Klar, ich lass euch doch nicht im Stich
Viel Spaß beim lesen!
Kapitel 9
1420 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
ehemalige Allianz-Basis
Auf Regen folgt Sonnenschein. Naja auf Halo scheint dieses alte Sprichwort jedenfalls nicht zu gelten. Da heißt es eher: nach einem "kleinen" Schauer folgt ein tropischer Monsun - der mit hoher Wahrscheinlichkeit den ganzen Regenwald samt Allianz-Basis von diesem Ring fegen wird.
"Wisst ihr es ist doch schön zu wissen, dass man bei einem solchen Mistwetter ein Dach über den Kopf hat. Ich weis ja nicht ob euch dieses Wetter gefällt - mit jedenfalls gefällt es nicht. Warum? Seit halt nicht so neugierig. Es ist halt so."
Corporal Hammond fiel nichts Besseres ein, was er tun könnte und so unterhielt er sich mit den Grunts - die sie gefangen genommen hatten.
Die Marines hatten sie an einen der vielen Gebilde fest gekettet. Und nun saßen sie da und mussten sich mit dem Corporal unterhalten. Oder viel mehr mussten sie ihm zuhören (auch wenn sie kein einziges Wort von dem verstanden was er sagte). Das einzigste was der Corporal von den Grunts zu hören bekam war ihr Schnaufen, das aus der Atemmaske drang, wenn sie das eiskalte Methan aus- und einatmeten.
Ab und zu schreckten sie hoch, wenn Hammond aus versehen mit den Lauf seines Sturmgewehres auf sie zielte. Die beiden Grunts quiekten kurz auf und hielten sich die Arme schützend über den Kopf - als befürchteten sie erschossen zu werden. Sofort richtete der Corporal das MA5B in eine andere Richtung.
Die Tür öffnete sich und Hale betrat die Halle. Er war von oben bis unten durchnässt. Wo er auch hinlief hinterließ er kleine Wasserpfützen.
"Oh man! Bei dem Sturm möchte man doch keinen Hund vor die Tür setzen", sagte der Pilot und rang sich die Jacke aus. "Wohl eher einen Grunt", fuhr er fort.
"Wo ist Connor?", fragte Hammond.
"Sam?", antwortete Hale. "Der bastelt noch am Funkgerät für den Pelican. Wer weis ob er noch das Teil zum Laufen bringt."
Hammond schulterte sein Gewehr und ging langsam in Richtung Ausgang. "Haben wir schon was von den Marines gehört?", fragte er.
"Nein Sir." Hale deutete auf seine nasse Kleidung. "Bei dem Unwetter da draußen ist es unmöglich etwas zu empfangen. Und unser Radarsystem ist auch nutzlos."
Hammond wusste was das bedeutete: würde die Allianz kommen, dann würde es niemand merken. "Hale wir müssen hier weg. Egal was passiert. Wir holen die Marines und sehen zu dass wir verschwinden."
"Aber Sir, bei dem Sturm können wir nicht einfach losfliegen! Wer weis wie stark die Turbolenzen werden."
"Das ist mir egal. Wenn die Allianz hier auftaucht kannst du das ihnen ja sagen. Denn denen wird mittlerweile aufgefallen sein dass hier was nicht stimmt. Und bevor sie ihre Truppen hierher schicken, sollten wir längst verschwunden sein."
Ohne Hale die Gelegenheit zu geben etwas zu antworten ging Corporal Hammond nach draußen.
Die Tür schwang zur Seite als sie näher kamen und als die beiden dann draußen vor dem Komplex, im Regen standen, trauten sie ihren Augen und Ohren nicht. Die Luft war erfüllt von einem Brummen - das selbst den tosenden Sturm übertönte.
Und ehe sie sich versahen tauchten fünf altbekannte Silhouetten am Himmel auf.
"Ach du heilige Scheiße!", rief Hale. "
Lauf!"
Beide rannten in Richtung Pelican. Die Kampfstiefel der beiden sanken immer wieder in den Schlamm ein. Der Wind und der Regen waren so stark, dass man kaum laufen konnte. Noch bevor die beiden am Pelican ankamen landeten die fünf Allianz-Landungsboote. Je näher sie der Erde kamen desto mehr Wasser und Schlamm wurde weggeblasen.
Der Elitekrieger ’Jagamee war bereits auf den Weg nach oben, als er seine aktive Tarnung einschaltete. Er betrat die gigantische Eingangshalle und wollte sie schon wieder durch die nächste Tür verlassen. Doch dann sah er zwei Grunts. Sie schienen keine Notiz von ihm zu nehmen.
Ach ja, die Tarnung, dachte der Elite. Er deaktivierte sie und ging auf die Grunts zu.
Lebende Schutzschilde kann man immer gebrauchen.
Babak stieß seinen Freund Jagaw an. "Hey, sieh mal. Ein Elite!" Jagaw sah auf und traute seinen Augen nicht. Er war gerettet. Sie waren gerettet. Er konnte sein Glück kaum fassen.
"Ich will Gefangene, damit das klar ist", sagte Zuka ’Zamamee zu seiner Einheit, sowie über Funk zu den anderen vier Allianz-Landungsbooten. Alle bereiteten sich auf den Absprung vor.
"Wir brauchen nur die Piloten lebendig - tötet die anderen. Aber deren Landungsboot muss auf jeden Fall heil bleiben", fuhr er fort. "Und findet diesen ’Jagamee. Ich habe noch einiges mit ihm zu bereden."
Der Grunt Yayap stand neben seinen Meister. Er war mit einer Plasmapistole, so vielen Granaten wie er tragen konnte und doppelt so viel Angst ausgerüstet. Er hatte keine Ahnung wie viele Menschen dort unten lauern.
Die Luken an den gabelförmigen Enden des Schiffes klappten herunter und ließen Grunts, Jackals sowie Elitekrieger ins Freie.
Sobald die Luke unten war, wurde Yayap auch schon von dem starken Regenschauer zurückgedrängt. Er versuchte neben den Eliten die Rampe herunter zu stürmen. Aber sie war so nass, dass er darauf ausrutschte. Der Grunt rollte die Rampe herunter und kam im Schmutz wieder zum stehen.
Als Yayap sich aufgerichtet hatte, befürchtete er erschossen zu werden, doch dem war nicht so.
Durch den starken Regenschleier erkannte er, wie die Eliten und Jackals schon zwei Menschen gefangen genommen hatten.
Der Kampf war also schon fast vorbei.
Derselbe Ort
Ein paar Minuten zuvor
"Hm, also laut Anleitung soll das grüne Kabel in die Anschlussbuchse A1? Da passt doch was nicht. Oder?"
Copilot Sam Connor hatte im Prinzip keine wirkliche Ahnung wie das Funkgerät des Pelicans funktionierte. Während über diesen Kontinent dieser gottverdammte Monsun wütete, musste er in dem engen Cockpit das Funkgerät reparieren - welches eigentlich noch nie wirklich funktioniert hatte. Schon als Charlie 217 die Werft auf Reach verlassen hatte, hatte die Funkeinrichtung eine Macke.
Connor hatte die halbe Abdeckung des Armaturenbretts abgeschraubt. Als er mit dem Kabelsalat nicht klar kam hatte er sich eine alte Gebrauchsanweisung geholt (die im Pelican rum lag).
Schließlich steckte er das grüne Kabel in Anschluss A1 und wurde mit einem Kurzschluss sowie einem Funkenregen belohnt. Sofort zog er das Kabel wieder raus.
"Dieses verdammte Ding!", fluchte er. "Wenn ich den Techniker erwische, der das Funkgerät hier installiert hat, dann bring ich ihn um!"
Er versuchte den Kurzschluss notdürftig zu beheben und sah die Anschlüsse noch ein weiteres Mal durch. Von den Dutzenden von Anschlüssen waren nur drei frei: A1, SC-8 und ein Ersatzanschluss für den Radar. Der Anschluss SC-8 hatte dieselbe Farbe wie das Kabel, aber es bestand keine Verbindungsmöglichkeit zwischen den beiden.
Connor kramte aus einer Pappschachtel den passenden Adapter heraus und stöpselte ihn an das grüne Kabel. Dann schloss er den Adapter an SC-8 an, drehte die Mutter fest und freute sich darüber diesmal keinen Funkenregen zu empfangen.
Auf dem Armaturenbrett schaltete eines der Lämpchen von orange auf grün. Und schon war aus der Funkeinrichtung statisches Rauschen zu hören.
"Es funktioniert!", jubelte er erfreut.
Connor schraubte die Abdeckung wieder auf das Armaturenbrett und versuchte eine Frequenz mit dem Funkgerät zu bekommen. Eine Zeit lang hörte er nur Rauschen. Doch dann erstarb es und er konnte Stimmen hören. Nur eine Stimme war zu hören. Eine raue tiefe Stimme ergriff das Wort - keine menschliche.
Vielleicht ein Elite der Allianz?, dachte Connor. Der Elite schien Befehle zu erteilen. Dann erstarb die Verbindung wieder.
"Man die Eliten mit ihrem ständigen ‚
Wort Wort Wort‛! Das ich bei dem Wetter überhaupt etwas empfangen habe", wunderte sich Connor.
Draußen vor dem Pelican hörte er ein Rauschen. Connor ging in Richtung Heck. "Rick? Was macht ihr denn da draußen?", fragte Connor. "Hörst du mich überhaupt?"
Er verließ den Pelican und erblickte, trotz des starken Regens Hammond und Hale.
"Oh nein", sagte Sam entsetzt über das was er eben sah. "Das kann doch nicht wahr sein!"
Die Eliten zielten mit ihren Plasmagewehren auf den Menschen, der gerade das Schiff verlassen hatte. Der Regen machte es zwar schwer erkenntlich aber man sah dass der Mensch Angst hatte.
’Zamamee packte Hale gewaltvoll am Nacken und richtete dessen Blick in Richtung Pelican. "Kannst du diesen Schrotthaufen fliegen?", fragte er Hale.
Der Pilot antwortete nicht.
’Zamamee packte fester zu. "Ich habe dir eine Frage gestellt", bellte er. "Und ich wiederhole mich nur ungern. Also, kannst du das da fliegen?" Er zeigte mit dem Plasmagewehr auf den Pelican.
"Ja", antwortete Hale nervös. "Ja, das kann ich."
"Sehr gut", sagte der Elite zufrieden. Es hatte ihm noch nie gefallen, dass diese Menschen so schwer von Begriff waren. Schon gar nicht wenn er mit ihnen zu tun hatte. Aber was sollte man machen?
’Zamamee wandte sich an den Rest der Allianz-Truppen: "Ihr habt es gehört.", rief er in der Sprache der Allianz. "Wir brauchen nur ihn. Tötet den überflüssigen Rest!"
Ohne zu zögern eröffneten die Eliten, Grunts und Jackals das Feuer auf Corporal Hammond. Noch bevor dieser etwas tun konnte lag seine vom Plasma gezeichnete Leiche im Schlamm. Der Regen, der darauf traf, wurde in kleine Rauchsäulen verwandelt.
Connor wollte zurück in den Pelican flüchten, doch der aufgeladene Plasmaschuss eines Jackals brachte ihn zu Fall.
’Zamamee roch den Gestank von verbranntem Fleisch. diese Menschen ekelten ihn an. Sie rochen lebendig schon schlimm genug, aber tot...
"Exzellenz, sind Sie Zuka ’Zamamee?", meldete sich eine Stimme von hinten.
’Zamamee drehte sich um und erblickte einen blau gepanzerten Elitekrieger. "Wer will das wissen?", fragte er barsch.
"Exzellenz, mein Name ist Soga ’Jagamee", antwortete der angesprochene Elite.
’Zamamee blickte ’Jagamee streng an.
"Sie können mir sicher erklären warum Sie meine Zeit in Anspruch nahmen um eine Hand voll Menschen zu beseitigen. Das hätten Sie auch mit den beiden Grunts dort allein geschafft." Er zeigte auf Jagaw und Babak. "Oder hatten Sie vielleicht nicht den Mut dazu den Menschen entgegenzutreten?"
’Jagamee hatte im Grunde nie vorgehabt einen offenen Kampf zu riskieren. Was nicht heißen soll dass er feige ist. Auch wenn das ’Zamamee nun glaubt. In Wahrheit wollte er die "Drecksarbeit" nur von jemand anders machen lassen. Und dieser jemand war ’Zamamee.
"Exzellenz, wir hatten hier eine Übermacht gegen uns", log ’Jagamee, der neben den beiden Grunts der einzigste war, der die Wahrheit kannte. Und mal ehrlich, wer befragt schon neben ein en Eliten auch noch diese nerv tötenden Grunts?
"Es waren fünf menschliche Landungsboote mit zum Teil schwer bewaffneten Menschen", fuhr er fort. "Nachdem sie hier siegten, ließen sie dieses eine Schiff zurück und flogen mit dem Rest in die Quarantänezone. Bis jetzt kamen sie nicht zurück."
’Zamamee blickte seinen Gegenüber ungläubig an. Dann sagte er: "Und du erwartest dass ich dir das glaube?"
"Ja Exzellenz, das tue ich."
"Nun gut. Ich erwarte Ihren Bericht sobald wir auf der
Wahrheit und Versöhnung sind."
Eine kurze Pause entstand. Jemand kam vom Landungsboot aus durch den Regen gerannt. Der Pilote des Allianz-Landungsbootes trat näher. "Der heilige Prophet lässt nach Ihnen rufen, Exzellenz. Sie sollen
sofort auf die
Wahrheit und Versöhnung zurückkehren und vor den Rat der Meister treten."
"Ausgezeichnet", sagte ’Zamamee. Er blickte auf und wandte sich an seine Truppen. "Ein Landungsboot bleibt mit seinen Soldaten hier und sichert die Basis solange bis eine neue Einheit eingetroffen ist."
Der Elitekrieger musste schreien um den Sturm zu übertönen. "Der Rest kehrt mit mir zu der Wahrheit und Versöhnung zurück!"
Die vielen Allianz-Soldaten marschierten zurück zu den Landungsbooten. Hale wurde in Richtung Pelican gestoßen. "Los, da rein!", bellte Zuka ’Zamamee. Er vergewisserte sich dass der Pilot auch in den Pelican stieg und wandte sich dann an ’Jagamee.
"Sie und Ihre Grunts werden mich in dem Menschenflugzeug begleiten. Schon bald werden wir eine neue Mission haben. Und dann wird sich dieser Drecksack von Mensch wünschen er wäre nie geboren!"
"Ja, Exzellenz."
Die beiden Eliten betraten den Pelican. Sie gingen mit Hale ins Cockpit, da er der einzigste war, der diesen Vogel fliegen konnte.
Hinter ihnen kamen die Grunts Babak und Jagaw. Gefolgt von ’Zamamees Adjutanten Yayap.
Kurz darauf stiegen vier Schiffe in die Luft auf. Sie alle nahmen Kurs auf den Allianz-Kreuzer
Wahrheit und Versöhnung. Damit ’Zamamees seltsamer Plan in Erfüllung gehen konnte. Endlich gab es eine Möglichkeit den Menschen in der Spezialrüstung zu beseitigen.
Hale steuerte den Pelican, wobei er auch noch ’Jagamee erklären sollte, wie man die Kontrollen zu bedienen hatte. Aber das einzigste was Rick Hale jetzt wollte, war wieder heil aus dieser Sache herauszukommen. Noch verstand er nicht, warum die Allianz nur ihn am Leben gelassen hatte.