeant wie ihn an der Zeit unregelmäßig zu atmen.
Am liebsten wäre er nicht hier. Wäre nicht in der Armee. Er spürte wie sein Geist zu brechen begann. Die Augen weit aufgerissen trat er das Gas durch.
"Wenn wir das hier überleben", keuchte er, "mach ich meiner Freundin den Antrag, wenn ich sie wieder sehe."
"Darauf ein Amen", gab Privat Walpole von sich, der immer noch auf dem Beifahrersitz saß und überhaupt nicht gewusst hatte, dass sein Sergeant mittleren Alters eine Freundin hatte. Geschweige denn, dass sie noch lebte.
Stacker hatte so sehr die Fassung verloren, dass er den Ghost gar nicht bemerkte, der in Begriff war an ihrer linken Seite vorbei zu rasen. Der Sangheili-Pilot verlangsamte sich schlagartig und riss die Lenkkontrollen herum. Er wollte doch tatsächlich dem UNSC-Fahrzeug hinterher.
Als er auf selber Höhe mit dem Warthog war, mit seinen Geschützen auf Pete zielend, schoss der Master-Chief. Die Rakete schlug ein und Pete konnte die Hitze der Zerstörung bis unter die Rüstung fühlen. Der Schweiß floss nun in Strömen und brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Hoffentlich halten die Räder. Hoffentlich halten die Räder, betete Pete, als er weiterraste. Sie waren dem Ghost wirklich gefährlich nahe gekommen. Zu nahe.
Stacker fluchte, als das Fahrzeug drastisch nach rechts zog. Soviel zu den Reifen. Er hatte es geahnt aber nicht zugeben wollen. Einer Plasmaexplosion hielten auch die Kautschuk-Reifen des Warthogs nicht wirklich stand.
"Auch wenn es makaber klingt, Sarge", stammelte Walpole neben ihm. "Aber ein auf Felgen fahrender Warthog ist momentan unser geringstes Problem." Er zeigte mit dem Kampfgewehr nach oben in den Himmel.
Sergeant Stacker folgte seinem Blick. Aber außer den Hochhäusern und dem (wohl gemerkt) Wolken vergangenen Himmel konnte er nichts Weltbewegendes erkennen.
Was konnte Walpole meinen?
Pete wollte sich gerade erkundigen, als er den verhängnisvollen Schatten am Himmel erblickte. Einen Schatten der die wohl grausamsten und unehrenvollsten Bestien auf den Plan schicken würde. Ohne dass Pete davon etwas ahnte…

"Ein Phantom", meldete sich die KI Cortana nach wohl endlosem Schweigen wieder. "Sie bringen Verstärkung."
"Nur leider die falsche", entgegnete der Chief, als der Phantom der Allianz über ihre Köpfe hinweg flog.
Die Generatoren der Flugmaschine dröhnten auf, als er langsam nieder ging. Zur Willkommensheißung feuerte der Master-Chief einige Ladungen Gauss-Raketen auf den Phantom ab.
Hier zeigten sie ihr wahres Potential. Unter den Marines wurden die Gauss-Raketen gern auch als "Mini-MBK" bezeichnet. Da diese Geschosse mit Überschallgeschwindigkeit abgefeuert wurden und der folgende Aufschlag sein übriges tun würde.
Die Treffer des Master-Chiefs hinterließen große Löcher in der Außenhaut des Schiffes.
Dennoch setzte es ohne zu zögern seinen Landeanflug fort.
Die Unterseite des Phantoms leuchtete auf. Die blaue Halbkugel an der Unterseite, blitzte wie Plasma auf. Diese Energiekugel bildete sich in einem drei Meter durchmessenden Ring, der die "Ausstiegsluke" zu sein schien.
In den Sekundenbruchteilen, die zwischen jeden Aufblitzen der Kanonenmündung die Sicht auf den Phantom ermöglichte, zeigten sich mehrere Schemen, die das Schiff verließen.
Diese nicht beachtend schoss der Spartan weiter bis eines der Geschosse den Antrieb in Stücke riss. Die Generatoren oder Reaktoren - oder womit das Schiff auch immer in der Luft und in Betrieb gehalten wurde - heulten auf und das Landungsboot explodierte in einem blauen Schein und stürzte auf seine ehemaligen Insassen unter sich.
Sergeant Stacker musste stark abbremsen und nach rechts lenken, als die Straße dadurch unwillkürlich vor ihnen aufhörte. Eine kleine Brücke, die den unteren Kanal überquert hatte war eingestürzt und erwies sich ebenso wenig als neue Route. Es war gut möglich, dass einige Elitekrieger sie sabotiert hatten. Wer konnte das schon genau sagen.
Jedenfalls lag nun ein zehn Meter breiter Graben zwischen ihnen und einem weiteren Phantom, der auf der anderen Seite zu Landung ansetzte.
Geschwind legte Stacker den Rückwärtsgang ein und fuhr bis zur letzten Abzweigung zurück, was nicht sonderlich weit war. Er fuhr die Autobahnbreite Straße entlang und hörte schon wieder dieses Dröhnen über sich.
Ein weiterer Phantom flog kreischend über sie hinweg.
Kleine Sonnen bildeten sich auf der Außenhaut des Schiffes, als die Raketen des Chiefs einschlugen. Er schätzte, dass ihm eher die Munition ausging, als dass er alle Vogel zum Absturz brachte, die wohl noch kommen würden. Die Panzerung war überragend - aber nichts währte ewig.
Der zweiunddreißig Meter lange Phantom umflog eines der vielen stahlgrauen Hochhäuser und tat es seinem anderen Kollegen gleich.
Er setzte ebenfalls zur Landung an.
Eine der Raketen traf ein seitliches Plasmageschütz. Es wurde vom Rumpf gerissen und krachte auf den Asphalt. Die Hitze die es ausstrahlte ließ ihn schmelzen.
Keine vier Meter über dem Boden beendete der Phantom seinen Sinkflug. Das blaue Etwas an der Unterseite leuchtete kurz auf, dann tauchten daraus Personen auf.
Es handelte sich bei dem metallenen Ring also um einen Mini-Gravitationslift. Wenn man es genau betrachtete sah er sogar genauso aus wie der seiner großen Verwandten: den Raumkreuzern der Allianz.
Die Personen, fünf waren es, setzten sicher ihre Füße auf den Straßenboden auf. Und es waren nicht irgendwelche Personen. Es waren…
"Brutes! Pass auf!", warnte Cortana, als sie die Bestien erkannte. Das war wohl das erste Mal, dass die Allianz diese Krieger in einen Einsatz gegen Menschen einsetzte. Zumindest das erste Mal, wo jemanden die Möglichkeit bestand, darüber zu berichten.
Es war schon hart genug gegen drei Brutes zu kämpfen. Damals auf der Allianz-Kampfstation Unbeugsame Weisheit. Einem Spartaner hatte es das Leben gekostet.
Aber fünf Brutes waren beinahe zu viel. Selbst für John.
Selbst für den letzten überlebenden Spartaner.
Er gab drei Raketengeschosse von sich und hob so zwei der Kreaturen von ihren Füßen. "Vorsicht", brüllte der Spartaner, als eines der Scheusale auf die Haube des Warthogs sprang.
Die Marines konnten in der kurzen Zeitspanne von einer Sekunde nicht reagieren. Die überraschten Männer waren der wild gewordenen Bestie hilflos ausgeliefert. Und der Chief konnte nicht feuern, da sich der Brute außerhalb der Reichweite befand. Selbst wenn, hätte er so auch die Marines getötet.
Der Brute holte brüllend mit seinem Brute-Gewehr aus. Es war eine Mischung aus zielungenauen Granatwerfer und Nahkampfwaffe. Nahkampfwaffe deshalb, weil hinten an dem Gewehr ein achtzig Zentimeter langes, geschwungenes Bajonett angebracht worden war.
Der affenähnliche Arm des Brutes schoss herab und erwischte Sergeant Stacker zuerst. Anstatt die rasiermesserscharfe Klinge der Waffe tief in Stackers Körper zu bohren, packte die Kreatur ihn und schleuderte ihn mit der Wucht eines durchgedrehten Nilpferdes aus dem Fahrzeug. Der Marine-Sergeant überschlug sich auf der Straße und kam zum erliegen. Keinen Lidschlag später hatte das Scheusal auch Walpole erwischt.
Dieses Mal benutzte es seine brutale Waffe.
Das Bajonett schnitt ihm den Arm ab und durchsäbelte seinen Oberkörper. Rotes Blut schoss in einer Fontäne umher. Auch er wurde auf dem Warthog katapultiert. Zur Beifahrerseite hin flog er über die halbe Straße. Der Tod ereilte ihn im Auto so schnell, dass er noch nicht einmal die Gelegenheit bekam zu schreien.
Ein überraschtes Stöhnen kam von ihm im Flug, dann war es still.
Der Warthog wurde schnell langsamer, was dadurch hervorgerufen wurde, dass keiner mehr das Gaspedal bediente. Der schräge Bürgersteig und die nahende Hauswand boten dem Fahrzeug schließlich Einhalt.
Der Brute sah zum Master-Chief auf und fing an lauthals über seinen Triumph zu brüllen. Als er das Maul aufriss entblößte er riesige Eckzähne, die man mit denen eines Nilpferdes vergleichen konnte. Dicke Speicheltropfen flogen durch die Luft.
Der Sabber stank widerlich, selbst durch die Luftfilterungen des Helmes, den der Spartaner trug. Mit einem lauten Schlag rammte der führerlose Warthog die Häuserwand und der Brute wurde durch den abrupten Stopp durch das Schaufenster des kleinen Ladens geschleudert.
Um keine Zeit zu verlieren sprang der Chief geschwind vom Geschütz und zog, während er den Jeep umkreiste, seine Waffe. Der Brute-Krieger schnellte nun ebenfalls aus dem Laden heraus, indem er einfach durch die Tür wie eine Lokomotive jagte und stampfte auf den Asphalt auf.
Das Monstrum wirkte wie eine Mischung aus Nashorn und Gorilla. Er hatte dicke graubraune Haut und holzbraunes Fell. Das Fell am Kopf war von Sabber und Blut verklebt. Vom Blut der Marines.
Panzerung besaß der Brute kaum. Lediglich unnötig erscheinende Schulterschilder und einen grauen Metallhelm - der eher wie eine dünne Blechplatte aussah, die man ihm an den Schädel gehalten und mit einem Hammer in Form gebracht hatte.
Um die Brust trug er zusätzlich noch einen Waffengurt. Er holte wie auch bei den Marines mit seinem Gewehr aus und schlug zu. Im selben Augenblick sprang der Chief rückwärts. Haarscharf verfehlte die tödliche Klinge den Hals des Menschen.
Ein paar Zentimeter mehr und der Kopf des Chiefs wäre flöten gegangen.
Der Brute wurde wütend. Er riss das Maul auf und Brüllte seine Wut und den Hass heraus. Der Chief nutzte die Gunst der Stunde und hob sein Kampfgewehr. Er drückte den Abzug durch und schoss der Bestie in seine hässliche Fratze.
Die Kugeln des BR55-Gewehrs bohrten sich in seinen Schädel. Schwarzes, fast schon purpurnes Blut und Hirnmasse spritzte. Der Helm des Tieres flog davon, als die Kugeln dagegen prallten.
Die bärenstarke Kreatur taumelte kurz und lief auf den Spartaner zu. Unüberlegt mit dem Bajonett herumfuchtelnd. Dann stolperte es über seine eigenen Füße und sackte tot zu Boden.
Spartaner 117 musste weiter zurückweichen, als die beiden übrig geblieben Brutes begannen ihre Granatwerfer abzufeuern. "Irgendwelche Einfälle wie wir aus dieser Misere wieder herauskommen, Cortana?" Der Master-Chief leerte sein Magazin in den ersten näher kommenden Brute. Das leere Munitionsmagazin fiel zu Boden. Noch bevor es ihn errichte, hatte der Chief schon das nächste in seine Waffe gerammt.
Diese Brutes waren sogar noch anders, als ihr Vorgänger, stellte der Chief überrascht fest. Sie besaßen eine Rüstung. Diese hatten eine ähnlich blaue Färbung wie die der Eliten, nur wirkten ihre Brust- und Schulterplatten etwas abgespeckter. Der Helm wirkte auch stabiler, im Vergleich zu dem, den der tote Brute getragen hatte.
"Ohne einen fahrbaren Untersatz schaffen wir es nie zum Schiff", erklärte er der KI, als wenn er mit einem kleinen Kind reden müsse.
"Ich glaube da kann ich dir aushelfen", meinte Cortana urplötzlich. "Schau mal nach rechts."
Der Chief tat es. Gerade noch rechtzeitig. Zwei Ghost-Angriffsfahrzeuge rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Der Spartaner rollte sich zu Seite ab und entging dem ersten Fahrzeug. Sein Kampfgewehr schlitterte über den Boden. Der zweite Ghost schoss. Und der Mistkerl hatte auch noch das unverschämte Glück, das Gewehr zu treffen.
Das supererhitzte Plasma machte kurzen Prozess aus der Präzisionswaffe. Es schmolz binnen einer Sekunde unter der Hitze zusammen.
Der Chief fluchte und zog als Ausgleich seine beiden MP-M7. Diese Maschinenpistolen (die SMGs) waren zwar gegen einen Ghost wenig effizient, aber Granaten hatte er fast keine mehr.
Er schoss. Diese "Kugelspritzen" sorgten für einen anhalten Feuerstoß aus 5mm-Geschossen - die allesamt an der rötlichen Panzerung des Ghosts zu verpuffen schienen.
Der Brute, der an den Kontrollen des Fahrzeugs saß, feuerte nur ungezielt und besaß auch noch die Dummheit langsamer zu werden. Als er nur noch knapp einen Meter entfernt war, sprang der Master-Chief vom Boden ab und segelte regelrecht auf den seitlichen Flügel, des Gleiters. Mit einer Hand hielt er sich an der Mittelsektion fest, mit der anderen balancierte er sich aus.
Das Scheusal spie irgendeine Beleidigung aus und zog eine Projektilwaffe, die dicke Stacheln abfeuern konnte. Der Chief konnte nicht länger auf einen besseren Moment warten. Er spannte seine Waden an und stieß sich von dem rechten Flügel ab. Weiterhin krallte er sich mit der linken Hand an dem Geist fest.
In einem Flug schwang er herum und trat dem Brute mit aller Gewalt gegen das Gesicht. Dunkle Bluttropfen spritzten aus dessen Schnauze und die Kreatur sackte erfolgreich vom Sitz des Ghosts. Er überschlug sich einmal und blieb dann einige Sekunden auf dem Asphalt liegen. Unweit von ihm purzelte der unbenutzte Stachler in einen Schutthaufen.
Zur selben Zeit bemannte der Master-Chief das Gefährt und feuerte die fest montierten Geschütze ab. Das Plasma verbrannte dem Brute den Rücken und ließ das Blut unter seinen Schmerzensgebrüll kochen.
Nun vernahm er das Geratter von Maschinenpistolen und MG-Feuer. Die beiden überlebenden Brutes kämpften gerade gegen eine Gruppe Marine-Soldaten in ihrem letzten Warthog.
Feuerrotes Plasma schlug auf die Straße auf, als die beiden Phantoms zurückkehrten. Sie schwebten wie gierige Geier am Himmel, die sich ihre Beute holen wollen.
Unter anderem trat Sergeant Stacker kurz hinter dem stehen gebliebenen Warthog hervor und schoss auf die näherkommenden Feinde.
Der Chief war mehr als froh, dass der Sergeant den Angriff des Brutes überlebt hatte, obgleich das in dieser hitzigen Situation wenig bringen mochte.
Die Phantoms sanken tiefer in die Häuserschluchten ab. Ihre mehrgängigen Geschütze spieen todbringendes Plasma aus. Der Spartaner wollte das Feuer erwidern, als ihn Cortana davon abhielt.
"Die Marines werden die Phantoms aufhalten", sagte sie. "Sieh zu, dass du zum Träger kommst!"
Ohne ein Wort zu erwidern oder zu zögern drehte der Master-Chief bei. In dem Wissen seine Mission erfüllen zu müssen ließ er die Marines zurück. Auch wenn es für die Zukunft der Menschheit richtig sein sollte, fühlte es sich keines Weges so an. Das hatte es noch nie getan.
Er beschleunigte den Ghost und raste die Straße hinunter. Zwar fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit, aber es erschien ihm nicht so. Die Ghosts, denen er vorhin begegnet worden waren kamen ihm irgendwie schneller vor.
Nach kurzer Inspektion fand er neben dem Beschleunigungspedal noch einen zusätzlichen Hebel. Er hatte keine Ahnung wofür er gut war. Ohne weiter drüber nachzudenken griff er danach. "Chief ich würde das nicht…" Zu spät, der Master-Chief hatte den Hebel bereits umgelegt.
Kaum eine Millisekunde später wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Der Ghost nahm extrem an Geschwindigkeit zu. Die Fliehkräfte drückten den Chief gegen die Rückenlehne.
Die umgebenden Häuser und schrottreifen Autos verschwammen. Hinter dem Ghost bildeten sich lange Konsensstreifen, die (wie fast alles bei der Allianz) hellblau leuchteten.
Beeindruckt pfiff der Chief. "Wieso hatte ich dieses Wunderwerk nicht schon früher entdeckt?"
Cortana seufzte in seinem Helm, als sie einfach über eine Allianz-Patrouille hinweg rasten. "Gib dem Kind seinen Lolli."
Das Gefährt schien die Energie für einen solchen Boost aus den Waffensystemen abzuziehen, wodurch er logischerweise nicht feuern konnte, die Geschwindigkeit machte dies dennoch wieder wett.
Auch wenn der Ghost so weniger manövrierfähig war.
Er befand sich nun direkt auf den Highway zur Zentrumsbrücke. Er musste nur noch den Fluss mittels der Brücke überqueren und schon war er im Zentrum Neu Mombasas angelangt und konnte sich auf einen gemütlichen Spaziergang zu den Sturmträger einstellen.
All seine Träume von einer ruhigen Fahrt wurden prompt zerstört, weil vor ihm auf der vierzig Meter breiten Straße Plasma von oben einschlug.
Er drehte sich um und erblickte die Phantoms.
Sie waren wieder hinter ihm her. Und direkt hinter ihm kamen zwei Ghosts angerast. Entweder hatten die Marines den Kampf verloren oder die Phantoms hatten es als wichtiger erachtet den ,Menschen in der Spezialpanzerung‘ zu erlegen.
Der Chief hoffte letzteres.
Weiter die Straße hinunter befand sich ein Pfeiler für die Brücke. An ihm war ein gewaltiges Willkommensschild angebracht worden, welches die Besucher ins Stadtzentrum einladen sollte. Es zeigte die gräulich dunkle Atmosphäre der Wolkenkratzer-Metropole und ließ sogar diesen vor Hitze triefenden Ort kühl erscheinen.
Einer der Phantoms überholte den Chief mit Leichtigkeit, während der anderen weiterhin sein Plasma auf die Straße verteilte - und brillant seine schlechten Zielkenntnisse präsentierte. Die Ghosts halfen ihm, dabei.
Der Phantom-Transporter vor ihm schoss auf das gleichgroße Willkommensbanner. Genauer gesagt auf die Halterungen. Dieser Drecksack wollte dem Chief das Schild vor die Nase werfen und ihn so festnageln.
Die Metallträger ächzten unter dem Beschuss auf und gaben nach. Langsam neigte sich das Schild gen Boden. Sehr langsam. Der Phantom-Pilot musste sich eingestehen, dass er es vermasselt hatte. Denn schießen tat er nicht mehr sondern beschleunigte sein Flugzeug. Er versuchte tatsächlich noch unter dem absackenden Schild hindurch zu fliegen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es der Phantom durch den engen Zwischenraum zwischen Betonpfeiler und Schild schaffte, waren gleich null. Das merkte der Master-Chief, als das Willkommensschild den Phantom erfasste. Das, dachte der Chief. Ist doch mal ein richtiger Willkommensgruß.
Die Gewalt, die das Schild aufbrachte, als es mit dem Transporter kollidierte war so groß, dass der Phantom sich drehte und mit so hoher Geschwindigkeit auf die Autobahn klatschte, dass seine Bewegungen verschwammen. Die Wucht es Aufpralls ließ ich bersten.
Der zweite Phantom konnte dem gerade noch ausweichen.
Der Chief lenkte im letzten Moment den Ghost um den abgestürzten Phantom, bevor dieser in einem hellen Blitz explodierte. Die grauenvolle Schönheit der Explosion, war der des Art

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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