16.11.2005, 20:00
[FONT=times new roman]"Deutschland sucht den Superstar": Totgesagte singen länger
(16. November 2005) Niemand hat "Deutschland sucht den Superstar" betrauert, als die Sendung nach einer schwachen zweiten Staffel abgehakt schien. In der Zwischenzeit hat sich in den Charts Authentizität etabliert - und gerade deshalb ist es spannend, was im dritten Anlauf mit "DSDS" passiert.
Der einzige Grund, den "Superspar" am Kollwitzplatz zu besuchen, ist die Nähe: er ist nur 2 Minuten von meiner Haustür entfernt. Für kleinere Einkäufe ist der Supermarkt geeignet - vorausgesetzt, man schafft es innerhalb eines Musiktitels zum Kühlregal, greift das Stück Butter und hechtet zur Kasse. Braucht man länger, kann der Aufenthalt schmerzhaft werden, denn im "Superspar" läuft "RS2", eine geradezu eheliche Verbindung zwischen lärmendem Formatradio und Einkaufsklittsche. Heute habe ich es nicht geschafft, diesen Ort innerhalb eines Songs von Vanessa Amorosi zu verlassen, und ich wurde Zeuge einer "Moderation": "Berlin ist grau und regnerisch, ein wunderbarer Tag also, um heute abend fernzusehen. Denn: Deutschland Sucht den Superstar ist zurück."
Nicht, dass mich diese Ankündigung irgendwie einschüchtern könnte - ich habe natürlich längst davon gehört, dass RTL zum dritten Mal versucht, ein weltweit erfolgreiches Format ins Deutsche zu übersetzen, davon, dass Dieter Bohlen wieder in der Jury dabei ist, diesmal neben zwei unbekannten Experten. Sie heißen Silvia Kollek und Heinz Henn. Und dass der eigentliche Reiz der Sendung, die Karikatur der Showmoderation entfernt wurde - in persona Spengemann/Hunziker. Den gerngehassten Sprechwundern folgen Box- und Quizexperte Marco Schreyl und die unbekannte Tooske Ragas, ihres Zeichens ehemalige holländische "Idol"-Moderatorin und Ehefrau des längst vergessenen "Caught-In-The-Act"-Löckchens Bastiaan Ragas.
Nein, was mich kalt erwischte, war der Tonfall der RS-2-Moderatorin. Ihrer vor Vorfreude hüpfenden Gutelaunestimme nach zu urteilen, würde sie sich heute abend tatsächlich mit einer Tüte Chips vor den Fernseher setzen und der Sendung entgegenfiebern, und noch schlimmer: Ich ertappte mich dabei, selbst eine gewisse Spannung zu empfinden und traf die Entscheidung, diese Sendung anzusehen. Dabei hatte ich mir nach der ersten Staffel längst geschworen, Qualität zu bevorzugen und die Sendung nicht mehr wahrzunehmen; während der zweiten Staffel wurde meine Entscheidung von meinen Zielgruppengenossen bestätigt, die Sendung wurde per Volksentscheid eingeäschert und ihre Protagonisten, Bohlen, Spengemann, Hunziker, Siegerin Elli schneller als geträumt persona non grata.
Woher kommt also das Interesse an einer dahingeschiedenen Showidee? War nicht besiegelt, dass die deutsche Superstar-Version, im Gegensatz zum amerikanischen "Pop Idol" weniger Gesangswettbewerb denn Gossip-Schnellfeuer, so nicht mehr funktionieren würde und das Zeitalter der Castingshows längst abgelöst war durch eine neue Wahrnehmung der Popmusik als Authentizitätskabinett? Die "perfekte Welle" der deutsch sprechenden und textsicheren Bands, die sich doch schon seit der Schule kennen und der Musik alles geopfert haben, hatte sie nicht die Glitterkulissen der Superstar-Fabrik weggespült? Und gab es nicht im Vorfeld der Sendung immer wieder böse Sticheleien, es käme niemand mehr zu den Castings, und RTL sei dabei, einen weiteren großen Flop zu produzieren, weil man sich nicht vom Gedanken der totalen Kontrolle über Pop-Identitäten mittels Produktion, Vermarktung und Prägung trennen könnte?
Ich glaube, wir waren zu schnell. Keine Frage, seit Elli und die anderen Flitzpiepen in Baumärkten untergetaucht sind, hat es eine Menge guter Musik in die Charts, sogar in die RS-2-Playlists geschafft, und ohne "DSDS" gab es auch lang keine Homestorys von Dieter Bohlen. Aber wenn unsere Lieblingsfeinde eins können, dann kämpfen. Und das werden sie tun. Ohne Frage: Es ist "Superstar’s" last chance. Der Abgesang ist gehalten. Heute, 20.15, geht es nicht um Musik, sondern um das Überleben. Ich muss noch mal in den "Superspar", für eine Tüte Chips.
Verantwortlicher Redakteur: Johannes Boss16.11.2005 - 16:06
DWDL.de
-----------------------------------
Und? Werdet ihr euch eine dritte Staffel antuen? Welcher "Superstar" wird wohl diesmal gewählt und danach uns alle quälen? Wer wird der neue Kübelböck...Fragen über Fragen, die keiner beantwortet haben will, RTL es aber trotzdem tut.[/FONT]
(16. November 2005) Niemand hat "Deutschland sucht den Superstar" betrauert, als die Sendung nach einer schwachen zweiten Staffel abgehakt schien. In der Zwischenzeit hat sich in den Charts Authentizität etabliert - und gerade deshalb ist es spannend, was im dritten Anlauf mit "DSDS" passiert.
Der einzige Grund, den "Superspar" am Kollwitzplatz zu besuchen, ist die Nähe: er ist nur 2 Minuten von meiner Haustür entfernt. Für kleinere Einkäufe ist der Supermarkt geeignet - vorausgesetzt, man schafft es innerhalb eines Musiktitels zum Kühlregal, greift das Stück Butter und hechtet zur Kasse. Braucht man länger, kann der Aufenthalt schmerzhaft werden, denn im "Superspar" läuft "RS2", eine geradezu eheliche Verbindung zwischen lärmendem Formatradio und Einkaufsklittsche. Heute habe ich es nicht geschafft, diesen Ort innerhalb eines Songs von Vanessa Amorosi zu verlassen, und ich wurde Zeuge einer "Moderation": "Berlin ist grau und regnerisch, ein wunderbarer Tag also, um heute abend fernzusehen. Denn: Deutschland Sucht den Superstar ist zurück."
Nicht, dass mich diese Ankündigung irgendwie einschüchtern könnte - ich habe natürlich längst davon gehört, dass RTL zum dritten Mal versucht, ein weltweit erfolgreiches Format ins Deutsche zu übersetzen, davon, dass Dieter Bohlen wieder in der Jury dabei ist, diesmal neben zwei unbekannten Experten. Sie heißen Silvia Kollek und Heinz Henn. Und dass der eigentliche Reiz der Sendung, die Karikatur der Showmoderation entfernt wurde - in persona Spengemann/Hunziker. Den gerngehassten Sprechwundern folgen Box- und Quizexperte Marco Schreyl und die unbekannte Tooske Ragas, ihres Zeichens ehemalige holländische "Idol"-Moderatorin und Ehefrau des längst vergessenen "Caught-In-The-Act"-Löckchens Bastiaan Ragas.
Nein, was mich kalt erwischte, war der Tonfall der RS-2-Moderatorin. Ihrer vor Vorfreude hüpfenden Gutelaunestimme nach zu urteilen, würde sie sich heute abend tatsächlich mit einer Tüte Chips vor den Fernseher setzen und der Sendung entgegenfiebern, und noch schlimmer: Ich ertappte mich dabei, selbst eine gewisse Spannung zu empfinden und traf die Entscheidung, diese Sendung anzusehen. Dabei hatte ich mir nach der ersten Staffel längst geschworen, Qualität zu bevorzugen und die Sendung nicht mehr wahrzunehmen; während der zweiten Staffel wurde meine Entscheidung von meinen Zielgruppengenossen bestätigt, die Sendung wurde per Volksentscheid eingeäschert und ihre Protagonisten, Bohlen, Spengemann, Hunziker, Siegerin Elli schneller als geträumt persona non grata.
Woher kommt also das Interesse an einer dahingeschiedenen Showidee? War nicht besiegelt, dass die deutsche Superstar-Version, im Gegensatz zum amerikanischen "Pop Idol" weniger Gesangswettbewerb denn Gossip-Schnellfeuer, so nicht mehr funktionieren würde und das Zeitalter der Castingshows längst abgelöst war durch eine neue Wahrnehmung der Popmusik als Authentizitätskabinett? Die "perfekte Welle" der deutsch sprechenden und textsicheren Bands, die sich doch schon seit der Schule kennen und der Musik alles geopfert haben, hatte sie nicht die Glitterkulissen der Superstar-Fabrik weggespült? Und gab es nicht im Vorfeld der Sendung immer wieder böse Sticheleien, es käme niemand mehr zu den Castings, und RTL sei dabei, einen weiteren großen Flop zu produzieren, weil man sich nicht vom Gedanken der totalen Kontrolle über Pop-Identitäten mittels Produktion, Vermarktung und Prägung trennen könnte?
Ich glaube, wir waren zu schnell. Keine Frage, seit Elli und die anderen Flitzpiepen in Baumärkten untergetaucht sind, hat es eine Menge guter Musik in die Charts, sogar in die RS-2-Playlists geschafft, und ohne "DSDS" gab es auch lang keine Homestorys von Dieter Bohlen. Aber wenn unsere Lieblingsfeinde eins können, dann kämpfen. Und das werden sie tun. Ohne Frage: Es ist "Superstar’s" last chance. Der Abgesang ist gehalten. Heute, 20.15, geht es nicht um Musik, sondern um das Überleben. Ich muss noch mal in den "Superspar", für eine Tüte Chips.
Verantwortlicher Redakteur: Johannes Boss16.11.2005 - 16:06
DWDL.de
-----------------------------------
Und? Werdet ihr euch eine dritte Staffel antuen? Welcher "Superstar" wird wohl diesmal gewählt und danach uns alle quälen? Wer wird der neue Kübelböck...Fragen über Fragen, die keiner beantwortet haben will, RTL es aber trotzdem tut.[/FONT]
,
nieder mit dsds 
