22.03.2016, 09:28
(21.03.2016, 22:49)Marc schrieb: Trotzdem: ER hat den Vertrag unterschrieben und das üblicherweise wohl NACHDEM er das Drehbuch gelesen hat und mit dem Produzenten/Regisseur gesprochen hat. Für dich als Fan mag die Aussage natürlich gut ins Schema "Disney ist blöd, lange lebe das EU" passen, aber wenn man das Ganze emotionslos betrachtet, dann ist das einfach nur belanglos - und zudem noch höchst unprofessionell.
Ich gebe zu dass mir seine Aussage sehr gut in die Agenda passt, und es ist kein Zufall dass ich solche Videos entdecke. Aber ändert das was am Wahrheitsgehalt seiner Aussage? Nein.
Was die Umstände seiner Unterschrift angeht sind mir auch keine 100%igen Details bekannt, aber ich kann zumindest hier und da einige Dinge klarstellen.
Erstmal, wie aus dem Video bereits hervorgeht, stand zu dem Zeitpunkt der Regisseur noch nicht fest. Um Genau zu sein, JJ hat sich anfangs sogar mehrfach geweigert den Film zu übernehmen weil ihm die Verantwortung zu groß war. Er hat erst nach unzähligem Drängen zugestimmt, und das war nicht im selben Jahr als Disney das Franchise gekauft hat.
Ob er das Drehbuch gelesen hat kann ich nicht sagen. Falls nicht, dann halte ich das für höchst unprofessionell. Aber ich kann dir zumindest sagen dass es nicht dasselbe Drehbuch gewesen sein kann das schlussendlich verwendet wurde. Zu dem Zeitpunkt war das EU nämlich noch nicht gecancelt worden und die Scripte zu Episoden 7 bis 9 gingen Konform damit. Woher ich das weiß? Weil George Lucas selbst die erste Fassung der Story geschrieben hat, und er kennt die Geschichte um die Skywalker/Solo-Familie in-und-auswendig. Disney hat anschließend seine Story in die Tonne getreten und Abrams selber schreiben lassen (mit Hilfe von Kasdan und einem Herren namens Michael Arndt).
Ich vermute daher stark dass man Hamill und Konsorten unter Vorspielung falscher Tatsachen ins Boot geholt hat, dass sie nicht nur eine veraltete Version des Drehbuchs bekommen haben die später stark umgeschrieben wurde (wie es jedes Drehbuch zu irgendeinem Zeitpunkt wird) sondern welches komplett fallen gelassen und ersetzt wurde.
Ist es daher unprofessionell dass er sich drüber beschwert? Vielleicht. Aber ehrlich gesagt halte ich diese vertragsgebundene Irreführung von Zuschauern, wo jeder Film als der nächste Ben Hur gelobt wird, für deutlich schlimmer. Ich bin froh wenn mal jemand von denen Tacheles redet, und sei es auch nur durch die Blume.
(In dem Kontext kann ich übrigens "An Evening with Kevin Smith" und dessen Fortsetzungen empfehlen, bei denen einige Infos über Hollywood aus dem Nähkästchen erzählt werden. Ein paar nette Anekdoten zu Stirb Langsam 4, diversen Batman- und Superman-Streifen und natürlich Smiths eigenen Filmen.)
(21.03.2016, 22:49)Marc schrieb: Dass er die Filme als Hollywood-Schauspieler nicht kennt, ist natürlich fragwürdig. Aber deswegen ist er fachlich betrachtet ja nun nicht zwingend ungeeignet, eine Rolle zu übernehmen.
Ich glaube du verstehst mich immer noch nicht, und ich weiß nicht ob ich das irgendwie anders erklären kann. Ich habe ihm auch nicht unterstellt für die Rolle ungeeignet zu sein. Vielleicht wäre er ein grandioser Han Solo. (Lassen wir das EU mal außen vor und betrachten nur den Film für sich.) Ich finde es nur fragwürdig dass er sich um einen Job bemüht ohne jeglichen Bezug dazu zu haben.
Ich jedenfalls würde mich schämen, mich für einen Beruf zu bewerben von dem ich nicht nur keine Ahnung habe (das ist noch das geringere Problem, denn wie du schon gesagt hast, man kann sich immer neue Kenntnisse anlernen), sondern zu dem ich nicht die geringste Bindung habe.
Beispiel: Meine momentane Doktorarbeit ist eine direkte Fortsetzung meiner Masterarbeit mit einigen Verbesserungen. Meine Masterarbeit war die praktische Umsetzung der theoretischen Konzepte mit denen ich während meiner Bachelorarbeit zu tun hatte. Und meine Bachelorarbeit wiederum war in einem Themengebiet, an dem ich interessiert war seitdem ich in der Oberstufe des Gynmasiums einen Vortrag dazu gehört habe.
Man muss sich jetzt nicht zwingend von A nach B nach C hangeln. Gerade als Schauspieler ist es wichtig, möglichst unterschiedliche Rollen zu übernehmen, um nicht "typecast" zu werden. Trotzdem sollte man für jegeliche Rolle, ja für jede Art von Arbeit generell, wenigstens irgendwie Vorkenntnisse haben. (Und mit "Vorkenntnisse" meine ich nicht zwingend "Erfahrung auf dem Gebiet" sondern wenigstens irgendwie mal Kontakt damit haben.)
Ich hatte nie mit Statik zu tun, also bewerbe ich mich nicht als Architekt. Ich hab keine Erfahrung mit musikalischen Instrumenten, nicht mal sie zu spielen, also warum sollte ich plötzlich auf die Idee kommen, Posaunen herstellen zu wollen? Und ich war noch nie Kunde in einem Tattoostudio, also welchen Grund hätte ich um Tätowierer zu werden? Könnte ich mir das alles irgendwie anlernen bevor ich anfange (angenommen ich würde eingestellt)? Bestimmt, zumindest rudimentär. Aber welchen Grund hätte ich mich für eine Stelle zu bewerben zu der ich keinerlei Bezug habe weil ich mich niemals damit auseinander gesetzt habe?