11.07.2010, 13:43
Kapitel 6
Auge der Propheten
Vierter Zyklus, 87 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
unter der Religiösen Untersuchung
Auge der Propheten
Vierter Zyklus, 87 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
unter der Religiösen Untersuchung
Ein Dutzend Gestalten schwebte den Gravitationslift des Sturmträgers hinab und kam sanft auf dem Boden auf. Genauer gesagt auf der großen runden Metallscheibe, die durch den Lift mit der Religiöse Untersuchung "verbunden" war.
Aus dem Hangar flogen Phantoms heraus und nahmen Kurs auf Neu Mombasas Außenbezirke. Sie alle transportierten Truppen, Fahrzeuge und wenn es sein muss auch Artillerie-Geschütze - alles was man für eine Invasion kleineren Maßstabs eben so braucht. Die Truppen dienten als Verteidigungsring um das Zen-trum der Stadt. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Die meisten Allianz-Truppen waren direkt unter dem Träger. Wo auch sonst? Denn das, was sie suchten war hier im Stadtzentrum zu finden.
Die meisten Truppen im Zentrum wurden nicht durch Phantoms abgesetzt, sondern verließen das Schiff durch den zentralen Gravitationslift - wie auch die SpecOps-Einheit, die als Letzte den Transporter verließen.
Durch den Lift sparte man Zeit und Ressourcen, wie Phantoms und Spirits.
Denn ihr Handeln, ihr Geschick, ja sogar ihr Glück bei dieser Mission entschied darüber, ob der Angriff der Allianz auf diesen Planeten als Erfolg oder Misserfolg gelten würde.
Xato ’Ontamee verließ mit seiner Einheit den Lift und betrat den warmen Asphalt der Stadt. Wenn er die Karte richtig verstanden hatte, dann müssten sie sich gerade auf einen öffentlichen Platz im Stadtzentrum befinden.
Der Größe und Übersichtlichkeit nach zu urteilen, stimmte dies auch. ’Ontamee hatte die Holokarte der Menschen nicht wirklich verstanden. Entweder lag es daran, dass sie unübersichtlich gestaltet worden war. Oder die Karte war in Ordnung und die Stadt war es, die unübersichtlich war.
Bei genauerem Hinsehen war das auch offensichtlich. Die Häuser der Menschen sahen fast alle gleich aus. Unschöne eckige Betonklötzer. Wer würde denn in so etwas gerne leben wollen? Allerdings gab es da auch eine Ausnahme. Und zwar das "Naturhistorische Museum Neu Mombasas". Laut den Scannern befindet sich das Artefakt in diesem Gebäude.
Man hatte dem Sangheili einen kleinen Holoprojektor in die Hand gedrückt, der das Gebäude zeigte. Es war von Treppen, Säulen und hohen Fenstern gesäumt. Es war eben anders.
Ihre Aufgabe war im Grunde simpel: Sie sollen das Gebäude betreten und das Blutsvaterartefakt bergen und zur Religiöse Untersuchung bringen.
Wenn sie nicht auf allzu viele Menschen treffen würden, waren sie im Nu wieder fertig. Eigentlich sollte es hier ja keine Menschen geben. Aber es wimmelte hier geradezu von ihnen, obwohl der Planet unbewohnt sein sollte. Niemand ist eben unfehlbar in Sachen Informationen. Auch nicht ein Prophet, wie es scheint. Und selbst der Prophet des Bedauerns machte mal Fehler. Das war nur natürlich.
Allerdings war ’Ontamee klug genug diesen Gedanken nicht laut auszusprechen.
Für eine Weile stand er nur da und betrachtete den Platz. Neben dem tristen Asphalt gab es auch einige Grünanlagen und Pflastersteinwege. Ja sogar ein kleiner See war vorhanden. Und das bei dieser Hitze. Auch wenn einige der Bäume weichen mussten, um den Geschützen Platz zu schaffen, war es hier immer noch idyllisch - im Gegensatz zum restlichen Teil der hiesigen Stadt.
Ein leises Zirpen riss den SpecOps-Eliten aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und erblickte eine Schar Huragok hinter sich, die das Schiff soeben über den Lift verlassen hatten und sich nun aufgeregt verteilten.
Sie waren etwas größer als ein Jackal und schwebten einen halben Meter über dem Boden. Ihr Rücken bestand aus großen, mit Gas gefüllten Blasen, die sie schweben ließen. Die Haut der Huragok war purpurrosa und da sie zum schweben keine Arme und Beine benötigten, hatten sie unzählige Tentakeln, die sie nochmals aufspalten konnten und somit alles was sie wollten bearbeiten konnten.
Wofür die Allianz kämpfte interessierte die Huragok überhaupt nicht. Sie interessierten sich ausschließlich für Technologie. Sie waren einfach verrückt danach. Techniker eben. Vor allem nach menschlicher Technologie! Einmal wurde auf einer menschlichen Welt - Gastinat III - eine Disk gefunden. Man glaubte, darin wichtige Informationen über die Schiffe der Menschen zu finden. Doch es erwies sich als völliger Reinfall. Es war nur ein plumpes Spiel namens Pacman. Die Huragok wurden regelrecht süchtig danach. Trotz der Tatsache, dass man es verboten hatte, tauchten immer wieder Kopien in den Allianz-Netzwerken auf. Das war das Ergebnis, wenn die Huragok den Großteil des Computersystems der Allianz kontrollierten. Was soll man da schon gegen ein 2D-Spiel ausrichten?
Wie dem auch sei, dachte sich Xato. Die Allianz-Techniker schwebten über den Platz uns suchten nach etwas sehenswerten. Sei es ein Elektroauto, gebräuchliche Computer in den vielen Häusern oder sonst etwas, was sie für wichtig hielten.
’Ontamee seufzte desinteressiert, als er den Huragok nachblickte und wandte sich an seine Einheit. Seine Spezialeinheit, korrigierte er sich in Gedanken. "Also, wo müssen wir lang?", fragte er im milden Ton.
Einer der schwarz gepanzerten Sangheili holte die kleine Holo-Karte heraus. Es war ein kleines flaches Gerät, welches eine blaue Projektion erzeugte, die die Stadt in groben Zügen darstellte. Es zeigte etwa so viele Details der Metropole, wie ein Foto vom einen Schatten etwas über seinen Urheber verriet.
"Da lang", sagte der Krieger nach dem kurzen Studieren der Karte und zeigte auf eine breite Straße, die durch eine Häusergruppe führte.
’Ontamee befahl den Abmarsch und die schwer bewaffnete SpecOps-Einheit, bestehend aus sechs Sangheili-Kriegern und ebenso vielen Unggoy, setzte sich rasch in Bewegung. Trotz der schweren Bewaffnung bezweifelte ’Ontamee, dass er auf großen Widerstand treffen würde - die Vorhut der Allianz hatte mit Sicherheit den Weg schon geebnet.
Schade eigentlich, dachte der Anführer, als er über den Platz schritt. Man hatte Ghosts, Wraith-Panzer und sogar vier Artillerie-Geschütze auf dem Gelände verteilt. Genug Spielraum hatten sie ja. Und als reichte das nicht schon aus, sah man eine Hundertschaft an Eingreiftruppen umher marschieren. Grunts kontrollierten die vielen Shades, die Geschütze der Allianz, an strategisch wichtigen Punkten.
Es war eine uneinnehmbare Festung.
Ein lautes Kreischen war zu hören. Kein Schrei, sondern eher ein vertrauter Motorlärm. ’Ontamee blickte auf und sah ein Geschwader Banshees, die gerade aus dem Hangar der Religiöse Untersuchung flogen. Sie zogen ihre Kreise und die Sonne spiegelte sich auf dem blank polierten Metall der Maschinen wieder.
Der Trupp hatte die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als sie den weitflächigen Schatten verließen, den der mächtige Sturmträger spendete. Nun knallte die heiße Nachmittagssonne auf die glänzenden schwarzen Rüstungen der SpecOps. Zu schade, dass sie sich fast am Äquator des Planeten befanden. Wo die Sonne höher als sonst wo am Himmel stand.
Es war ein unangenehmes Gefühl in der Rüstung gebraten zu werden. Aber er, Xato ’Ontamee, war ein Sangheili und nicht nur irgendeiner. Er war ein SpecOps-Krieger. Als ob ihn so eine kleine Temperaturschwankung etwas ausmachen würde. Immerhin war die Rüstung besser und widerstandsfähiger, als die "herkömmliche" Panzerung der Allianz-Truppen. Den teilweise fehlenden Komfort konnte man da schon einmal ignorieren.
Und nun musste er dem Befehl des heiligen Propheten nachkommen, und das Artefakt beschaffen.
Während die SpecOps-Einheit über den Platz marschierte, ließ eine weitere Person den Gravitationslift hinter sich und folgte ihnen unauffällig.
Was nicht schwer war, denn die Person war unsichtbar. Außer einem leicht verschwommenen Fleck in der Luft, konnte man ihn nicht sehen.
Er war mit einem Plasmagewehr und sechs Plasmagranaten ausgestattet. Sie dienten zur Verteidigung, keinesfalls zum Angriff! Wenn er seine Arbeit richtig machen würde, und das würde er auch tun, dann müsste er nicht einmal einen einzigen Schuss abgeben.
Zusätzlich hatte der Sangheili eine kleine Minikamera am Helm befestigt, die alles aufzeichnete was er sah - und auch sendete! Denn er war ein Spion, ein Ossonna.
"Das Auge des Propheten."
Zur selben Zeit,
an einem anderen Ort in
Neu Mombasa
an einem anderen Ort in
Neu Mombasa
Elizabeth legte ihre Hand auf Spooners Schultern, während dieser um eine Gebäudeecke blickte. Viele der Häuser waren verschlossen, Autos standen mutterseelenallein auf den Straßen herum und noch war niemand zu sehen.
"Es ist nicht Ihre Schuld", beteuerte sie.
"Doch ist es", entgegnete Sergeant Spooner resigniert. "Ich hätte sie zwingen können mitzugehen. Oder wenn ich mehr Überzeugungsmöglichkeiten besessen hätte…" Mit einem Blick auf seine Pistole schüttelte er den Kopf.
Als Sergeant Spooner diese Leute in dem Hotel gesehen hatte, dachte er, er müsse helfen. Dafür sorgen dass sie heil hier raus kamen. Dass alle Zivilisten gerettet wurden.
Dafür hatte er damals geschworen. Das war seine Bestimmung als OAST - als Orbitale Abwurf Schock Truppe. Nein falsch, berichtigte Spooner. Es war seine Berufung gewesen. Sie war es nicht mehr, seit jenem Vorfall in der Ensemble Oper.
Dennoch wollte er die Leute aus dem Hotel retten, während die anderen Menschen auf den Straßen in Panik gerieten und entweder die Beine in die Hand nahmen oder sich in ihre Wohnungen verbarrikadierten.
In den Augen eines Soldaten hätte es so einfach ausgesehen. Eine Gruppe Zivilisten zu einer Evakuierungsstation bringen und somit wieder das Gefühl zu bekommen, sich mit gutem Gewissen im Spiegel betrachten zu können.
Doch dann hatte sich dieser Myron mit dem noch widerspenstigeren Davis in die Wolle gekriegt. Myron hatten angefangen (entgegen seiner vorigen Meinungen) zu erzählen, dass es sicherer sein könnte, zu warten bis alles vorbei wäre. Er meinte dass das Militär sicher bald hier sein würde und es dann auf den Straßen ziemlich heiß hergehen würde. Es wäre in einem gut gebunkerten Gebäude sicherer als da draußen, hatte er gesagt. Schließlich hatte er es geschafft Billy und einige andere auch für seine Sache zu gewinnen.
Selbst David fand, dass Myron den Verstand verloren haben musste. Aber keiner ließ sich mehr umstimmen, ebenso wenig, als würde man einem Hund befehlen er solle fliegen.
Es war eine aussichtslose und zeitknappe Situation.
Und Spooner hatte beschlossen zu gehen. Soll mitkommen wer will, hatte er geäußert.
"Hey, was ist denn da vorn los?", rief David genervt von hinten. "Geht’s jetzt bald weiter, oder was?"
Spooner seufzte lediglich und gab der Gruppe ein Zeichen ihm zu folgen. "Okay, weiter", sagte er. "Aber leise." Bei diesen Worten blickte er noch einmal zu den Zivilisten hinter sich. Besonders blickte er David an und gab ihm damit zu verstehen dass er gemeint war.
Vorsichtig überquerten sie die Straße um Laufschritt und achteten darauf sich nicht sehen zu lassen. Aber das war es ja! Sie sahen niemanden. Keine Allianz-Truppen oder Soldaten des UNSC, geschweige denn weitere Zivilisten. Alles war leer. Die Luft war dennoch von Kriegslauten überflutet. Leise Explosionen und Schusswechsel konnte man vernehmen, wenn man genau hinhörte.
Zu weit weg, dachte sich Spooner. Vielleicht bestand noch eine Chance.
Ihre Gruppe war schnell über die Straße in eine weitere Seitengasse verschwunden. Viele waren nicht dabei, aber wenigstens war überhaupt jemand mitgekommen. Das war es, was für Sergeant Spooner zählte.
Rick und Beth waren mitgekommen, das Pärchen, das die Schiffe schon von ihren Balkon aus gesehen hatte. Dann war da noch David und der Hotelbesitzer Bud, sowie zwei seiner Angestellten Ollie und Sallie. Hinter ihnen lief eine Frau namens Amanda mit Joe und Irene, einem Ehepaar, das auf Spooner so alt wirkte, dass sie seine Eltern sein könnten.
Insgesamt waren sie zehn Mann.
In den Schatten, die die hohen Häuser auf die Gasse warfen, fühlte Spooner sich vorerst sicher. Die Dunkelheit zwischen den Wolkenkratzern war ideal, man wurde nicht weiter gesehen, als man es wollte. Wenn sich Sergeant Spooner recht erinnerte, dann hatten sie nicht mehr lange den Luxus über solch hohe Deckungen. Bald würden die Außenbezirke der Stadt anfangen. Und dort galten andere Regeln, als hier im Zentrum.
Behutsam holte er die Straßenkarte aus seiner Tasche und faltete sie auf. Die Zivillisten bildeten einen Kreis um ihn und blickten alle auf das schematische Netz aus Straßen und Gebäuden. Mit dem behandschuhten Finger fuhr er die geeignetste Route ab, die er fand.
"Wir müssen über die Lugano Straße in die Serkis Lane kommen", las er die Karte. "Dann sind wir schon so gut wie da."
Alle studierten kurz die Karte, um sich einen Überblick über ihren Weg zu machen. Anschließend packte Spooner sie wieder weg und überprüfte zum x-ten Mal seine M6D-Pistole.
"Hey habt ihr das gehört", fragte Amanda unerwartet und blickte nach oben.
Instinktiv folgten die anderen ihrem Blick. Über ihnen waren nur die Spitzen der Hochhäuser zu sehen, die in den wolkenbedeckten Himmel stachen.
Spooner zeigte nach oben. "Sind Sie sicher, dass sie etwas gehört haben Ma’am?", fragte er höflich.
Heftig nickend erwiderte Amanda: "Ja, hundert prozentig."
Nun erschlich sich erneut ein Geräusch durch die Luft. Weit oben in den Lüften strich ein Kreischen umher, als ließ es sich von dem schwachen Wind treiben. Spooners Augen verengten sich zu Schlitzen, als er versuchte etwas am Himmel erkennen zu können, womit er das Geräusch einordnen konnte. Unweit entfernt ertönte ein weiteres Kreischen, leicht versetzt zu dem vorherigen. Dann noch ein weiteres und noch mehr; so viele, dass es nicht mehr möglich wurde sie zu zählen.
Erst jetzt in diesem Moment, wo das Kreischen schon fast über ihre Köpfe gedrungen war, erkannte Sergeant Spooner die Herkunft.
"Banshees", zischte er.
Die Leute blickten sich nervös an, taten dann aber zu Spooner Zufriedenheit das, was er ihnen vor einigen Augenblicken erklärt hatte: Sie zogen sich in die dunkelsten Ecken der Gasse zurück. So nah wie möglich an den Häuserwänden. Unter Feuerleitern und zwischen den breiten Müllcontainern.
Dennoch wagten es alle einen Blick nach oben zu richten, als das Kreischen ohrenbetäubend laut wurde. Und da kamen sie. Mehr als fünfzehn Banshees zogen wie ein Schwarm Raubvögel über die Gebäude und Straßen hinweg. In Formation bleibend flogen sie unbeachtet weiter in die Richtung, aus der die Menschen gekommen waren.
Es bestand kaum die Möglichkeit die Geschwindigkeit der glänzenden Flugapparate der Allianz zu schätzen. Sie bewegten sich wie eine Einheit, auch dann, als sie einen großen Bogen in der Luft bestritten und kehrtmachten. Spooner sank das Herz in die Hose, als er sah wie sie zurückkamen.
Er war sich nicht sicher, ob er und die anderen nun der Grund für die Rückkehr der Banshees war, aber er hoffte keiner seiner Schützlinge würde nun in Panik geraten und versuchen über die offene Straße zu fliehen.
Während die anderen noch wie gebannt auf die kehrtmachenden Banshees starrten, suchte Spooner bereits nach einem Fluchtweg, der sie in das sichere Innere der Gebäude bringen würde, wenn die Allianz-Krieger wie ausgehungerte Adler ihren Sinkflug begannen.
Wider Erwarten wurde Spooner und die anderen nicht weiter von den Banshees beachtet - wenn sie denn überhaupt bemerkt worden waren. Sie flogen wieder zu ihrem Ursprungsort zurück und verschwanden aus den Blickfeldern der Menschen.
Spooner konnte mehr als nur ein erleichtertes Ausatmen vernehmen. "Purer Wahnsinn", keuchte David, den Blick immer noch in den Himmel gerichtet.
Rick und Beth wagten es als erster wieder auf die Gasse. "Was meint ihr, ob die uns gesehen haben?"
Stöhnend kam auch David aus seinem Versteck hinter einem miefigen Müllcontainer hervor. Er klopfte sich den Staub von der Jacke und streckte sich kurz. "Glaub ich kaum", entgegnete er kühl. "Sonst hätten die angegriffen."
Der Sergeant winkte sie alle zu sich und wandte sich bereits zu Aufbruch. "Es liegt genauso gut im Bereich des Möglichen, dass es sich um Späher handelt", verdeutlichte er. "Lasst uns hier verschwinden!"
Die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete Kunas ’Nostrodee wie seine Truppen den Hangar verließen. Als die Stille und Zusammenarbeit in der Stadt versank, hatte sie einen tiefen Graben in den Boden gestemmt, der sich als glücklicher Zufall erweisen sollte.
Dadurch steckte das Schiff so tief in der Erde, dass die Soldaten der Allianz direkt aus dem Hangar spazieren konnten. Während im Schiffsinneren ein Meer aus Funken sprühten, formierten sich draußen zwischen den Häusertrümmern die Soldaten. All die, die den Absturz überlebt hatten verließen im Schatten ’Nostrodees das Schiff.
Noch intakte Fahrzeuge wurden auf die Überreste einer Hochgeschwindigkeitsstraße gebracht. Ghosts reihten sich hintereinander auf, Schatten-Transporter beförderten die meisten der Truppen ins Freie, Spectre überquerten das Gelände und ihre Insassen beäugten kritisch die Umgebung. ’Nostrodee war zufrieden mit dem Gegenstück zu dem menschlichen Fahrzeug nahmen Wartogg.
Und noch zufriedener war er, als er den Wraith-Panzer erblickte, der aus den rauchverhangenen Schatten des Hangars schwebte. Das war wenigstens eines seiner Asse, die er noch im Ärmel hatte. Sobald sie Kontakt zu der Religiösen Untersuchung hätten, konnten sie sich auf die Jagd nach den überlebenden Menschen machen, die als potentielle Gefahr für ihre Mission eingestuft werden sollten.
Er selbst stand auf einem eingestürzten Gebäude und blickte auf seine Untergebenen hinab. Die wärmende Sonne spiegelte sich in seiner pechschwarz polierten Rüstung wider. Seine beiden Schwerter hingen reglos an seiner Seite, darauf wartend endlich benutzt zu werden.
Kunas wandte den Blick von seinen Truppen ab und sah in den Himmel hinauf. In weiter Ferne erstreckte sich ein gigantischer runder Turm in die Höhe. Er reichte so weit, dass man dessen Ende nicht erkennen konnte. Daneben schwebte majestätisch die Religiöse Untersuchung, das Schlachtschiff des heiligen San ’Shyuum Bedauern.
Doch das war es nicht, was die Aufmerksamkeit seines Blickes auf sich gezogen hatte. Über den hässlichen Bauten der Menschen hinweg, kam ein Schwarm auf ihn zu. Die Banshee-Patrouille war zurück gekehrt.
"Das ging aber schnell", murmelte der SpecOps-Krieger, als die Jäger näher kamen und eines der Objekte die Formation verließ und direkt auf ihn zukam.
Währenddessen zogen die übrigen Banshees ihre Kreise um das Schiff und warteten auf die Rückkehr ihres Staffelführers. ’Nostrodee bewegte sich nicht einen Zentimeter, als das Fluggerät vor ihm landete und dabei den Staub des Schutthaufens aufwühlte.
Ein Goloka stieg aus dem Banshee aus und kam auf den schwarzen Sangheili zu. Der rot gepanzerte Krieger war um einiges kleiner als ’Nostrodee und musste deshalb zu ihm aufblicken, um seine Neuigkeiten zu berichten, was ’Nostrodee durchaus gefiel; zu anderen hinabblicken zu können.
Als nun der Goloka seine Botschaften überbracht hatte, legte er seine Faust zum Gruß auf seine Brust und verschwand mittels seines Banshees wieder in die Lüfte.
’Nostrodee blickte ihm noch eine Weile hinterher, bis die Banshees sich wieder neu um ihren Führer formiert hatten und zurück in die Menschenstadt zogen.
Mit einem gezielten Sprung verließ ’Nostrodee den Schutthaufen und bewegte sich auf einen der Sangheili zu, die nahe der Außenhaut des Schiffes standen. Bei ihm angekommen, kniete er vor ihn nieder. "Der Bansheeführer bringt neue Kunde, mein Gebieter", sprach er.
Der Krieger, der ihm gegenüberstand machte eine kurze Bewegung mit der Hand und veranlasste ’Nostrodee damit sich zu erheben.
"Die Banshees haben Menschen geortet."
"Die ganze Stadt ist voll davon, Bruder", konterte ’Ikarumee wenig interessiert. "Mich dürstet es nicht zu wissen, wie viele von ihnen jetzt in ihren Häusern sitzen und vor lauter Angst nicht mehr ruhig atmen können."
"Bei diesen ist es anders, Exzellenz. Sie laufen auf offener Straße herum."
"Und?"
"Sie haben ja keine Ahnung, dass sie direkt in unsere Richtung marschieren." ’Nostrodee zeigte bei dieser Bemerkung in die Weiten Neu Mombasas hinaus.
Mit gewecktem Interesse folgte der Schiffsmeister seinem Beispiel und ließ seinen geschärften Blick über das Häusermeer schweifen.
"Hier her, sagst du also." Commander ’Ikarumee verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder den Unggoy und Kig-Yar, die das Schiff verließen. "Das klingt nach einer äußerst interessanten Jagd."
Das mulmige Gefühl wurde von Schritt zu Schritt stärker, so kam es Beth vor. Zusammen mit Rick und Amanda und den anderen folgte sie dem Höllenspringer-Sergeant. Sie liefen nun schon eine ganze Weile durch die Straßen der Stadt.
Noch waren sie niemandem begegnet. Hier und da vermutete sie ein paar andere Leute in den Häusern oder am anderen Ende der Straße zu sehen, war sich jedoch nie völlig sicher deswegen.
Darauf vertrauend, dass Sergeant Spooner sie in Sicherheit bringen würde, beschleunigte sie erschöpft ihre Geschwindigkeit, um mit den anderen Schritt zu halten.
Sie blickte abermals zu dem Sturmträger hinauf und es lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Von hier unten aus betrachtet wirkte das wolkenverhangene Ungetüm wie… wie… Beth wollte nichts Passendes einfallen. Wie ein UFO, das die Erde zerstören wollte, vielleicht?
Ja, fand sie, Dann kommt einem diese Metapher wenigstens nicht so realitätsfremd vor.
Die fünf Golokas, im oberen Hangardeck, standen stramm, als der Commander durch die Tür trat. Sie alle waren mit Plasmagewehren bewaffnet und warteten auf ihre Befehle. Jeder einzelne hoffte nun die Religiöse Untersuchung verlassen zu dürfen um sich in den Kampf auf der Planetenoberfläche zu stürzen.
Der Commander schritt vor den Sangheili auf und ab, wahrend er ihnen die Mission erklärte. Seine weiße Rüstung leuchtete nahezu blendend im fahlen Licht der Halle auf. "Es ist einer kleinen Gruppe an Menschen gelungen, näher an das Zentrum der Stadt heranzukommen als es dem Propheten lieb ist. Das einzigste was wir zu tun haben ist, diese Bastarde aufzuhalten.
Um schneller ans Ziel zu kommen, werden wir die Absprungkapseln benutzen. Und denkt immer daran, Brüder: dass der große Row* auf euer Antlitz hinab blickt. Also enttäuscht ihn nicht durch Niederlagen und Inkompetenz."
Einer der Veteranen brachte ein hämisches Grinsen hervor. "Was sollte da schon schief gehen? Diese Hürde ist nur ein weiterer Aufstieg im Leben eines Kriegers", sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen.
Der Commander seufzte. "Bruder, ich habe von einem Goloka mehr erwartet." Er legte die Hand auf die Schulter des anderen Sangheili. "Du hörst dich vielmehr wie ein Gudili an. Soll ich dich zu einem machen." Seine Pupillen verengten sich zu schlitzen, als er dem Veteranen bedrohlich in die Augen blickte.
Dieser schluckte nur. "Nein, Exzellenz. Verzeiht meiner Unbeholfenheit."
Der Commander wandte sich von seinem Untergebenen ab. Sie befanden sich hier auf der obersten Ebene den Hangars. Und ein Sturmträger hatte gewaltige Hangarräume. Er stellte sich an den Rand des Steges und blickte in die Tiefe hinab. Auf allen Ebenen stürmten sämtliche Arten der Allianz umher. Huragok sorgten hier und da für die nötigen Reparaturen. Unggoys und Kig-Yar rannten aufgeregt umher und mussten von ihren Sangheili-Kommandeuren zurechtgewiesen werden. Phantoms und Spirits dockten an, wurden beladen und starteten sogleich wieder. Yanme‘e flogen quer durch den Hangar und die massigen Mgalekgolo bahnten sich einen Weg durch die Reihen der Unggoys und Kig-Yar, die so dumm waren ihnen im Weg zu stehen. Der eine oder andere würde wohl nicht mehr zum Kämpfen kommen.
Einer der Sangheili - ein Gudili - lief auf den Lekgolo zu, der soeben zwei Unggoy und einen Kig-Yar platt getrampelt hatte. Der Sangheili-Krieger stellte sich vor das Ungetüm und wollte ihn zurechtweisen. Der Lekgolo gab nur ein unbekümmertes Geräusch von sich und schob den Sangheili mit seinem Metallschild zur Seite. Ungeachtet dessen was eben vorgefallen war lief der Mgalekgolo mit seinem Partner weiter.
Im Grunde war es zwecklos einem Jäger zu sagen, was er verbrochen hatte, das wusste der Commander nur zu gut. Der Gudili würde das auch noch lernen, dass man diesen Jäger zwar Befehle erteilen, sie aber nicht wirklich zurechtweisen konnte. So etwas interessierte diese Kolosse einfach nicht.
Mit zufriedenem Blick fand der Sangheili-Commander keinen einzigen Jiralhanae auf einer der Hangarebenen. Vermutlich war noch nicht einmal einer dieser Scheusale auf dem Schiff - zum Glück. Denn der Commander konnte sich nur schwer unter Kontrolle halten, wenn er einem Jiralhanae gegenüberstand. Am liebsten würde er alle Jiralhanae, die es gab, einfach beseitigen.
Er schüttelte kurz den Kopf und wandte sich wieder von dem riesigen Hangar ab. Er war ja dem ungehobelten Goloka noch eine Erklärung schuldig.
Er drehte sich wieder zu seinen wartenden Schützlingen um. Für kurze Zeit blickte er jedem einzelnen in die Augen. "Merkt euch eins: einen Krieger misst man nicht an der Zahl seiner Siege, sondern an seinen Gegnern", sagte er. "Allerdings auch an seinen Niederlagen. Aber ist es keine große Ehre zu verlieren, glaubt mir das. Und seit vorsichtig. Laut den Berichte soll sich der Dämon höchstpersönlich dort aufhalten."
Ein verwundertes Raunen ging um. Der Dämon, hier? Zufrieden blickte der Commander auf seine Krieger. "So, und nun macht euch auf den Weg!" Er machte eine ausladende Geste und die fünf Golokas schritten davon.
Um schneller dem Feind entgegen treten zu können, werden sie nicht extra einen Phantom in Anspruch nehmen. Sie sind es gewohnt mit Absprungkapseln zu reisen!
1442 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
UNSC-Fregatte In Amber Clad,
über Neu Mombasa
(militärischer Kalender)
UNSC-Fregatte In Amber Clad,
über Neu Mombasa
Es gab heftige Kämpfe in den Randgebieten Neu Mombasas. Es war ein Kampf Mensch gegen Allianz. Die Allianz versuchte hartnäckig die Menschen vom Stadtzentrum fernzuhalten.
Und es sah so aus, als hätte sie Erfolg.
Bisher war es noch keinem der UNSC-Streitkräfte gelungen in die Metropole vorzudringen. Keinem. Aber einer war kurz davor. Der Master-Chief selbst war nicht mehr weit von der Brücke entfernt, die ins Zentrum führte. Allerdings standen auch noch genügend Allianz-Truppen zwischen ihm und der Brücke.
Commander Miranda Keyes hatte auf der Brücke ihrer Fregatte eine Menge zu tun. Sie war im Moment die Einzige, die die Marines koordinierte. Sie sorgte für Nachschub an der richtigen Stelle und befahl den Truppen sich zu bestimmten strategisch wichtigen Punkten vorzukämpfen. Das Talent hatte sie wohl von ihrem Vater geerbt.
Bisher hatten sie nur minimalen Erfolg. Der Sturmträger der Allianz schien ein unbegrenztes Truppen- und Fahrzeugreservat zu haben. Egal wie viele man zur Strecke brachte, es kamen immer wieder neue. Selbst die beste Taktik wurde so zu Nichte gemacht.
So konnte es nicht weiter gehen.
Sie mussten sich zur Stadtmitte vorkämpfen. Irgendwie. Aber bis jetzt war Keyes noch nichts eingefallen, wie sie die Truppen sicher dorthin bringen sollte, ohne das diese abgeschossen wurden. Es gab einfach zu viele Allianz-Truppen in diesem Bereich. Ganz zu schweigen von den beiden Scarabs und den vielen Artillerie-Geschützen.
"Ma’am", sagte Lieutenant Kassir. "Der Träger sendet mehrere Objekte aus. Sie steuern auf den Strand zu."
"Geschosse?", hackte Keyes nach.
"Nein, Ma’am. Es scheint sich um eine Art Absprungkapsel zu handeln", erklärte Kassir. "Höchstwahrscheinlich Elitekrieger, wenn man nach der Größe der Kapseln geht."
Auf der taktischen Anzeige erschienen mehrere rote Punkte, die sich von dem Sturmträger entfernten. Zweifellos eine der schnelleren Varianten der Truppenbewegung. Im kurzen Bogen steuerten die Kapseln auf den Chief zu. Sie wollten ihm den Weg versperren!
"Los, stellen Sie mich sofort zum Master-Chief durch!", rief Keyes.
"Sofort Ma’am", bestätigte Navigationsoffizier Jones. Ein paar Sekunden lang tanzten seine Finger über die Tastatur vor ihm. Dann sagte er im ruhigen Ton: "Verbindung steht Ma’am."
Es lief besser als erwartet - was noch längst nicht bedeutete, dass es ein Kinderspiel war. Wenn man sich mit der Allianz anlegte, konnte es als tödlicher Fehler ausgehen, die Situation als Kinderspiel abzustempeln.
Dennoch musste dies nicht heißen, dass auch die gefährlichsten Szenarien mit der Entsprechenden Ausbildung nicht zu meistern wären.
Ghosts, Bodentruppen der Allianz und zwei Artillerie-Kanonen hatten sich ihnen in den Weg gestellt.
Ohne Erfolg.
Zwar waren es verdammt viele Allianz-Truppen gewesen. Und der Feind hatte auch noch diese verflixten MG-Geschütze an Orten positioniert, die viel Schutz boten. Aber Schutz allein reichte nicht um zu gewinnen!
Gegen den Warthog - der am Rande bemerkt, einen der besten Soldaten des UNSC beinhaltete - hatten die Feinde nicht die geringste Chance.
Gekonnt steuerte der Chief den Warthog über einen Betonwellenbrecher, der vom Strand aus fünfzig Meter weit in den Indischen Ozean hinaus führte. Ein großen flaches Strandgelände lag nun vor ihnen. Nicht weit entfernt stand ein kleiner Bunker, auf dessen Dach mehrere Munitionskisten lagen. Was es da wohl alles abzustauben gab? Viele Möglichkeiten zum umherfahren gab es nicht. Rechts war das Meer, links eine hohe Betonmauer (wahrscheinlich die einer riesigen Halle, vermutete der Trupp beim passieren). Am Ende des Strandes führte ein Trümmerhaufen zu einem Tunnel - den zu erreichen der Chief vorhatte.
Und damit fingen ihre Probleme erst an. Mitten in den Trümmern stand eine schwebende Wachturm-Plattform. Sie gehörte natürlich der Allianz. Wem sonst? Als der Jackal-Scharfschütze sie entdeckte aktivierte er den Turm. Der obere Teil löste sich vom Sockel und schwebte sanft ein paar Meter in die Höhe und verharrte dort.
Als wäre das nicht schon genug, kauerte ein Phantom zehn Meter über den Strand. Die drei Plasmakanonen am Bug erwachten zum leben und eröffneten das Feuer. Leuchtend rote Plasmalanzen schossen dem Allradfahrzeug entgegen.
Der Master-Chief gab Gas und fuhr den Warthog hinter den schützenden Bunker, um den Plasmasalven zu entgehen.
"Absteigen, Marines", rief der Chief, als der das Fahrzeug in Sicherheit gebracht hatte und sprang raus. "Lasst uns sehen, ob wir hier etwas finden, womit wir die Geschütze des Phantoms demolieren können." Andernfalls kamen sie hier nicht mehr weg und saßen in der Falle.
Er betrat mit den beiden Marines den Bunker. Als erstes fiel ihm eine kleine Versorgungskiste, für Granaten, und zwei Raketenladungen für einen SSM-Raketenwerfer ins Auge. Das waren doch schon einmal gute Aussichten.
Der Spartaner stattete sich mit Granaten aus und hob die Raketenwerfer-Ladungen vom sandigen Boden auf. Als nächstes erklomm der Chief die Leiter, die auf das Dach des kleinen Bunkers führte.
Glücklicherweise konnten der Phantom und der Jackal die Menschen auf dem Dach des Betonbunkers nicht ausmachen. Einige der herumliegenden Frachtkisten verdeckten die Sicht.
Wo genügend Munition herumliegt, ist die passende Waffe auch nicht weit. Mitten auf dem Dach lag die Bazooka mutterseelenallein herum plus weitere Magazine! Der Phantom würde sich warm anziehen müssen!
Es lief einfach perfekt. Zu perfekt. Der Master-Chief wurde das Gefühl nicht los, dass noch etwas kam. Und so war es dann auch. Es kam in der Form einer Nachricht. Commander Keyes meldete sich aus der In Amber Clad.
"Was gibt es, Commander?", fragte der Chief.
"Chief, vom Träger sind gerade jede Menge Kapseln gestartet", erklärte Keyes hektisch. "Die nehmen Kurs auf euch!"
"Verstanden. Wir erledigen das schon, danke."
Der Spartaner beendete die Übertragung. Warum kam immer etwas dazwischen? "Okay, Marines. Wir bekommen Besuch. Bereitet euch auf einen warmen Empfang vor."
"Na endlich", sagte der Marine - Hylland - neben ihm. "Wurde auch mal Zeit, dass wir Verstärkung kriegen."
"Der andere Besuch, Junge", korrigierte der Chief.
"Oh." Der Marine schluckte. "Ach die schon wieder."
Evans, der zweite Soldat, zog sich in die hinterste Ecke des flachen Daches zurück und kramte eine Kiste hervor. Auf dem Etikett war ein Scharfschützengewehr abgebildet. Er öffnete die Kiste und betrachtete den Inhalt mir glänzenden Augen. "Irgendjemand da oben liebt mich", sagte Evans voller Freude.
Mit einem Klack rastete der Sicherungsbügel von Hyllands Gewehrs ein und wieder aus. Der Marine rollte mit den Augen über die Euphorie des Kollegen und spendete seine Aufmerksamkeit weiterhin seinem Gewehr. Komm schon, dachte er. Das ganze Platoon weis doch, dass du auf Keyes stehst. Er hätte es auch ohne mit der Wimper zu zucken ausgesprochen, wenn der Master-Chief nicht dabei gewesen wäre.
Zur selben Zeit trudelten die Kapseln ein.
Sie hatten eine Ähnlichkeit mit den HEV-Absprungkapseln der ODSTs. Die zylindrische Kapsel bot nur für eine Person genügend Platz. Und der Chief konnte sich schon denken wer bald zum Vorschein treten würde.
Zwei Kapseln landeten vor dem Bunker, vie weitere in den Trümmern vor dem Tunnel. Sie flogen so schnell, dass man sie nur verschwommen wahrnahm. Mit rasender Geschwindigkeit schlugen sie auf den Boden auf und ließen den Sand nur so umher wirbeln.
"Da oben mag dich vielleicht jemand. Aber die da unten mögen dich bestimmt nicht!", stellte Hylland fest.
Die Kapseln öffneten sich zischen und ihre Passagiere kamen zum Voreschen. Wie der Master-Chief schon befürchtet hatte, waren es Elitekrieger. Sie sprangen aus ihren Kapseln und zogen ihre Waffen. Es waren ausschließlich Veteranen. Und ein Veteran wusste genau was er tat. Er war zweifellos erfahrener als die üblichen Eliten mit blauer Panzerung. Man sollte ihn besser nicht unterschätzen, und eine ganze Gruppe schon gar nicht!
Vermutlich erwarteten sie nur ein paar unbeholfene Marines. Der Spartaner eilte um die Kiste herum und feuerte eine Rakete auf die neue Bedrohung ab - ehe der Phantom oder die beiden Eliten selbst herausfanden was Sache ist.
Die Explosion brachte den Eliten den Tod. Die Plasmageschütze des Phantoms richteten sich neu aus und begannen wie wild zu feuern.
Zum Glück gab es die verbesserte Version der Bazooka. Der Chief zielte auf das vordere Geschütz, aktivierte die Zielerfassung und drückte ab. Die Rakete verließ den Lauf und raste surrend ihrem Ziel entgegen. Die Rauchwolke, die die Rakete hinter sich herzog, zeigte, dass das Geschoss nicht nur schnurschtracks ihrem Opfer entgegen schoss. Sie flog mehrere leichte Bögen, das machte die Sache schwieriger die Rakete noch vorher abzuschießen. Schließlich schlug sie ein. Ein kurzer blauer Blitz und die Überreste des ersten Geschützes stürzten in Richtung Boden.
Der Chief ging wieder in Deckung und lud nach. Munition hatte er ja zuhauf. Er wollte gerade eine weitere zerstörerische Rakete auf das Schiff abfeuern, als es dröhnend beidrehte. Der Phantom beschleunigte und verschwand über die Häuserwand, so schnell wie er gekommen war.
"Das wurde auch Zeit", bemerkte Evans. Er hatte sich neben der Kiste flach auf das Bunkerdach gelegt. Vor sich hatte der Marine das S2-AM-Scharfschützengewehr aufgestellt. Er blickte durch das Visier des Gewehrs und suchte sich ein geeignetes Ziel. Evans hoffte das das neue Zielfernrohr auch das einheilt, was die Hersteller versprachen. Nämlich das sich die Linse nicht mehr in der Sonne spiegelt, und so den Schützen nur noch auffälliger macht, als er eventuell schon ist.
Schon zwei Sekunden später gab er den ersten Schuss ab. "Ha, dämlicher Jackal", lästerte er gelassen. "Einfach so blöd in die Gegend zu starren."
Evans setzte zum nächsten Schuss an, diesmal ein Elitekrieger, als er eine Bewegung im Tunnel ausmachte. Etwas leuchtete auf und schon schossen drei Ghosts mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Autobahntunnel heraus.
Er fragte sich was sich wohl die Ghosts davon versprachen anzugreifen. Mit ihren fest montierten Geschützen konnte ein Ghost nur begrenzt nach oben zielen. Und auf das Bunkerdach würden sie sowieso nicht so einfach schießen können. Ausnahmsweise fühlte sich Evans hier oben sicher.
Der Marine versuchte zu zielen, aber die Ghosts waren einfach zu schnell. "Ignorier die Ghosts", befahl der Master-Chief von hinten. "Nimm lieber die Eliten in den Trümmern da hinten aufs Korn."
Evans tat wie ihm geheißen. Während der Chief sich um die Fahrzeuge kümmerte, schoss der Marine dem ersten Eliten ein Loch in den Kopf. Er schwenkte rüber und erledigte den zweiten ebenso schnell. Aber die letzten beiden waren klüger. Sie sprangen rechtzeitig hinter den sperrigen Betontrümmern in Sicherheit. Evans fluchte leise. Diese verdammten Mistviecher!
Neben sich hörte der Marine einen lauten Knall, der ihn zusammenzucken ließ. Der Master-Chief hatte eine weitere Rakete abgefeuert. Ein Ghost fuhr zur selben Zeit an den Trümmern vorbei, als er von der 102mm-Rakete zerfetzt wurde.
Ein Glück, dachte Evans. Die Explosion ließ einen Eliten durch die Trümmer schleudern. Er hatten Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Noch im Flug verpasste Evans dem Elitekrieger einen letzten Schuss, dann regte er sich nicht mehr.
Der Commander trat hervor und suchte nach einem klaren Ziel. Er war sichtlich verwirrt, ja sogar irritiert. Er zielte mit seiner Waffen in der Umgebung herum.
Seine lidlosen Augen suchten um ihn herum alles ab. Die glänzenden Absprungkapseln; die Geröllhaufen, die den Strand verunstalteten; ja sogar den Himmel und die Ufer des Meeres.
Schließlich blickte er zum Bunker. Diesen kleinen Betonklotz im Sand. Mausgrau und an einigen Stellen geschwärzt vom Plasma des Phantoms.
Er erblickte im Sonnenlicht eine Silhouette. Sie kam funkelnd auf ihn zu und zog eine Rauchwolke hinter sich her.
Instinktiv rollte sich der Commander zur Seite. Doch es war zu spät. Die Rakete erwischte ihn und alles wurde zerstört.
Sein ganzes Leben.
In weniger als einer Sekunde.
Mögen die Götter mein Versagen verzeihen.
"Das war’s, lasst uns hier verschwinden", sagte Evans gut gelaunt. Er nahm sein Scharfschützengewehr auf und ging los. Der Chief hatte dem nichts weiter hinzuzufügen und folgte dem Marinesoldaten zurück zum Warthog.
Ihr einziger Weg führte sie nun durch den Tunnel, aus den Die Allianz-Besatzer gekommen waren. Ihre Liste der Möglichkeiten war dementsprechend kurz. Sie konnten es durch den Tunnel voller blutrünstiger Außerirdischer versuchen, oder zurückfahren und sich einen anderen Weg durch die Straßen suchen, den es wahrscheinlich nur über den direkten Weg übers Wasser gab.
"Cortana", sagte der Spartaner. "Können wir durch den Tunnel weiter zum Stadtzentrum kommen?"
"Ja, er führt direkt zur Brücke", antwortete die KI. "Überall Ratten - trotzdem besser als schwimmen."
Der Master-Chief stieg in den Warthog und startete den Motor und fuhr damit über den Strand auf den Tunnel zu. "Wenn die Ratten nur mein einziges Problem in diesem Tunnel wären…", sagte er mehr zu sich selbst, als zu Cortana.
Auf halber Strecke zu dem Loch, das die Allianzler in die Wand des Autobahntunnels gesprengt hatte, hörte er ein Motorgeräusch hinter sich. Der Chief wandte sich um und sah einen zweiten Warthog auf sie zufahren. Die ODSTs hatten sich endlich einen fahrbaren Untersatz besorgt. Wobei einer der vier Soldaten zwischen Fahrerkabine und Geschütz kauern musste, da sonst nicht genug Platz im Wagen war.
Gemeinsam erreichten sie den Tunnel. Es war eine zweispurige Autobahn.
"Hast du schon irgendwas Neues von der Allianz gehört?", fragte der Master-Chief neugierig, da Cortana schon seit ihrer "Landung" die Gespräche der Allianz abhörte.
"Ich habe die Kampfgespräche der Allianz gerade neu analysiert. Die sind überrascht - verwirrt." Cortana klang ziemlich verwundert. Was war denn jetzt schon wieder? "Die haben uns hier wohl nicht erwartet."
"Was meinst du mit ,haben uns hier nicht erwartet’?"
"Keine Menschen", erklärte sie. Der Chief blickte immer noch verwundert drein. "Jedenfalls nicht auf der Erde", fügte Cortana hinzu.
"Das ist doch verrückt", schoss es spontan aus dem Master-Chief heraus.
"Ich weis. Das erklärt aber warum die mit so einer kleinen Flotte kommen."
Der Chief steuerte das Allradfahrzeug auf die Gegenfahrbahn, da hier ein Schott den Weg versperrte. Er ignorierte einfach die Fahrbahnmarkierungen. "Was auch immer die Allianz hier will", schlussfolgerte der Spartaner, "es scheint wichtig genug zu sein, dass ein solch hoher Prophet sie auf ihrer Mission begleitet."
Was hatte die Allianz wirklich vor, wenn sie nicht wegen der Menschen auf der Erde waren?
Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!






