31.12.2010, 15:29
So, damit ihr was im neuen Jahr zu tun bekommt! 
Schneller!", brüllte Staff Sergeant Burnside. "Seht zu, dass ihr von dieser verdammten Straße runter kommt."
"Das ist leichter gesagt als getan Sarge", sagte Private Birkin. Er schaltete den Warthog in den fünften Gang und gab Gas. Staub, der sich von zerstörten Häusern auf der Straße gesammelt hatte, wurde aufgewirbelt, als die Reifen drüber hinweg heizten.
Unterdessen richtete Lieutenant Redfield das Gauss-Geschütz des Warthogs nach hinten aus. Auf der Hochgeschwindigkeitsstraße befanden sich keine Allianz-Soldaten. Keine lebenden jedenfalls. Von vielen der Häuser stieg Rauch in dicken Schwaden auf. Gigantische Plasmabälle schossen über den heiteren Himmel und schlugen fast schon ziellos in der Stadt ein. Es schien fast schon so, als könne man die Artillerie-Kanonen der Allianz nicht aufhalten.
Chris Redfield sah weiter nach hinten, die Straße entlang. Bereit auf alles zu schießen, was ihm in den Weg kam. "Ich glaub wir haben ihn abgehängt", rief er zu den anderen beiden vor.
Das war das Problem. Sie befanden sich auf der Flucht vor einem Scarab. Der fünfzig Meter hohe Kampfläufer hatte sie schon die ganze Zeit vor sich hergetrieben. Das dumme war nur, dass sie keinen Weg von dieser Autobahn fanden.
Dieser Scarab hatte ihnen nur eine Fluchtmöglichkeit gelassen. Und dieser Fluchtweg führte mitten durch Allianz besetztes Gebiet. Ein Gebiet, das obendrein noch von den Artillerien beherrscht wurde, die ihre Kugeln über ihren Köpfen verschossen.
Ironischer weise sahen diese todbringenden Plasmakugeln wunderschön aus. Es war durchaus ein atemberaubender Anblick - bis zu dem Moment, wo sie einschlugen, ihre Kraft entfesselten und bewiesen, dass nichts ewig wehrte.
Birkin riss das Lenkrad herum und umfuhr eines der vielen Autos, die besitzerlos auf den Straßen standen. Viele waren umgeworfen worden und dienten als provisorische Deckungsmöglichkeit. Zerstörte Ghosts und Shade-Geschütze lagen dazwischen.
Die Leichen von Allianzlern, Marines und Zivilisten lagen überall um sie herum verstreut. Die Menschen, die es nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt geschafft hatten saßen nun praktisch auf dem Präsentierteller. Chris biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab.
Man konnte den Wechsel des Häuserstils bei der schnellen Fahrt selbst als Blinder erkennen. Die vielen sandfarbenen Gebäude wurden durch modernere mausgraue Stahlbetonriesen ersetzt. In der Ferne konnte man Banshees zwischen den Wolkenkratzern kreisen sehen.
Hoch oben über den Häusern war er. Der über fünf Kilometer lange Sturmträger. Das Flaggschiff der hiesigen Allianz-Flotte.
Jetzt waren sie so ziemlich im Zentrum der Stadt.
Ein Grummeln war zu hören. Es übertönte sogar die lauten Motorgeräusche des Warthogs. "Was war das?", warf der zerstreute Birkin nervös in die Runde.
Armer Kerl, dachte sich Burnside. War es doch sein erster richtiger Einsatz.
Redfields Gebrüll holte ihn aber sofort wieder auf den Boden der Tatsachen: "Er ist wieder zurück!"
Burnside und Birkin drehten sich beide gleichzeitig hach hinten um. Im donnernden Getöse stürzte eine ganze Häuserwand in sich zusammen. Aus den Trümmern erhob sich majestätisch und unantastbar der Scarab-Kampfläufer.
Völlig mühelos überwand er den Höhenunterschied zu der Autobahn. Der Kopf - das tödlichste Körperteil des Läufers - hatte den kleinen Warthog schon im Visier, da war er noch nicht einmal ganz auf die Straße geklettert. Partiell betrachtet war das auch nicht nötig.
"Scheiße", schrie Redfield, als er erkannte was der Scarab die ganze Zeit vorhatte. "Er hat uns in eine Falle gelockt. Hier kommen wir nicht mehr raus."
Der Kopf des Scarabs neigte sich. Er strahlte eine Aura aus, die Triumph zeigte. Das verzagte Opfer bestaunend, welches der Sandkäfer in seine Grube gelockt hatte.
Sergeant Burnside kniff die Augen zusammen. Allein würden sie keine fünf Minuten im feindlichen Territorium überleben.
"Dort!", rief Birkin und nahm auch schon Kurs auf die vermeidliche Rettung: Eine Ausfahrt. Sie würde sie in engere Straßen führen und den Scarab hoffentlich behindern.
Aber Birkin zweifelte schon nach zwei Sekunden an dem Erfolg seines Unternehmens, als der Schatten der monströsen Kreatur über ihnen immer größer und bedrohlicher wurde.
"Bring uns hier raus, Birkin!", befahl Burnside verzweifelt.
"Zu spät", wehklagte Redfield mutlos, als sich das Hauptgeschütz des Scarabs wie eine Blüte öffnete.
Der Master-Chief ließ in seinem Warthog-Angriffsfahrzeug eine weitere Allianz-Stellung hinter sich, die ihm im Tunnel begegnete. Laut Cortana würde ihn dieser Autobahntunnel dorthin führen wo er hinwollte: zu dem Sturmträger des Propheten des Bedauerns. Im Zentrum Mombasas.
Gemeinsam bahnte er sich mit den Marines und den vier ODSTs, seinen Weg durch den dunklen Tunnel, in dem Ratten nicht die einzige Spezies waren, die hier unerwünscht waren.
Erschrocken wich der Chief mit dem Fahrzeug aus, als sich die Decke eines Tunnelabschnitts rot färbte und sein kolossaler grüner Plasmastrahl hindurch schoss. Er hatte mindestens einen Durchmesser von sechs Metern. Schlagartig wurde die sonst so kühle Tunnelanlage unerträglich heiß.
Zusammen mit dem Plasma stürzte ein halb geschmolzener Gauss-Warthog mit durch das Loch in der Decke. Scheppernd knallten die Überreste auf den Asphaltboden des taghell erleuchteten Raumes.
Als das Plasma schließlich erstarb überquerte eine Scarab-Angriffsplattform das Loch in der Decke. Er war riesig. Die Chance, dass es der Scarab war, der auch die drei Pelicans vor anderthalb Stunden vom Himmel geholt hatte, stand relativ gut.
Der Marine, der am M41-LAAG-Geschütz stand fing augenblicklich an aus allen drei Rohren zu feuern. "Da kommen wieder welche", warnte er. Und da waren sie auch schon. Drei Ghosts stoben aus dem nächsten Tunnelabschnitt und empfingen den Kugelhagel des Privates am LAAG.
Der zweite Warthog mit den Höllenspringern schoss die Steigung hinauf und rammte sogleich den ersten Ghost. Das Repulsorfahrzeug überschlug sich mehrmals in der Luft und krachte dann in einen Trümmerhaufen.
Wütend befreite sich der Elitekrieger aus dem Schrottberg und kam auf die Beine. Der Zweite Ghost war nun auch in seiner Nähe. Sergeant Stacker sah die Gelegenheit und brachte sein Fahrzeug in eine günstige Position. "Schnapp ihn dir Mike", sagte er gelassen.
Privat Budd brachte seinen kürzlich erbeuteten Raketenwerfer in Anschlag. "Je größer das Kaliber, desto schneller isser nieder", schoss es aus ihm heraus, als er den Werfer abfeuerte.
Eigentlich wollte er sich den Spruch aufheben, bis er einen dieser Jäger getötet hatte. Was soll’s, dachte sich Budd zufrieden, als die 102mm-Rakete einschlug. Die Explosion zerriss den Ghost und von den Eliten blieb nicht mehr allzu viel übrig.
Als Stacker zu dem Spartaner hinüber blickte hatten auch sie den Ghost erledigt. Er sank blutverschmiert zu Boden. An den Kontrollen lag noch ein völlig zerfetzter Außerirdischer.
Der Boden glühte, von der Verwüstung des Scarabs. Geschmolzener Asphalt floss in einer dickflüssigen Masse den Tunnel hinab. Vorsichtig passierten die Fahrer der Warthogs das grausige Geschehen, darauf achtend, nicht mit den Reifen in die heiße Masse zu gelangen.
Dann ging der Kampf im Tunnel auch weiter.
Stück für Stück arbeiteten sich die beiden Angriffsfahrzeuge ihren Weg durch die Stellungen des feindlichen Aggressors. Shades, Ghosts, jede Menge Grunts, Jackals und Elitekrieger. Ja sogar ein Schwarm Drohnen stellte sich ihnen in den Weg.
An einigen Stellen war die Straße aufgerissen und wirkte buchstäblich als Rampe. Sie schleuderte die Warthogs inmitten der Feindstellungen. Shades wurden nieder gewalzt, Frachtkisten beiseite geschoben und Fahrzeuge mitsamt den umstehenden Feinden in die Luft gesprengt.
Als sich die Allianz mittels drei Shadows neu zu formieren versuchte, musste der Chief mit seinen Marines an seine Grenzen gehen. Denn diese Shadows beherbergten ein gutes Dutzend Allianz-Soldaten (die Zahl richtete sich nach der Spezies, die befördert wurde), oder einen Ghost. Zudem befand sich auf dem Dach noch ein Shade, der von einem Eliten bemannt war aber seine Hauptfunktion ist und bleibt der Transport von Truppen.
Diese Feuerkraft machte die geringe Geschwindigkeit des Transportfahrzeugs auf jeden Fall wieder wett.
Schließlich, nach einem erbitternden Kampf gegen eine Horde blutrünstiger Elitekämpfer und ihrer Schergen erreichte der Master-Chief und die Marines das Ende des dunklen Tunnels voller Tod und Verderben.
Als die ersten Sonnenstrahlen über den Helm des Spartaners strahlten, fühlte er ein wohltuendes Gefühl in sich. Sie hatten den Vormarsch der Allianz vorerst gestoppt und waren ihrem Ziel ein Stück näher gerückt.
Der Gefangennahme Bedauerns.
Die Straßen waren verlassen. Kein Mensch traute sich auch nur aus dem Fenster zu sehen. Die Angst vor dem übermächtigen Gegner hielt nach wie vor an. Rollläden waren heruntergefahren und die Türen abgeschlossen und verbarrikadiert.
Aber würde das reichen um eine außerirdische Kriegsmacht davon abzuhalten, seinen fanatischen Glauben nachzueifern? Die ausnahmslose Ausgangssperre für Zivilisten war die eine Sache, die Tatsache, dass sie bei einer menschlichen Niederlage dem Tod geweiht waren war eine andere.
Immer noch tönten die Lautsprecherdurchsagen hier und da auf Spanisch über die Straßen, die die Bevölkerung anwiesen die Häuser nicht mehr zu verlassen.
Noch war der Chief keinem Allianzler begegnet. Seit dem Autobahntunnel herrschte Totenstille.
Ein Maschinengeräusch, das wie ein überladener Generator klang, unterbrach die ruhige Fahrt der Ledernacken. Hoch über den Häusern erschien ein Plasmamörser. Er bahnte sich seinen Weg in luftiger Höhe über die Straße und schlug letztendlich in einen Funkmastturm ein.
Die Mittelsektion des Turms schmolz unter der Hitze des Mörsers und der Mast knickte wie ein Streichholz um.
Jetzt stand es außer frage, in welcher Situation sich die Soldaten befanden. Sie waren auf den Weg in die Hölle.
Das Gefühl verstärkte sich noch, als sie einen Marine-Posten erreichten. Zwei Lazarettzelte waren dort errichtet worden. Sofort wurden die Warthogs langsamer, als sie den Anblick sahen.
Ein Marine sah sie und fing an wie wild zu winken. Er schien überglücklich zu sein, dass er einen Spartaner in dieser Gegend traf. Der Master-Chief stoppte das Fahrzeug und stieg aus. Ruhig lief er dem freudestrahlenden Marine entgegen. Seine Abzeichen wiesen ihn als Sergeant aus.
"Sir, was für ein Glück das Sie hier sind", man konnte ihm die Erleichterung ansehen. "Ich bin Sergeant Perez. Unser Platoon konnte sich bis hierher vorkämpfen, aber nun stecken wir in der Klemme. Wir kommen nicht an den Geschützen vorbei."
"Wo ist Ihr Befehlshaber, Sergeant?", fragte der Spartaner. Ihm fiel auf, dass Perez kaum noch Munition zu haben schien, wenn überhaupt. Seine Uniform war vom Kampf gezeichnet. Schrammen und Abschürfungen fast überall, es erinnerte John an seine eigene Kampfrüstung.
"Colonel Marini ist oben an der Front", antwortete Perez heißer. "Kommen Sie, ich bring Sie hin."
Ohne auf eine Antwort zu warten lief Perez los. Er rennte über den Bürgersteig und verschwand durch ein geöffnetes Tor. Der Master-Chief drehte sich noch schnell zu den Marines in den Warthogs um. Er gab ihnen ein Zeichen, dass sie vorerst ohne ihn weiter machen sollten. Sergeant Stacker ließ den Motor an und fuhr, gefolgt von dem anderen Fahrzeug, los.
"Wir treffen uns auf der Hauptstraße da vorn wieder", rief er noch, dann war er auch schon verschwunden.
"Komm schon", hörte der Spartaner einen Sanitäter sprechen. Er versuchte einen der vielen verwundeten Marines zu verarzten. Der blutverschmierte Marine auf der Trage rührte sich nicht. "Bleib bei mir, Marine!", brüllte der Sani.
Ohne Erfolg.
Demoralisiert wandte er sich einem weiteren zu.
Im anderen Lazarett lagen noch mehr Verwundete. Überall auf dem Boden klebte Blut. Einer der Marines warf wütend ein paar Kartons auf die Straße. Gerade waren ihnen die Medikamente, vor allem das Morphium, ausgegangen.
Ein anderer Marine schrie vor Schmerzen auf, als man sich um sein zerfetztes Bein kümmern wollte. Und er war nicht der einzige der unter Schmerzen litt.
Um eine Straßenkurve kamen zwei neue Soldaten. Einer konnte nur noch auf einem Bein gehen und wurde von dem anderen gestützt. Ein weiterer Name auf der schier endlos langen Liste mit Verletzten.
Ehe der Chief Perez durch das Tor folgte, bemerkte er noch einen weiteren Marine. Dieser kniete vor einer am Boden liegenden Trage. Sie war nicht weniger blutverschmiert, wie derjenige, der darauf lag. Der Soldat nahm die Hundemarken seines eben verstorbenen Kumpanen an sich und ließ sich weinend am Boden nieder.
An seinen Händen und der Marke klebte Blut.
Neben ihm lagen verbrauchte Spritzen, Infusionsgeräte und allerlei anderes ärztliches Gerät.
Nichts hatte geholfen, die Verletzungen zu heilen.
Nun spürte es auch der Chief. Ihn überkam Wut und Trauer zugleich, als er die leidenden Menschen, das viele Blut und die unzähligen Einschusslöcher an den Wänden sah.
Sofort verdrängte er diese Gefühle wieder in die hintersten Winkel seines Kopfes. "Wir hätten hier nichts tun können", beruhigte Cortana.
"Doch", widersprach John. "Wir können dafür sorgen, dass sie nicht umsonst gestorben waren. Indem wir der Allianz ,erklären‘, dass es ein Fehler war hierher zu kommen."
Mit entsichertem Kampfgewehr folgte der Spartaner dem wartenden Sergeant Perez. Zusammen liefen sie in das Haus und stürmten eine Treppe nach oben. Weiter ging es durch einen dunklen Flur.
Dort lag ein weiterer erschöpfter Marine. Rechts von ihm feuerten zwei Ledernacken aus der aufgesprengten Mauer. Einer hatte auf dem bröckelnden Mauerabsatz ein tragbares MG aufgestellt und verstrich seine tödlichen Kugeln über die Straße, die sich auf der anderen Seite des Gebäudes fortzog.
"Schieß hinter die Schilde", brüllte der eine.
"Ja, ja", entgegneter der andere gestresst. "Das mach ich ja die ganze Zeit."
Der eine Marine begann erneut aus seinem Kampfgewehr zu feuern. "Da hinten kommen noch drei", warte er.
"Ich hab sie", versicherte der andere und das Rattern seines Schnellfeuergeschützes war wieder zu hören. Die Blitze, die am Lauf entstanden ließen den Flur unheimlich aufleuchten.
Selbst durch die dicken Mauern des Hauses konnte man das Dröhnen und Donnern der Explosionen hören, die überall über dem Stadtzentrum entstanden und mit jeder verstreichenden Sekunde mehr Todesopfer forderten.
Es war wahrlich ein Höllenpfuhl.
Der Chief und Perez errechten einen Ausgang, der auf eine Art Terrasse führte und weiter hinten steil zu den Straßen hin abfiel.
Ein Privat kauerte draußen an der Mauer. Er umklammerte sein SMG-Maschinengewehr und wartete ab.
"Hey Coursins", rief Perez dem Marine zu. Er musste schreien um gehört zu werden.
"Ja?"
"Ist die Luft rein?"
Private Coursins wollte soeben einen Blick über die Brandung der Mauer werfen, als ein Teil von ihr ihn einer feurigen Explosion verging. Fluchend zwang sich Coursins wieder in Deckung.
"Sag du’s mir", rief er Perez antwortend hinüber.
"Fuck", fluchte Perez ebenfalls. "Wir kommen raus." Sergeant Perez rannte so schnell er konnte die Terrasse entlang. Er gesellte sich zu Coursins und schoss auf die Grunts, die sich unten hinter zwei zivile Fahrzeugwracks versteckten.
Perez drehte sich zum Master-Chief um und zeigte nach unten, wo auf halber Höhe zur Straße ein weiteres MG war und sich zwei Marines verschanzten.
"Enrico Marini", meinte Perez. "Der zweite von links."
Der Master-Chief nickte und machte sich auf den Weg. Von hier oben aus hatte man eine gute Sicht auf die Straßen unter ihnen.
Auf der anderen Straßenseite, auf einem der mittelhohen Häuser stand ein gewaltiges Artilleriegeschütz der Allianz. Es maß etwa zehn Meter an Höhe und die Geschosse waren nicht weniger mächtig.
Eine blau schimmernde Kugel bildete sich vor dem Lauf des Geschützes. Als es seine vollständige Größe erreicht hatte ruckte die obere Sektion der Artillerie und gab den Plasmamörser frei.
Schwungvoll und elegant krachte er gegen die nächst besste Häuserfassade. Kurze Zeit leuchtete das Haus hell auf, als der Mörser sich durch die Wände und Einrichtungsgegenstände fraß. Trümmerteile so groß wie Jäger stürzten zu Boden.
Unnachgiebig wiederholte das Geschütz diese Aktion. Für seinen Teil war der Chief sogar froh, dass das Geschütz nicht direkt auf die Stellungen der UNSC-Marines schoss.
Denn einer sieben Meter kalibrigen Kugel aus supererhitzten Plasma hatten noch nicht einmal die Schilde des Spartaners etwas entgegen zu setzen.
Zwei Grunts wollten die Steigung erklimmen, die zu den Marines hinauf führte. Der Spartaner legte in Windeseile sein Gewehr an und schoss auf die Gassauger. Einen streckte er spielend mit einem Kopfschuss nieder. Der Grunt fiel nach hinten und verspritzte sein hellblaues Blut über die Straße.
Der andere rutschte auf dem dickflüssigen Blut aus und erlag schließlich der Überlegenheit des Master-Chiefs.
Während er die Rampe auf die untere Ebene hinunter lief, warf er eine HE-Granate in eine Horde Grunts und einen Jackal. Der Jackal stellte seinen Schild auf und die Grunts unternahmen hoffnungslose Fluchtversuche. Die Handgranate ging in einem hellen Blitz hoch und von den Außerirdischen blieben nur noch Fetzen übrig.
Colonel Marini saß vor der Begrenzungsmauer der Ebene. Neben ihn lag ein regloser Marine. "Ich hatte nie gedacht dass ein Spartaner in der Stadt ist", hustete Marini mit Schmerzen in der Stimme.
Der Spartaner kniete sich vor ihm hin. "Rufen Sie Luftunterstützung, Colonel", befahl der Chief, obwohl er rangmäßig unter Marini stand. "Sonst schaffen es diese Geschütze noch uns unter den Trümmern der Gebäude zu begraben."
Marini nickte. "Halte mir solange diese Mistviecher da unten vom Leib."
Der Master-Chief salutierte und bemannte das MG.
In der Zeit in der der Chief auf feuernde Jackals und panische Grunts schoss, machte sich Marini über den toten Marine neben ihn her. Es war der Funker der Einheit gewesen. Marini beugte sich über den Rucksack und beförderte - wie könnte es anders sein - ein Funkgerät zu Tage.
Er begann an mehreren Knöpfen und Rädern zu Fummeln und versuchte hastig eine Verbindung mit irgendeinem Longsword-Jäger, oder sonst etwas herzustellen.
"Hier spricht Colonel Enrico Marini", sprach er. "Ist irgendjemand noch im HQ? Wir stecken in der Klemme. Schickt Longswords, SkyHawks oder sonst etwas. Nur tut was. Over."
Kurze Zeit beherrschte Stille den Funkverkehr. Dann meldete sich eine junge Stimme: "Verstanden Colonel. Hilfe ist schon zu Ihrer Position unterwegs."
Im selben Moment schlug ein weiteres Geschoss in das Hochhaus ein. Die Explosion war diesmal noch größer als zuvor. Das Gebäude wird nicht mehr allzu lange standhalten können.
"Kommt endlich, bevor die Scheiße am dampfen ist!", brüllte Marini ins Funkgerät. "Sonst wird man uns in der Zukunft nur noch mit der Gießkanne besuchen kommen."
Es rauschte abermals, dann klinkte sich eine andere Frequenz in die Verbindung ein. "Hier ist Major Easly, wir sind in Position. Und kommen rein." Im selben Moment hörte Marini ein Rauschen hinter sich und wandte sich zusammen mit dem Master-Chief nach hinten um.
Zwei Longswords schossen über sie hinweg. Ihr Kurs führte sie über die Artillerie hinweg. Das Geschütz richtete sich neu aus. Seine Opfer sollten die Kampfjäger werden. Unter lautem Getöse spuckte er einen Plasmamörser aus. Der Mörser verfehlte sein Ziel um haaresbreite und sah nur noch die beiden Jäger über sich hinweg fliegen.
John sah wie sich schwarze Gebilde von den Jägern lösten. Sie schlugen in die Außenhaut der Kampfmaschine ein. Keine Sekunde später verging das gesamte Geschütz in einer gleißenden blauen Detonation. Das Inferno war gigantisch, flaute aber schnell ab.
Von oben hörte man die Marines jubeln, als sie die Trümmer herabregnen sahen.
Auch Major Easly mischte mit in den Jubel ein. "Damit hatten die Hackfressen wohl nicht gerechnet", lachte er.
"Danke, Major", freute sich Marini. "Sie haben was gut bei mir."
"Ich wird’s mir merken", antwortete Easly, "wir suchen uns nun ein paar neue Ziele." Dann verschwanden er und der andere Longsword wieder in den Wolken, um weitere Ziele aus dem Hinterhalt auszuschalten.
"Verstanden, Major. Wir kommen hier jetzt zurecht."
Als sich die Allianz-Soldaten auf den Straßen taktisch zurückzogen verließ der Chief das Geschütz um sich die Feinde im Nahkampf vorzuknöpfen.
Neben ihn hatte sich Marini auf die Beine gezwängt. Er hielt ihm eine SMG hin. "Hier, nimm meine Waffe. Du wirst sie brauchen."
Dankend nahm der Spartaner sie an, nachdem er sein Kampfgewehr an der elektronischen Halterung am Rücken geklemmt hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Colonel sich die Seite mit der Hand zuhielt, Blut floss zwischen seinen Fingern hindurch.
Mit einem Nicken gab er dem Chief zu verstehen, dass er nun gehen soll.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, marschierte der Master-Chief die letzte Rampe hinunter und erreichte die Straße.
Er zog zusätzlich noch seine zweite SMG und gab sogleich drei kurze Feuerstöße auf eine Gruppe Grunts. Die Feinde fielen unter dem Kugelhagel, als sich auch noch drei Marines mit neuem Mut ins Getümmel stürzten.
Sergeant Perez war auch wieder mit von der Partie.
Ein Jackalanführer mit roter Rüstung und blauem Schild konnte dem Feuer entgehen und floh hinter einen Trümmerhaufen.
Der vogelartige Alien rannte durch einen Durchgang, der einmal eine Ziegelmauer gewesen war.
Der Chief und die Marines folgten ihm über die Straßen und bezogen am dem Loch in der Mauer Stellung.
Die Marines auf der rechten, der Spartaner auf der linken Seite. Perez hielt eine Granate hoch.
Plasma schoss unaufhörlich aus dem Loch und sollte den Vormarsch der Menschen stoppen. Perez hielt eine Granate hoch. Er überlegte noch kurz, dann trat er an den Rand.
"Feuer im Loch!", brüllte er und schleuderte den Sprengkörper um die Ecke.
"Das ist empörend!"
Schiffsmeister ’Novolee war außer sich. Man hatte ihn zum Narren gehalten. Verheimlichte ihm Dinge, die sich auf den Schiff zutrugen und sogar wer sich auf dem Schiff aufhielt. So etwas konnte ein Zelot nicht auf sich beruhen lassen!
Er wandte sich den ihm gegenüberstehenden Sangheili zu und sah ihm scharf in die Augen. "Wer hat das angeordnet?", fragte er aufgebracht. "Dieser Jiralhanae-Captain Gargantum? Oder gar ihr dämlicher Häuptling? Wie hieß er doch gleich… Tartarus?"
Onto ’Novolee hasste die Jiralhanae. Das war unbestreitbar. Aber dennoch akzeptierte er es, dass die existieren. Was jedoch unverzeihlich war, war die Frechheit anzuordnen, dass sich diese Scheusale auf der Religiöse Untersuchung aufhalten durften.
Nicht nur das, korrigierte der Schiffsmeister. Sie sollten es sogar tun!
Glücklicherweise hatte sich Bedauern in seine Gemächer zurückgezogen, wo er dieses Artefakt bewunderte, während seine Hunagok daran herumfuchtelten. So konnte sich der Schiffsmeister die Freiheit erlauben, hier auf der Brücke des Schiffes seiner Wut Ausdruck zu verleihen.
Der Orakel-Meister Parala ’Ahrmonro hob, in dem Versuch seinen Gegenüber beruhigen zu können, die rechte Hand. "Ich kann Ihre Missgunst verstehen Schiffsmeister", gab er von sich.
"Ach tut Ihr das?", ’Novolee klang belustigt. "Eine ,Stimme‘ kann also auch verstehen."
"Treibt es nicht zu weit ’Novolee", zischte der Orakel-Meister. "Wer sich auf dünnem Eis bewegt, sollte nicht anfangen darauf herumzutrampeln."
Parala ’Ahrmonro war der engste Berater des Propheten des Bedauerns. Man nannte Sangheili, die einen Rang wie dem seinen bekleideten auch die ,Stimme der Propheten’. Er trug eine alte Rüstung. Man konnte mit Gewissheit sagen, dass sie schon älter war als alles andere hier auf diesem Schiff. Und ’Ahrmonro wirkte in dieser lilafarbenen Panzerung, mit roten Verzierungen noch wesentlich älter. Das Alter hatte ihn gebeugt, jedoch hatte er an Schärfe und Weisheit nichts verloren.
In der Kommandozentrale der Sturmträgers war es augenblicklich still. Jeder beobachtete nun aus den Augenwinkeln heraus den Streit der beiden Sangheili. Dessen Ursprung die Anwesenheit von Jiralhanae auf dem Schiff war - und der Tatsache, dass man Onto davon in völliger Unkenntnis gelassen hatte.
"Kein Jiralhanae hat diesen Befehl angeordnet", fuhr ’Ahrmonro fort. "Es war der Hohe Prophet der Wahrheit, der diese neue Order erlassen hatte." Der Orakel-Meister breitete die Arme aus und schloss die Augen. "Künftig soll kein Schiff mehr die heilige Stadt Hohe Gabe verlassen, ohne nicht mindestens eine Jiralhanae-Einheit an Bord zu haben." Parala ’Ahrmonro blickte nach seiner kurzen Verkündung wieder den Schiffsmeister an. "Ich und der Prophet des Bedauerns waren die einzigen Außenstehenden auf diesem Sturmträger, die davon wussten. Er hielt es für angebracht Euch vorerst nicht darüber zu informieren, damit Ihr nicht die Mission gefährden würdet."
"Gefährden?" ’Novolees Wut steigerte sich immens. Hielt man ihn etwa für inkompetent? Am liebsten hätte er sich jeden Jiralhanae einzeln vorgeknöpft und ihn auf brutalster Weise des Lebens beraubt. Was heißen würde dass er sich dem Willen Wahrheits entziehen würde. Er konnte dem Propheten nicht einfach ins Gesicht spucken um ihm zu widersprechen.
Schon gar nicht einem Hierarchen.
Es musste also einen anderen Weg geben die Jiralhanae los zu werden, überlegte der Zelot.
Er schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Orakel-Meister. "Sagt welchem Zweck sollen diese Jiralhanae dienen?", fragte er in höflichen Ton. "Doch nicht etwa als Überwachung, oder?"
"Nun", begann ’Ahrmonro, "über die Aufgabe der Jiralhanae bin ich nicht informiert. Stellt mit ihnen an was Ihr für richtig haltet."
Der Schiffsmeister lächelte erfreut. "Nun wenn das so ist." Onto wandte sich einem der Nurka-Piloten zu, die an ihren Kontrollen saßen. "Seras, wissen wir wo sich der Dämon aufhält?", fragte ’Novolee den Nurka.
Dieser überflog schnell die Schlachtdaten und das zur Hälfte erstellte Protokoll. "Nun Exzellenz, wir können nur Vermutungen über seine Position anstellen", gab Seras ’Victomee unsicher von sich. "Aber wenn ich mir die Todesopfer ansehe und den Zeitraum in dem sie gestorben sind", fügte er schnell hinzu um nicht als Depp dargestellt zu werden, weil er keine Ahnung hätte, "verglichen mit dem Wissen, das wir über ihn haben."
"Keines", sagte Onto.
"Verglichen mit dem fehlenden Wissen", korrigierte sich Seras. "Nun, dann würde ich seine Position hier einschätzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich dort befindet liegt cirka bei siebzig Prozent. Aber es wäre ein Anhaltspunkt, Exzellenz."
Der Nurka wies auf einen Punkt inmitten der vierdimensionalen Holokarte der Stadt.
Schiffsmeister ’Novolee durchquerte gemächlich die scheibenförmige Karte und starrte auf den Punkt, den sein strategischer Offizier andeutete. Bis jetzt hatte sich dieser Nurka nur in den seltensten Fällen getäuscht, weswegen ihm ’Novolee ein gewissen Vertrauen in diverse Spekulationen schenkte.
Es war ganz in ihrer Nähe. Der Sturmträger war nur noch einen kurzen Fußmarsch entfernt. Doch um zu ihnen zu gelangen war es unabdingbar, die Brücke zu überwinden, die den breiten Fluss überquerte.
’Novolee war erfreut. "Sehr gut, Seras", lobte er. "Was haben wir dort alles für Truppen?"
’Victomee sah sich die Daten genauer an. "Die Menschen setzen sich dort hart zur Wehr", erklärte der junge Nurka. "Doch die Artillerie-Batterien halten sie weiterhin zurück.
Der Pilot rief eine Liste auf, die die Besatzung zeigte, die sich im dritten Hangar aufhielt. "Ich wollte schon die SpecOps-Lanze von Xato ’Ontamee dorthin schicken, um sich der Sache anzunehmen, Exzellenz."
"’Ontamee. War er es nicht gewesen der diesen Klunker aus dem Museum gestohlen hat?"
"Ja. Sie sind zum Abflug bereit."
"Widerrufen Sie den Befehl", befahl der Zelot.
"Äh, Exzellenz?" Seras war verwirrt.
Onto ’Novolee achtete nicht darauf. "Schicken Sie stattdessen die Jiralhanae dorthin."
Ohne Widersprüche gab der Nurka die Befehle in seine Konsole ein und gab Xato ’Ontamee über das schiffsinterne Com-System zu verstehen, dass der Einsatz für ihn und seiner Lanze beendet ist. Der SpecOps-Commander war zwar nicht erfreut darüber, weil er auf diesen Kampf bestanden hatte - um ihr neues Mitglied zu testen, welches erst seit wenigen Einheiten in der Molta-Lanze zugegen war.
Aber Befehl war Befehl und er musste gehorchen.
"Wenn ich mich einmischen darf", begann Parala ’Ahrmonro, der noch immer hinter den beiden stand. ’Novolee hatte den Orakel-Meister völlig vergessen, dachte, er hätte sich zu Bedauern zurückgezogen. Der Zelot drehte sich von der Konsole und dem arbeitenden Seras weg und wandte sich dem alten Sangheili zu, der nun wieder zu sprechen begann. "Darf ich fragen, was Ihr da wohl beabsichtigt?"
Zufrieden stellte sich Schiffsmeister ’Novolee aufrecht hin und streckte die Beine durch, um sich zu dehnen. So ein Tag auf dem Kommandodeck war härter als man vielleicht angenommen hätte. Manchmal stellte es auch einen Kampf in den Schatten. "Das dürft Ihr, ehrenwerter Orakel-Meister", antwortete der Zelot hochachtungsvoll.
"Ich schicke die Jiralhanae auf eine Mission." Er wies auf die Hologrammkarte hinter sich. "Es ist nicht einmal so weit von hier weg. Man kann es praktisch schon mit bloßem Auge sehen - wenn man sich auf dem Dach des Trägers befindet. Die einzige Aufgabe, die ich diesen Jiralhanae erteilen werde, ist auf diese Mission zu gehen."
Einer Mission ohne Wiederkehr, beendete Onto den Satz in seinen Gedanken, als sich ’Ahrmonro verbeugte und den Raum verließ.
Die Granate von Sergeant Perez flog um die Ecke. Sie schlug auf und purzelte mitten zwischen die Grunts und Jackals. Die schmächtigen Außerirdischen reagierten ungewöhnlich schnell. Und ihr rot gepanzerter Anführer war der Erste, der einen Energieschild in die richtige Richtung lenkte um dem Splitterhagel und der Hitze zu entgehen.
Nur war diese Granate nicht wie ihre Verwandten, den HE-Splittergranaten. Und Perez war wohl der einzigste, der davon wusste - was sein Grinsen geigte, als eine Explosion zu hören war.
Sie war lauter als sonst und ein extrem heller Lichtsein stach wie ein Messer aus dem Mauerloch hervor. Der Chief sah Perez an. Die Splittergranate war eine gewöhnliche Blendgranate gewesen.
Perez legte nur einen Ich-hatte-nichts-besseres-Blick auf und sprang noch im selben Moment um die Ecke. Das Fiepen, welches die Blendgranate in den Ohren verursacht hatte war noch immer zu hören.
Die Marines und der Spartaner fanden völlig verwirrte und desorientierte Gegner vor. Sie alle wankten auf der Stelle. Einige hatten die Augen geschlossen oder rieben sich diese. Andere hielten sch schreiend die Ohren zu. Die Blendgranate muss wahre Wunder bewirkt haben.
Sofort eröffnete der UNSC-Trupp das Feuer auf die geblendeten Soldaten. Einige versuchten noch mit ihren Plasmapistolen und Nadlern zu schießen. Doch solang ihre Augen nicht klar sehen konnten war dies ein hilfloses Unterfangen.
Der Spartaner und die Ledernacken sorgten dafür dass die Feinde nie wieder etwas sehen würden. Geschweige denn, dass sie in den Genuss kommen würden zu leben.
Alle bis auf einen.
Der rote Jackalanführer schien seine Klarheit schneller als erwartet zurückerlangt zu haben. Er schleuderte eine Plasmagranate vor sich auf den Boden und rannte weg. Die Marines stoben auseinander, als der Sprengkörper seine Macht entfesselte.
Als sich die Plasmawolke aufgelöst hatte, nahm der Master-Chief die Beine in die Hand und rannte dem flüchtigen Jackal hinterher. So langsam wurde es ihm zu bunt.
Er überwund einen Trümmerhaufen, rannte einen steilen und vor allem schmalen Weg hoch, da der Schutt neben ihm auf gleicher Höhe und nur schwer passierbar war.
Wider erwarten hatte der Chief die Hauptstraße wieder erreicht. Mitten dort stand der Jackal. Links und rechts von ihm waren jeweils zwei weitere. Der letzte von ihnen reihte sich schleunigst mit ein. Sie bauten ihre Schilde vor sich auf und kamen feuernd auf ihn zu.
Diese Taktik erinnerte den Chief an die "Schildkröte", die die Römer zu ihrer Zeit angewandt hatten. Eine äußerst wirkungsvolle Taktik, da man so trotz Feindbeschuss vorrücken konnte.
Es erstaunte ihn, dass dieser rote Jackal so klug war. Er hatte ihn unterschätzt - ein Fehler.
Das Plasma schlug um ihn herum ein und er zielte mit seinem Gewehr auf den Anführer. Die Kugeln surrten durch die Luft, doch vermochte es keine den Schild zu durchdringen oder ihn zu umgehen.
Die Marines erreichten ihn als Verstärkung und Perez gesellte sich neben ihm um ihm Feuerunterstützung zu leisten. Sein Kampfgewehr hustete ununterbrochen auf. Erzielte aber keinen nennenswerten Erfolg.
Die Schildsysteme des Spartaners wurden getroffen und seine Energieschildanzeige meldete einen schnellen Abstieg an.
Und als wäre das nicht schon genug, starteten im Hintergrund der Jackals, weiter die Straße hinunter, noch zwei Shadow-Transporter ihre Motoren.
Der rote Jackalanführer lud seine Pistole auf und schickte eine dicke Plasmakugel durch die Luft. Sergeant Perez reagierte zu spät um noch rechtzeitig ausweichen zu können. Der Master-Chief packte ihn am Harnisch und zog ihn weg.
Zu spät.
Das Plasma traf den schreienden Marine und ließ ihn dadurch für immer verstummen.
Wut kam in den Spartaner auf. Wut über den Feind, Wut über sich selbst weil er zu langsam gewesen war. Perez fiel zu Boden und noch im selben Moment packte der Chief dessen Pistole und feuerte das ganze Magazin auf den Jackal ab.
Dieser bekam seinen Schild nicht mehr rechtzeitig in Stellung und bekam die ganze Ladung ab. Blut spuckend knallte er rückwärts auf den grauen Asphalt.
Die anderen Jackals stießen unverständliche Flüche aus und formierten sich neu. Einer von ihnen blickte von ihm aus gesehen nach rechte. Er schrie auf und starb auch schon sogleich, als zwei Warthogs angerast kamen und die Vier-Mann-Gruppe überfuhr. Die Außerirdischen wurden regelrecht unter den schweren Rädern zermalmt. Ihre schwachen Knochen, die zu allem Überdruss auch noch hohl waren, hatten dem relativ wenig entgegen zu setzen.
Der Spartaner atmete erleichtert aus. Er kannte die Marines, die die beiden Fahrzeuge fuhren, nur zu gut.
"Na los, Chief", rief ihm Sergeant Stacker zu. "Ich hab uns einen besseren Untersatz besorgt."
Das stimmte in der Tat. Die ODSTs fuhren nun einen Gauss-Warthog. Der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Angriffsfahrzeug lag in dem Geschütz, welches 25mm-Raketen abfeuern konnte.
Der Spartaner sprang gekonnt den drei Meter hohen Absatz herunter und landete geschickt auf dem Asphaltboden der Straße. In dem Warthog saßen nun nur noch lediglich zwei Helljumper. Die Straßenkämpfe forderten ihren Tribut. Noch einmal blickte John zu dem toten Sergeant Perez zurück, verdrängte seine Gedanken um sich auf das vor ihm stehende zu konzentrieren und stieg auf das Geschütz des Fahrzeugs.
Die beiden Shadows fuhren davon. Die Grunts auf den Dachgeschützen feuerten ihre Plasmaladungen ab, bevor die beiden Fahrzeuge in einen linken Seitentunnel der Straße verschwanden. Der Chief schoss ihnen noch hinterher, konnte aber nicht verhindern, dass sie entkamen.
"Auf keinen Fall folgen", bellte der Chief Stacker zu. "In dem engen Tunnel sind wir leichte Beute für sie!"
Der Sergeant am Steuer gab zu verstehen, dass er verstanden hatte und gab Gas. Zusammen mit dem anderen Warthog rasten sie weiterhin die Straße entlang.
Ein weiterer Shadow wollte in dem Tunnel verschwinden. Er kam nicht weit, da die Gauss-Raketen ihn aufhielten und das Wrack den Abhang in den Tunnel hinab rutschte.
Im Vollgas preschten sie um eine harte Linkskurve und das Auto fing kurz an zu trudeln. Fing sich dann aber wieder.
Links von ihrer Straße fiel die Wandung steil ab und eine Art Kanal war zu sehen. Dort tauchten auch die beiden Shadows wieder auf. Das Geschütz am Heck des Warthogs wurde von dem Spartaner neu ausgerichtet und er feuerte mehrere Geschosse auf die dunklen Ungetüme ab.
Das hintere ging in Flammen auf und explodierte, als die Raketen den Transporter zerrissen. Trümmer und verbrannte Leichen stürzten zu Boden, als das Wrack scheppernd stoppte. Eine Hand voll Eliten traten taumelnd aus dem Rauch. Sie beeilten sich ihre verwundeten Körper in Sicherheit zu bringen. Nicht mit mir, beschloss der Spartan und feuerte erneut. Die 25mm-Rakete tat ihr übriges bei den verwundeten Kriegern.
Der zweite Shadow verschwand zugleich in einem folgenden Tunnel und war außer Reichweite.
Jedoch wusste dieser nicht, dass er nun in der Falle saß. Denn der Warthog fuhr wieder um eine weitere Kurve und stellte sich vor dem einzigen Ausgang des Tunnels quer.
Der Schatten-Transporter erklomm die steile Steigung zum Ausgang des Tunnels - nur um von mehreren 25mm-Geschossen in Empfang genommen zu werden. Die ersten zermalmten die ungeschützten Unterseite des Transporters. Doch weitere Raketen folgten. Sie schlugen in das Führerhaus ein, rissen die von Rundungen übersähte Außenhaut auf und machten das Fahrzeug manövrierunfähig.
Rauchend und blaue Explosionen fördernd blieb der Shadow nur wenige Meter vor dem Angriffsfahrzeug stehen und sackte zu Boden.
Sergeant Stacker rutschte das Herz in die Hose. Einen, vielleicht zwei Meter mehr und sie wären gerammt worden. Er versuchte wieder ruhig zu atmen und fuhr weiter. Eine Biegung weiter hinten überfuhr er eine Gruppe Jackals. Ihr Elitekommandeur fing sich eine saftige Gauss-Ladung ein.
Der darauf folgende Shadow zog auch kein besseres Los. Die Raketen die der Spartaner in seinen Frontbereich brettern ließ, zermalmten das gegnerische Fahrzeug unter der Gewalt der Kanone. Die Druckwelle, die von dem Geschoss in die Truppensektion ausging, ließ zudem zwei zivile Elektroautos überschlagen und begruben zwei flüchtige Jackal-Krieger unter sich.
Alles lief perfekt. Der Master-Chief war wahrlich eine brillante Tötungsmaschine, fand Stacker. Gib ihm eine Waffe und er zeigt dir, was man mit ihr alles anstellen kann. Kaum zu glauben dass sich unter der Rüstung ein Mensch wie er selbst verbarg. Fast wie er zumindest.
Auf der nächsten Kreuzung tummelten sich überraschender weise gewöhnliche Zivilisten herum. Stacker bremste hart, als ihm einer vor die Motorhaube rannte und erschrocken stehen blieb.
"Seit ihr verrückt geworden", brüllte Stacker, sich aus dem Fahrzeug lehnend. "Es herrscht doch Ausgangssperre, verdammt!" Viele der Leute beachteten ihn erst gar nicht, dann drehte sich einer zu ihm um.
"Aber es ist zu gefährlich hier zu bleiben", klagte er.
"In der ganzen Stadt ist es zu gefährlich", rief Pete über die Warthog-Geräusche hinweg. "Seht zu, dass ihr hier schleunigst verschwindet."
Ohne auch nur ein weiteres Wort oder ihre wertvolle Zeit zu verlieren trat Pete das Gaspedal bis zum Anschlag durch und verschwand über die nächste Kreuzung. Im Rückspiegel sah er noch, wie sich die Zivilisten zu sammeln begannen und in Richtung Lazarett rannten.
Stacker wandte sich wieder den Dingen vor sich.
Sein Blick fiel auf die umliegenden Gebäude und den gewaltigen Sturmträger, der noch immer seine Position in luftiger Höhe hielt. Dieses Schiff stellte wirklich alles bisher Gesehene in den Schatten. Sie befanden sich in der Höhle des Löwen. Oder zumindest an der Pforte dazu - was Stacker wieder an Dean Corso und "Die neun Pforten zur Hölle" denken ließ. Dies schien nur der Anfang zu sein.
Seine Befürchtung bestätigte sich, als sie sich einem neuen, schnelleren Gegner als Shadows gegenüber sahen.
"Ghosts!", stellte Pete entsetzt fest, als die wendigen Fahrzeuge auf sie zurasten. "Ich dachte wir hätten alle eliminiert."
Aus einer Seitestraße kamen sie gefahren. Die Piloten schienen sie nicht bemerkt zu haben, denn sie fuhren mit dem Rücken zu ihnen.
Ehe sich der Marine versah, verschwand auch schon der erste Ghost in einer blau-gelben Explosion. Der Chief war wirklich effizient. Auch dem zweiten und dritten erging es nicht besser. Der Vorteil war, dass sie von Grunts gesteuert wurden, was die Sache um so einiges erleichterte, da die kleinen Gassauer eher als Möchtegernpiloten eingestuft wurden.
Und anderes traf auch nicht auf sie zu.
Zwei weitere Grunts rasten mit ihren Ghosts auf den Warthog zu. Feuernd. Pete Stacker wich dem Beschuss so gut es ging aus und hoffte, dass die Panzerung des Fahrzeug auch das aushält, was die Hersteller von ihr versprachen.
Kurz bevor der Warthog mit dem Ghosts zusammen gekracht wäre zogen die beiden Grunts nach rechts ab. Wie gesagt, die besten Piloten waren sie nicht. Sonst hätten sie sich nicht mit ihrer Schokoladenseite präsentiert. Dem ersten wurde noch mitten auf der Kreuzung der Garaus gemacht. Dem anderen schoss der Spartaner praktisch in den Rücken, als dieser sich auf der abzweigenden Straße entfernen wollte.
Ohne weiter darüber nachzudenken schlug auch Stacker diesen Weg ein. Sicherlich hatte der Grunt noch ein anderes Ziel gehabt. Sie kamen an einem verlassenen Shadow vorbei und erreichten nach einer weiteren Kurve (und davon gab es mehr als genug in der Neustadt Mombasas) die alte Straße von vorhin wieder. Kaum zweihundert Meter vor ihnen befand sich das Lazarett. Zwei Ghosts, von Grunts bemannt, schossen darauf zu. Die verletzten Marines in den beiden Zelten würden keine Chance haben.
Diese verdammten Schweine mussten von dem schwulen Shadow hergebracht worden sein, dachte sich Pete wütend. Deshalb war der Transporter also verlassen gewesen.
Sie kamen immer näher. Doch Pete holte auf. Der Schweiß rann ihm über die Stirn, diese vermaledeite Hitze. Aber es war ihm momentan egal.
Als sie weit genug aufgeschlossen hatten feuerte der MasterChief das erste Geschoss ab und landete sogleich einen brillanten Volltreffer. "Der andere darf nicht sein Ziel erreichen", warnte Stacker, der sowieso wusste, dass genau das eben der Spartaner beabsichtigte.
Der zweite Warthog, der vorhin in einer anderen Straßenecke verschwunden war tauchte nun wieder auf. Er schoss aus einer Straße heraus, die links vom Lazarett wegführte. Der Marine am Lenkrad trat auf die Bremse, als er den wild geworden Ghost erblickte.
Es half nichts. Der Grunt musste von seinem Ziel regelrecht besessen sein. Er nutzte den Warthog buchstäblich als Rampe und segelte über die Motorhaube hoch in die Luft. Vier Meter hoch, wenn das überhaupt reichte. In letzter Sekunde wurde er von einer Gauss-Rakete erwischt.
Doch trotzdem krachte er in das fordere Lazarett hinein und verging ein einer blauen Explosion.
Marines schrieen, Sanitäter kamen angerannt, einige brachten Feuerlöscher mit. Überall floss Blut und blaues Feuer breitete sich aus.
Schockiert über das Desaster fuhr Pete an dem Lazarett-Platz vorüber und bog in eine weitere Nebenstraße ein, nur um dann schon wieder auf einer dieser breiten Hauptstraßen zu gelangen. Nun war es auch für einen so abgebrühten Sergeant wie ihn an der Zeit unregelmäßig zu atmen.
Am liebsten wäre er nicht hier. Wäre nicht in der Armee. Er spürte wie sein Geist zu brechen begann. Die Augen weit aufgerissen trat er das Gas durch.
"Wenn wir das hier überleben", keuchte er, "mach ich meiner Freundin den Antrag, wenn ich sie wieder sehe."
"Darauf ein Amen", gab Privat Walpole von sich, der immer noch auf dem Beifahrersitz saß und überhaupt nicht gewusst hatte, dass sein Sergeant mittleren Alters eine Freundin hatte. Geschweige denn, dass sie noch lebte.
Stacker hatte so sehr die Fassung verloren, dass er den Ghost gar nicht bemerkte, der in Begriff war an ihrer linken Seite vorbei zu rasen. Der Sangheili-Pilot verlangsamte sich schlagartig und riss die Lenkkontrollen herum. Er wollte doch tatsächlich dem UNSC-Fahrzeug hinterher.
Als er auf selber Höhe mit dem Warthog war, mit seinen Geschützen auf Pete zielend, schoss der Master-Chief. Die Rakete schlug ein und Pete konnte die Hitze der Zerstörung bis unter die Rüstung fühlen. Der Schweiß floss nun in Strömen und brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Hoffentlich halten die Räder. Hoffentlich halten die Räder, betete Pete, als er weiterraste. Sie waren dem Ghost wirklich gefährlich nahe gekommen. Zu nahe.
Stacker fluchte, als das Fahrzeug drastisch nach rechts zog. Soviel zu den Reifen. Er hatte es geahnt aber nicht zugeben wollen. Einer Plasmaexplosion hielten auch die Kautschuk-Reifen des Warthogs nicht wirklich stand.
"Auch wenn es makaber klingt, Sarge", stammelte Walpole neben ihm. "Aber ein auf Felgen fahrender Warthog ist momentan unser geringstes Problem." Er zeigte mit dem Kampfgewehr nach oben in den Himmel.
Sergeant Stacker folgte seinem Blick. Aber außer den Hochhäusern und dem (wohl gemerkt) Wolken vergangenen Himmel konnte er nichts Weltbewegendes erkennen.
Was konnte Walpole meinen?
Pete wollte sich gerade erkundigen, als er den verhängnisvollen Schatten am Himmel erblickte. Einen Schatten der die wohl grausamsten und unehrenvollsten Bestien auf den Plan schicken würde. Ohne dass Pete davon etwas ahnte…
"Ein Phantom", meldete sich die KI Cortana nach wohl endlosem Schweigen wieder. "Sie bringen Verstärkung."
"Nur leider die falsche", entgegnete der Chief, als der Phantom der Allianz über ihre Köpfe hinweg flog.
Die Generatoren der Flugmaschine dröhnten auf, als er langsam nieder ging. Zur Willkommensheißung feuerte der Master-Chief einige Ladungen Gauss-Raketen auf den Phantom ab.
Hier zeigten sie ihr wahres Potential. Unter den Marines wurden die Gauss-Raketen gern auch als "Mini-MBK" bezeichnet. Da diese Geschosse mit Überschallgeschwindigkeit abgefeuert wurden und der folgende Aufschlag sein übriges tun würde.
Die Treffer des Master-Chiefs hinterließen große Löcher in der Außenhaut des Schiffes.
Dennoch setzte es ohne zu zögern seinen Landeanflug fort.
Die Unterseite des Phantoms leuchtete auf. Die blaue Halbkugel an der Unterseite, blitzte wie Plasma auf. Diese Energiekugel bildete sich in einem drei Meter durchmessenden Ring, der die "Ausstiegsluke" zu sein schien.
In den Sekundenbruchteilen, die zwischen jeden Aufblitzen der Kanonenmündung die Sicht auf den Phantom ermöglichte, zeigten sich mehrere Schemen, die das Schiff verließen.
Diese nicht beachtend schoss der Spartan weiter bis eines der Geschosse den Antrieb in Stücke riss. Die Generatoren oder Reaktoren - oder womit das Schiff auch immer in der Luft und in Betrieb gehalten wurde - heulten auf und das Landungsboot explodierte in einem blauen Schein und stürzte auf seine ehemaligen Insassen unter sich.
Sergeant Stacker musste stark abbremsen und nach rechts lenken, als die Straße dadurch unwillkürlich vor ihnen aufhörte. Eine kleine Brücke, die den unteren Kanal überquert hatte war eingestürzt und erwies sich ebenso wenig als neue Route. Es war gut möglich, dass einige Elitekrieger sie sabotiert hatten. Wer konnte das schon genau sagen.
Jedenfalls lag nun ein zehn Meter breiter Graben zwischen ihnen und einem weiteren Phantom, der auf der anderen Seite zu Landung ansetzte.
Geschwind legte Stacker den Rückwärtsgang ein und fuhr bis zur letzten Abzweigung zurück, was nicht sonderlich weit war. Er fuhr die Autobahnbreite Straße entlang und hörte schon wieder dieses Dröhnen über sich.
Ein weiterer Phantom flog kreischend über sie hinweg.
Kleine Sonnen bildeten sich auf der Außenhaut des Schiffes, als die Raketen des Chiefs einschlugen. Er schätzte, dass ihm eher die Munition ausging, als dass er alle Vogel zum Absturz brachte, die wohl noch kommen würden. Die Panzerung war überragend - aber nichts währte ewig.
Der zweiunddreißig Meter lange Phantom umflog eines der vielen stahlgrauen Hochhäuser und tat es seinem anderen Kollegen gleich.
Er setzte ebenfalls zur Landung an.
Eine der Raketen traf ein seitliches Plasmageschütz. Es wurde vom Rumpf gerissen und krachte auf den Asphalt. Die Hitze die es ausstrahlte ließ ihn schmelzen.
Keine vier Meter über dem Boden beendete der Phantom seinen Sinkflug. Das blaue Etwas an der Unterseite leuchtete kurz auf, dann tauchten daraus Personen auf.
Es handelte sich bei dem metallenen Ring also um einen Mini-Gravitationslift. Wenn man es genau betrachtete sah er sogar genauso aus wie der seiner großen Verwandten: den Raumkreuzern der Allianz.
Die Personen, fünf waren es, setzten sicher ihre Füße auf den Straßenboden auf. Und es waren nicht irgendwelche Personen. Es waren…
"Brutes! Pass auf!", warnte Cortana, als sie die Bestien erkannte. Das war wohl das erste Mal, dass die Allianz diese Krieger in einen Einsatz gegen Menschen einsetzte. Zumindest das erste Mal, wo jemanden die Möglichkeit bestand, darüber zu berichten.
Es war schon hart genug gegen drei Brutes zu kämpfen. Damals auf der Allianz-Kampfstation Unbeugsame Weisheit. Einem Spartaner hatte es das Leben gekostet.
Aber fünf Brutes waren beinahe zu viel. Selbst für John.
Selbst für den letzten überlebenden Spartaner.
Er gab drei Raketengeschosse von sich und hob so zwei der Kreaturen von ihren Füßen. "Vorsicht", brüllte der Spartaner, als eines der Scheusale auf die Haube des Warthogs sprang.
Die Marines konnten in der kurzen Zeitspanne von einer Sekunde nicht reagieren. Die überraschten Männer waren der wild gewordenen Bestie hilflos ausgeliefert. Und der Chief konnte nicht feuern, da sich der Brute außerhalb der Reichweite befand. Selbst wenn, hätte er so auch die Marines getötet.
Der Brute holte brüllend mit seinem Brute-Gewehr aus. Es war eine Mischung aus zielungenauen Granatwerfer und Nahkampfwaffe. Nahkampfwaffe deshalb, weil hinten an dem Gewehr ein achtzig Zentimeter langes, geschwungenes Bajonett angebracht worden war.
Der affenähnliche Arm des Brutes schoss herab und erwischte Sergeant Stacker zuerst. Anstatt die rasiermesserscharfe Klinge der Waffe tief in Stackers Körper zu bohren, packte die Kreatur ihn und schleuderte ihn mit der Wucht eines durchgedrehten Nilpferdes aus dem Fahrzeug. Der Marine-Sergeant überschlug sich auf der Straße und kam zum erliegen. Keinen Lidschlag später hatte das Scheusal auch Walpole erwischt.
Dieses Mal benutzte es seine brutale Waffe.
Das Bajonett schnitt ihm den Arm ab und durchsäbelte seinen Oberkörper. Rotes Blut schoss in einer Fontäne umher. Auch er wurde auf dem Warthog katapultiert. Zur Beifahrerseite hin flog er über die halbe Straße. Der Tod ereilte ihn im Auto so schnell, dass er noch nicht einmal die Gelegenheit bekam zu schreien.
Ein überraschtes Stöhnen kam von ihm im Flug, dann war es still.
Der Warthog wurde schnell langsamer, was dadurch hervorgerufen wurde, dass keiner mehr das Gaspedal bediente. Der schräge Bürgersteig und die nahende Hauswand boten dem Fahrzeug schließlich Einhalt.
Der Brute sah zum Master-Chief auf und fing an lauthals über seinen Triumph zu brüllen. Als er das Maul aufriss entblößte er riesige Eckzähne, die man mit denen eines Nilpferdes vergleichen konnte. Dicke Speicheltropfen flogen durch die Luft.
Der Sabber stank widerlich, selbst durch die Luftfilterungen des Helmes, den der Spartaner trug. Mit einem lauten Schlag rammte der führerlose Warthog die Häuserwand und der Brute wurde durch den abrupten Stopp durch das Schaufenster des kleinen Ladens geschleudert.
Um keine Zeit zu verlieren sprang der Chief geschwind vom Geschütz und zog, während er den Jeep umkreiste, seine Waffe. Der Brute-Krieger schnellte nun ebenfalls aus dem Laden heraus, indem er einfach durch die Tür wie eine Lokomotive jagte und stampfte auf den Asphalt auf.
Das Monstrum wirkte wie eine Mischung aus Nashorn und Gorilla. Er hatte dicke graubraune Haut und holzbraunes Fell. Das Fell am Kopf war von Sabber und Blut verklebt. Vom Blut der Marines.
Panzerung besaß der Brute kaum. Lediglich unnötig erscheinende Schulterschilder und einen grauen Metallhelm - der eher wie eine dünne Blechplatte aussah, die man ihm an den Schädel gehalten und mit einem Hammer in Form gebracht hatte.
Um die Brust trug er zusätzlich noch einen Waffengurt. Er holte wie auch bei den Marines mit seinem Gewehr aus und schlug zu. Im selben Augenblick sprang der Chief rückwärts. Haarscharf verfehlte die tödliche Klinge den Hals des Menschen.
Ein paar Zentimeter mehr und der Kopf des Chiefs wäre flöten gegangen.
Der Brute wurde wütend. Er riss das Maul auf und Brüllte seine Wut und den Hass heraus. Der Chief nutzte die Gunst der Stunde und hob sein Kampfgewehr. Er drückte den Abzug durch und schoss der Bestie in seine hässliche Fratze.
Die Kugeln des BR55-Gewehrs bohrten sich in seinen Schädel. Schwarzes, fast schon purpurnes Blut und Hirnmasse spritzte. Der Helm des Tieres flog davon, als die Kugeln dagegen prallten.
Die bärenstarke Kreatur taumelte kurz und lief auf den Spartaner zu. Unüberlegt mit dem Bajonett herumfuchtelnd. Dann stolperte es über seine eigenen Füße und sackte tot zu Boden.
Spartaner 117 musste weiter zurückweichen, als die beiden übrig geblieben Brutes begannen ihre Granatwerfer abzufeuern. "Irgendwelche Einfälle wie wir aus dieser Misere wieder herauskommen, Cortana?" Der Master-Chief leerte sein Magazin in den ersten näher kommenden Brute. Das leere Munitionsmagazin fiel zu Boden. Noch bevor es ihn errichte, hatte der Chief schon das nächste in seine Waffe gerammt.
Diese Brutes waren sogar noch anders, als ihr Vorgänger, stellte der Chief überrascht fest. Sie besaßen eine Rüstung. Diese hatten eine ähnlich blaue Färbung wie die der Eliten, nur wirkten ihre Brust- und Schulterplatten etwas abgespeckter. Der Helm wirkte auch stabiler, im Vergleich zu dem, den der tote Brute getragen hatte.
"Ohne einen fahrbaren Untersatz schaffen wir es nie zum Schiff", erklärte er der KI, als wenn er mit einem kleinen Kind reden müsse.
"Ich glaube da kann ich dir aushelfen", meinte Cortana urplötzlich. "Schau mal nach rechts."
Der Chief tat es. Gerade noch rechtzeitig. Zwei Ghost-Angriffsfahrzeuge rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Der Spartaner rollte sich zu Seite ab und entging dem ersten Fahrzeug. Sein Kampfgewehr schlitterte über den Boden. Der zweite Ghost schoss. Und der Mistkerl hatte auch noch das unverschämte Glück, das Gewehr zu treffen.
Das supererhitzte Plasma machte kurzen Prozess aus der Präzisionswaffe. Es schmolz binnen einer Sekunde unter der Hitze zusammen.
Der Chief fluchte und zog als Ausgleich seine beiden MP-M7. Diese Maschinenpistolen (die SMGs) waren zwar gegen einen Ghost wenig effizient, aber Granaten hatte er fast keine mehr.
Er schoss. Diese "Kugelspritzen" sorgten für einen anhalten Feuerstoß aus 5mm-Geschossen - die allesamt an der rötlichen Panzerung des Ghosts zu verpuffen schienen.
Der Brute, der an den Kontrollen des Fahrzeugs saß, feuerte nur ungezielt und besaß auch noch die Dummheit langsamer zu werden. Als er nur noch knapp einen Meter entfernt war, sprang der Master-Chief vom Boden ab und segelte regelrecht auf den seitlichen Flügel, des Gleiters. Mit einer Hand hielt er sich an der Mittelsektion fest, mit der anderen balancierte er sich aus.
Das Scheusal spie irgendeine Beleidigung aus und zog eine Projektilwaffe, die dicke Stacheln abfeuern konnte. Der Chief konnte nicht länger auf einen besseren Moment warten. Er spannte seine Waden an und stieß sich von dem rechten Flügel ab. Weiterhin krallte er sich mit der linken Hand an dem Geist fest.
In einem Flug schwang er herum und trat dem Brute mit aller Gewalt gegen das Gesicht. Dunkle Bluttropfen spritzten aus dessen Schnauze und die Kreatur sackte erfolgreich vom Sitz des Ghosts. Er überschlug sich einmal und blieb dann einige Sekunden auf dem Asphalt liegen. Unweit von ihm purzelte der unbenutzte Stachler in einen Schutthaufen.
Zur selben Zeit bemannte der Master-Chief das Gefährt und feuerte die fest montierten Geschütze ab. Das Plasma verbrannte dem Brute den Rücken und ließ das Blut unter seinen Schmerzensgebrüll kochen.
Nun vernahm er das Geratter von Maschinenpistolen und MG-Feuer. Die beiden überlebenden Brutes kämpften gerade gegen eine Gruppe Marine-Soldaten in ihrem letzten Warthog.
Feuerrotes Plasma schlug auf die Straße auf, als die beiden Phantoms zurückkehrten. Sie schwebten wie gierige Geier am Himmel, die sich ihre Beute holen wollen.
Unter anderem trat Sergeant Stacker kurz hinter dem stehen gebliebenen Warthog hervor und schoss auf die näherkommenden Feinde.
Der Chief war mehr als froh, dass der Sergeant den Angriff des Brutes überlebt hatte, obgleich das in dieser hitzigen Situation wenig bringen mochte.
Die Phantoms sanken tiefer in die Häuserschluchten ab. Ihre mehrgängigen Geschütze spieen todbringendes Plasma aus. Der Spartaner wollte das Feuer erwidern, als ihn Cortana davon abhielt.
"Die Marines werden die Phantoms aufhalten", sagte sie. "Sieh zu, dass du zum Träger kommst!"
Ohne ein Wort zu erwidern oder zu zögern drehte der Master-Chief bei. In dem Wissen seine Mission erfüllen zu müssen ließ er die Marines zurück. Auch wenn es für die Zukunft der Menschheit richtig sein sollte, fühlte es sich keines Weges so an. Das hatte es noch nie getan.
Er beschleunigte den Ghost und raste die Straße hinunter. Zwar fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit, aber es erschien ihm nicht so. Die Ghosts, denen er vorhin begegnet worden waren kamen ihm irgendwie schneller vor.
Nach kurzer Inspektion fand er neben dem Beschleunigungspedal noch einen zusätzlichen Hebel. Er hatte keine Ahnung wofür er gut war. Ohne weiter drüber nachzudenken griff er danach. "Chief ich würde das nicht…" Zu spät, der Master-Chief hatte den Hebel bereits umgelegt.
Kaum eine Millisekunde später wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Der Ghost nahm extrem an Geschwindigkeit zu. Die Fliehkräfte drückten den Chief gegen die Rückenlehne.
Die umgebenden Häuser und schrottreifen Autos verschwammen. Hinter dem Ghost bildeten sich lange Konsensstreifen, die (wie fast alles bei der Allianz) hellblau leuchteten.
Beeindruckt pfiff der Chief. "Wieso hatte ich dieses Wunderwerk nicht schon früher entdeckt?"
Cortana seufzte in seinem Helm, als sie einfach über eine Allianz-Patrouille hinweg rasten. "Gib dem Kind seinen Lolli."
Das Gefährt schien die Energie für einen solchen Boost aus den Waffensystemen abzuziehen, wodurch er logischerweise nicht feuern konnte, die Geschwindigkeit machte dies dennoch wieder wett.
Auch wenn der Ghost so weniger manövrierfähig war.
Er befand sich nun direkt auf den Highway zur Zentrumsbrücke. Er musste nur noch den Fluss mittels der Brücke überqueren und schon war er im Zentrum Neu Mombasas angelangt und konnte sich auf einen gemütlichen Spaziergang zu den Sturmträger einstellen.
All seine Träume von einer ruhigen Fahrt wurden prompt zerstört, weil vor ihm auf der vierzig Meter breiten Straße Plasma von oben einschlug.
Er drehte sich um und erblickte die Phantoms.
Sie waren wieder hinter ihm her. Und direkt hinter ihm kamen zwei Ghosts angerast. Entweder hatten die Marines den Kampf verloren oder die Phantoms hatten es als wichtiger erachtet den ,Menschen in der Spezialpanzerung‘ zu erlegen.
Der Chief hoffte letzteres.
Weiter die Straße hinunter befand sich ein Pfeiler für die Brücke. An ihm war ein gewaltiges Willkommensschild angebracht worden, welches die Besucher ins Stadtzentrum einladen sollte. Es zeigte die gräulich dunkle Atmosphäre der Wolkenkratzer-Metropole und ließ sogar diesen vor Hitze triefenden Ort kühl erscheinen.
Einer der Phantoms überholte den Chief mit Leichtigkeit, während der anderen weiterhin sein Plasma auf die Straße verteilte - und brillant seine schlechten Zielkenntnisse präsentierte. Die Ghosts halfen ihm, dabei.
Der Phantom-Transporter vor ihm schoss auf das gleichgroße Willkommensbanner. Genauer gesagt auf die Halterungen. Dieser Drecksack wollte dem Chief das Schild vor die Nase werfen und ihn so festnageln.
Die Metallträger ächzten unter dem Beschuss auf und gaben nach. Langsam neigte sich das Schild gen Boden. Sehr langsam. Der Phantom-Pilot musste sich eingestehen, dass er es vermasselt hatte. Denn schießen tat er nicht mehr sondern beschleunigte sein Flugzeug. Er versuchte tatsächlich noch unter dem absackenden Schild hindurch zu fliegen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es der Phantom durch den engen Zwischenraum zwischen Betonpfeiler und Schild schaffte, waren gleich null. Das merkte der Master-Chief, als das Willkommensschild den Phantom erfasste. Das, dachte der Chief. Ist doch mal ein richtiger Willkommensgruß.
Die Gewalt, die das Schild aufbrachte, als es mit dem Transporter kollidierte war so groß, dass der Phantom sich drehte und mit so hoher Geschwindigkeit auf die Autobahn klatschte, dass seine Bewegungen verschwammen. Die Wucht es Aufpralls ließ ich bersten.
Der zweite Phantom konnte dem gerade noch ausweichen.
Der Chief lenkte im letzten Moment den Ghost um den abgestürzten Phantom, bevor dieser in einem hellen Blitz explodierte. Die grauenvolle Schönheit der Explosion, war der des Art

Kapitel 8
Feldtauglichkeit
1528 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
Hochgeschwindigkeitsstraße A-94
Alt-Mombasa
Feldtauglichkeit
1528 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
Hochgeschwindigkeitsstraße A-94
Alt-Mombasa
Schneller!", brüllte Staff Sergeant Burnside. "Seht zu, dass ihr von dieser verdammten Straße runter kommt."
"Das ist leichter gesagt als getan Sarge", sagte Private Birkin. Er schaltete den Warthog in den fünften Gang und gab Gas. Staub, der sich von zerstörten Häusern auf der Straße gesammelt hatte, wurde aufgewirbelt, als die Reifen drüber hinweg heizten.
Unterdessen richtete Lieutenant Redfield das Gauss-Geschütz des Warthogs nach hinten aus. Auf der Hochgeschwindigkeitsstraße befanden sich keine Allianz-Soldaten. Keine lebenden jedenfalls. Von vielen der Häuser stieg Rauch in dicken Schwaden auf. Gigantische Plasmabälle schossen über den heiteren Himmel und schlugen fast schon ziellos in der Stadt ein. Es schien fast schon so, als könne man die Artillerie-Kanonen der Allianz nicht aufhalten.
Chris Redfield sah weiter nach hinten, die Straße entlang. Bereit auf alles zu schießen, was ihm in den Weg kam. "Ich glaub wir haben ihn abgehängt", rief er zu den anderen beiden vor.
Das war das Problem. Sie befanden sich auf der Flucht vor einem Scarab. Der fünfzig Meter hohe Kampfläufer hatte sie schon die ganze Zeit vor sich hergetrieben. Das dumme war nur, dass sie keinen Weg von dieser Autobahn fanden.
Dieser Scarab hatte ihnen nur eine Fluchtmöglichkeit gelassen. Und dieser Fluchtweg führte mitten durch Allianz besetztes Gebiet. Ein Gebiet, das obendrein noch von den Artillerien beherrscht wurde, die ihre Kugeln über ihren Köpfen verschossen.
Ironischer weise sahen diese todbringenden Plasmakugeln wunderschön aus. Es war durchaus ein atemberaubender Anblick - bis zu dem Moment, wo sie einschlugen, ihre Kraft entfesselten und bewiesen, dass nichts ewig wehrte.
Birkin riss das Lenkrad herum und umfuhr eines der vielen Autos, die besitzerlos auf den Straßen standen. Viele waren umgeworfen worden und dienten als provisorische Deckungsmöglichkeit. Zerstörte Ghosts und Shade-Geschütze lagen dazwischen.
Die Leichen von Allianzlern, Marines und Zivilisten lagen überall um sie herum verstreut. Die Menschen, die es nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt geschafft hatten saßen nun praktisch auf dem Präsentierteller. Chris biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab.
Man konnte den Wechsel des Häuserstils bei der schnellen Fahrt selbst als Blinder erkennen. Die vielen sandfarbenen Gebäude wurden durch modernere mausgraue Stahlbetonriesen ersetzt. In der Ferne konnte man Banshees zwischen den Wolkenkratzern kreisen sehen.
Hoch oben über den Häusern war er. Der über fünf Kilometer lange Sturmträger. Das Flaggschiff der hiesigen Allianz-Flotte.
Jetzt waren sie so ziemlich im Zentrum der Stadt.
Ein Grummeln war zu hören. Es übertönte sogar die lauten Motorgeräusche des Warthogs. "Was war das?", warf der zerstreute Birkin nervös in die Runde.
Armer Kerl, dachte sich Burnside. War es doch sein erster richtiger Einsatz.
Redfields Gebrüll holte ihn aber sofort wieder auf den Boden der Tatsachen: "Er ist wieder zurück!"
Burnside und Birkin drehten sich beide gleichzeitig hach hinten um. Im donnernden Getöse stürzte eine ganze Häuserwand in sich zusammen. Aus den Trümmern erhob sich majestätisch und unantastbar der Scarab-Kampfläufer.
Völlig mühelos überwand er den Höhenunterschied zu der Autobahn. Der Kopf - das tödlichste Körperteil des Läufers - hatte den kleinen Warthog schon im Visier, da war er noch nicht einmal ganz auf die Straße geklettert. Partiell betrachtet war das auch nicht nötig.
"Scheiße", schrie Redfield, als er erkannte was der Scarab die ganze Zeit vorhatte. "Er hat uns in eine Falle gelockt. Hier kommen wir nicht mehr raus."
Der Kopf des Scarabs neigte sich. Er strahlte eine Aura aus, die Triumph zeigte. Das verzagte Opfer bestaunend, welches der Sandkäfer in seine Grube gelockt hatte.
Sergeant Burnside kniff die Augen zusammen. Allein würden sie keine fünf Minuten im feindlichen Territorium überleben.
"Dort!", rief Birkin und nahm auch schon Kurs auf die vermeidliche Rettung: Eine Ausfahrt. Sie würde sie in engere Straßen führen und den Scarab hoffentlich behindern.
Aber Birkin zweifelte schon nach zwei Sekunden an dem Erfolg seines Unternehmens, als der Schatten der monströsen Kreatur über ihnen immer größer und bedrohlicher wurde.
"Bring uns hier raus, Birkin!", befahl Burnside verzweifelt.
"Zu spät", wehklagte Redfield mutlos, als sich das Hauptgeschütz des Scarabs wie eine Blüte öffnete.
Der Master-Chief ließ in seinem Warthog-Angriffsfahrzeug eine weitere Allianz-Stellung hinter sich, die ihm im Tunnel begegnete. Laut Cortana würde ihn dieser Autobahntunnel dorthin führen wo er hinwollte: zu dem Sturmträger des Propheten des Bedauerns. Im Zentrum Mombasas.
Gemeinsam bahnte er sich mit den Marines und den vier ODSTs, seinen Weg durch den dunklen Tunnel, in dem Ratten nicht die einzige Spezies waren, die hier unerwünscht waren.
Erschrocken wich der Chief mit dem Fahrzeug aus, als sich die Decke eines Tunnelabschnitts rot färbte und sein kolossaler grüner Plasmastrahl hindurch schoss. Er hatte mindestens einen Durchmesser von sechs Metern. Schlagartig wurde die sonst so kühle Tunnelanlage unerträglich heiß.
Zusammen mit dem Plasma stürzte ein halb geschmolzener Gauss-Warthog mit durch das Loch in der Decke. Scheppernd knallten die Überreste auf den Asphaltboden des taghell erleuchteten Raumes.
Als das Plasma schließlich erstarb überquerte eine Scarab-Angriffsplattform das Loch in der Decke. Er war riesig. Die Chance, dass es der Scarab war, der auch die drei Pelicans vor anderthalb Stunden vom Himmel geholt hatte, stand relativ gut.
Der Marine, der am M41-LAAG-Geschütz stand fing augenblicklich an aus allen drei Rohren zu feuern. "Da kommen wieder welche", warnte er. Und da waren sie auch schon. Drei Ghosts stoben aus dem nächsten Tunnelabschnitt und empfingen den Kugelhagel des Privates am LAAG.
Der zweite Warthog mit den Höllenspringern schoss die Steigung hinauf und rammte sogleich den ersten Ghost. Das Repulsorfahrzeug überschlug sich mehrmals in der Luft und krachte dann in einen Trümmerhaufen.
Wütend befreite sich der Elitekrieger aus dem Schrottberg und kam auf die Beine. Der Zweite Ghost war nun auch in seiner Nähe. Sergeant Stacker sah die Gelegenheit und brachte sein Fahrzeug in eine günstige Position. "Schnapp ihn dir Mike", sagte er gelassen.
Privat Budd brachte seinen kürzlich erbeuteten Raketenwerfer in Anschlag. "Je größer das Kaliber, desto schneller isser nieder", schoss es aus ihm heraus, als er den Werfer abfeuerte.
Eigentlich wollte er sich den Spruch aufheben, bis er einen dieser Jäger getötet hatte. Was soll’s, dachte sich Budd zufrieden, als die 102mm-Rakete einschlug. Die Explosion zerriss den Ghost und von den Eliten blieb nicht mehr allzu viel übrig.
Als Stacker zu dem Spartaner hinüber blickte hatten auch sie den Ghost erledigt. Er sank blutverschmiert zu Boden. An den Kontrollen lag noch ein völlig zerfetzter Außerirdischer.
Der Boden glühte, von der Verwüstung des Scarabs. Geschmolzener Asphalt floss in einer dickflüssigen Masse den Tunnel hinab. Vorsichtig passierten die Fahrer der Warthogs das grausige Geschehen, darauf achtend, nicht mit den Reifen in die heiße Masse zu gelangen.
Dann ging der Kampf im Tunnel auch weiter.
Stück für Stück arbeiteten sich die beiden Angriffsfahrzeuge ihren Weg durch die Stellungen des feindlichen Aggressors. Shades, Ghosts, jede Menge Grunts, Jackals und Elitekrieger. Ja sogar ein Schwarm Drohnen stellte sich ihnen in den Weg.
An einigen Stellen war die Straße aufgerissen und wirkte buchstäblich als Rampe. Sie schleuderte die Warthogs inmitten der Feindstellungen. Shades wurden nieder gewalzt, Frachtkisten beiseite geschoben und Fahrzeuge mitsamt den umstehenden Feinden in die Luft gesprengt.
Als sich die Allianz mittels drei Shadows neu zu formieren versuchte, musste der Chief mit seinen Marines an seine Grenzen gehen. Denn diese Shadows beherbergten ein gutes Dutzend Allianz-Soldaten (die Zahl richtete sich nach der Spezies, die befördert wurde), oder einen Ghost. Zudem befand sich auf dem Dach noch ein Shade, der von einem Eliten bemannt war aber seine Hauptfunktion ist und bleibt der Transport von Truppen.
Diese Feuerkraft machte die geringe Geschwindigkeit des Transportfahrzeugs auf jeden Fall wieder wett.
Schließlich, nach einem erbitternden Kampf gegen eine Horde blutrünstiger Elitekämpfer und ihrer Schergen erreichte der Master-Chief und die Marines das Ende des dunklen Tunnels voller Tod und Verderben.
Als die ersten Sonnenstrahlen über den Helm des Spartaners strahlten, fühlte er ein wohltuendes Gefühl in sich. Sie hatten den Vormarsch der Allianz vorerst gestoppt und waren ihrem Ziel ein Stück näher gerückt.
Der Gefangennahme Bedauerns.
Die Straßen waren verlassen. Kein Mensch traute sich auch nur aus dem Fenster zu sehen. Die Angst vor dem übermächtigen Gegner hielt nach wie vor an. Rollläden waren heruntergefahren und die Türen abgeschlossen und verbarrikadiert.
Aber würde das reichen um eine außerirdische Kriegsmacht davon abzuhalten, seinen fanatischen Glauben nachzueifern? Die ausnahmslose Ausgangssperre für Zivilisten war die eine Sache, die Tatsache, dass sie bei einer menschlichen Niederlage dem Tod geweiht waren war eine andere.
Immer noch tönten die Lautsprecherdurchsagen hier und da auf Spanisch über die Straßen, die die Bevölkerung anwiesen die Häuser nicht mehr zu verlassen.
Noch war der Chief keinem Allianzler begegnet. Seit dem Autobahntunnel herrschte Totenstille.
Ein Maschinengeräusch, das wie ein überladener Generator klang, unterbrach die ruhige Fahrt der Ledernacken. Hoch über den Häusern erschien ein Plasmamörser. Er bahnte sich seinen Weg in luftiger Höhe über die Straße und schlug letztendlich in einen Funkmastturm ein.
Die Mittelsektion des Turms schmolz unter der Hitze des Mörsers und der Mast knickte wie ein Streichholz um.
Jetzt stand es außer frage, in welcher Situation sich die Soldaten befanden. Sie waren auf den Weg in die Hölle.
Das Gefühl verstärkte sich noch, als sie einen Marine-Posten erreichten. Zwei Lazarettzelte waren dort errichtet worden. Sofort wurden die Warthogs langsamer, als sie den Anblick sahen.
Ein Marine sah sie und fing an wie wild zu winken. Er schien überglücklich zu sein, dass er einen Spartaner in dieser Gegend traf. Der Master-Chief stoppte das Fahrzeug und stieg aus. Ruhig lief er dem freudestrahlenden Marine entgegen. Seine Abzeichen wiesen ihn als Sergeant aus.
"Sir, was für ein Glück das Sie hier sind", man konnte ihm die Erleichterung ansehen. "Ich bin Sergeant Perez. Unser Platoon konnte sich bis hierher vorkämpfen, aber nun stecken wir in der Klemme. Wir kommen nicht an den Geschützen vorbei."
"Wo ist Ihr Befehlshaber, Sergeant?", fragte der Spartaner. Ihm fiel auf, dass Perez kaum noch Munition zu haben schien, wenn überhaupt. Seine Uniform war vom Kampf gezeichnet. Schrammen und Abschürfungen fast überall, es erinnerte John an seine eigene Kampfrüstung.
"Colonel Marini ist oben an der Front", antwortete Perez heißer. "Kommen Sie, ich bring Sie hin."
Ohne auf eine Antwort zu warten lief Perez los. Er rennte über den Bürgersteig und verschwand durch ein geöffnetes Tor. Der Master-Chief drehte sich noch schnell zu den Marines in den Warthogs um. Er gab ihnen ein Zeichen, dass sie vorerst ohne ihn weiter machen sollten. Sergeant Stacker ließ den Motor an und fuhr, gefolgt von dem anderen Fahrzeug, los.
"Wir treffen uns auf der Hauptstraße da vorn wieder", rief er noch, dann war er auch schon verschwunden.
"Komm schon", hörte der Spartaner einen Sanitäter sprechen. Er versuchte einen der vielen verwundeten Marines zu verarzten. Der blutverschmierte Marine auf der Trage rührte sich nicht. "Bleib bei mir, Marine!", brüllte der Sani.
Ohne Erfolg.
Demoralisiert wandte er sich einem weiteren zu.
Im anderen Lazarett lagen noch mehr Verwundete. Überall auf dem Boden klebte Blut. Einer der Marines warf wütend ein paar Kartons auf die Straße. Gerade waren ihnen die Medikamente, vor allem das Morphium, ausgegangen.
Ein anderer Marine schrie vor Schmerzen auf, als man sich um sein zerfetztes Bein kümmern wollte. Und er war nicht der einzige der unter Schmerzen litt.
Um eine Straßenkurve kamen zwei neue Soldaten. Einer konnte nur noch auf einem Bein gehen und wurde von dem anderen gestützt. Ein weiterer Name auf der schier endlos langen Liste mit Verletzten.
Ehe der Chief Perez durch das Tor folgte, bemerkte er noch einen weiteren Marine. Dieser kniete vor einer am Boden liegenden Trage. Sie war nicht weniger blutverschmiert, wie derjenige, der darauf lag. Der Soldat nahm die Hundemarken seines eben verstorbenen Kumpanen an sich und ließ sich weinend am Boden nieder.
An seinen Händen und der Marke klebte Blut.
Neben ihm lagen verbrauchte Spritzen, Infusionsgeräte und allerlei anderes ärztliches Gerät.
Nichts hatte geholfen, die Verletzungen zu heilen.
Nun spürte es auch der Chief. Ihn überkam Wut und Trauer zugleich, als er die leidenden Menschen, das viele Blut und die unzähligen Einschusslöcher an den Wänden sah.
Sofort verdrängte er diese Gefühle wieder in die hintersten Winkel seines Kopfes. "Wir hätten hier nichts tun können", beruhigte Cortana.
"Doch", widersprach John. "Wir können dafür sorgen, dass sie nicht umsonst gestorben waren. Indem wir der Allianz ,erklären‘, dass es ein Fehler war hierher zu kommen."
Mit entsichertem Kampfgewehr folgte der Spartaner dem wartenden Sergeant Perez. Zusammen liefen sie in das Haus und stürmten eine Treppe nach oben. Weiter ging es durch einen dunklen Flur.
Dort lag ein weiterer erschöpfter Marine. Rechts von ihm feuerten zwei Ledernacken aus der aufgesprengten Mauer. Einer hatte auf dem bröckelnden Mauerabsatz ein tragbares MG aufgestellt und verstrich seine tödlichen Kugeln über die Straße, die sich auf der anderen Seite des Gebäudes fortzog.
"Schieß hinter die Schilde", brüllte der eine.
"Ja, ja", entgegneter der andere gestresst. "Das mach ich ja die ganze Zeit."
Der eine Marine begann erneut aus seinem Kampfgewehr zu feuern. "Da hinten kommen noch drei", warte er.
"Ich hab sie", versicherte der andere und das Rattern seines Schnellfeuergeschützes war wieder zu hören. Die Blitze, die am Lauf entstanden ließen den Flur unheimlich aufleuchten.
Selbst durch die dicken Mauern des Hauses konnte man das Dröhnen und Donnern der Explosionen hören, die überall über dem Stadtzentrum entstanden und mit jeder verstreichenden Sekunde mehr Todesopfer forderten.
Es war wahrlich ein Höllenpfuhl.
Der Chief und Perez errechten einen Ausgang, der auf eine Art Terrasse führte und weiter hinten steil zu den Straßen hin abfiel.
Ein Privat kauerte draußen an der Mauer. Er umklammerte sein SMG-Maschinengewehr und wartete ab.
"Hey Coursins", rief Perez dem Marine zu. Er musste schreien um gehört zu werden.
"Ja?"
"Ist die Luft rein?"
Private Coursins wollte soeben einen Blick über die Brandung der Mauer werfen, als ein Teil von ihr ihn einer feurigen Explosion verging. Fluchend zwang sich Coursins wieder in Deckung.
"Sag du’s mir", rief er Perez antwortend hinüber.
"Fuck", fluchte Perez ebenfalls. "Wir kommen raus." Sergeant Perez rannte so schnell er konnte die Terrasse entlang. Er gesellte sich zu Coursins und schoss auf die Grunts, die sich unten hinter zwei zivile Fahrzeugwracks versteckten.
Perez drehte sich zum Master-Chief um und zeigte nach unten, wo auf halber Höhe zur Straße ein weiteres MG war und sich zwei Marines verschanzten.
"Enrico Marini", meinte Perez. "Der zweite von links."
Der Master-Chief nickte und machte sich auf den Weg. Von hier oben aus hatte man eine gute Sicht auf die Straßen unter ihnen.
Auf der anderen Straßenseite, auf einem der mittelhohen Häuser stand ein gewaltiges Artilleriegeschütz der Allianz. Es maß etwa zehn Meter an Höhe und die Geschosse waren nicht weniger mächtig.
Eine blau schimmernde Kugel bildete sich vor dem Lauf des Geschützes. Als es seine vollständige Größe erreicht hatte ruckte die obere Sektion der Artillerie und gab den Plasmamörser frei.
Schwungvoll und elegant krachte er gegen die nächst besste Häuserfassade. Kurze Zeit leuchtete das Haus hell auf, als der Mörser sich durch die Wände und Einrichtungsgegenstände fraß. Trümmerteile so groß wie Jäger stürzten zu Boden.
Unnachgiebig wiederholte das Geschütz diese Aktion. Für seinen Teil war der Chief sogar froh, dass das Geschütz nicht direkt auf die Stellungen der UNSC-Marines schoss.
Denn einer sieben Meter kalibrigen Kugel aus supererhitzten Plasma hatten noch nicht einmal die Schilde des Spartaners etwas entgegen zu setzen.
Zwei Grunts wollten die Steigung erklimmen, die zu den Marines hinauf führte. Der Spartaner legte in Windeseile sein Gewehr an und schoss auf die Gassauger. Einen streckte er spielend mit einem Kopfschuss nieder. Der Grunt fiel nach hinten und verspritzte sein hellblaues Blut über die Straße.
Der andere rutschte auf dem dickflüssigen Blut aus und erlag schließlich der Überlegenheit des Master-Chiefs.
Während er die Rampe auf die untere Ebene hinunter lief, warf er eine HE-Granate in eine Horde Grunts und einen Jackal. Der Jackal stellte seinen Schild auf und die Grunts unternahmen hoffnungslose Fluchtversuche. Die Handgranate ging in einem hellen Blitz hoch und von den Außerirdischen blieben nur noch Fetzen übrig.
Colonel Marini saß vor der Begrenzungsmauer der Ebene. Neben ihn lag ein regloser Marine. "Ich hatte nie gedacht dass ein Spartaner in der Stadt ist", hustete Marini mit Schmerzen in der Stimme.
Der Spartaner kniete sich vor ihm hin. "Rufen Sie Luftunterstützung, Colonel", befahl der Chief, obwohl er rangmäßig unter Marini stand. "Sonst schaffen es diese Geschütze noch uns unter den Trümmern der Gebäude zu begraben."
Marini nickte. "Halte mir solange diese Mistviecher da unten vom Leib."
Der Master-Chief salutierte und bemannte das MG.
In der Zeit in der der Chief auf feuernde Jackals und panische Grunts schoss, machte sich Marini über den toten Marine neben ihn her. Es war der Funker der Einheit gewesen. Marini beugte sich über den Rucksack und beförderte - wie könnte es anders sein - ein Funkgerät zu Tage.
Er begann an mehreren Knöpfen und Rädern zu Fummeln und versuchte hastig eine Verbindung mit irgendeinem Longsword-Jäger, oder sonst etwas herzustellen.
"Hier spricht Colonel Enrico Marini", sprach er. "Ist irgendjemand noch im HQ? Wir stecken in der Klemme. Schickt Longswords, SkyHawks oder sonst etwas. Nur tut was. Over."
Kurze Zeit beherrschte Stille den Funkverkehr. Dann meldete sich eine junge Stimme: "Verstanden Colonel. Hilfe ist schon zu Ihrer Position unterwegs."
Im selben Moment schlug ein weiteres Geschoss in das Hochhaus ein. Die Explosion war diesmal noch größer als zuvor. Das Gebäude wird nicht mehr allzu lange standhalten können.
"Kommt endlich, bevor die Scheiße am dampfen ist!", brüllte Marini ins Funkgerät. "Sonst wird man uns in der Zukunft nur noch mit der Gießkanne besuchen kommen."
Es rauschte abermals, dann klinkte sich eine andere Frequenz in die Verbindung ein. "Hier ist Major Easly, wir sind in Position. Und kommen rein." Im selben Moment hörte Marini ein Rauschen hinter sich und wandte sich zusammen mit dem Master-Chief nach hinten um.
Zwei Longswords schossen über sie hinweg. Ihr Kurs führte sie über die Artillerie hinweg. Das Geschütz richtete sich neu aus. Seine Opfer sollten die Kampfjäger werden. Unter lautem Getöse spuckte er einen Plasmamörser aus. Der Mörser verfehlte sein Ziel um haaresbreite und sah nur noch die beiden Jäger über sich hinweg fliegen.
John sah wie sich schwarze Gebilde von den Jägern lösten. Sie schlugen in die Außenhaut der Kampfmaschine ein. Keine Sekunde später verging das gesamte Geschütz in einer gleißenden blauen Detonation. Das Inferno war gigantisch, flaute aber schnell ab.
Von oben hörte man die Marines jubeln, als sie die Trümmer herabregnen sahen.
Auch Major Easly mischte mit in den Jubel ein. "Damit hatten die Hackfressen wohl nicht gerechnet", lachte er.
"Danke, Major", freute sich Marini. "Sie haben was gut bei mir."
"Ich wird’s mir merken", antwortete Easly, "wir suchen uns nun ein paar neue Ziele." Dann verschwanden er und der andere Longsword wieder in den Wolken, um weitere Ziele aus dem Hinterhalt auszuschalten.
"Verstanden, Major. Wir kommen hier jetzt zurecht."
Als sich die Allianz-Soldaten auf den Straßen taktisch zurückzogen verließ der Chief das Geschütz um sich die Feinde im Nahkampf vorzuknöpfen.
Neben ihn hatte sich Marini auf die Beine gezwängt. Er hielt ihm eine SMG hin. "Hier, nimm meine Waffe. Du wirst sie brauchen."
Dankend nahm der Spartaner sie an, nachdem er sein Kampfgewehr an der elektronischen Halterung am Rücken geklemmt hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Colonel sich die Seite mit der Hand zuhielt, Blut floss zwischen seinen Fingern hindurch.
Mit einem Nicken gab er dem Chief zu verstehen, dass er nun gehen soll.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, marschierte der Master-Chief die letzte Rampe hinunter und erreichte die Straße.
Er zog zusätzlich noch seine zweite SMG und gab sogleich drei kurze Feuerstöße auf eine Gruppe Grunts. Die Feinde fielen unter dem Kugelhagel, als sich auch noch drei Marines mit neuem Mut ins Getümmel stürzten.
Sergeant Perez war auch wieder mit von der Partie.
Ein Jackalanführer mit roter Rüstung und blauem Schild konnte dem Feuer entgehen und floh hinter einen Trümmerhaufen.
Der vogelartige Alien rannte durch einen Durchgang, der einmal eine Ziegelmauer gewesen war.
Der Chief und die Marines folgten ihm über die Straßen und bezogen am dem Loch in der Mauer Stellung.
Die Marines auf der rechten, der Spartaner auf der linken Seite. Perez hielt eine Granate hoch.
Plasma schoss unaufhörlich aus dem Loch und sollte den Vormarsch der Menschen stoppen. Perez hielt eine Granate hoch. Er überlegte noch kurz, dann trat er an den Rand.
"Feuer im Loch!", brüllte er und schleuderte den Sprengkörper um die Ecke.
"Das ist empörend!"
Schiffsmeister ’Novolee war außer sich. Man hatte ihn zum Narren gehalten. Verheimlichte ihm Dinge, die sich auf den Schiff zutrugen und sogar wer sich auf dem Schiff aufhielt. So etwas konnte ein Zelot nicht auf sich beruhen lassen!
Er wandte sich den ihm gegenüberstehenden Sangheili zu und sah ihm scharf in die Augen. "Wer hat das angeordnet?", fragte er aufgebracht. "Dieser Jiralhanae-Captain Gargantum? Oder gar ihr dämlicher Häuptling? Wie hieß er doch gleich… Tartarus?"
Onto ’Novolee hasste die Jiralhanae. Das war unbestreitbar. Aber dennoch akzeptierte er es, dass die existieren. Was jedoch unverzeihlich war, war die Frechheit anzuordnen, dass sich diese Scheusale auf der Religiöse Untersuchung aufhalten durften.
Nicht nur das, korrigierte der Schiffsmeister. Sie sollten es sogar tun!
Glücklicherweise hatte sich Bedauern in seine Gemächer zurückgezogen, wo er dieses Artefakt bewunderte, während seine Hunagok daran herumfuchtelten. So konnte sich der Schiffsmeister die Freiheit erlauben, hier auf der Brücke des Schiffes seiner Wut Ausdruck zu verleihen.
Der Orakel-Meister Parala ’Ahrmonro hob, in dem Versuch seinen Gegenüber beruhigen zu können, die rechte Hand. "Ich kann Ihre Missgunst verstehen Schiffsmeister", gab er von sich.
"Ach tut Ihr das?", ’Novolee klang belustigt. "Eine ,Stimme‘ kann also auch verstehen."
"Treibt es nicht zu weit ’Novolee", zischte der Orakel-Meister. "Wer sich auf dünnem Eis bewegt, sollte nicht anfangen darauf herumzutrampeln."
Parala ’Ahrmonro war der engste Berater des Propheten des Bedauerns. Man nannte Sangheili, die einen Rang wie dem seinen bekleideten auch die ,Stimme der Propheten’. Er trug eine alte Rüstung. Man konnte mit Gewissheit sagen, dass sie schon älter war als alles andere hier auf diesem Schiff. Und ’Ahrmonro wirkte in dieser lilafarbenen Panzerung, mit roten Verzierungen noch wesentlich älter. Das Alter hatte ihn gebeugt, jedoch hatte er an Schärfe und Weisheit nichts verloren.
In der Kommandozentrale der Sturmträgers war es augenblicklich still. Jeder beobachtete nun aus den Augenwinkeln heraus den Streit der beiden Sangheili. Dessen Ursprung die Anwesenheit von Jiralhanae auf dem Schiff war - und der Tatsache, dass man Onto davon in völliger Unkenntnis gelassen hatte.
"Kein Jiralhanae hat diesen Befehl angeordnet", fuhr ’Ahrmonro fort. "Es war der Hohe Prophet der Wahrheit, der diese neue Order erlassen hatte." Der Orakel-Meister breitete die Arme aus und schloss die Augen. "Künftig soll kein Schiff mehr die heilige Stadt Hohe Gabe verlassen, ohne nicht mindestens eine Jiralhanae-Einheit an Bord zu haben." Parala ’Ahrmonro blickte nach seiner kurzen Verkündung wieder den Schiffsmeister an. "Ich und der Prophet des Bedauerns waren die einzigen Außenstehenden auf diesem Sturmträger, die davon wussten. Er hielt es für angebracht Euch vorerst nicht darüber zu informieren, damit Ihr nicht die Mission gefährden würdet."
"Gefährden?" ’Novolees Wut steigerte sich immens. Hielt man ihn etwa für inkompetent? Am liebsten hätte er sich jeden Jiralhanae einzeln vorgeknöpft und ihn auf brutalster Weise des Lebens beraubt. Was heißen würde dass er sich dem Willen Wahrheits entziehen würde. Er konnte dem Propheten nicht einfach ins Gesicht spucken um ihm zu widersprechen.
Schon gar nicht einem Hierarchen.
Es musste also einen anderen Weg geben die Jiralhanae los zu werden, überlegte der Zelot.
Er schenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Orakel-Meister. "Sagt welchem Zweck sollen diese Jiralhanae dienen?", fragte er in höflichen Ton. "Doch nicht etwa als Überwachung, oder?"
"Nun", begann ’Ahrmonro, "über die Aufgabe der Jiralhanae bin ich nicht informiert. Stellt mit ihnen an was Ihr für richtig haltet."
Der Schiffsmeister lächelte erfreut. "Nun wenn das so ist." Onto wandte sich einem der Nurka-Piloten zu, die an ihren Kontrollen saßen. "Seras, wissen wir wo sich der Dämon aufhält?", fragte ’Novolee den Nurka.
Dieser überflog schnell die Schlachtdaten und das zur Hälfte erstellte Protokoll. "Nun Exzellenz, wir können nur Vermutungen über seine Position anstellen", gab Seras ’Victomee unsicher von sich. "Aber wenn ich mir die Todesopfer ansehe und den Zeitraum in dem sie gestorben sind", fügte er schnell hinzu um nicht als Depp dargestellt zu werden, weil er keine Ahnung hätte, "verglichen mit dem Wissen, das wir über ihn haben."
"Keines", sagte Onto.
"Verglichen mit dem fehlenden Wissen", korrigierte sich Seras. "Nun, dann würde ich seine Position hier einschätzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich dort befindet liegt cirka bei siebzig Prozent. Aber es wäre ein Anhaltspunkt, Exzellenz."
Der Nurka wies auf einen Punkt inmitten der vierdimensionalen Holokarte der Stadt.
Schiffsmeister ’Novolee durchquerte gemächlich die scheibenförmige Karte und starrte auf den Punkt, den sein strategischer Offizier andeutete. Bis jetzt hatte sich dieser Nurka nur in den seltensten Fällen getäuscht, weswegen ihm ’Novolee ein gewissen Vertrauen in diverse Spekulationen schenkte.
Es war ganz in ihrer Nähe. Der Sturmträger war nur noch einen kurzen Fußmarsch entfernt. Doch um zu ihnen zu gelangen war es unabdingbar, die Brücke zu überwinden, die den breiten Fluss überquerte.
’Novolee war erfreut. "Sehr gut, Seras", lobte er. "Was haben wir dort alles für Truppen?"
’Victomee sah sich die Daten genauer an. "Die Menschen setzen sich dort hart zur Wehr", erklärte der junge Nurka. "Doch die Artillerie-Batterien halten sie weiterhin zurück.
Der Pilot rief eine Liste auf, die die Besatzung zeigte, die sich im dritten Hangar aufhielt. "Ich wollte schon die SpecOps-Lanze von Xato ’Ontamee dorthin schicken, um sich der Sache anzunehmen, Exzellenz."
"’Ontamee. War er es nicht gewesen der diesen Klunker aus dem Museum gestohlen hat?"
"Ja. Sie sind zum Abflug bereit."
"Widerrufen Sie den Befehl", befahl der Zelot.
"Äh, Exzellenz?" Seras war verwirrt.
Onto ’Novolee achtete nicht darauf. "Schicken Sie stattdessen die Jiralhanae dorthin."
Ohne Widersprüche gab der Nurka die Befehle in seine Konsole ein und gab Xato ’Ontamee über das schiffsinterne Com-System zu verstehen, dass der Einsatz für ihn und seiner Lanze beendet ist. Der SpecOps-Commander war zwar nicht erfreut darüber, weil er auf diesen Kampf bestanden hatte - um ihr neues Mitglied zu testen, welches erst seit wenigen Einheiten in der Molta-Lanze zugegen war.
Aber Befehl war Befehl und er musste gehorchen.
"Wenn ich mich einmischen darf", begann Parala ’Ahrmonro, der noch immer hinter den beiden stand. ’Novolee hatte den Orakel-Meister völlig vergessen, dachte, er hätte sich zu Bedauern zurückgezogen. Der Zelot drehte sich von der Konsole und dem arbeitenden Seras weg und wandte sich dem alten Sangheili zu, der nun wieder zu sprechen begann. "Darf ich fragen, was Ihr da wohl beabsichtigt?"
Zufrieden stellte sich Schiffsmeister ’Novolee aufrecht hin und streckte die Beine durch, um sich zu dehnen. So ein Tag auf dem Kommandodeck war härter als man vielleicht angenommen hätte. Manchmal stellte es auch einen Kampf in den Schatten. "Das dürft Ihr, ehrenwerter Orakel-Meister", antwortete der Zelot hochachtungsvoll.
"Ich schicke die Jiralhanae auf eine Mission." Er wies auf die Hologrammkarte hinter sich. "Es ist nicht einmal so weit von hier weg. Man kann es praktisch schon mit bloßem Auge sehen - wenn man sich auf dem Dach des Trägers befindet. Die einzige Aufgabe, die ich diesen Jiralhanae erteilen werde, ist auf diese Mission zu gehen."
Einer Mission ohne Wiederkehr, beendete Onto den Satz in seinen Gedanken, als sich ’Ahrmonro verbeugte und den Raum verließ.
Die Granate von Sergeant Perez flog um die Ecke. Sie schlug auf und purzelte mitten zwischen die Grunts und Jackals. Die schmächtigen Außerirdischen reagierten ungewöhnlich schnell. Und ihr rot gepanzerter Anführer war der Erste, der einen Energieschild in die richtige Richtung lenkte um dem Splitterhagel und der Hitze zu entgehen.
Nur war diese Granate nicht wie ihre Verwandten, den HE-Splittergranaten. Und Perez war wohl der einzigste, der davon wusste - was sein Grinsen geigte, als eine Explosion zu hören war.
Sie war lauter als sonst und ein extrem heller Lichtsein stach wie ein Messer aus dem Mauerloch hervor. Der Chief sah Perez an. Die Splittergranate war eine gewöhnliche Blendgranate gewesen.
Perez legte nur einen Ich-hatte-nichts-besseres-Blick auf und sprang noch im selben Moment um die Ecke. Das Fiepen, welches die Blendgranate in den Ohren verursacht hatte war noch immer zu hören.
Die Marines und der Spartaner fanden völlig verwirrte und desorientierte Gegner vor. Sie alle wankten auf der Stelle. Einige hatten die Augen geschlossen oder rieben sich diese. Andere hielten sch schreiend die Ohren zu. Die Blendgranate muss wahre Wunder bewirkt haben.
Sofort eröffnete der UNSC-Trupp das Feuer auf die geblendeten Soldaten. Einige versuchten noch mit ihren Plasmapistolen und Nadlern zu schießen. Doch solang ihre Augen nicht klar sehen konnten war dies ein hilfloses Unterfangen.
Der Spartaner und die Ledernacken sorgten dafür dass die Feinde nie wieder etwas sehen würden. Geschweige denn, dass sie in den Genuss kommen würden zu leben.
Alle bis auf einen.
Der rote Jackalanführer schien seine Klarheit schneller als erwartet zurückerlangt zu haben. Er schleuderte eine Plasmagranate vor sich auf den Boden und rannte weg. Die Marines stoben auseinander, als der Sprengkörper seine Macht entfesselte.
Als sich die Plasmawolke aufgelöst hatte, nahm der Master-Chief die Beine in die Hand und rannte dem flüchtigen Jackal hinterher. So langsam wurde es ihm zu bunt.
Er überwund einen Trümmerhaufen, rannte einen steilen und vor allem schmalen Weg hoch, da der Schutt neben ihm auf gleicher Höhe und nur schwer passierbar war.
Wider erwarten hatte der Chief die Hauptstraße wieder erreicht. Mitten dort stand der Jackal. Links und rechts von ihm waren jeweils zwei weitere. Der letzte von ihnen reihte sich schleunigst mit ein. Sie bauten ihre Schilde vor sich auf und kamen feuernd auf ihn zu.
Diese Taktik erinnerte den Chief an die "Schildkröte", die die Römer zu ihrer Zeit angewandt hatten. Eine äußerst wirkungsvolle Taktik, da man so trotz Feindbeschuss vorrücken konnte.
Es erstaunte ihn, dass dieser rote Jackal so klug war. Er hatte ihn unterschätzt - ein Fehler.
Das Plasma schlug um ihn herum ein und er zielte mit seinem Gewehr auf den Anführer. Die Kugeln surrten durch die Luft, doch vermochte es keine den Schild zu durchdringen oder ihn zu umgehen.
Die Marines erreichten ihn als Verstärkung und Perez gesellte sich neben ihm um ihm Feuerunterstützung zu leisten. Sein Kampfgewehr hustete ununterbrochen auf. Erzielte aber keinen nennenswerten Erfolg.
Die Schildsysteme des Spartaners wurden getroffen und seine Energieschildanzeige meldete einen schnellen Abstieg an.
Und als wäre das nicht schon genug, starteten im Hintergrund der Jackals, weiter die Straße hinunter, noch zwei Shadow-Transporter ihre Motoren.
Der rote Jackalanführer lud seine Pistole auf und schickte eine dicke Plasmakugel durch die Luft. Sergeant Perez reagierte zu spät um noch rechtzeitig ausweichen zu können. Der Master-Chief packte ihn am Harnisch und zog ihn weg.
Zu spät.
Das Plasma traf den schreienden Marine und ließ ihn dadurch für immer verstummen.
Wut kam in den Spartaner auf. Wut über den Feind, Wut über sich selbst weil er zu langsam gewesen war. Perez fiel zu Boden und noch im selben Moment packte der Chief dessen Pistole und feuerte das ganze Magazin auf den Jackal ab.
Dieser bekam seinen Schild nicht mehr rechtzeitig in Stellung und bekam die ganze Ladung ab. Blut spuckend knallte er rückwärts auf den grauen Asphalt.
Die anderen Jackals stießen unverständliche Flüche aus und formierten sich neu. Einer von ihnen blickte von ihm aus gesehen nach rechte. Er schrie auf und starb auch schon sogleich, als zwei Warthogs angerast kamen und die Vier-Mann-Gruppe überfuhr. Die Außerirdischen wurden regelrecht unter den schweren Rädern zermalmt. Ihre schwachen Knochen, die zu allem Überdruss auch noch hohl waren, hatten dem relativ wenig entgegen zu setzen.
Der Spartaner atmete erleichtert aus. Er kannte die Marines, die die beiden Fahrzeuge fuhren, nur zu gut.
"Na los, Chief", rief ihm Sergeant Stacker zu. "Ich hab uns einen besseren Untersatz besorgt."
Das stimmte in der Tat. Die ODSTs fuhren nun einen Gauss-Warthog. Der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Angriffsfahrzeug lag in dem Geschütz, welches 25mm-Raketen abfeuern konnte.
Der Spartaner sprang gekonnt den drei Meter hohen Absatz herunter und landete geschickt auf dem Asphaltboden der Straße. In dem Warthog saßen nun nur noch lediglich zwei Helljumper. Die Straßenkämpfe forderten ihren Tribut. Noch einmal blickte John zu dem toten Sergeant Perez zurück, verdrängte seine Gedanken um sich auf das vor ihm stehende zu konzentrieren und stieg auf das Geschütz des Fahrzeugs.
Die beiden Shadows fuhren davon. Die Grunts auf den Dachgeschützen feuerten ihre Plasmaladungen ab, bevor die beiden Fahrzeuge in einen linken Seitentunnel der Straße verschwanden. Der Chief schoss ihnen noch hinterher, konnte aber nicht verhindern, dass sie entkamen.
"Auf keinen Fall folgen", bellte der Chief Stacker zu. "In dem engen Tunnel sind wir leichte Beute für sie!"
Der Sergeant am Steuer gab zu verstehen, dass er verstanden hatte und gab Gas. Zusammen mit dem anderen Warthog rasten sie weiterhin die Straße entlang.
Ein weiterer Shadow wollte in dem Tunnel verschwinden. Er kam nicht weit, da die Gauss-Raketen ihn aufhielten und das Wrack den Abhang in den Tunnel hinab rutschte.
Im Vollgas preschten sie um eine harte Linkskurve und das Auto fing kurz an zu trudeln. Fing sich dann aber wieder.
Links von ihrer Straße fiel die Wandung steil ab und eine Art Kanal war zu sehen. Dort tauchten auch die beiden Shadows wieder auf. Das Geschütz am Heck des Warthogs wurde von dem Spartaner neu ausgerichtet und er feuerte mehrere Geschosse auf die dunklen Ungetüme ab.
Das hintere ging in Flammen auf und explodierte, als die Raketen den Transporter zerrissen. Trümmer und verbrannte Leichen stürzten zu Boden, als das Wrack scheppernd stoppte. Eine Hand voll Eliten traten taumelnd aus dem Rauch. Sie beeilten sich ihre verwundeten Körper in Sicherheit zu bringen. Nicht mit mir, beschloss der Spartan und feuerte erneut. Die 25mm-Rakete tat ihr übriges bei den verwundeten Kriegern.
Der zweite Shadow verschwand zugleich in einem folgenden Tunnel und war außer Reichweite.
Jedoch wusste dieser nicht, dass er nun in der Falle saß. Denn der Warthog fuhr wieder um eine weitere Kurve und stellte sich vor dem einzigen Ausgang des Tunnels quer.
Der Schatten-Transporter erklomm die steile Steigung zum Ausgang des Tunnels - nur um von mehreren 25mm-Geschossen in Empfang genommen zu werden. Die ersten zermalmten die ungeschützten Unterseite des Transporters. Doch weitere Raketen folgten. Sie schlugen in das Führerhaus ein, rissen die von Rundungen übersähte Außenhaut auf und machten das Fahrzeug manövrierunfähig.
Rauchend und blaue Explosionen fördernd blieb der Shadow nur wenige Meter vor dem Angriffsfahrzeug stehen und sackte zu Boden.
Sergeant Stacker rutschte das Herz in die Hose. Einen, vielleicht zwei Meter mehr und sie wären gerammt worden. Er versuchte wieder ruhig zu atmen und fuhr weiter. Eine Biegung weiter hinten überfuhr er eine Gruppe Jackals. Ihr Elitekommandeur fing sich eine saftige Gauss-Ladung ein.
Der darauf folgende Shadow zog auch kein besseres Los. Die Raketen die der Spartaner in seinen Frontbereich brettern ließ, zermalmten das gegnerische Fahrzeug unter der Gewalt der Kanone. Die Druckwelle, die von dem Geschoss in die Truppensektion ausging, ließ zudem zwei zivile Elektroautos überschlagen und begruben zwei flüchtige Jackal-Krieger unter sich.
Alles lief perfekt. Der Master-Chief war wahrlich eine brillante Tötungsmaschine, fand Stacker. Gib ihm eine Waffe und er zeigt dir, was man mit ihr alles anstellen kann. Kaum zu glauben dass sich unter der Rüstung ein Mensch wie er selbst verbarg. Fast wie er zumindest.
Auf der nächsten Kreuzung tummelten sich überraschender weise gewöhnliche Zivilisten herum. Stacker bremste hart, als ihm einer vor die Motorhaube rannte und erschrocken stehen blieb.
"Seit ihr verrückt geworden", brüllte Stacker, sich aus dem Fahrzeug lehnend. "Es herrscht doch Ausgangssperre, verdammt!" Viele der Leute beachteten ihn erst gar nicht, dann drehte sich einer zu ihm um.
"Aber es ist zu gefährlich hier zu bleiben", klagte er.
"In der ganzen Stadt ist es zu gefährlich", rief Pete über die Warthog-Geräusche hinweg. "Seht zu, dass ihr hier schleunigst verschwindet."
Ohne auch nur ein weiteres Wort oder ihre wertvolle Zeit zu verlieren trat Pete das Gaspedal bis zum Anschlag durch und verschwand über die nächste Kreuzung. Im Rückspiegel sah er noch, wie sich die Zivilisten zu sammeln begannen und in Richtung Lazarett rannten.
Stacker wandte sich wieder den Dingen vor sich.
Sein Blick fiel auf die umliegenden Gebäude und den gewaltigen Sturmträger, der noch immer seine Position in luftiger Höhe hielt. Dieses Schiff stellte wirklich alles bisher Gesehene in den Schatten. Sie befanden sich in der Höhle des Löwen. Oder zumindest an der Pforte dazu - was Stacker wieder an Dean Corso und "Die neun Pforten zur Hölle" denken ließ. Dies schien nur der Anfang zu sein.
Seine Befürchtung bestätigte sich, als sie sich einem neuen, schnelleren Gegner als Shadows gegenüber sahen.
"Ghosts!", stellte Pete entsetzt fest, als die wendigen Fahrzeuge auf sie zurasten. "Ich dachte wir hätten alle eliminiert."
Aus einer Seitestraße kamen sie gefahren. Die Piloten schienen sie nicht bemerkt zu haben, denn sie fuhren mit dem Rücken zu ihnen.
Ehe sich der Marine versah, verschwand auch schon der erste Ghost in einer blau-gelben Explosion. Der Chief war wirklich effizient. Auch dem zweiten und dritten erging es nicht besser. Der Vorteil war, dass sie von Grunts gesteuert wurden, was die Sache um so einiges erleichterte, da die kleinen Gassauer eher als Möchtegernpiloten eingestuft wurden.
Und anderes traf auch nicht auf sie zu.
Zwei weitere Grunts rasten mit ihren Ghosts auf den Warthog zu. Feuernd. Pete Stacker wich dem Beschuss so gut es ging aus und hoffte, dass die Panzerung des Fahrzeug auch das aushält, was die Hersteller von ihr versprachen.
Kurz bevor der Warthog mit dem Ghosts zusammen gekracht wäre zogen die beiden Grunts nach rechts ab. Wie gesagt, die besten Piloten waren sie nicht. Sonst hätten sie sich nicht mit ihrer Schokoladenseite präsentiert. Dem ersten wurde noch mitten auf der Kreuzung der Garaus gemacht. Dem anderen schoss der Spartaner praktisch in den Rücken, als dieser sich auf der abzweigenden Straße entfernen wollte.
Ohne weiter darüber nachzudenken schlug auch Stacker diesen Weg ein. Sicherlich hatte der Grunt noch ein anderes Ziel gehabt. Sie kamen an einem verlassenen Shadow vorbei und erreichten nach einer weiteren Kurve (und davon gab es mehr als genug in der Neustadt Mombasas) die alte Straße von vorhin wieder. Kaum zweihundert Meter vor ihnen befand sich das Lazarett. Zwei Ghosts, von Grunts bemannt, schossen darauf zu. Die verletzten Marines in den beiden Zelten würden keine Chance haben.
Diese verdammten Schweine mussten von dem schwulen Shadow hergebracht worden sein, dachte sich Pete wütend. Deshalb war der Transporter also verlassen gewesen.
Sie kamen immer näher. Doch Pete holte auf. Der Schweiß rann ihm über die Stirn, diese vermaledeite Hitze. Aber es war ihm momentan egal.
Als sie weit genug aufgeschlossen hatten feuerte der MasterChief das erste Geschoss ab und landete sogleich einen brillanten Volltreffer. "Der andere darf nicht sein Ziel erreichen", warnte Stacker, der sowieso wusste, dass genau das eben der Spartaner beabsichtigte.
Der zweite Warthog, der vorhin in einer anderen Straßenecke verschwunden war tauchte nun wieder auf. Er schoss aus einer Straße heraus, die links vom Lazarett wegführte. Der Marine am Lenkrad trat auf die Bremse, als er den wild geworden Ghost erblickte.
Es half nichts. Der Grunt musste von seinem Ziel regelrecht besessen sein. Er nutzte den Warthog buchstäblich als Rampe und segelte über die Motorhaube hoch in die Luft. Vier Meter hoch, wenn das überhaupt reichte. In letzter Sekunde wurde er von einer Gauss-Rakete erwischt.
Doch trotzdem krachte er in das fordere Lazarett hinein und verging ein einer blauen Explosion.
Marines schrieen, Sanitäter kamen angerannt, einige brachten Feuerlöscher mit. Überall floss Blut und blaues Feuer breitete sich aus.
Schockiert über das Desaster fuhr Pete an dem Lazarett-Platz vorüber und bog in eine weitere Nebenstraße ein, nur um dann schon wieder auf einer dieser breiten Hauptstraßen zu gelangen. Nun war es auch für einen so abgebrühten Sergeant wie ihn an der Zeit unregelmäßig zu atmen.
Am liebsten wäre er nicht hier. Wäre nicht in der Armee. Er spürte wie sein Geist zu brechen begann. Die Augen weit aufgerissen trat er das Gas durch.
"Wenn wir das hier überleben", keuchte er, "mach ich meiner Freundin den Antrag, wenn ich sie wieder sehe."
"Darauf ein Amen", gab Privat Walpole von sich, der immer noch auf dem Beifahrersitz saß und überhaupt nicht gewusst hatte, dass sein Sergeant mittleren Alters eine Freundin hatte. Geschweige denn, dass sie noch lebte.
Stacker hatte so sehr die Fassung verloren, dass er den Ghost gar nicht bemerkte, der in Begriff war an ihrer linken Seite vorbei zu rasen. Der Sangheili-Pilot verlangsamte sich schlagartig und riss die Lenkkontrollen herum. Er wollte doch tatsächlich dem UNSC-Fahrzeug hinterher.
Als er auf selber Höhe mit dem Warthog war, mit seinen Geschützen auf Pete zielend, schoss der Master-Chief. Die Rakete schlug ein und Pete konnte die Hitze der Zerstörung bis unter die Rüstung fühlen. Der Schweiß floss nun in Strömen und brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Hoffentlich halten die Räder. Hoffentlich halten die Räder, betete Pete, als er weiterraste. Sie waren dem Ghost wirklich gefährlich nahe gekommen. Zu nahe.
Stacker fluchte, als das Fahrzeug drastisch nach rechts zog. Soviel zu den Reifen. Er hatte es geahnt aber nicht zugeben wollen. Einer Plasmaexplosion hielten auch die Kautschuk-Reifen des Warthogs nicht wirklich stand.
"Auch wenn es makaber klingt, Sarge", stammelte Walpole neben ihm. "Aber ein auf Felgen fahrender Warthog ist momentan unser geringstes Problem." Er zeigte mit dem Kampfgewehr nach oben in den Himmel.
Sergeant Stacker folgte seinem Blick. Aber außer den Hochhäusern und dem (wohl gemerkt) Wolken vergangenen Himmel konnte er nichts Weltbewegendes erkennen.
Was konnte Walpole meinen?
Pete wollte sich gerade erkundigen, als er den verhängnisvollen Schatten am Himmel erblickte. Einen Schatten der die wohl grausamsten und unehrenvollsten Bestien auf den Plan schicken würde. Ohne dass Pete davon etwas ahnte…
"Ein Phantom", meldete sich die KI Cortana nach wohl endlosem Schweigen wieder. "Sie bringen Verstärkung."
"Nur leider die falsche", entgegnete der Chief, als der Phantom der Allianz über ihre Köpfe hinweg flog.
Die Generatoren der Flugmaschine dröhnten auf, als er langsam nieder ging. Zur Willkommensheißung feuerte der Master-Chief einige Ladungen Gauss-Raketen auf den Phantom ab.
Hier zeigten sie ihr wahres Potential. Unter den Marines wurden die Gauss-Raketen gern auch als "Mini-MBK" bezeichnet. Da diese Geschosse mit Überschallgeschwindigkeit abgefeuert wurden und der folgende Aufschlag sein übriges tun würde.
Die Treffer des Master-Chiefs hinterließen große Löcher in der Außenhaut des Schiffes.
Dennoch setzte es ohne zu zögern seinen Landeanflug fort.
Die Unterseite des Phantoms leuchtete auf. Die blaue Halbkugel an der Unterseite, blitzte wie Plasma auf. Diese Energiekugel bildete sich in einem drei Meter durchmessenden Ring, der die "Ausstiegsluke" zu sein schien.
In den Sekundenbruchteilen, die zwischen jeden Aufblitzen der Kanonenmündung die Sicht auf den Phantom ermöglichte, zeigten sich mehrere Schemen, die das Schiff verließen.
Diese nicht beachtend schoss der Spartan weiter bis eines der Geschosse den Antrieb in Stücke riss. Die Generatoren oder Reaktoren - oder womit das Schiff auch immer in der Luft und in Betrieb gehalten wurde - heulten auf und das Landungsboot explodierte in einem blauen Schein und stürzte auf seine ehemaligen Insassen unter sich.
Sergeant Stacker musste stark abbremsen und nach rechts lenken, als die Straße dadurch unwillkürlich vor ihnen aufhörte. Eine kleine Brücke, die den unteren Kanal überquert hatte war eingestürzt und erwies sich ebenso wenig als neue Route. Es war gut möglich, dass einige Elitekrieger sie sabotiert hatten. Wer konnte das schon genau sagen.
Jedenfalls lag nun ein zehn Meter breiter Graben zwischen ihnen und einem weiteren Phantom, der auf der anderen Seite zu Landung ansetzte.
Geschwind legte Stacker den Rückwärtsgang ein und fuhr bis zur letzten Abzweigung zurück, was nicht sonderlich weit war. Er fuhr die Autobahnbreite Straße entlang und hörte schon wieder dieses Dröhnen über sich.
Ein weiterer Phantom flog kreischend über sie hinweg.
Kleine Sonnen bildeten sich auf der Außenhaut des Schiffes, als die Raketen des Chiefs einschlugen. Er schätzte, dass ihm eher die Munition ausging, als dass er alle Vogel zum Absturz brachte, die wohl noch kommen würden. Die Panzerung war überragend - aber nichts währte ewig.
Der zweiunddreißig Meter lange Phantom umflog eines der vielen stahlgrauen Hochhäuser und tat es seinem anderen Kollegen gleich.
Er setzte ebenfalls zur Landung an.
Eine der Raketen traf ein seitliches Plasmageschütz. Es wurde vom Rumpf gerissen und krachte auf den Asphalt. Die Hitze die es ausstrahlte ließ ihn schmelzen.
Keine vier Meter über dem Boden beendete der Phantom seinen Sinkflug. Das blaue Etwas an der Unterseite leuchtete kurz auf, dann tauchten daraus Personen auf.
Es handelte sich bei dem metallenen Ring also um einen Mini-Gravitationslift. Wenn man es genau betrachtete sah er sogar genauso aus wie der seiner großen Verwandten: den Raumkreuzern der Allianz.
Die Personen, fünf waren es, setzten sicher ihre Füße auf den Straßenboden auf. Und es waren nicht irgendwelche Personen. Es waren…
"Brutes! Pass auf!", warnte Cortana, als sie die Bestien erkannte. Das war wohl das erste Mal, dass die Allianz diese Krieger in einen Einsatz gegen Menschen einsetzte. Zumindest das erste Mal, wo jemanden die Möglichkeit bestand, darüber zu berichten.
Es war schon hart genug gegen drei Brutes zu kämpfen. Damals auf der Allianz-Kampfstation Unbeugsame Weisheit. Einem Spartaner hatte es das Leben gekostet.
Aber fünf Brutes waren beinahe zu viel. Selbst für John.
Selbst für den letzten überlebenden Spartaner.
Er gab drei Raketengeschosse von sich und hob so zwei der Kreaturen von ihren Füßen. "Vorsicht", brüllte der Spartaner, als eines der Scheusale auf die Haube des Warthogs sprang.
Die Marines konnten in der kurzen Zeitspanne von einer Sekunde nicht reagieren. Die überraschten Männer waren der wild gewordenen Bestie hilflos ausgeliefert. Und der Chief konnte nicht feuern, da sich der Brute außerhalb der Reichweite befand. Selbst wenn, hätte er so auch die Marines getötet.
Der Brute holte brüllend mit seinem Brute-Gewehr aus. Es war eine Mischung aus zielungenauen Granatwerfer und Nahkampfwaffe. Nahkampfwaffe deshalb, weil hinten an dem Gewehr ein achtzig Zentimeter langes, geschwungenes Bajonett angebracht worden war.
Der affenähnliche Arm des Brutes schoss herab und erwischte Sergeant Stacker zuerst. Anstatt die rasiermesserscharfe Klinge der Waffe tief in Stackers Körper zu bohren, packte die Kreatur ihn und schleuderte ihn mit der Wucht eines durchgedrehten Nilpferdes aus dem Fahrzeug. Der Marine-Sergeant überschlug sich auf der Straße und kam zum erliegen. Keinen Lidschlag später hatte das Scheusal auch Walpole erwischt.
Dieses Mal benutzte es seine brutale Waffe.
Das Bajonett schnitt ihm den Arm ab und durchsäbelte seinen Oberkörper. Rotes Blut schoss in einer Fontäne umher. Auch er wurde auf dem Warthog katapultiert. Zur Beifahrerseite hin flog er über die halbe Straße. Der Tod ereilte ihn im Auto so schnell, dass er noch nicht einmal die Gelegenheit bekam zu schreien.
Ein überraschtes Stöhnen kam von ihm im Flug, dann war es still.
Der Warthog wurde schnell langsamer, was dadurch hervorgerufen wurde, dass keiner mehr das Gaspedal bediente. Der schräge Bürgersteig und die nahende Hauswand boten dem Fahrzeug schließlich Einhalt.
Der Brute sah zum Master-Chief auf und fing an lauthals über seinen Triumph zu brüllen. Als er das Maul aufriss entblößte er riesige Eckzähne, die man mit denen eines Nilpferdes vergleichen konnte. Dicke Speicheltropfen flogen durch die Luft.
Der Sabber stank widerlich, selbst durch die Luftfilterungen des Helmes, den der Spartaner trug. Mit einem lauten Schlag rammte der führerlose Warthog die Häuserwand und der Brute wurde durch den abrupten Stopp durch das Schaufenster des kleinen Ladens geschleudert.
Um keine Zeit zu verlieren sprang der Chief geschwind vom Geschütz und zog, während er den Jeep umkreiste, seine Waffe. Der Brute-Krieger schnellte nun ebenfalls aus dem Laden heraus, indem er einfach durch die Tür wie eine Lokomotive jagte und stampfte auf den Asphalt auf.
Das Monstrum wirkte wie eine Mischung aus Nashorn und Gorilla. Er hatte dicke graubraune Haut und holzbraunes Fell. Das Fell am Kopf war von Sabber und Blut verklebt. Vom Blut der Marines.
Panzerung besaß der Brute kaum. Lediglich unnötig erscheinende Schulterschilder und einen grauen Metallhelm - der eher wie eine dünne Blechplatte aussah, die man ihm an den Schädel gehalten und mit einem Hammer in Form gebracht hatte.
Um die Brust trug er zusätzlich noch einen Waffengurt. Er holte wie auch bei den Marines mit seinem Gewehr aus und schlug zu. Im selben Augenblick sprang der Chief rückwärts. Haarscharf verfehlte die tödliche Klinge den Hals des Menschen.
Ein paar Zentimeter mehr und der Kopf des Chiefs wäre flöten gegangen.
Der Brute wurde wütend. Er riss das Maul auf und Brüllte seine Wut und den Hass heraus. Der Chief nutzte die Gunst der Stunde und hob sein Kampfgewehr. Er drückte den Abzug durch und schoss der Bestie in seine hässliche Fratze.
Die Kugeln des BR55-Gewehrs bohrten sich in seinen Schädel. Schwarzes, fast schon purpurnes Blut und Hirnmasse spritzte. Der Helm des Tieres flog davon, als die Kugeln dagegen prallten.
Die bärenstarke Kreatur taumelte kurz und lief auf den Spartaner zu. Unüberlegt mit dem Bajonett herumfuchtelnd. Dann stolperte es über seine eigenen Füße und sackte tot zu Boden.
Spartaner 117 musste weiter zurückweichen, als die beiden übrig geblieben Brutes begannen ihre Granatwerfer abzufeuern. "Irgendwelche Einfälle wie wir aus dieser Misere wieder herauskommen, Cortana?" Der Master-Chief leerte sein Magazin in den ersten näher kommenden Brute. Das leere Munitionsmagazin fiel zu Boden. Noch bevor es ihn errichte, hatte der Chief schon das nächste in seine Waffe gerammt.
Diese Brutes waren sogar noch anders, als ihr Vorgänger, stellte der Chief überrascht fest. Sie besaßen eine Rüstung. Diese hatten eine ähnlich blaue Färbung wie die der Eliten, nur wirkten ihre Brust- und Schulterplatten etwas abgespeckter. Der Helm wirkte auch stabiler, im Vergleich zu dem, den der tote Brute getragen hatte.
"Ohne einen fahrbaren Untersatz schaffen wir es nie zum Schiff", erklärte er der KI, als wenn er mit einem kleinen Kind reden müsse.
"Ich glaube da kann ich dir aushelfen", meinte Cortana urplötzlich. "Schau mal nach rechts."
Der Chief tat es. Gerade noch rechtzeitig. Zwei Ghost-Angriffsfahrzeuge rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Der Spartaner rollte sich zu Seite ab und entging dem ersten Fahrzeug. Sein Kampfgewehr schlitterte über den Boden. Der zweite Ghost schoss. Und der Mistkerl hatte auch noch das unverschämte Glück, das Gewehr zu treffen.
Das supererhitzte Plasma machte kurzen Prozess aus der Präzisionswaffe. Es schmolz binnen einer Sekunde unter der Hitze zusammen.
Der Chief fluchte und zog als Ausgleich seine beiden MP-M7. Diese Maschinenpistolen (die SMGs) waren zwar gegen einen Ghost wenig effizient, aber Granaten hatte er fast keine mehr.
Er schoss. Diese "Kugelspritzen" sorgten für einen anhalten Feuerstoß aus 5mm-Geschossen - die allesamt an der rötlichen Panzerung des Ghosts zu verpuffen schienen.
Der Brute, der an den Kontrollen des Fahrzeugs saß, feuerte nur ungezielt und besaß auch noch die Dummheit langsamer zu werden. Als er nur noch knapp einen Meter entfernt war, sprang der Master-Chief vom Boden ab und segelte regelrecht auf den seitlichen Flügel, des Gleiters. Mit einer Hand hielt er sich an der Mittelsektion fest, mit der anderen balancierte er sich aus.
Das Scheusal spie irgendeine Beleidigung aus und zog eine Projektilwaffe, die dicke Stacheln abfeuern konnte. Der Chief konnte nicht länger auf einen besseren Moment warten. Er spannte seine Waden an und stieß sich von dem rechten Flügel ab. Weiterhin krallte er sich mit der linken Hand an dem Geist fest.
In einem Flug schwang er herum und trat dem Brute mit aller Gewalt gegen das Gesicht. Dunkle Bluttropfen spritzten aus dessen Schnauze und die Kreatur sackte erfolgreich vom Sitz des Ghosts. Er überschlug sich einmal und blieb dann einige Sekunden auf dem Asphalt liegen. Unweit von ihm purzelte der unbenutzte Stachler in einen Schutthaufen.
Zur selben Zeit bemannte der Master-Chief das Gefährt und feuerte die fest montierten Geschütze ab. Das Plasma verbrannte dem Brute den Rücken und ließ das Blut unter seinen Schmerzensgebrüll kochen.
Nun vernahm er das Geratter von Maschinenpistolen und MG-Feuer. Die beiden überlebenden Brutes kämpften gerade gegen eine Gruppe Marine-Soldaten in ihrem letzten Warthog.
Feuerrotes Plasma schlug auf die Straße auf, als die beiden Phantoms zurückkehrten. Sie schwebten wie gierige Geier am Himmel, die sich ihre Beute holen wollen.
Unter anderem trat Sergeant Stacker kurz hinter dem stehen gebliebenen Warthog hervor und schoss auf die näherkommenden Feinde.
Der Chief war mehr als froh, dass der Sergeant den Angriff des Brutes überlebt hatte, obgleich das in dieser hitzigen Situation wenig bringen mochte.
Die Phantoms sanken tiefer in die Häuserschluchten ab. Ihre mehrgängigen Geschütze spieen todbringendes Plasma aus. Der Spartaner wollte das Feuer erwidern, als ihn Cortana davon abhielt.
"Die Marines werden die Phantoms aufhalten", sagte sie. "Sieh zu, dass du zum Träger kommst!"
Ohne ein Wort zu erwidern oder zu zögern drehte der Master-Chief bei. In dem Wissen seine Mission erfüllen zu müssen ließ er die Marines zurück. Auch wenn es für die Zukunft der Menschheit richtig sein sollte, fühlte es sich keines Weges so an. Das hatte es noch nie getan.
Er beschleunigte den Ghost und raste die Straße hinunter. Zwar fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit, aber es erschien ihm nicht so. Die Ghosts, denen er vorhin begegnet worden waren kamen ihm irgendwie schneller vor.
Nach kurzer Inspektion fand er neben dem Beschleunigungspedal noch einen zusätzlichen Hebel. Er hatte keine Ahnung wofür er gut war. Ohne weiter drüber nachzudenken griff er danach. "Chief ich würde das nicht…" Zu spät, der Master-Chief hatte den Hebel bereits umgelegt.
Kaum eine Millisekunde später wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Der Ghost nahm extrem an Geschwindigkeit zu. Die Fliehkräfte drückten den Chief gegen die Rückenlehne.
Die umgebenden Häuser und schrottreifen Autos verschwammen. Hinter dem Ghost bildeten sich lange Konsensstreifen, die (wie fast alles bei der Allianz) hellblau leuchteten.
Beeindruckt pfiff der Chief. "Wieso hatte ich dieses Wunderwerk nicht schon früher entdeckt?"
Cortana seufzte in seinem Helm, als sie einfach über eine Allianz-Patrouille hinweg rasten. "Gib dem Kind seinen Lolli."
Das Gefährt schien die Energie für einen solchen Boost aus den Waffensystemen abzuziehen, wodurch er logischerweise nicht feuern konnte, die Geschwindigkeit machte dies dennoch wieder wett.
Auch wenn der Ghost so weniger manövrierfähig war.
Er befand sich nun direkt auf den Highway zur Zentrumsbrücke. Er musste nur noch den Fluss mittels der Brücke überqueren und schon war er im Zentrum Neu Mombasas angelangt und konnte sich auf einen gemütlichen Spaziergang zu den Sturmträger einstellen.
All seine Träume von einer ruhigen Fahrt wurden prompt zerstört, weil vor ihm auf der vierzig Meter breiten Straße Plasma von oben einschlug.
Er drehte sich um und erblickte die Phantoms.
Sie waren wieder hinter ihm her. Und direkt hinter ihm kamen zwei Ghosts angerast. Entweder hatten die Marines den Kampf verloren oder die Phantoms hatten es als wichtiger erachtet den ,Menschen in der Spezialpanzerung‘ zu erlegen.
Der Chief hoffte letzteres.
Weiter die Straße hinunter befand sich ein Pfeiler für die Brücke. An ihm war ein gewaltiges Willkommensschild angebracht worden, welches die Besucher ins Stadtzentrum einladen sollte. Es zeigte die gräulich dunkle Atmosphäre der Wolkenkratzer-Metropole und ließ sogar diesen vor Hitze triefenden Ort kühl erscheinen.
Einer der Phantoms überholte den Chief mit Leichtigkeit, während der anderen weiterhin sein Plasma auf die Straße verteilte - und brillant seine schlechten Zielkenntnisse präsentierte. Die Ghosts halfen ihm, dabei.
Der Phantom-Transporter vor ihm schoss auf das gleichgroße Willkommensbanner. Genauer gesagt auf die Halterungen. Dieser Drecksack wollte dem Chief das Schild vor die Nase werfen und ihn so festnageln.
Die Metallträger ächzten unter dem Beschuss auf und gaben nach. Langsam neigte sich das Schild gen Boden. Sehr langsam. Der Phantom-Pilot musste sich eingestehen, dass er es vermasselt hatte. Denn schießen tat er nicht mehr sondern beschleunigte sein Flugzeug. Er versuchte tatsächlich noch unter dem absackenden Schild hindurch zu fliegen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es der Phantom durch den engen Zwischenraum zwischen Betonpfeiler und Schild schaffte, waren gleich null. Das merkte der Master-Chief, als das Willkommensschild den Phantom erfasste. Das, dachte der Chief. Ist doch mal ein richtiger Willkommensgruß.
Die Gewalt, die das Schild aufbrachte, als es mit dem Transporter kollidierte war so groß, dass der Phantom sich drehte und mit so hoher Geschwindigkeit auf die Autobahn klatschte, dass seine Bewegungen verschwammen. Die Wucht es Aufpralls ließ ich bersten.
Der zweite Phantom konnte dem gerade noch ausweichen.
Der Chief lenkte im letzten Moment den Ghost um den abgestürzten Phantom, bevor dieser in einem hellen Blitz explodierte. Die grauenvolle Schönheit der Explosion, war der des Art
Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!






