Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, den Kriegsdienst an der Waffe zu verweigern, denn ich kann ihn unmöglich mit meinem Welt- und Menschenbild vereinbaren.
Schon als ich aufwuchs, wurde ich gewaltfrei erzogen und lernte, dass physische, psychische oder sonstige Gewalt niemals, unter keinen Umständen, ein Mittel zur Lösung von Konflikten oder Problemen sein kann. Dies lernte ich auch anhand der gewaltfreien Lösung von Konflikten mit meiner Schwester. Meine Eltern taten alles, um mir diese Grundeinstellung zu vermitteln, an die ich auch heute noch aus vollem Herzen glaube und die mein Gewissen auf fundamentaler Ebene prägt.
Weiterhin erfolgte meine Erziehung am Maßstabe christlicher Werte wie dem Gebot der Nächstenliebe und dem unbedingten Verbot des Tötens eines Menschen. Ich wurde zwar nicht zum Kirchgänger erzogen und bin auch bis heute der Meinung, dass die Kirche eine eher veraltete, unzeitgemäße Institution ist, das ändert jedoch nichts an meinem festen Glauben an Gott und die durch Jesus vermittelten Wertvorstellungen. Dies sind weitere Gründe dafür, dass ich niemals dazu in der Lage wäre, einem Menschen Schaden zuzufügen und dass der Zwang, sogar die bloße Möglichkeit zu einer solchen Tat für mich und meine Psyche eine unerträgliche Belastung darstellen würde.
Ich weiß, dass es überall auf der Welt unsägliches Leid gibt, das durch Waffen und Gewalt verursacht wird. Von den Stammeskriegen in Afrika bis hin zum Balkan, also fast direkt vor unserer Haustüre, töten, verletzen und quälen Menschen andere Menschen, obwohl sie kein, absolut kein Recht dazu haben, jemandem das Leben, welches das höchste Gut eines jeden Individuums darstellt, wegzunehmen.
Jeglicher Einsatz von Waffen führt immer zu solchem Leid. Nicht nur Soldaten werden verletzt oder getötet (was an sich schon fürchterlich ist), sondern auch unschuldige Zivilisten - Frauen und Kinder. In jedem Krieg gibt es solche "Kollateralschäden" - ein Wort, das eigentlich Übelkeit bei jedem, der es in Bezug auf Menschenleben in den Mund nimmt, hervorrufen sollte. Dabei gibt es für mich keinen Unterschied zwischen Freund und Feind - jedes Leben ist wertvoll und darf nicht verschwendet werden. Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, einen Menschen getötet oder verletzt zu haben, erst recht nicht, wenn ich bedenke, was für ein Leid ich damit über seine Familie und seine Freunde bringen würde.
Wenn ich einen Blick in die Zeitungen oder die Nachrichten werfe, so sehe ich Tag für Tag wieder Berichte über leidende Menschen und Gewalt. Man betrachte sich die Situationen in Afghanistan oder dem Irak. Dort hat sich die Spirale der Gewalt, an der auch westliche Mächte beteiligt sind, immer höher geschraubt und schließlich zu Kriegen geführt. Selbstmordattentate und Terrorismus sind dort fast schon an der Tagesordnung und unzählige Menschen leiden darunter.
Weiterhin führen solche Kriege bzw. militärische Eingriffe in unserer globalisierten, vernetzten Welt zu absolut nicht voraussehbaren Ergebnissen - sie können sich unglaublich schnell zu internationalen Brandherden entwickeln, in die dann unversehens die halbe Welt und damit noch mehr Unschuldige involviert sind.
Zum Krieg gibt es einen weiteren, für mich sehr wichtigen Punkt: Die Erfahrungen meiner Familie zur Zeit des zweiten Weltkrieges: Mein Großvater - als er noch lebte - und meine Großmutter haben diese wohl schlimmste Phase der deutschen Geschichte selbst miterlebt und mir auch davon berichtet. Sie erzählten mir von dem Leid, von der Angst, von dem Schmerz des Verlustes von Freunden und Familienmitgliedern. Ich könnte es nicht ertragen, daran beteiligt zu sein, solche Erfahrungen über mich selbst oder über andere Menschen zu bringen.
Es obliegt der Verantwortung jedes Einzelnen, dafür zu sorgen, dass solche Grausamkeiten nie wieder passieren können, und um diese Verantwortung wahrzunehmen, muss ich es radikal ablehnen, jemals eine Waffe auf einen Menschen zu richten oder in einer Organisation tätig zu sein, die derartiges tut. Des weiteren muss ich ein freies, entscheidendes Individuum bleiben. Ich werde niemals einen Befehl befolgen, dem ich nicht aus vollem Herzen zustimmen kann
Aufgrund sämtlicher angegebenen Gründe verweigere ich den Dienst an der Waffe und verbleibe mit der Bitte, meinen Antrag anzuerkennen.