Halo 4: Gefühle bleiben unter dem Helm
"Ihr habt tolles Wetter in München. Wie ist es nochmal bei uns? Oh Gott, ich war schon so lange nicht mehr in Seattle", erzählt Produzentin Kiki Wolfkill beim Interview-Termin. "Miss Halo" bereist gerade die ganze Welt, von New York bis Paris, von London nach Singapur. Doch die Art von Stress ist ein Klacks für die Amerikanerin, die in Seattle ein 300 Mann starkes Team aufbauen musste, um Microsofts größte Spiele-Marke binnen vier Jahren in eine neue Zukunft zu führen. Wir haben mit der Produzentin von Halo 4 über den Druck der Halo-Fans, eine KI-Liebe sowie die "Beteiligung" von Paul McCartney am Spiel gesprochen. Und klären die Frage, und warum John 117 alias Master Chief jetzt zwar einen Namen hat, aber nie seinen Helm abnehmen wird.
T-Online.de Spiele: In Halo 4 dreht sich viel um die Beziehung zwischen dem Master Chief und Cortana. Sie ist keine echte Frau, sondern nur eine künstliche Intelligenz. Und doch sind Gefühle im Spiel. Ist es heute wichtiger als früher seinen Protagonisten als Mensch zu porträtieren?
Kiki Wolfkill: Wir haben den Master Chief früher mehr als gepanzerte Hülle gesehen, den der Spieler mit seinem Ego füllen sollte. Das passte gut in die Zeit, aber heute wollen die Spieler mehr. Es geht um Identifikation. Die Fans wollen ihren Helden kennenlernen, weshalb uns die Geschichte sehr wichtig ist. Direkt zu Beginn gibt es einige Szenen mit Gen-Forscherin Dr. Halsey, die ihn im Grunde erschaffen hat. Wir erklären die Hintergrundgeschichte, aber wir wollen dem Chief auch diese mysteriöse Aura lassen. John 117 war nie ein offenes Buch, weil es nicht zu diesem Heldentyp passt.
T-Online.de Spiele: Dr. Halsey nennt ihn auch erstmals überhaupt in der Serie bei seinem Namen: John. Gab es die Überlegung, ihm mal den Helm abziehen zu lassen?
Kiki Wolfkill: Ganz ehrlich: Bungie (Ex-Entwickler der Halo-Reihe, Anmerkung der Redaktion) wird schon dutzende Meetings zu dem Thema gehabt haben, und auch wir hatten viele hitzige Diskussionen. Das ist ein schmaler Grat, auf dem man als Entwickler wandelt, und die Balance muss einfach passen. Wir enthüllen also Details aus seiner Geschichte, machen ihn als Protagonist greifbar, aber er wird nie seinen Helm abziehen. Der Master Chief ist auch als Persönlichkeit über die Jahre gewachsen - er wird von Soldaten als großer Held gesehen und als Anführer. Er muss schwierige Entscheidungen treffen. Und im Krieg gilt es, mehr Härte zu zeigen und weniger Gefühle. Die kommen also eher versteckt zum Vorschein.
T-Online.de Spiele: Stimmt es, dass Paul McCartney als Komponist für den Halo-4-Soundtrack zur Debatte stand? Und warum haben Sie sich letztlich für Film-Komponist Neil Davidge ("Krieg der Titanen) entschieden?
Kiki Wolfkill: Nein, das war mehr ein Missverständnis (lacht). Paul McCartney hat getwittert, dass er gerade mit Marty O'Donnel im Studio sitzt. Da dachten alle direkt, McCartney würde an Halo 4 arbeiten. Er komponiert aber tatsächlich für das neue Bungie-Spiel, mehr darf ich nicht verraten. Wir haben uns für Neil Davidge entschieden, weil wir Halo 4 einen anderen Anstrich, einen anderen Ton verpassen wollten. Er steht musikalisch irgendwo zwischen klassischen Orchesterklängen und elektronischem Synthie-Sound. Das hat uns sehr gut gefallen, und der Soundtrack kommt auch bei den Kritikern und Fans bisher super an.
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