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Die Große Reise
#36

Leute, tut mir echt leid, dass ich so lange auf mich habe warten lassen.
Die nächsten Kapitel sind eigentlich schon längst fertig.

Aber ich hab 'ne Menge Stress in letzter Zeit.
Naja mal schaun, jetzt geht es erst einmal mit dem Rest des 7. Kapitels weiter! Smile
Und Danke für die netten Kommentare!


Der Weg hinaus

Sie steckten bis zum Hals in der Scheiße. Zwar hatten sie den Scarab zum Absturz gebracht, aber der Allianz-Kampfläufer ist ausgerechnet auf den einzigen Fluchtweg der Marines gekracht.
Sie saßen hier fest.
Das von Gassen und Passagen durchzogene Gelände. War kaum größer als zweihundert mal zweihundert Meter. Die Gebäude am Rande des Gebietes boten kein Durchkommen. Sie waren entweder durch starke Metallgitter versperrt oder zeigten nur eine nackte Ziegelstein- und Betonmauer.
Das kleine Lazarett stand auf einer öffentlichen Verkehrsstraße (der Rest bestand nur aus Fußgängergassen). Die Straße führte um eine Kurve zu einem kleinen Lagerhaus. Hinter den breiten Lagerhaustüren stand der Warthog und mehrere große würfelförmige Container. Damit war das Lagerhaus auch schon voll. Von den blauen Containern plus den Frachtkisten wimmelte es nur so in den Gassen.
Das hier muss so was wie eine Vorratskammer der Delta-Kompanie gewesen sein.
Vor einem hohen Stromkraftwerk standen zwei Lastkraftwagen, doch sie beherbergten nichts von Wert.
Hinter dem Lazarett befand sich ein schweres geschlossenes Stahlbetontor, hinter dem die Straße weiterführte. Es war verschlossen und von der anderen Seite wohlmöglich verbarrikadiert. Davis war von der festen Überzeugung, dass er das Tor sprengen könnte. Doch das würde nur die Allianzler anlocken.
Zweifellos hatten welche überlebt. Und sie würden kämpfen, bis in den Tod - da war sich jeder sicher. Diese Eliten waren schon immer auf diesen Rachetrip getrimmt. Es war ihnen egal wie hoch der Preis war.
Die Elitekrieger waren von Natur aus Wesen des Krieges, nicht etwa des Friedens.
Und irgendwo auf diesem Gelände befanden sie sich.
Der Sarge hatte im Lazarett einen Fetzen einer Straßenkarte gefunden. Wenn er es richtig interpretierte, dann war dieses Gebiet hier asymmetrisch. Man konnte das Territorium als Spielfeld betrachten, dann konnte man es in klassische Bereiche unterteilen. Wie früher.
Schaut man vom Himmel aus drauf, die Orientierung dabei wie ein Kompass nach Norden gerichtet, dann war in der linken oberen Ecke das Lazarett. Die Straße führte zur rechten oberen in die untere Ecke, zum Lagerhaus. In der linken unteren Ecke, der einzige Fluchtweg, vegetierte der Allianz-Scarab vor sich hin. Dann gab es da noch vier kleinere und ein größeres Gebäude, die von den Gassen umzingelt wurden.
Zwischen den Gassen und der Straße gab es einen Höhenunterschied von gut dreieinhalb Metern. Links oben und rechts unten führen jeweils zwei schmale Wege zu den dichten, teils dunklen Gassen.
Soviel zur Lage.
Es gab mehr als genug Möglichkeiten den außerirdischen Feinden einen Hinterhalt zu legen.
Die Jagt war eröffnet!

Der Unggoy Nanag fürchtete sich. Das war nichts Ungewöhn-liches. Jeder Unggoy in der Einheit hatte Angst. Der Auslöser war oft dieser Tyrann ’Sontomee. Er war brutal, unbarmherzig und ein richtiges Arschloch.
Nanags Freund Sasaw hatte gemeint, dass wohl jeder seine guten Seiten hatte. Aber Suma ’Sontomee schien hier ganz klipp und klar eine Ausnahme zu machen.
Nanag mochte den Krieg nicht. Er hatte nie in die Große Armee gewollt. Aber hatte man ihn gefragt ob er will? Hatte man ihm die Entscheidung zwischen Krieg und Frieden erlaubt? Verdammt nein! Man hatte ihm eine Waffe in die Hand gerückt und gesagt: "Geh da raus und kämpfe!"
Der Unggoy hatte, wie die meisten anderen auch, die Schnauze voll davon, zu töten und durch die Hölle geschickt zu werden. Es grenzte an ein Wunder, dass der kleine Unggoy noch am Leben war.
’Sontomee war da das volle Gegenteil. Er war ein Kriegsherr, der in der Vernichtung die Vollendung seines Daseins sah. Er war in unzählige Schlachten gezogen. Hätte der Commander für jeden Sieg einen Orden oder etwas Ähnliches verliehen bekommen, dass er sich an die breite Brust heften konnte, dann wäre ein kleines Zusatzschild nötig gewesen, wo drauf steht AUF DEM RÜCKEN GEHT’S WEITER.
Nanag hasste sein jämmerliches Schicksal.
"Prüft eure Waffen. Ihr werden sie noch brauchen", befahl ’Sontomee seiner Lanze kühl. Für ihn war das nur reine Routine. Wie immer.
Nanag überprüfte seine Plasmapistole. Die Kühlung war in Ordnung, der Plasmatank voll und das bläuliche Metall war auf Hochglanz poliert - die Waffe war ja immerhin nagelneu!
Die anderen Unggoys hatten auch Plasmapistolen. Nur Sawas nicht. Er durfte einen Nadelwerfer benutzen.
Alle sechs - nein vier - Unggoy trugen eine silberne Panzerung, das unverkennbar zeigte, dass sie zu einer Spezialeinheit gehörten. In diesem Fall war es ’Sontomees Einheit > das Leben mit Spezialpanzerung hatte eben auch seine Schattenseiten… man wurde immer auf wahnwitzige Missionen geschickt, die nur die Besten heil überstanden.
Es war einfach unfair. Nanag musste sich mit einer Plasmapistole und drei Granaten begnügen, während diese Sangheilis voll bewaffnet loslegten. Plasmagewehre, Dutzende von Plasmagranaten, Nadelwerfer und war das ein Partikelschwert, das da an dem Gürtel von ’Sontomee hing? Natürlich war es eines. Jeder Sangheili dieses Ranges trug so ein Ding mit sich herum. Diese Sangheili-Kämpfer hatten einfach alles. Sehnsüchtig beäugte Nanag ’Sontomees Plasmagewehr.
"Was glotzt du so, Abschaum?", fauchte der Ultra-Sangheili zu Nanag.
Dieser räusperte sich zitternd, nachdem ihn Sasaw von hinten angestuppst hatte. Verräter, dachte der Unggoy verärgert. Er blickte den Kommandanten an. "Warum bekommen wir nicht auch so starke Waffen?" Seine Stimme hatte sich vor lauter Aufregung in ein Piepsen verwandelt. Und das will schon was heißen, denn die Stimme eines Unggoy ist von Natur aus sehr hoch (im Vergleich zu der eines San ’Shyuum oder Sangheili).
"Weil", Suma ’Sontomee trat vor Nanag und sah auf ihr hinab, "ihr Unggoy nichts besseres verdient habt. Deshalb." Ohne dem gedrungenen Unggoy eines weiteren Blickes zu würdigen wandte sich der Commander ab.
"Das nicht fair sein", protestierte Nanag aufgebracht, als er seine Stimme wieder gefunden hatte. "Wir Unggoys sind genauso viel wert wie die Elite!"
Das war ein schwerer taktischer Fehler, dachte sich ’Perumee amüsiert. Willkommen vor dem brechenden Damm, Kleiner.
Nanag hätte besser den Mund halten sollen. Brüllend fuhr ’Sontomee herum, packte den Unggoy an der Kehle, hob ihn hoch und drückte ihn gewaltsam gegen die nächste Mauer.
"Hör zu", zischte er, während der Unggoy erstickende Laute von sich gab und verzweifelt mit seinen Armen versuchte den Sangheiliarm loszuwerden. "Es mag sein, das ihr Unggoys mit eurem ach so großem Unggoy-Aufstand ein Zeichen in der Allianz gesetzt hättet. Aber nicht bei mir. Wer hat denn die Allianz zusammen mit den San ’Shyuum gegründet? Die Sangheili. Wer hat die anderen Rassen dazu gebracht sich der Allianz anzuschließen? Die Sangheili. Insbesondere die Gebieter.
Was glaubst du wohl, wer es geschafft hatte die Lekgolo zu dem zu schmieden, was sie heute sind? Es war der Gebieter Tengar ’Josumtree, nicht wahr? Und der einzigartige Gebieter Kuna ’Drakomee hat auch euren lächerlichen Aufstand ein Ende bereitet.
Er sorgte mit den anderen Sangheilis und den San ’Shyuum dafür, dass es euch hier besser ergeht. Und so sieht also euer Dank aus? Gierig lechzt ihr nach mehr und wagt es, euch mit der Elite gleich zu stellen!"
’Sontomee brüllte schon mittlerweite. Seine Wut über diese minder bewertete Rasse war einfach zu groß. Während er die Worte des Hasses hinaus spie, prasselten dicke Speicheltropfen über Nanags Atemmaske.
"Hochverrat nenne ich das, Sklave. Du und der Rest deiner schwächlichen Rasse werdet bis ans Ende eurer Existenz das Leben eines Sklaven führen. Und wisst ihr warum? Weil ihr verdammt noch mal dreckige Sklaven seid! Nichts, aber auch gar nichts wird daran etwas ändern."
Suma ’Sontomee blickte den schlotternden und keuchenden Nanag todernst an. "Ihr widert mich an. Eure Sprache, eure Gestalt, dieser Gestank, die Methanverschwendung - nur damit ihr atmen könnt. Einfach alles widert mich an, klar?
Und", der Commander hob seine freie Hand zur Verdeutlichung seines nächsten Satzes, "dass ihr es überhaupt wagt eine Bezeichnung in der Sprache der Sangheili zu bekommen ist abstoßend. Es ist eine pure Verschwendung, die nicht geduldet werden darf.
Ihr Unggoy fühlt euch wohl sicher in der Großen Armee, was? Nicht solange ich hier bin!"
’Sontomee lachte kurz und blickte Nanag tief in die Augen. Ihre beiden Gesichter berührten sich fast, sodass Nanag den feuchten Atem des Sangheili-Kriegers auf seinem Gesicht spüren konnte. Er versuchte noch immer verzweifelt gegen die stahlharten Muskeln des Vorgesetzten anzukommen.
"Große Armee hin oder her", fuhr der Ultra-Sangheili fort. "Euch muss klar sein, das ihr verloren seid." Ruckartig schleuderte ’Sontomee den Unggoy beiseite, als wäre er nichts anderes als Müll, der beseitigt werden müsste. Nanag überschlug sich in der Luft. Er stieß ein hohes Quieken aus, als er gegen den nächsten Container schlug und auf den Schutthaufen knallte, der sich vor und unter den gefallenen Scarab gebildet hatte.
Er blutete leicht. Seine silberne Panzerung hatte das Meiste abgefangen. Nanags Unggoyfreunde halfen ihm auf.
Ohne Vorwarnung verpasste ’Sontomee einen der kleinen Unggoy einen heftigen Tritt mit dem Huf. Dieser Unggoy stürzte mit gebrochenem Genick nach vorn und blieb reglos liegen.
"Und ich will die Bezeichnung ,Unggoy‛ in dieser Lanze nie wieder hören!", brüllte ’Sontomee so laut und so voller Hass, das er damit eine ganze Armee hätte einschüchtern können.


Chaos. Es ist oft das Ergebnis von unüberlegten Handlungen oder Unvorhersehbarkeiten. Es ist auch nicht selten, dass Chaos der Auslöser für unbegrenzte, hemmungslose Panik ist - immerhin wird Chaos von den Philosophen als ungeordneter Urzustand der Welt definiert. Wäre es dann auf dem Schlachtfeld anders?
Die Chaostheorie besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings ausreicht um auf der anderen Seite der Welt einen Wirbelsturm auszulösen.
Warum sollte es im Krieg nicht genauso sein?
Ein kleiner Fehler lässt das empfindliche Gleichgewicht schwanken - es umstürzen. Aber manchmal war auch genau dieser Fehler Bestandteil eines perfekt ausgeklügelten Plans. Eine Scarab-Angriffsplattform der Allianz fällt immerhin nicht einfach um, weil sie mal gestolpert ist. Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Eine Marine-Einheit des UNSC-Militär-Corps hatte den feindlichen Kampfläufer in eine Falle hinein laufen lassen - ohne dass dieser überhaupt eine Ahnung von der drohenden Gefahr hatte. Die Sprengladungen erledigten den Rest, und halfen der Maschine den Staub auf Neu Mombasas Asphaltstraßen kennen zu lernen.
Die Tatsache, dass er gerade auf die einzige Fluchtmöglichkeit der Marines fiel war zwar nicht unbedingt Bestandteil des Plans - aber das ließ ihn auch nicht scheitern.
Es machte ihn interessanter.
Doch damit war der Plan noch nicht erfüllt. Im Gegenteil, er fing gerade erst an. Denn der außer Gefecht gesetzte Scarab wird zum Brennpunkt der Auseinandersetzung, als die menschlichen Truppen versuchen, sich ihre Beute zu sichern.
Mit Gasdruck abgefeuerte Wolframgeschosse schossen wie wagerechter Regen durch die Luft. Im Gegensatz dazu antwortete die Allianz mit Plasma. Die einst so ruhige Einkaufsgasse war zu einem Höllenportal geworden.
"Das bringt nichts", brüllte Sarge in die Menge, die sich hinter mittelgroßen Würfel-Frachtcontainern verschanzten. Die Allianz hatte einfach die bessere Position. Das hatte sie schon immer gehabt - auch schon auf Paris IV. Aber Sarge und seine ODSTs hatten es überlebt und das hier werden sie auch schaffen.
"Zurück zum Lazarett!", befahl er. Dort würden sie hinter zentimeterdicken Titanium-A-Platten bessere Deckung finden als hier. Das einzige Risiko war die schmale Gasse, gut so schmal war sie nun auch wieder nicht, gestand sich Sarge ein - ein Warthog hätte durchgepasst. Apropos Warthog.
Lieutenant O’Donnell schleuderte eine Granate hinter die feindlichen Linien. Sie zerriss einen unvorsichtigen Eliten und ein Jackal machte seiner vogelähnlichen Gestalt alle Ehre - er flog im hohen Bogen über die Straße. Die Leiche des Außerirdischen klatschte gegen die Häuserwand, ließ Putz abblättern und kam wieder auf dem Asphalt auf.
Die Marines nutzten die Gunst der Stunde und traten den taktischen Rückzug an.
"Okay. Wilson, Federov, Sinclair, Smith! Come with me. We take the Hog. " Die angesprochenen Marines machten kehrt und verschwanden in einer anderen Straße. Der Rauch der Granate verzog sich und offenbarte einen wütenden Elitecommander, der sein Plasmagewehr hob und feuerte.
"O’Donnell, beeil dich!", plärrte Sarge ins Funkgerät seiner Rüstung und rannte die Rampe zum Lazarett hinunter.
"Yes, Sir", kam als kurze Antwort.

Die Menschen trennten sich. Sie wollten wohl für Verwirrung stiften. So sah es jedenfalls für ’Perumee aus. Diese Sache entwickelte sich mehr und mehr zum Witz. Er kämpfte hier gegen Feiglinge. Paktálas**, dachte er. Stück für Stück kam sich Antil vor wie auf einer Unggoy-Geburtstagsparty.
’Sontomee seufzte als er die Menschen davonlaufen sah und stellte das Feuer ein. "Na gut, machen wir es wie die Dn’end Legion", sagte er. "’Perumee und ’Carbonee kümmert euch um die Außenseiter. Der Rest kommt mit mir." Der Commander stieß einen der Unggoys vor. Sie würden die erste "Welle" bilden. Er würde schon noch seinen Spaß bekommen.
Unterdessen folgte ’Carbonee ’Perumee in die nach rechts führende Straße. Kaum hatten sie ein paar Wegeinheiten hinter sich gelegt, da entdeckten sie auch schon die Numuih*** (so wie ein Mensch in der Sprache des Sanheilivolkes genannt wurde).

Es waren nur noch ein paar Meter, dann waren sie da. Sinclair rannte so schnell wie ihn seine erschöpften Beine tragen konnten. Erinnerungen aus seiner Ausbildungszeit kamen hoch, als dieser Colonel Higgs ihn über das gesamte Camp gescheucht hatte. Er hatte diese Zeit gehasst. Aber mal ehrlich: Wer kann denn sagen, dass er seine Ausbildung in der Armee über alles geliebt hatte und dies auch noch als locker empfand?
Plötzlich fiel Private Sinclair. Warum? Collin fing sich mit dem Armen auf. Hitze stieg in ihm auf, schlimmer noch als die glühende Nachmittagssonne auf Paris IV. Die anderen Helljumpers entfernten sich immer weiter. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Collin wollte ihnen folgen, konnte aber nicht aufstehen. Der Versuch ihnen zuzurufen misslang, als ihm kein Laut aus dem Hals drang. Etwas stimmte nicht mit ihm. Warum konnte er nicht aufstehen? War etwas mit seinen Beinen? Es half nichts er musste hier weg und wenn es auf allen Vieren war.
Wie als wäre es die Antwort auf seine Fragen spürte er ein Gewicht auf seinen Rücken. Ob nun aus Instinkt oder Vorahnung wusste Collin, dass es sich um den Huf eines Elitekriegers handelte und er es wohlmöglich nicht schaffen würde.
Eine gluckernde Stimme ertönte. Es klang als würde ein Wolf und ein Waran gleichzeitig unter tief gestellter Stimme Befehle erteilen. Kaum eine Sekunde später rannte ein rot gepanzerter Elitekrieger an ihm vorbei. Dieser nahm noch nicht einmal Notiz von Collin.
Was Collin noch mehr beunruhigte war die Tatsache, dass der Außerirdische seinen (also Collins) Freunden hinterher eilte. "Nein", stammelte er. So allmählich begannen die Schmerzen in seinen Beinen den Schock zu überdecken, und er wusste woher die Hitze herrührte. Denn das Gewicht auf seinen Rücken ließ nicht nach. Verdammter Elite, dachte Collin. Posiert auf seiner Beute wie ein triumphierender Jäger. Blickt auf das Opfer herab, dem er erfolgreich die Beine verbrannt hatte.
Eine Hand packte ihn am Kragen und riss ihn hoch. Als er nun mit dem Rücken zu der mysteriösen Gestalt stand (worin wohl mittlerweile nicht einmal mehr der geringste Zweifel bestand, das es sich um einen Eliten der Allianz handelte), spürte er extremen Schmerz in den von Plasma verbrannten Beinen und wollte wieder zu Boden fallen. Doch die Gestalt hinter ihm ließ das nicht zu. Sie hielt ihn weiter fest. Dieser Elite schien sich an seinen Schmerzen bewusst zu sein und es kam dem Marine vor, als ob sich der Elite daran ergötze. Mit einem Ruck hoch dieser ihn hoch, sodass Collins Füße in der Luft baumelten, dann setzte er ihn wieder unsanft auf den Boden auf.
Collin schrie auf. Er wollte um alles in der Welt in Ohnmacht fallen, dann hätten die Schmerzen ein Ende und er würde von alldem nichts mehr merken.
"Tut es weh?", fragte der Elitekämpfer, ohne jede Spur in der Stimme. "Der Schmerz, die Erniedrigung, die Gewissheit versagt zu haben."
’Perumee hatte sein Plasmagewehr weggesteckt und hielt eine, für einen Eliten, kleine Klinge in der Hand; während er mit der anderen weiterhin Collin festhielt. "Du wirst sterben weist du?" Der Elite sinnierte vor sich hin. Er strahlte keine wirkliche Anteilnahme daran aus.
"Erzähl mir was, was du noch nicht weist", presste Collin zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und packte die Hand des Eliten, die ihn festhielt. "Gleich was auch geschieht. Ihr werdet diesen Krieg nicht gewinnen!"
Der Elite namens Antil ’Perumee grunzte, was wohl der verkümmerte Versuch darstellen sollte zu lachen. "Was für eine voreilige Behauptung, für jemanden in deiner Situation", sagte Antil belustigt. "Falls das eine Anspielung auf euren Dämon sein soll, muss ich dich enttäuschen. Die Dn’end Legion wird sich um ihn kümmern. Und du", der Elite klang nun aufgebracht, "fürchtest du den Tod?"
Erneut schoss Schmerz durch Collins Körper. Er verzwang sich eine Antwort. Er wollte schreien, um endlich seinen Schmerzen, die durch die Verbrennungen verursacht wurden, Ausdruck zu verleihen. Es war als wäre er verstummt.
Ruckartig bekam er sein sechsunddreißig Zentimeter langes Kampfmesser zu fassen und rammte es, die Schmerzen so gut wie möglich zu unterdrückend, hinter sich. Die Klinge kratzte unbedeutend am Energieschild des Feindes entlang. Wieder ertönte dieses Grunzen. "Ich deute das als ein ,Nein‘"
Eine Hand packte den Arm des Höllenspringers und riss ihn so hart herum, dass man das Splittern der Knochen durch die gesamte Gasse hallen hörte und der folgende Aufschrei dies nur knapp übertönte.
Dann beendete das Monster seine Bluttat.
Collin spürte es zuerst an seinem Hals. Die Hitze, die eindrang. Man konnte es nicht direkt als Schmerz bezeichnen. Aber eine Wohltat war es auch nicht. Es war eher ein Druck, der auf ihn ausgeübt wurde und seinen Geist vernebelte. Er fing an zu gurgeln, als er Blut schmeckte. Sein Blut. Es floss unter anderem in seinen Körper, und zwar an Stellen wo es eigentlich nicht hinsollte.
Private Collin Sinclair fiel zu Boden. Er spürte nichts, hörte nichts. Er sah nur. Betrachtete wie sein Leben vor seinem geistigen Auge vorbeizog. In den letzten Kapiteln davon sah er seine Einheit: Sarge; Wilson, der in Nolan verknallt war; Smith, der Federov wieder mal verarschte, O’Donnell und all die anderen. Zwischen dem verrückten Haufen sah der Marine sich selbst: Collin Sinclair, der Funker.
Es war wie ein Erinnerungsfoto, das für die Ewigkeit geschaffen wurde und man sich über den Kamin hängen konnte. Tief in seinem Inneren wusste Collin, dass dieses Bild, was er das sah, nie wieder so sein wird wie zuvor.
Dann umfing ihn Dunkelheit. Und Collin sah nichts mehr.

"Collin! Nein!"
Antil ’Perumee drehte sich um, als er die Stimme hörte. Dort stand noch ein Mensch. Sein Gesicht zeigte Entsetzen und Wut zugleich. Gut, dachte ’Perumee, er kämpft aus Rachegelüsten. Dann habe ich schon gewonnen.
"Fürchtest du dich vor den Tod, Mensch?" Der Kampf begann und das Schicksal zweier neuer Charaktere wurde in die Waageschale des Schicksals geworfen.

Die Überlebenschance der Marines sank immer weiter gen Null. Das merkte Smith, als er Federov neben sich niedergehen sah.
"Nickolai", schoss es aus ihm heraus.
Flucht half nichts. Er drehte sich um und schoss auf den Eliten. Doch die Meinung des Marines änderte sich rasch, als das Plasma an seinem Gesicht vorbeisurrte und die Luft knistern ließ. Flucht schien doch nicht so unattraktiv zu sein wie zuvor gedacht. Diese viel allerdings ins Wasser, als Smith wieder an Federov dachte. Er konnte ihn nicht zurücklassen.
Der Elite kam näher und feuerte weiter. Den am Boden liegenden Federov schien er zu ignorieren, dieser bewegte sich noch nicht einmal. Smith sollte sich eigentlich Sorgen um seinen alten Streitkameraden machen. Wäre da nicht der Außerirdische gewesen, der ihn elimen…, zu elimine..... zu töten versuchte.
Heute hatte sich das Glück auf seine Seite gestellt, da sich der Elitekrieger als lausiger Schütze erwies, der vermutlich zu lange in seinem Scarab gedient hatte, um eine Handfeuerwaffe abzufeuern; denn Smith schaffte es trotz alledem in eine Nische in der Häuserwand zu springen. Soweit so gut. Glücklicherweise befand sich in der Nische eine Tür. Wie nicht anders zu erwarten war sie abgeschlossen. Bin ich denn hier im Film gelandet?
Der Marine spähte um die Ecke und feuerte ein paar Salven auf den Eliten mit seinem BR55-Kampfgewehr ab. Als dieser das Feuer erwiderte und Smith nur knapp verfehlte, sah dieser nur eine Möglichkeit. Er drehte sich der Tür zu, zielte und schoss. Die spezial gehärteten Kugeln ließen das Schloss aufsplittern und die Tür war offen. Ein Glück, dachte sich Smith erleichtert -, denn die Realität ist nicht immer so wie im Film oder im Spiel. Nicht selten fliegen bei solchen Aktionen Querschläger dorthin, wo sie eigentlich nicht unbedingt hinsollten. Aber dieses Mal hatte Smith Glück.

Genug gespielt. ’Carbonee lief an dem verletzten Numuih am Boden vorbei, dieser würde allem Anschein nach seinen Verletzungen erliegen, schlussfolgerte er. Warum ihm also einen schnellen Tod schenken, wenn es auch schmerzvoller ging? Er sprang mit zwei Plasmagewehren feuernd in die Nische. Der Plasmaregen schlug ein. Steinziegel sprengte es aus der Wand, die Holztür verbrannte. Ein undurchsichtiger Dunst legte sich in die Luft. Es wurde angenehm warm, dank dem ionisierten Gas. Als sich der Dunst gelegt hatte, war nichts zu sehen.
Dieser Mensch hatte sich in die schäbige Absteige verzogen! Das rettet ihn auch nicht mehr. ’Carbonee trat einmal gegen die Tür. Sein Huf hinterließ einen tiefen Abdruck in dem verkohlten Holz, das scheppernd aus den Angeln fiel. Das Plasma hatte hervorragende Vorarbeit geleistet.
Angewidert rümpfte ’Carbonee die Nüstern und spannte die Mandibeln an. Dieser Ort stank noch mehr nach Mensch, als der Rest dieser Stadt. Widerwärtiger Moschusgeruch lag in der verunreinigten Luft und vermischte sich mit dem Geruch von Ozon, welches das Plasma erzeugt hatte. Eine noch schlimmere Assoziation entstand daraus und ließ ’Carbonee fast umkippen.
Das innere des Hauses sah aus wie ein Bürogebäude. Voller Computer und andere technische Geräte, deren Zweck der Sangheili nicht kannte. Die Huragok hätten sicher ihren Spaß dran, hier alles auseinander zu nehmen und zu erforschen.
Aber wo war nun der Mensch abgeblieben? Keine Spur von dem Paktálas.
Dann ein Geräusch, eine Hand tauchte an dem Durchgang zum nächsten Raum, nah am Boden auf und rollte eine grün schimmernde Kugel durchs Zimmer. Sie blieb auf dem Teppich vor dem Goloka liegen.
Zu spät erkannte er den Zweck dieses Dings - hatte er es doch schon so oft gesehen. Gezielt trat er es weg, um es zu dem Numuih zurück zu befördern. Als sein Huf die Dämonenfackel berührte und sie keine dreißig Zentimeter in der Luft war, detonierte sie. Was ’Carbonee eben nicht wusste war, dass er Inhalt der Splittergranaten nach einer Erschütterung sofort oder eine halbe Sekunde später auslösen konnten - wenn sie erst einmal entsichert waren, (sonst war eine Granate nicht mehr wert als ein Baseball). Wenn die Granate ungesichert in Ruhe liegt, dauert die Countdownzeit etwas länger.
Die Granate sprengte ihn trotz der Schilde und der Panzerung die Beine weg. Brüllend sackte ’Carbonee zu Boden. Der grüne Teppich war mit Blut und den Granatensplittern besudelt. Der Schmerz war derart groß, dass der Sangheili-Krieger seine Arme verkrampfte und somit seine Dualgewehre abfeuerte. Ziellos schoss das supererhitzte Plasma durch den Raum, verbrannte Decke und Computer und erstarb schließlich, als die Waffen begannen sich abzukühlen, indem sich die seitlichen Klappen öffneten.
Sein Helm lag neben ihm am Boden und vor sich erblickte er den Menschen. Der schwarze lauf seiner dreckigen Waffe zielte auf ihn. Der Sangheili ’Carbonee konnte weder seine Arme und somit auch seine Waffe heben. Noch konnte er sonst etwas unternehmen. Das einzigste was der Allianz-Angehörige noch mitbekam, bevor der Numuih sein Werk vollendete, waren die Schmerzen und der Blutverlust - der ihm den Schädel dröhnen ließ.
Dann feuerte der Marine seine schwarze Waffe ab und erlöste ’Carbonee von seinem Leid. Es war unklar ob die Schmerzen oder die Kugeln den Kopf des Sangheilis sprengten. Aber es war eine Wohltat von dem Elend befreit zu werden.

Smith sank an der Wand zu Boden. So allmählich hatte er genug. Erst das Leichenmeer vor der Brücke, dann das hier. Er legte das Gewehr und den Helm beiseite und atmete durch. Die Luft roch nach Rauch und verkohltem Fleisch. Purpurnes Blut floss aus dem Körper des toten Elitekriegers.
Und wofür der ganze Mist?, dachte Smith erschöpft und todmüde. Angst vor den Kommenden Momenten mischte sich dazu und ließ ihn unregelmäßig atmen. So als hätte er einen Marathonlauf hinter sich gebracht.
Das außerirdische Blut sog sich in den Teppich und erreichte die Stiefel von Smith.
Ein kurzer Gedankengang ließ den Marine aufspringen. Der Helm landete wieder auf dem Kopf, die Waffe in den Armen. Er hatte Nickolai völlig vergessen! Ein Sprung über die Elitenleiche und die verkohlte Holztür beförderte ihn schon auf die Straße hinaus. Die Sonne hatte den Zenit schon seit Stunden verlassen und war schon auf den Weg in den Westen. Wie hatte sie eigentlich gestanden als er diese Horrorstadt betreten hatte?
Federov hatte sich hochgehievt und saß an der Hauswand, das Gewehr neben sich liegend. Die gute alte Schroti. In der Hand hielt er dann noch eine M6C-Pistole. Die Augen geschlossen wandte er sich ihm zu: "Hab mich schon gefragt wann du endlich kommst Junge. Was hast du denn nur getrieben?" Seine Stimme klang schwach.
"Fahrrad fahren", entgegnete Smith und kniete sich neben ihn. "Unter dem Teppich."
Ein Schmunzeln zeigte sich auf Federovs Gesicht. "Guter Junge." Mit der Hand fuhr er sich vorsichtig an den Rücken. Sein Gesicht verzerrte sich kurz, als er die Wunde berührte. "Ich glaub die Rüstung ist hinüber - muss wohl das meiste abbekommen haben."
Smith atmete erleichtert aus. Trotzdem bedeutete er Federov sich umzudrehen, um die Wunde zu begutachten. Trotz Einwände kam der Russe der Bitte nach. Die Verletzung war vielleicht so groß wie eine Faust. Er sah sie sich genauer an. Das Plasma hatte sie praktisch ausgebrannt. Wenigstens konnte er so nicht verbluten. Aber an manchen Stellen sah es so aus als wäre die Kleidung mit der Haut verschmolzen. Was auf Dauer äußerst unangenehm werden dürfte. Smith war kein Fachmann, er schätzte auf Verbrennungen des zweiten Grades. Der Schuss wäre tödlich gewesen, wenn die Rüstung nicht gewesen wäre. Welch unverschämtes Glück.
Als Federov wieder "bequem" an der Hauswand lehnte, hatte er auch schon wieder seinen Flachmann in der Hand. Sofort nahm er einen kräftigen Schluck daraus. "Und, wie stark ist es diesmal?", erkundigte sich Smith. Es war wohl das erste Mal, dass er nichts gegen Nickolais Alkoholwahn hatte. Immerhin würde er es überleben. Sofern sie nicht in irgendeinen weiteren Hinterhalt gerieten.
"Glaub mir Jack", murmelte Federov und verzog kurz das Gesicht. So unversehrt schien er dann doch nicht zu sein. "Dir müssten sie dafür den Magen auspumpen."
Jack legte nun auch sein Gewehr zur Seite und setzte sich neben seinen Streitgefährten. Es war Zeit die Stimmung etwas aufzumuntern. "Also, du Schmerzsimulant, ich weis ja nicht wie du’s siehst, aber jetzt bräuchten wir wirklich Nolan hier."
"Ja, die Kleine wüsste was zu tun wäre", stimmte Federov nickend zu. "Die wird’s mit Wilson in irgend ’ner dunklen Ecke treiben, während wir hier unseren Höllenqualen erliegen."
Dann mussten beide anfangen zu lachen.

Wie war das noch einmal mit dem Schutz im Lazarett? Zwar halfen da die speziell für diesen Zweck angefertigten Titanium-Schilde. Aber wenn der Feind von oben kommt, macht es die Schilder so gut wie nutzlos. Sie befanden sich am Ende der Hauptstraße, vor dem verschlossen Tor. Ein steiler Weg führte hoch in die Nebenstraße, wo sie hergekommen waren. Eigentlich war der Weg Fußgängern vorbehalten gewesen. Tja nun standen dort Soldaten der Allianz etwa drei Meter "über" ihnen und schossen was das Zeug hielt.
Glücklicherweise verharrten sie nicht lange dort oben, sondern suchten den Nahkampf auf. Auch nicht gerade die beste Option. Nolan schoss zusammen mit den anderen - Veers und Sarge - auf einen der Golokas. Dieser fiel binnen weniger Augenblicke unter den Kugelhagel aus 9,5mm-Munition.
Der schneeweiße Commander trieb die letzten Grunts regelrecht die Rampe hinunter in den Tod. Private Veers schoss sein Magazin leer und lud nach. Er konzentrierte sich hauptsächlich auf die roten Eliten. Eine Naht Plasmaschüsse zwangen ihn und Sarge in Deckung zu gehen. Nolan hielt sich in Deckung auf der anderen Straßenseite auf. Sarge entging dem Feindfeuer indem er sich in das Lazarett in Sicherheit brachte.
Veers spürte die Hitze des Plasmas auf der anderen Seite der Panzerplatten. Das Metall erhitzte sich schnell. Als der Beschuss erstarb wirbelte Veers herum und wollte über die Platte schießen. Womit er nicht rechnete war, dass der Elite-Commander nun direkt vor ihm stand und auf ihn herab sah.
"Oh verdammt", stammelte Veers und stolperte rückwärts. Auf allen Vieren krabbelte er zurück und wollte entkommen. Während der Ultra-Elite gelassen und siegessicher auf ihn zuschritt.

"Warte, warte", stammelte der Mensch mit furchterfülltem Gesicht. Das war die wahre Visage der Numuih. Wenn es dem Ende entgegen ging, war ihnen jedes erniedrigende Mittel recht um ihren Arsch zu retten. Dieser hier bestätigte die Aussage allein schon durch sein Aussehen.
Wussten die Menschen denn nicht dass das Leben wertlos war? Wusste es überhaupt jemand außer ’Sontomee? Das Leben wurde als etwas Heiliges betrachtet. Als etwas, das das Wertvollste überhaupt darstellte. ’Sontomee hatte nach den langen Jahren im Krieg nun doch die Wahrheit herausgefunden. Das Leben war nichts Wertvolles. Wie kann etwas wertvoll oder gar heilig sein, das man einem so kinderleicht entreißen kann? Überall wo Suma in seinem Leben hingekommen war, wurde verschwenderisch mit dem "Gut", das sich Leben schimpfte umgegangen.
In dieser Hinsicht, das musste Suma zugeben, waren die Eliten keinen Deut besser, als die Menschen. Warum begriff es dann nur niemand auf der Welt? Warum war er der Einzige, der ver-stand, was die Wahrheit beinhaltete?
Suma ’Sontomee war es leid sich mit solchem Abschaum her-umschlagen zu müssen. Aber das hier wollte er genießen. Diese Bestien hatten seine ganze Einheit abgeschlachtet. Fast die gan-ze, korrigierte er sich. Aber allein das rechte schon aus.
Der Mensch blickte ihm entsetzt in die Augen. "Ich bitte dich", flehte er weinerlich. Unbeirrt hob Suma die Waffe. "Tu das nicht." Das Flehen wandelte sich in Winseln um. Der Numuih war am Ende mit dem Nerven, wie es aussah.
Gut, dachte Suma erfreut.
Ein Schuss durchbrach die Stille.
Der Schall wirkte noch etwas nach, als ’Sontomee neben sich sah. Da stand einer der Goloka, die Augen weit aufgerissen, mit gläsernem Blick. Man sah ihm nichts weiters an, wenn man von dem klaffenden Loch in der rechten Seite seines Helms absah, als das Menschengeschoss den Kopf durchschlug. Suma nahm das warme Blut, das auf seiner Haut gelangte kaum war. Ebenso wenig wie die Reste des Gehirns, des Veteranen, das nun im Dreck lag.
Eine gräuliche Rauchspur zog sich wie ein Spinnenfaden vom Einschussloch zu den Dächern fort, bis es sich in Nichts auflöste.
Der Veteran sank auf seine rot gepanzerten Knie und fiel dann gänzlich in den Dreck.
Ein zweiter Schuss ertönte, gefolgt von einem pinken Strahl. Der Ultra wandte sich um. Das einzigste, was er von dem Kig-Yar sah, war der kleine Huf, der in der Seitenstraße verschwand. Endlich macht sich der Allianz-Scharfschütze nützlich. Es stand außer Frage, dass der Jackal seine Beute finden wird.
Nun konnte sich ’Sontomee wieder mit dem schlotternden Dreckhaufen zu seinen Füßen zuwenden…
…als erneut Schüsse fielen. Er hatte es ganz vergessen.

***

Er war von Natur aus ein Kämpfer. Im Getto aufgewachsen, hatte er gelernt was es heißt um sein Leben zu kämpfen. Bandenkriege hatten die Kolonie Crystal zu einem der Orte gemacht, an dem man am wenigsten in seinem Leben sein wollte.
Und doch war es die Heimat von Private Davis geworden.
Es war ein hartes Leben gewesen. Nicht selten kam er mit dem Gesetz in Konflikt oder wurde in unschöne Dinge verwickelt. Gewalt, Tod und Kriminalität waren der Alltag von Crystal seit jeher gewesen.
Als eines Tages ein Sergeant des Marines Corps zu ihn kam und man ihm die Armee des UNSC anbot, schrieb er sich sofort ein. Nur um von Crystal wegzukommen.
Niemand wollte dort leben, außer die Drogenbosse oder Geldwäscher, die diese Atmosphäre von Raub und Tod erst erschaffen hatten. Crystal war ohne zu fragen das Nar Shaddaa des UNSC-Territoriums.
Das Angebot des Marine Corps war sein Ticket in die Freiheit gewesen!
Natürlich hatte die Ausbildung die Hölle bedeutet. Aber im Vergleich zum Getto? Ein Segen! Das hatte er mehrmals gespürt - wenn man mal vom berüchtigten Feld der Schmerzen absah, das sich im Camp Hathcock auf Reach befunden hatte.
Aber er lebte noch, oder?

Kindheit? Pah, was ist das schon?
’Perumee hatte nie eine besessen. Und vermisst hatte er sie auch nicht. Wie kann man etwas vermissen, das man nie gekannt hatte? Etwas, das man ebenso wenig gekannt hatte wie seine leiblichen Eltern. Man hatte ihn (wie jeden anderen Sangheili vor ihm auch) in der Wildnis ausgesetzt.
Wenn er überlebte, würde man ihn holen. Was auch geschah. Es war natürlich nicht auf Sangheilios, der Heimat der Sangheili, sondern auf einen und bevölkerten Planeten, wie zum Beispiel Sanganas.
Nach der Kriegertaufe, war er ein wahrer Killer geworden, der in unzählige Kämpfe verstickt worden war.
Aber immerhin lebte er noch, oder?

Wie lang ist es her, dass die Welt einen solchen Kampf gesehen hatte? Einen Kampf auf Leben und Tod. Die Waffen am Boden liegend. Ein Kampf Mensch gegen Sangheili.
Während sich das Schicksal noch im Unklaren über die beiden war, hatte der Kampf schon längst begonnen. Sie warteten nicht auf ihr Schicksal.
Sie waren beide Kämpfer!

Davis holte weit aus und rammte dem Elitekrieger die Faust in den Magen. Er spürte den Schmerz bis die Fingerknochen. Aber es lohnte sich. Unter der Wucht des Aufpralls flackerte der Schild auf. Ein kleiner Anfang.
Im Inneren musste Davis diesen ’Perumee loben. Es war einer der wenigen Individuen, die sich auf einen Kampf ohne Waffen einließen. In solchen Wesen steckte noch Kampfgeist.
Nur knapp entging der muskulöse Marine dem Schlag des Eliten. Ein weiterer Schlag in den Mangen des Außerirdischen und der Energieschild brach vollends zusammen. "Hab ich dich", höhnte Davis.
Er holte erneut zum Schlag aus. Die stählerne Faust schoss durch die Luft. Der Feind blockte ab, indem er die Faust packte und zudrückte. Eliten, das konnte man durchaus behaupten, hatten Muskel aus Stahlseilen. Davis kam sich vor wie eine Puppe in den Armen eines wahnsinnigen Kindes, das den Voodoo-Priester spielte.
Aber noch gab der Marine den Kampf nicht auf. Mit aller Kraft schlug Davis seinen rechten Stiefel gegen das ungepanzerte Bein ’Perumees. Das nachträglich an den Stiefelspitzen angebrachte Stachelpaar bohrte sich fast zwei Zentimeter in das Fleisch. Länger waren sie auch nicht.
Der Gesichtsausdruck des Eliten änderte sich apruppt. Er schien den Schmerz zu spüren. Auch wenn es offensichtlich für ihn kein wirklicher Schmerz darzustellen schien. Aber dennoch lockerte er seinen Griff ein klein wenig. Das reichte Davis schon aus um seine Hand zu befreien. Sie schmerzte bei jeder Bewegung, der Elite hatte sie verstaucht. Aber dafür hatte er jetzt beim besten Willen keine Zeit. Wollte er gewinnen, musste er den Schmerz in den Hintergrund verdrängen, indem er ihn nach besten Kräften unterdrückte.
Davis sprang hoch, denn so ein Elite war mit zwei Meter fünfzig wahrlich keine leichte Beute. Er schlug ihm mitten ins Gesicht. Und nun hörte er auch endlich einen wahren Schmerzensschrei des Feindes. Noch während er sich in der Luft befand, rammte der Sangheili-Krieger dem Menschen-Krieger das Knie in den Oberkörper.
Der Schmerz und die Wucht des Schlages waren derart brutal, dass es Davis quer über die Straße schleuderte. Erst die nächste Steinmauer stoppte seinen Durchflug. Der Marine spürte Schmerzen überall. Sein Blick verschwamm etwas. Dennoch konnte er den Elitekrieger erkennen, der auf ihn zukam.
Ehe er sich versah, befand sich die Pranke des Sangheili um Davis’ Hals. Er hob ihn hoch und der Marine erstickte fast, als der Griff des Eliten sich festigte. Sein Blickfeld verschwamm noch mehr. Wieder kamen Davis die lehrreichen Worte seines einstigen Ausbilders in den Sinn: "Wenn du weist, dass du es nicht schaffen wirst, Sohn. Dann wirf dein Leben nicht einfach weg. Verkaufe es teuer. Zeig deinem Gegner, was es bedeutet sich mit einem Höllenspringer anzulegen, der keine Furcht vor dem dunklen Abgrund hat."
Davis genoss den schmerzerfüllten Aufschrei des Eliten, als er ihm sein Kampfmesser in den Körper rammte. Ohne Waffen? Nur über meine Leiche! "Leg dich nicht mit jemanden an, der im Getto aufgewachsen ist!", prustete er keuchend.
"Und du", ’Perumee zog das Messer aus seinem Fleisch heraus und warf es weg. Die letzte Waffe des Marines landete scheppernd auf dem Asphalt, neben der Leiche von Collin. "Du legst dich besser nicht mit einem Sangheili der Allianz an. Ein Sangheili verliert nie einen Kampf. Wir sind die Krone der Schöpfung und ihr seid lediglich Ungeziefer, welches zerquetscht werden muss!"
Wie zuvor auch Davis hob nun auch Antil ’Perumee eine Klinge hoch, auf den Menschen zielend. "Du hattest meine Frage ja noch nicht beantwortet", stellte ’Perumee fest, während er den hilflosen Davis immer noch an der Gurgel hielt. "Was ist, fürchtet ein Mensch wie du den Tod? Und", die Augen Antils schienen voller Feuer und Blutgier zu sein, "fürchtest du den Abgrund?"
Falsche Frage Kumpel!
"Nein", antwortete Davis offen und ehrlich, während er mit letzter Kraft eine entsicherte Plasmagranate hochhielt. "Aber wie steht es mit dir?"
Während Antil ’Perumee die Augen aufriss und einen Fluch in der Sprache der Sangheili losließ, hörte Davis lediglich seinen längst verstorbenen Ausbilder klatschen. "Gut gemacht, Sohn", lobte er. "Willkommen in Valhalla."

***

Scharfschütze Harris fühlte sich wie dieser deutsche Scharfschütze König, der im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion agierte. Er war einer der besten gewesen. Harris kannte König auf dem Roman "Duell - Feinde am Tor!". Es war auch mal verfilmt worden.
Gut möglich, dass es diesen König wirklich gegeben hatte.
Harris glaubte sogar, dass der Schauspieler, der Major König spielte denselben Nachnamen hatte wie er selbst. Wie hatte der Schauspieler eigentlich mit Vornamen geheißen? Edward fiel es partu nicht ein. Komm schon Ed, denk nach. Wie hieß der Kerl doch gleich…
Ist auch egal. Momentan hatte er sowieso andere Sorgen. Irgendwo hier musste sich ein Jackal mit einem Strahlengewehr aufhalten. Die einzige Frage war: Wo ist er?
Der Marine spähte weiterhin durch das Visier seines Präzisionsgewehrs. Er lag immer noch auf dem Dach, von dem aus er den Scarab beschossen hatte. Hier oben hatte er die beste Deckung und die bestmögliche Übersicht. Das hatte auch schon einer der Eliten zu spüren bekommen. Bevor dann der Jackal in die Geschehnisse eingriff.
Ed war froh, dass er nicht den eisigen Winter Stalingrads ertragen musste, wie König. Dieser Gedanke machte es zumindest leichter die heiße Nachmittagssonne in Afrika zu ertragen, die er hier oben voll abbekam.
Noch war immer nichts von dem Jackal zu sehen. Vorsichtshalber hatte er seine Position auf dem Dach geändert, als der Jackal ihn entdeckt hatte. Er wollte kein Risiko eingehen.
Die Gassen schienen wie ausgestorben zu sein. Nichts rührte sich. Bis auf den Kampf, der beim Lazarett entbrannt war. Die Geräusche, die durch die vielen Schüsse entstanden drangen bis zu ihm rauf. Aber er konnte sich nicht darum kümmern. Nicht solange noch ein feindlicher Scharfschütze frei herum lief.
Die umgebenen Straßen und verlassenen Gebäude machten dieses Gebiet zu einem gefährlichen Ort, an dem Attentäter in jedem Schatten und hinter jeder Ecke lauern konnten. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die staubigen Ladenfassaden labyrinthartige Innenräume verbargen. Die schmalen Wege oberhalb der Straßenebene machten diesen düsteren Teil der Stadt zu einem idealen Platz für Scharfschützen.
Es stand also ganz oben auf der Liste von Harris, dass er diesen Jackal fand. Bevor sich dieser so gut verschanzt, dass noch nicht einmal ein Wärmesuchgerät ihn finden konnte.
Dann vernahm er eine Bewegung. Sie war kaum durch das Visier des S2-AM- Scharfschützengewehrs auszumachen, aber sie war da. In den Schatten zwischen den Containern. Ein gutes Versteck. Aber nicht gut genug, dachte sich Edward Harris.
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, als er den Jackal anvisierte. Er konnte gar nicht genau wie König sein. Denn dieser wurde ja von dem feindlichen Scharfschützen Vassili Zaitsev erschossen.
Gut dann eben Zaitsev, dachte Harris konzentriert. Sein rechter Zeigefinger spannte sich um den Abzug des Gewehrs.

Der Kig-Yar erspähte den menschlichen Scharfschützen mit bloßem Auge. Die Schatten der Frachtcontainer verbargen sein Antlitz, wie das Wasser einen Diamanten. Die Stacheln, die den Kamm auf seinen Kopf bildeten stellten sich aufgeregt auf, in dem Moment - in dem sich der Kig-Yar seines Sieges bewusst wurde.
Er lehnte seine Waffe kurz gegen einen der kühlen Container und justierte den Feldstecher neu. Es handelte sich um ein Fernglas, welches als Erweiterung an seinem Helmpanzer angebracht war. Das Gerät lag nun so, dass der Schütze mit seinem linken Auge hindurch sehen konnte.
Nachdem der Kig-Yar fertig war, hob er erneut seine Waffe und sah wie ein Fadenkreutz-Symbol auf dem roten Display des Feldstechers erschien.
Nun konnte er sich keine Fehler leisten. Nicht auf einem feindlichen Planeten der Menschen.
Als er den höchsten Vergrößerungsfaktor eingestellt hatte, sah er den Menschen bis ins kleinste Detail. Was ihn allerdings beunruhigte war, dass der Mensch auch auf ihn zielte.
Ein kurzer Blitz erschien am Lauf des Menschengewehrs. Mehr bekam der Kig-Yar auch nicht mehr mit, als ihm sein rechtes Auge durch ein faustgroßes Loch ersetz wurde.
14,5mm-Kugeln richten eben erheblichen Schaden an. Das haben nun mal panzerbrechende Kugeln an sich.

’Sontomee hörte die Schüsse. Und spürte sie auch. Diese Marine… versuchte sie sich etwa mit ihm anzulegen? Warum? Um diesen Dreckhaufen zu seinen Füßen das Leben zu retten? Sie schoss aus einem schwarzen Gewehr, das viel zu groß für sie schien. Die Frau entfernte sich von dem halbrunden Metallzelt und lief über die Straße. Sie entfernte sich immer weiter und hörte nicht auf zu schießen. Immer wieder schlugen jeweils drei Kugeln auf ihn ein.
Das Energieschild steckte das locker weg.
"Bring sich in Sicherheit, Veers!", rief sie dem Numuih zu. Wollte ihn wohl mit diesem billigen Lockspiel retten. Zwecklos, dachte sich ’Sontomee. Was soll’s, eine mehr oder weniger änderte die Statistik auf der Karriereleiter auch nicht. Suma legte gelassen sein sechsundsechzig Zentimeter langes Plasmagewehr an. Wie viel würde sie wohl wegstecken können, bis sie ihre Tat bereute? Er kam ihr entgegen. Wenn er einen Schritt machte musste sie schon zwei nehmen.
Er sah es ihrem Gesichtsausdruck an, dass sie Angst verspürte. Suma konnte es regelrecht riechen. Und schon geschah das erste von drein unerwarteten Geschehnissen: die letzten drei Kugeln aus dem BR55-Gewehr durchdrangen seine Rüstung und gruben sich hungrig so tief ins Fleisch wie sie nur konnten.
Suma ’Sontomee stockte. Sie hatte seine Rüstung durchschlagen. Der Sangheili hielt seine Hand unter die Wunde. Warmes Blut floss über sie hinweg. Sein Blut. Wutentbrannt sah er ihr entgegen. Dieses Miststück!
Während um ihn herum Plasmastrahlen flogen, die von dem letzten Goloka und den Unggoy herrührten, die sich gegen den Menschen-Sergeant auflehnten, stand er nur da. Sein Griff wurde vor lauter Zorn fester, sodass das Gewehr in seiner Hand unter der Belastung aufächzte. Unter einem Schrei warf er es beiseite. Das Plasmagewehr schlug auf der Straße auf. Die Wucht war derart groß, dass es wie eine Porzellanvase regelrecht zerbarst.
Egal, er würde es nicht mehr brauchen. Beide Hände fuhren zur gegenüber liegenden Hüfte und trennten jeweils einen Griff vom Gürtel. Noch als er die Arme herumwirbelte aktivierte er die Partikelschwerter. Zischend erwachten die beiden Klingen zum Leben. Das Entsetzen war dem Miststück anzusehen. Denn es hätte vor seiner sinnfreien Aktion mal den eigenen Munitionsstand überprüfen sollen.
Jetzt war es aus mit ihr. Sie stolperte rückwärts und fiel auf ihren Allerwertesten. Beim Laufen spürte ’Sontomee den Schmerz ihn der Brust, den die Kugeln verursachten. Sie konnten nicht wieder aus seinem Körper austreten, weil sein Rückenpanzer ihrer Reise ein jähes Ende bereitet hatte. Ironisch aber was soll’s, der Schmerz war ein mickriger Unggoyfurz im Vergleich zu den Schmerzen, die diese Frau seiner Ehre bereitete, indem sie es gewagt hatte sich ihm in den Weg zu stellen und ihn auch noch zu verletzen.
Im Dreck wich sie vor ihm zurück.
Leicht geduckt und die Augen voller Hass kam er auf sie zu. Die Luft schoss in starken Schüben aus seinen Nüstern. Er wollte diese Schlampe nur noch tot sehen - in Scheiben geschnitten. Nolan würde noch kennen lernen was es bedeutet wahren Schmerz zu empfinden.
Die Schwerter begannen sich zu drehen. Ihre Umrisse verschwammen dabei. Die ein Meter dreißig lange Klinge schnitt in den Asphalt ein und hinterließ tiefe Furchen. Funken sprühten auf und die Furchen glühten feuerrot. Er selbst hatte eine solche Aktion schon mal auf einen fernen Planeten erlebt. Als er im Namen der San ’Shyuum die unreinen Kaleesh auslöschte. Sie Weigerten sich, sich der Allianz anzuschließen und als wäre dies noch nicht genug der Ketzerei gewesen, hatten sie Bauten der Vorläufer entweiht und sogar vernichtet.
Der Hohe Rat war so entsetzt darüber, dass die die völlige Auslöschung seitens der Sangheili befahlen. Die Kaleesh setzten sich hart zur Wehr. Ihr General war ein Meister im Schwertkampf gewesen. Aber selbst gegen Suma ’Sontomee konnte General Grievous nicht ankommen.
Für diesen Schlag gegen die Unwürdigen wurde ’Sontomee von einem der damaligen Hierarchen - sein Name lautete Zurückhaltung - persönlich zu einem Commander ernannt.
Eine der höchsten Ehren, die man erlangen konnte.
Während die wirbelnden Klingen in den Händen ’Sontomees für blutige Erinnerungen sorgten, musste die Frau in ihrer Verzweiflung noch ein Magazin gefunden zu haben. Sie rammte es in ihr Kampfgewehr und zielte auf seinen Kopf. Gekonnt wirbelten die Partikelklingen durch die Luft und teilten die Menschenwaffe zweimal.
Direkt vor ihr blieb er stehen und baute sich bedrohlich auf. Im Gegensatz zu dem Weichei von vorhin winselte sie nicht. Eine bewundernswerte Geste.
"Wann kapiert ihr es endlich", knurrte er in der Sprache der Numuih, damit sie ihn auch verstand. "Wann akzeptiert ihr endlich euer Schicksal? Wann versteht ihr endlich dass ihr mit eurer Existenz den Beginn der Großen Reise behindert?" Suma verstand es einfach nicht warum die Menschen nur so begriffsstutzig sein konnten. Diese hier machte keine Ausnahme.
"Wovon redest du zum Teufel?", schoss es plötzlich aus dem Mädchen heraus.
"Von der Prophezeiung der Blutsväter", brüllte ’Sontomee. Man wie blöd ist dieses Weibchen denn? "Eure Vernichtung, von dir und eurer ganzen Rasse ist der Wille unserer Götter. Und wir", ’Sontomee hob stolz die Brust an, "sind ihr Werkzeug!"
Nolan sah ihn verwundert an. Dann schüttelte sie den Kopf und musste fast schon lachen. "Das hab ich doch schon mal gehört. Sag mal woran glaubst du eigentlich, du Wichser?"
Erneut brannte das Feuer in ’Sontomees Augen auf. Völlig desinteressiert schnaufte er aus. Die Wut war wieder gewachsen. Er holte mit seiner rechten Klinge aus. Für Nolan wirkte er wie eine Denkmalsstatue, die zum Leben erwacht war um sie in ihren Alpträumen heim zu suchen.
"Was ich glaube?" Der Commander Suma ’Sontomee blickte auf Linda Nolan herab, als sei sie nicht mehr als ein Stück Fleisch. "Das wirst du gleich spüren!"

"Hey, jetzt beeil dich mal. Unsere Freunde sterben da draußen!", drängelte Wilson. Er und O’Donnell waren die einzigen, die es zum Warthog geschafft hatten. Nervös schaute er zum hinteren Eingang, der in das kleine Lagerhaus führte. Vorsichtshalber zielte er mit dem LAAG-Geschütz des Hogs darauf. "Was ist nun?", hackte er nach.
O’Donnell, der im Fahrersitz saß wurde langsam gereizt. Er hatte es satt, sich ständig um Wilson kümmern zu müssen. Seine Versuche ihn zu "erziehen" hatten bis heute noch keine Wirkung zu Tage gelegt. "Oh, shut up, Wilson", seufzte der Lieutenant. "What do you think, I’am doing here? Tell me!"
"Sieh zu, dass du die Karre zum Laufen bringst, dann ist auch der gute Wilson zufrieden", warf der Private zurück. Als die beiden nämlich den Warthog hier gefunden hatten, war das Letzte womit sie gerechnet hatten, die Tatsache, dass der Schlüssel fehlte. Glücklicherweise war O’Donnell in der Helljumper-Einheit als Einbrecherprofi verschrien. Was wohl mit seiner Vergangenheit zusammenhing. Wilson wusste es nicht.
Jedenfalls versuchte er nun schon seit zwei endlos langen Minuten den Hog kurzzuschließen.
Wieder musste O’Donnell über den Kommentar aufseufzen. "Sorry, that I’ve forgotten my burglar-tool at home." Ein weiteres Mal führte er die Kabel unter dem Lenkrad des Fahrzeugs zusammen. Außer Funken geschah nichts. "Damned", fluchte er.
Dann endlich sprang der Motor an. O’Donnell spielte kurz mit dem Gas und drehte sich erfreut zu Wilson um. "Yeah, Wilson", sagte er. "This is the highway to hell!" Abgestimmt zum Thema, legte der Lieutenant die passende Disc in sein Kommunikationssystem sein und ließ irgendeine Endzeitmelodie laufen. Diesmal fand sogar Wilson, dass die Musik passend war.
Der Warthog fuhr an und schoss frontal aus dem großen zweiflügeligen Tor vor ihnen auf die Straße hinaus. Die Avenue war nicht sonderlich lang. Nach etwas mehr als fünfzig Metern kamen sie schon um eine Kurve und O’Donnell musste eine Vollbremsung hinlegen, als er direkt vor sich einem weißen Eliten sah. Normalerweise hätte Mike die Gelegenheit voll ausgenutzt, da Allianz-Soldaten, neben den Zeugen Jehovas die einzigen waren, wo O’Donnell bei solchen Situationen extra noch Gas gab und sie platt fuhr.
Hätte auch schön geklappt und die Grunts hätten ihren Commander von der Straße kratzen können, aber direkt neben ihn lag Linda am Boden. Was die Sache verkomplizierte.
Bevor Mike die Vollbremsung zur Schau stellte hörte Wilson noch wie der Elite zu seiner Nolan in diesem grotesken Ton sprach. "Was ich glaube? Das wirst du gleich spüren!"
Das Partikelschwert war schon auf den Weg nach unten, als der Elite mittendrin seine Bewegung abbrach und den Boden-fahrzeug der Menschen angeiferte.
"Ist mir egal was du glaubst", warf ihm Wilson an den Kopf. Er zielte auf den Eliten und warf dennoch einen Blick zu Linda. Diese erwiderte seinen Blick. Wilson schluckte, dann sah er wieder den Ultra an. "Aber ich lass es nicht zu, dass du meiner Freundin etwas antust."
Mit diesen Worten eröffnete Private Wilson das Feuer. Ein wahrer Kugelhagel schoss dem Außerirdischen entgegen. ’Sontomee taumelte zurück. Sein aufgeladenes Schild leuchtete auf. Die Kugeln des 12,7mm-Maschinengewehrs drückten ihn im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten. Doch ’Sontomee schien das nicht zu interessieren. Dieses Monster lehnte sich dem Hagel entgegen und erarbeitete sich langsam seinen Weg zum Warthog.
Wilson wurde es mulmig zumute. Der muss doch endlich mal verrecken. Endlich besann sich auch Mike O’Donnell und schoss auf den Feind. Der Ultra sprang mit zwei Plasmaschwertern fuchtelnd auf die Motorhaube des Aufklärungsfahrzeugs. Er erklomm die Frontscheibe und wandte sich O’Donnell zu. Zu allem Überdruss war er nun so nahe, dass Wilson ihn nicht mehr richtig in Visier nehmen konnte.
"Ahw crab!", stieß Mike aus, als der Elite nach ihm hieb. Der Lieutenant sprang aus dem Wagen und entging gerade so dem tödlichen Schlag. Wütend warf ihm ’Sontomee eine der Klingen hinterher, zu dumm nur für ihn, dass der Marine in dem Moment "auf die Fresse fiel", wie es Smith immer betonte. Das Schwert wirbelte über ihn hinweg. Als Mike die Waffe bemerkte schrie er nur noch: "Oh, you fucking bastard!"
Mit dem zweiten Partikelschwert zerschlug er das dreiläufige Geschütz auf dem Fahrzeug. Der Mensch darauf stieß einen erschrockenen Laut aus und machte dass der vom Warthog herunter kam.
Nun würde Suma ’Sontomee endlich die Gelegenheit haben abzurechnen. Mit allem! Aber zuerst würde er sich um dieses Mädchen kümmern, sie war an dem Desaster Schuld und musste dafür büßen.
Der Ultra drehte sich in ihre Richtung und sprang von dem Fahrzeug runter. Völlig perplex war sie immer noch an derselben Stelle wie zuvor. ’Sontomee kam ihr bedrohlich entgegen. "Nein", sagte er. "Diesmal wirst du meine Pläne nicht vereiteln!" Noch im Laufen baute er sich zu seiner vollen Größe auf. "Diesmal nicht!"
Wieder stoppte er apruppt in der Bewegung. Er ließ die Klinge fallen. Als sie auf dem Boden fiel schaltete sich die automatische Sicherung ein und die weiß-bläuliche Energieklinge erstarb. Das war der zweite unerwartete Moment gewesen. ’Sontomee sank auf die Knie, den Blick ziellos umherschweifend. Die Hitze spürend. Den Druck, als sein Körper nachgab und eine komplett identische Klinge, wie die, die gerade erstorben ist, aus seinem Brustkorb drang.
Entsetzt sah er auf sie hinab. Im selben Augenblick ertönte hinter ihm eine Stimme. "Na, wie fühlt es sich an, auf selber Höhe mit dem Abschaum des Universums zu stehen?", sagte der Marine, der sich vor wenigen Augenblicken noch auf dem Geschütz befunden hatte.
’Sontomee konnte es nicht glauben. Er hatte versagt und somit sein Leben verwirkt. Er war nicht im Stande sich zu rühren. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, auf der Schwelle ins Paradies, welches von den Sangheili doch so verehrt wurde.
Sein letzter Blick führte am Lazarett vorbei, zu der Rampe, die zu den Gasse führte. Dort stand Nanag, der Unggoy, der erst vor kurzem den geballten Zorn ’Sontomees abbekommen hatte. Alle anderen Besatzungsmitglieder des Scarabs des Unheils waren im Kampf gefallen.
Anscheinend wurde Nanag von den Menschen einfach übersehen. Warum half er dann nicht ihm, Suma ’Sontomee? Warum rettete er nicht seinen Meister? Die Blicke des Sangheilis und des Unggoys trafen sich. Dann wandte sich der kleine Grunt ab und verschwand in den Gassen.
Erst dann verstand Suma ’Sontomee.
Erst jetzt erkannte er, was Nanag schon vor langer Zeit erkannt hatte. Das Leben war nicht so wertlos, wie ’Sontomee immer angenommen hatte. Im Gegenteil. Erst wenn man es verlor, erkannte man, dass es der wohl wertvollste Schatz war, den man je besessen hatte. Und dann zerplatzte er wie eine Seifenblase ungeachtet dessen wie wichtig er doch war.
Für ’Sontomee hatte es Jahrzehnte gebraucht, bis er endlich zu dieser Einsicht erlangte und begriff, das sein Leben falsch war und sie so die Große Reise wohl nie einläuten könnten.
Naja, dachte sich Suma, bevor er in den dunklen Abgrund des Todes stürzte. Wenigstens späte Einsicht als gar keine.

***

Der Kampf war vorüber.
Wilson half Nolan auf die Beine. Er zog sie hoch und beide verfiehlen in einer kurzen Umarmung. Dann entfernte sie sich wieder von ihm. Wilson sah ihr noch nach, dann jedoch blickte er auf die Leiche ’Sontomees herab. Er verpasste ihm noch einen kräftigen Tritt, der denn Helm des Elitekriegers davon fliegen ließ. Grinsend nahm er sich die beiden Schwerter als Trophäe mit. Sie würden seine Sammlung hervorragend ergänzen.
Die Feinde tot und die Beute gesichert. Es gab keinen Grund mehr für sie hier zu bleiben. Lieutenant O’Donnell verschwand in den Seitenstraßen. Es war immer noch ungeklärt was aus Sinclair, Davis, Federov und Smith geworden ist.
Unterdessen kramte Sarge sein Funkgerät heraus. Er stellte eine Verbindung zu ihrem Pelican her. Ein paar Augenblicke hörte er nur Rauschen. Dann meldete sich eine vertraute Stimme. Es schien der Pilot George zu sein. "Hier ist Victor null dreiundzwanzig. Mit wem habe ich die Ehre?"
"Victor, hier ist Sarge. Wir sind hier fertig. Holt und raus", erklärte der Sergeant ruhig.
"Lief alles nach Plan?", George klang besorgt. Das war selten für ihn, aber nicht ungewöhnlich in solchen Zeiten des Krieges.
"Es gab Komplikationen. Diese dauerten an und wurden schließlich beseitigt. Du findest uns bei dem gefallenen Scarab, mach einfach die Augen auf, dann siehst du ihn."
"Was sagst du da?" Es war nicht die Stimme von George, die Sarge nun hörte. Er schätzte, dass es sich um den jüngeren Copiloten handeln musste. "Scarab? Hab ich das richtig verstanden? War ist da unten denn abgegangen?" Nun hörte Sarge mehrere Geräusche die er nicht richtig einordnen konnte, Teilweise hörte er auch George und den Copiloten. Schließlich hatte George das Funkgerät zurückerobert. "Wie dem auch sei", gab er durch. "Wir machen uns auf den Weg. Finden werde ich euch schon."
Dann brach die Verbindung ab und Sarge hörte nur noch statisches Rauschen.
Ein kurzer Blick in die Runde zeigte, dass die Anwesenden in einigermaßen guter Verfassung waren. Fragte sich nur, wie es um die anderen stand. Allerdings machte sich Sarge darüber keine großen Hoffnungen. Aber er war nicht die Person hier, die ihre Gefühle offen an den Tag legen konnte. Er musste zeigen, dass er mit Situationen wie diese zurechtkam. Die Vorbildfunktion war eine der schwersten Bürden.

Smith hörte den Pelican bevor er ihn sah. Das charakteristische Dröhnen, welches er stetig von sich gab. Das wohlklingende Geräusch von etwas, das sie hier rausschaffte.
Zusammen mit Mike half er den verwundeten Federov zu der Hauptstraße zu bringen. Ehe sich die drei versahen, war das Transportflugzeug auch schon über der Straße im Sinkflug. "Wurde auch Zeit", meinte Federov erschöpft.
O’Donnell beschleunigte fast schon automatisch seinen Schritt, als er dem Vogel näher kam. "Let’s get us out of here", meinte er zufrieden.

Wilson und Nolan waren die ersten, die in den UNSC-Pelican einstiegen. Gefolgt von Veers gesellten sich schließlich auch Mike, Nickolai und Jack hinzu.
Wilson ließ sich erschöpft in den vordersten Sitz sinken (beim Cockpit). Genug für heute, dachte er. Tief im Innersten hoffte er, dass Keyes nicht auf die verrückte Idee kam, ihn und den Rest der Truppe zurück in die Stadt zu schicken.
Ein Scarab am Tag musste reichen.
Sein Herz beschleunigte seinen Rhythmus, als sich Linda an seine Schulter lehnte und die Augen schloss. Ihre Hände berührten sich und Wilsons Puls normalisierte sich wieder. Beide hatten sie den Helm abgenommen, da dieser eh nicht mehr gebraucht wurde. Schließlich legte Wilson seinen Kopf an ihren und genoss, wie sie auch, die Augenblicke.
Mike und Jack halfen den in seiner Gesundheit beeinträchtigten Nickolai auf einen Platz. Schließlich stieg auch Sarge ein. Er setzte sich am hinteren Ende des Schiffes hin.
Auf die Frage wo denn Collin und William waren, schüttelte Mike nur den Kopf und Wilson verstand.
Ihre Freunde waren tot.
Der Pelican hob vorsichtig aus der engen Straße ab. Staub wurde aufgewirbelt und zog sich wie eine Smog-Wolke über das einst so geschäftige Handels- und Gemeinschaftszentrum im Kern Neu-Mombasas, das jetzt vom Rumpf eines gefallenen Scarabs gezeichnet war.
Der Pelican hielt nur noch einmal kurz über der Häuserebene

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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Die Große Reise - von John der Große - 25.04.2010, 19:26

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