[Paul]

Nachdem ich ja üblicherweise bekannt bin über dieses Drecksspiel wie die Bauarbeiter herzuziehen wollte ich mal einen etwas anderen Weg einschlagen und dachte mir, ich schreib mal einen konstruktiven Artikel. Also, hier kommen sie:

5 Simple Dinge mit denen man Halo Reach hätte massiv verbessern können

5. Ich schau dir in die Augen, Kleines.

Spoiler:

Bis auf einige wenige Cutscenes im Spiel die sich am Anfang häufen (Noble Actual, Winter Contingency, Sword Base Ending, Why Do You Always Jump, New Alexandria) nehmen die Spartans nie die Helme ab. Wenn man schon darauf beharrt dass die Story menschlicher sein soll und sich damit rühmt, dass man so viel neue Technologie eingebracht hat, warum zur Hölle werden die dann nicht verwendet? Ich hab beim Chief dessen Gesicht man nie sieht mehr Gefühl dass er ein Mensch sei - zumindest seit Halo 2 - als beim gesamten Noble-Team zusammen. Wenn schon nur ein Spiel Zeit ist bevor man die Charaktere abmurkst muss man auch in die Vollen gehen: Mehr Cutscenes ohne Helme, Close-Ups, und vor Allem: Keine Buttshots! Ich will nicht permanent irgendwelchen Kerlen auf den Arsch starren!

4. Der Zinnmann will ein Herz...

Spoiler:

Ohne Gesichter auch keine Mimik, aber das mit den Emotionen geht darüber hinaus. Die einzige Person im ganzen Spiel die auch nur irgendwie betroffen reagiert ist das kleine Mädchen dessen Vater stirbt. Sogar die Zivilisten reagieren nicht darauf dass ihre Welt vernichtet wird. Einige davon quälen sich zwar vor Schmerzen weil sie verletzt sind, aber das sind nicht die Emotionen auf die ich raus will. Reach kommt mir vor wie die Heimat von Androiden. Alle Leute die keine Marines sind wirken nur wie Inventar, statt wie Einheimische. Das beißt sich einfach komplett mit der "Remember Reach" Werbekampagne. In einer Cutscene über eine Gruppe weinender Menschen schwenken hätte gereicht, vielleicht am Ende von New Alexandria, als das Shuttle abhebt? Und mit Noble ist's keinesfalls besser. Ich weiß das sind knallharte Supersoldaten, aber wirklich? Euch juckt es nicht wenn jemand der seit Jahren euer Leben regelmäßig rettet ins Gras beißt? Leute mit denen ihr aufgewachsen seid! Selbst als Kat stirbt, keinerlei Reaktion von den anderen Spartans. Kein Aufschrei, kein mit der Faust gegen eine Wand schlagen, keine veränderung in der Mimik, wie denn auch ohne Gesichter. Die Cutscene geht noch zwei Minuten lang in denen Noble Team nur zurückschießt und auf Evac wartet. Auch um Jorge hat niemand getrauert. Zwischen New Alexandria und The Package wäre ein perfekter Moment gewesen um eine menschliche Reaktion der Spartans im Pelican zu zeigen, auf dem Weg zur Sword Base. Es müssen ja keine Tränen sein, Trübsal, sogar Wut reichen. Keine Helme, dafür echte Gefühle. Stattdessen hört die Szene auf bevor sie abgeholt werden und das nächste Level beginnt bereits mitten im Einsatz.

3. Wo bin ich gleich nochmal?

Spoiler:

Noch eine Sache die vergeigt wurde: Also dafür dass sie den Planeten plastisch und glaubwürdig gestalten wollten bekomme ich im ganzen Spiel kein Gefühl für Dimensionen. Obwohl man den Reach aus dem Weltraum sieht - mehrmals - obwohl Karten eingeblendet werden bekommt man niemals raus wo man nun eigentlich ist. Wie groß ist Reach? Ergröße? Mars? Oder vielleicht Jupiter? Wo verläuft die Frontlinie? Wie viel des Planeten ist schon gefallen? Es wird nichmal gesagt wie groß die angreifende Armee ist. Klar lässt sich das mit anderen Quellen ausrechnen aber sowas muss im Verlauf der Story vermittelt werden. Es hätte auch geholfen die Einsatzorte in die Nähe zu legen. Dadurch dass man beispielsweise eine Militärbasis irgendwo verliert hat die Allianz freie Bahn auf New Alexandria. In Halo 2 wurde gesagt dass die Allianz nur in Mombasa ist und Halo 3 spielt nachdem die Erde schon eingenommen ist, aber in Reach geht es um eine Inviasion, mit einer dynamischen Frontlinie! Die Menschen verlieren konstant an Boden, also sollte das Bedrängnis auch vermittelt werden. Ein Gefühl dafür wie viel schon von den Aliens eingenommen oder gar verglast wurde hätte ganz andere Emotionen beim Retten von Zivilisten hervorgerufen, wenn es zum Beispiel die letzten lebenden Menschen auf dem Planeten wären. Ein Nebensatz in einer Cutscene, oder eine Karte in einem Level hätte schon gereicht. Die Long Night of Solace hatte ein Hologramm des Planeten auf der Brücke, statt komische Symbole zu verwenden hätte man vielleicht eine Hälfte der Landmasse Grün einfärben können, eine Rot und eine andere Blau, je nachdem was von der Allianz gehalten wird, von den Menschen und was verglast ist. Stattdessen weiß man nirgends wo man gerade ist, ob mit Unterstützung zu rechnen ist, wie aussichtslos die Situation ist oder ob es noch Hoffnung gibt. Und die Tatsache dass man zwischen den Missionen regelmäßig von einem Ende des Planeten zum anderen geflogen wird macht es nicht besser sich zu orientieren.

2. Reach ist nicht nur Reach

Spoiler:

Das Problem bei einem Prequel ist dass man das Ende schon kennt. Wir wissen bereits dass Reach untergehen wird, genauso wie wir wussten dass Anakin Skywalker zu Darth Vader wird. Eine Story die sich einzig und allein um ein Ereignis dreht, dessen Ausgang der Spieler schon kennt ist nicht zufriedenstellend. Wenn man den Spieler nur versuchen lässt, den Untergang von Reach zu verhindern, ist das mehr als enttäuschend, weil man im Endeffekt nur Sisiphosarbeit leistet. Reach war die Hochburg der Spartans, man sieht in Lone Wolf auch genug Leichen, also wird der Planet genug Verteidiger haben als dass man den Protagonisten einen Geheimauftrag geben kann, so wie Bucks Team in ODST. Man hat das mit der Cortana-Sache am Schluss versucht, aber die letzten beiden von 9 Leveln ist "too little too late". Gebt den Spielern etwas dass sie das Gefühl haben, es hätte Relevanz - nicht nur das Kämpfen einer bereits zu Beginn verloreren Schlacht.

1. Lose Fäden

Spoiler:

Das überschneidet sich zwar leicht mit Punkt 2, weil es auch um Relevanz der eigenen Handlungen geht, aber mit einem anderen Fokus. Warum zur Hölle tue ich etwas in einem Level wenn es keine Auswirkungen hat? Und damit meine ich nicht nur die Sprengung der Long Night of Solace, weil sofort die Allianz-Armada ankommt. Der Fund des Datenkristalls hatte absolut keinen Nutzen, weil Halsey die Ausgrabungen bereits seit Ewigkeiten durchführt. Personen die man gerettet hat tauchen nie wieder auf. Wozu hab ich den Pylon gesprengt? Welchen Nutzen hatte das Vernichten des Teleporterturms wenn direkt nebendran zwei weitere stehen? All das weiß ich bis heute nicht. Wie wäre es denn gewesen wenn das Mädchen aus Winter Contingency später eine Rebellengruppe anführt, die den Spartans irgendwann hilft? Der Spieler bekommt das Gefühl dass er selber einen Nutzen aus etwas zieht was er in einem früheren Level getan hat. Auf der Datenkarte die man Halsey gibt könnte der Standort einer Blutsväter-Waffe sein, die zB der Pillar of Autumn zur Flucht verhilft. Anstelle einfach nur reglos im All zu schweben hätte die Long Night of Solace etwa kurz vor dem Angriff auf Sword Base stehen können und man rettet mit ihrer Sprengung Halsey das Leben. Zeigt einfach irgendwelche Folgen der eigenen Handlungen, sodass der Spieler nicht das Gefühl hat er würde für nichts und wieder nichts kämpfen. So wie es jetzt ist hängen einfach unzählige potentielle Handlungsstränge lose und ungenutzt in der Luft rum...