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Eure selbst verfassten Texte (Lyrik/Prosa/Lieder)

So dann poste ich hier ma die ersten drei Kapitel von meinem Roman in Arbeit (wenn ichs durchstehe, wirds vielleicht echt was ernstes Zwinker )

Insgesamt 22 Seiten, ich hoffe jemand zeigt Interesse und liest alles D

Ach ja, natürlich hätte ich gerne Verbesserungsvorschläge und auf Postings die nur sagen "gut gemacht" oder "die Rechtschreibung ist schlecht" kann ich sehr gut verzichten,
wenn sie euch gefällt, könnt ihr ja sagen, was euch besonders gefällt ansonsten gerne wo ihr besseres Potenzial seht.

Wenn Nachfrage besteht, gibts vielleicht auch noch ein oder zwei weitere Kapitel


~Himmlische Lüge~



Kapitel I


Sechs schwarze Militärhumvees donnerten so schnell wie möglich über die große Straße, die direkt durch ein Wohngebiet führte. Andere Fahrzeuge machten ihnen entweder rechtzeitig Platz - die automatischen, dachmontierten 40-Millimeterkanonen machten ordentlich Eindruck auf die Personen, die gerade im gemütlichem Tempo von der Arbeit nach Hause fuhren - oder wurden mit halsbrecherischen Manövern überholt. Die Fahrer hätten jedem Stuntman Konkurrenz machen können. Benjamin Frach, der auf dem Beifahrersitz des vordersten Fahrzeuges saß, sprach hektisch in sein Funkgerät:
"Ja, Zielobjekt flüchtet in einen Wohndistrikt. Ja, wir sind an ihm dran, aber der Typ ist scheißschnell. Nein verdammt, wir können nicht feuern, zu viele Zivilisten um ihn herum. Ja, wir versuchen, ihn zu stoppen.” Er ließ die Sprechtaste los und ließ einen erbosten Kommentar über das Oberkommando samt deren Verwandten ab und wohin sich diese "ihre ach so innovativen Ideen” stecken könnten.
Dabei hielt er den Blick fest auf die verfolgte Person gerichtet. Einen haarlosen Mann mittleren Alters, der außer einer Jogginghose keine Kleidung mehr trug. Er legte ein mörderisches Tempo vor, schneller als es jeder Hochleistungssprinter nach monatelangem Training erreichen könnte. Hindernisse in seinem Weg wie geparkte Autos, Parkbänke oder Mülleimer überwand er mit riesigen Sprüngen, ohne seine Geschwindigkeit auch nur ansatzweise zu verringern.
Der Schütze am Mark 19, das an der Dachluke befestigt war, sprach im bewundernden Tonfall: "Schaut euch das an. Erinnert mich an die majestätische Fortbewegung von Geparden, ich wünschte, ich könnte so was schaffen.”
"Würdest du nicht sagen, wenn eine der drei Familien, die er aufgeschlitzt hat, deine eigene wäre.” gab Benjamin hart zurück. Bewunderung für diese verdammten Kreaturen würde er in seinem Team nicht mal im Ansatz tolerieren.
Der Soldat murmelte eine Entschuldigung für seine gottlosen Worte, während die wilde Jagd unvermittelt endete, als der Flüchtende in einen großen Wohnblock eindrang, als er einfach durch ein Fenster im ersten Stock sprang. Die Scheibe zersprang sofort unter dem Aufprall des Körpers. Benjamin sprach wieder in sein Funkgerät: "Hier FRC-Team 6. Zielobjekt ist in Wohnanlage eingedrungen, Kennung BK-201. Werden Verfolgung ohne Transport fortsetzen, erbitte Information über das Paket.”
Die Truppen verließen die Geländewagen und überprüften ihre Ausrüstung, der befehlshabende Offizier gab Anweisung, die Vehikel mit den schweren Waffen um das Gebäude zu positionieren und dem Flüchtenden so ein Entkommen deutlich zu erschweren, dann wandte er sich an die Soldaten.
"Team 1,2 und 6 werden das Gebäude durch die Eingangsbereiche betreten und den Bastard suchen. Wenn ihr ihn lokalisiert habt, reizt ihn nicht. Ein Helikopter mit einem Scharfschützen ist bereits unterwegs. Aber…, wenn es nicht anders geht, legt ihr ihn um. Macht dem Fast Reaction Commando Ehre!”
Benjamin hielt seine G36 feuerbereit, stieß mit seinen erfahrenen Kameraden durch den Eingang im Nordosten vor. Sie rückten durch den Flur und dann übers Treppenhaus in die zweite Etage vor. Die Läufe der Gewehre deckten jede Richtung ab, aus der ihr Widersacher sie attackieren könnte. Sie waren ohnehin schon angespannt genug, als ihre Helmlautsprecher knackten und eine gefühlskalte Stimme verkündete.
"FRC, hier Angelseye. Zielperson als Wandler klassifiziert. Höchste Gefahrenstufe. Extreme Gewaltanwendung autorisiert. Verstärkung ist unterwegs, vermutliche Ankunft in vier Minuten.”
"Vier Minuten?!”, wetterte Paolo. "Wie lang braucht denn dieser verschissene Heli?!”
Die Stimme antwortete nicht mehr.
Fuck! Höchste Gefahrenstufe?! Wenn die Typen sagen mittlere Gefahr, hast du schon nur noch ne Fifty-Fifty-Chance! Was hat dieses Drecksvieh gemacht?! ‘Nen Engel zerrissen?!
Aber wenigstens hatte er die nützliche Information erhalten, dass es sich um einen Wandler handelte. Er entnahm der G36 das eingesetzte Magazin mit den Kartuschenpatronen und verschoss die Ladung im Lauf. Die 44 Miniaturstahlklingen, die den Lauf verließen, perforierten die Wand zu seiner rechten. Ein verschreckter Schrei von irgendwo antwortete auf den Hall des Schusses. Benjamin rammte ein Magazin mit Silbermunition in die Waffe, jetzt hatte er eine etwas größere Chance zu überleben. Die beiden anderen Soldaten mit Sturmgewehren taten es ihm nach, Paolo hatte sowieso immer Silbermunition in seiner Schrotflinte.
Eine Frau lugte vorsichtig aus einer Türspalte. Paolo wies sie an, wieder in ihre Wohnung zu gehen und wenn möglich die Tür zu verbarrikadieren.
Wie aus dem Nichts stand an einer Flurgabelung auf einmal die gesuchte Person - oder eher gesagt die wahre Gestalt der gesuchten Person.
Das Gesicht war seltsam verschoben: kleiner, länglicher, spitzer. Aus dem Maul ragte eine Reihe rasiermesserscharfer Zähne. Über den Augen besaß die Kreatur Hornwülste. Die Nase - oder besser gesagt Schnauze - erinnerte an die einer Fledermaus. Ansonsten war das Gesicht, wie auch der Rest von kurzem, schwarzen Fell bedeckt. Die Hände hatten sich verformt und erinnerten mit ihren langen, schwarzen, harten, scharfen Fingernägeln eher an tödliche Klauen. Die Ferse des Fußes war angehoben, das Ungetüm lief nur auf den Fußballen, weshalb die Kreatur gebeugt stand. Die Zehen zierten kleinere Versionen der Fingernägel.
Benjamin hätte dem Ding fast eine Salve in den Brustkorb gejagt, realisierte aber, dass das Monstrum mit seiner Klaue den Hals einer wimmernden Frau umschloss. Dieses Untier hatte die Kraft, der Frau spielerisch den Hals so stark zu zerquetschen, dass es einer Enthauptung gleichkäme. Also legte er so wie die anderen nur auf den abscheulichen Kopf an.
Er sprach in das Helmmikrophon seiner Kampfmontur.
"Hier FRC-Team 6. Haben ihn in der zweiten Etage des Nordostflügels gestellt. Halten ihn in Schach. Er hat eine Geisel, erbitte Feuererlaubnis.”
Keine zwei Sekunden später erfolgte die Antwort.
"FRC-Team 6, hier Kommando. Ist Ausschalten ohne Gefährdung der Geisel möglich?”
Er dachte kurz darüber nach, ob das Wesen nach drei Treffern in den Kopf noch dazu in der Lage wäre, die Klaue zu schließen. Bedauerlicherweise schien das wahrscheinlich.
"Negativ, Kommando. Ausschalten würde die Geisel wahrscheinlich ebenfalls eliminieren. Erbitte Feuererlaubnis.”
"Negativ, FRC-Team 6. Nicht autorisiert zu Feuern. Keine Feuererlaubnis. Auf Verstärkung warten. Die Situation auf keinen Fall eskalieren lassen.”
Benjamin knirschte mit den Zähnen. Dieses Ding war äußerst gefährlich. Als Teamführer war er wenig davon begeistert, in Angriffsweite von diesem Vieh zu stehen und keinerlei Gegenmaßnahmen ergreifen zu dürfen. Selbstschutz war ihnen trotzdem zugestanden. Komm schon, du hässlicher Quasimodo! Wenn du auch nur einen schnellen Schritt in unsere Richtung machst, kann nachher die Putzkolonne dein Hirn von der Wand abschaben.
Die Kreatur fauchte die Männer an. Der offene Rachen offenbarte einen bläuliche Zunge in dem sonst schwarzen Gaumen. Keiner der Männer reagierte in irgendeiner Weise auf die Drohgebärde. Diese Mischlinge zeigten an sich nur animalisches Verhalten, sobald sie sich wandelten, selten durchzogen von menschlichen Zügen, deren Sinn sie oft nicht mal verstanden. Ein Wissenschaftler hatte Benjamin mal gesagt, dass es wohl ungefähr so sei, als wenn man im Drogenrausch wäre. Man befände sich in einem Strom aus heftigen Sinneseindrücken, die den Verstand nahezu betäubten und so instinktives Verhalten die Kontrolle übernehmen ließen. Der Mensch war in diesem Stadium eher ein Zuschauer und musste sich enorm konzentrieren, was in diesem trägen Gedankenfluss eine enorme Anstrengung darstellte, um eine bewusste Idee zu formen und in die Tat umzusetzen. Dieser Mensch hatte es offenbar geschafft und die Kreatur eine Geisel nehmen lassen. Die wimmernde Frau war inzwischen angehoben worden und ihre Füße strampelten panisch in der Luft. Jetzt begann der abnormale Rachen Geräusche zu formen, die an eine Mischung aus Röcheln, Husten und Knurren erinnerten.
Dann auf einmal begannen die Laute einen Sinn zu ergeben. Sie formten das akustische vollkommen verdrehte Wort Gehen.
Jetzt waren die Männer geschockt - vielmehr als jeder bis zur Unkenntlichkeit zerfleischte Körper sie hätte schocken können. So etwas hatte es nie zuvor gegeben.
Das Monster schaffte es noch ein weiteres Wort hervorzuwürgen. Lassen.
Benjamin sprach verwirrt und fast panisch zugleich in sein Mikrophon.
"Kommando! Das Ding spricht! Ich wiederhole, das Ding spricht! Wir brauchen augenblicklich neue Instruktionen!”

**

Alex Drojowsk, der Offizier, der bei dieser Truppe das Kommando führte, lauschte ungläubig den durchgegebenen Funksprüchen. Im Hintergrund konnte er nur ein seltsames Krächzen vernehmen, aber er vertraute der Urteilsfähigkeit seiner kampferprobten Männer blind. Jetzt stellte sich ihm nur das Problem, dass er den Sachverhalt zwar kannte, aber nicht die leiseste Ahnung hatte wie er mit diesem umgehen sollte. Er war genauso unkoordiniert wie seine Männer, die panisch von ihm Befehle verlangten. Alles was er tun konnte, war die Zentrale anzufunken, die den eindeutigen Oberbefehl innehatte. Er versuchte ruhig zu bleiben, während er die Situation sachlich wiedergab.
"Angelseye, hier FRC-Leiter. Haben eine unbekannte Konfrontation mit der Zielperson. Die Zielperson spricht, obwohl sie bereits in der Wandelgestalt ist. Die Zielperson hat eindeutig Kontakt mit dem aktiven Team aufgenommen und fordert, sie gehen zu lassen. Sie hat eine Geisel. Diese Informationen sind mehrfach verifiziert. Erbitte genaue Befehle oder eine Person, die für solche Situationen ausgebildet wurde.”
Er wartete, während die Sekunden verrannen. Team 6 nahm keinen Kontakt mehr auf. Möglichweise waren sie bereits tot. Er brauchte eine Entscheidung und zwar so schnell wie möglich. Er startete gerade einen erneuten Funkversuch, als die Antwort ertönte.
"Die Verstärkung wird in 28 Sekunden eintreffen. Ihr Zuständigkeitsbereich endet hier. Sie werden keine weiteren Befehle erteilen.” Die Tonlage des Sprechers war absolut teilnahmslos, sie schien mehr als desinteressiert, schon eher so, als hätte sie gar keine Emotionen. Solch eine Reaktion bei dieser vollkommen neuen, unerwarteten Lage war Alex absolut unverständlich. Aber auch andere Dinge verwirrten ihn. Was sollte er mit der Verstärkung? Ein Scharfschütze half ihm jetzt genauso viel weiter wie eine Banane.
Der Punkt mit dem Zuständigkeitsbereich war auch äußerst merkwürdig. Warum sollte jetzt eine neue Behörde eingeschaltet werden, die absolut nicht in diesen Fall involviert war?
In diese Gedanken vertieft bemerkte er den Rotorenlärm erst, als der Hubschrauber sich direkt über ihm befand. Er versuchte den gemeinsamen Kanal zum Piloten zu
finden um ihm zu erklären, dass seine Anwesenheit hier nicht von Nöten wäre, stoppte den Versuch aber, als er realisierte, dass der Hubschrauber dabei war zu landen.
Er eilte auf den Frachtraum zu um eine Erklärung zu fordern. Kurz bevor er angekommen war, stiegen jedoch drei Personen aus, deren Anblick ihn jegliches Vorhaben vergessen ließ. Zwei Männer, die eine Frau begleiteten und die definitiv etwas Besonderes waren. Die beiden Männer waren hellblond, hatten sehr helle und reine Haut, eine weiße Toga stellte ihre Kleidung dar. Ihre Gesichtszüge waren zu ebenmäßig. Sie wirkten so perfekt, sie machten einen deutlich künstlichen Eindruck. Sie wirkten auf gewisse Weise wie Puppen, weshalb eher eine abschreckende, denn eine anziehende Wirkung entstand. Die Frau hingegen trug ein Kleidungsstück, das an einen hellblauen Kimono ohne Muster erinnerte. Hellgrauer Pelz zierte den Ärmelaufschlag. An manchen Stellen waren dunkelblaue Stoffstreifen befestigt, die von silbernen Symbolen übersät waren. Ihre Haut war absolut makellos und nahezu schneeweiß, ihre Fingernägel waren hellblau, aber sie machten nicht den Eindruck von aufgetragenem Nagellack. Ihre Haare waren von glänzendem Silber. Diese definitiv unmenschliche Erscheinung erlangte mir ihren goldfarbenen Augen einen würdigen Abschluss. Die drei Personen schauten sich kurz um und gingen dann mit selbstbewussten Schritten auf Alex zu. Der Blick der Frau hielt seinen gefangen. Er war autoritär aber nicht geringschätzig, er vermittelte die Botschaft Du hast deinen Job gemacht, aber ich kann es besser und du wirst mir gehorchen. Ein Soldat in Alex Hörweite hauchte ehrfürchtig: "Boten.”
Alex beschloss, die erhöhten Wesen umgehend aufzuklären. Er mochte Boten zwar nicht wirklich, da ihre distanzierte, berechnende und emotionslose Art ihm wie Entfernen der menschlichen Natur vorkam, aber für diese absonderliche Situation hätte er sich keine besseren Verbündeten vorstellen können.
"Hocherfreut, dass ihr hier seid, ich bin Alex Dro-”, begann er um höflich zu bleiben.
"Wissen wir. Wir wissen deutlich mehr, als einem wie dir je bewusst sein könnte.”, wurde er umgehend von einem der Blonden abgekanzelt.
Alex überhörte die abfällige Bemerkung beflissen und setzte erneut an.
"Ausgezeichnet, dann würde ich vorschlagen, dass-”
"Du hast nichts vorzuschlagen, du überschreitest deine Kapazitäten.”, nun hatte ihn der andere Blonde unterbrochen.
"Unterlasst dieses Benehmen, wir haben ernstere Probleme.”
Die Stimme der Frau war ruhig und ausgeglichen, aber es steckte ein deutlicher Zwang darin.
Sie trat an das Gebäude heran, ohne irgendjemand eines weiteren Blickes zu würdigen und legte bedächtig die Hand auf die Außenmauer.
"Was macht ihr?”, fragte Alex verwundert.
"Stör die Ehrwürdige nicht in ihrer Konzentration, Diener. Du solltest dich geehrt fühlen, solch eine beeindruckendes Schauspiel erleben zu dürfen, dies ist ein Privileg, das nur wenigen zuteil wird.”, rief ihn der scharfe Kommentar des zweiten Blonden zur Ordnung.
Die Botin begann nun, einige unverständliche Worte zu flüstern. Unter ihrer Handfläche erschien nun ein Kreuz aus hellgrünen Linien, die einmal das komplette Gebäude umliefen, wie Alex aus den überraschten Funksprüchen der Soldaten schloss. Aus den vier ersten Linien flossen nun weitere heraus. Auch aus diesen entstanden neue Abzweigungen, die erst größere, dann kleinere Quadrate bildeten. Inzwischen flüsterte die Botin kaum noch, sondern sprach in normaler Lautstärke, trotzdem konnte Alex sie nicht mal ansatzweise verstehen. Ihm war nicht einmal bewusst, dass der menschliche Organismus solche verdrehten, wenngleich ineinander verfließenden Laute formen konnte. Diese seltsamen Töne zwangen die Energie, die dem Körper der Frau entströmte, in die gewünschte Form. Eine Technik die nur bei den höheren Beschwörungen erforderlich war. Die Quadrate waren jetzt so klein, dass Alex nicht einmal mehr seine Faust durchstecken könnte. Die silbernen Runen auf den dunklen Stoffstreifen schienen von innen heraus zu leuchten, während ein einzelner Schweißtropfen ihre Stirn herunter lief. Immer noch hielt sie die Augen geschlossen, bis sie einen harten, scharfen Ton ausstieß und gleichzeitig ruckartig die Augen öffnete. Sofort fingen die gezogenen Linien an stark zu leuchten, ja regelrecht zu glühen. Für einen Augenblick wurden sie blitzhell, dann waren sie verschwunden. An ihrem Standort befanden sich hauchzarte Schnitte, so fein, dass man sie kaum wahrnahm. Alex wollte gerade etwas sagen, als das gesamte Haus erbebte und dann in kleine Stückchen zerfiel. Es war an den Linien wie von riesigen Klingen zerschnitten worden.
Alex starrte total verstört auf die Trümmer, ein zittriger Laut entwand sich seiner Kehle. Ihm war klar, dass das Gitternetz das komplette Haus überzogen hatte, das hieß, absolut niemand war verschont worden. Diese Frau war eine lebende Bombe.
Ein Kämpfer stöhnte entsetzt: "So ein Massaker.”
Alex schrie den Blonden wutentbrannt an.
"Was soll die Scheiße?! Das Haus war nicht evakuiert! Da waren mindestens fünfzig Leute drin!”
Der Blonde sah ihn herablassend an. Alex war bis jetzt ein Rätsel, wie sie es schafften, obwohl sie scheinbar keine Gefühle empfanden, so arrogant zu sein.
"Wissen wir. Aber Sie wissen scheinbar nicht, wer dieser Mann war. Wir hätten Hunderte geopfert um ihn zu erwischen. Dass es so wenige waren, war nur ein glücklicher Zufall.”
"Was soll das heißen, du Arschloch?! Ich hatte zwölf Männer da drin!” Er musste sich zurückhalten um diesem Boten nicht seine Faust in sein selbstgefälliges Gesicht krachen zu lassen.
Die Botin, deren Erschöpfung ihr deutlich anzusehen war, antwortete an seiner Stelle.
"Es waren Männer, denen bewusst war, dass sie ihr Leben riskierten. Die dies getan haben, um diesen Wandler zu stoppen. Sie haben das Risiko für den Erfolg in Kauf genommen und der Wandler wurde gestoppt.”
Diese Worte wären fähig gewesen Alex zu beruhigen, aber ihr Tonfall machte deutlich, dass die Männer diese Frau nicht einmal ansatzweise interessierten. Es klang eher, als hätte sie diesen Text schon öfters aufgesagt, als ob es eine reine Formalität für sie wäre. Dann jedoch schob sie noch einen Satz nach:
"Wir haben ihnen praktisch geholfen.”
Alex verspürte abrupt einen tief sitzenden Hass in sich, seine Hand schnellte nach unten zum Pistolenholster. Glücklicherweise war einer seiner Kameraden schneller, richtete seine Pistole auf die Frau und schrie voller Zorn: "Stirb, Schlampe!”
Schneller, als Alex Augen die Bewegung verfolgen konnten, stand der Bote neben ihm und drückte seine Waffe nach unten. Der Schuss schlug dumpf in den Boden ein.
Der Soldat schaffte es gerade noch einen erstaunten Gesichtsausdruck auf seine Züge zu zaubern, bevor die freie Hand seines Widersachers ihn fast schon zärtlich am Hals berührte. Augenblicklich erschlaffte sein Körper und er fiel unsanft zu Boden, nicht einmal der Versuch, den Bewusstlosen zu stützen, war erkennbar.
Verständlich, wenn man wusste, was der Bote zu tun beabsichtigte.
Er kniete sich neben den Ohnmächtigen und sagte wie zu einem Kleinkind:
"Du hast deine Hand gegen eine Unberührbare erhoben. Damit hast du dein Leben verwirkt. Meine Herren werden sich deiner Sache annehmen.”
Dann holte er eine Art lange, fingerdicke Silberstahlnadel hervor und setzte sie dem Mann an die Schläfe. Nüchtern und mit dem Interesse, als ob er gerade seine Fußnägel schneiden würde, übte er leichten Druck auf die Nadel aus und ließ sie so die Haut am Schädel durchdringen. Ein kurzer Stoß, der von einem abscheulichen Knacken begleitet wurde, bei dem Alex speiübel wurde, und die Nadel verschwand zur Hälfte im Schädel. Der Blonde stand auf und schob die Nadel in ein langes Etui, beiläufig murmelte er ein sehr knappes Gebet.
Die drei Personen stiegen wieder in den Helikopter. Ohne eine weitere Erklärung, hob dieser ab und ließ Alex, absolut verstört vor einer Ruine mit dutzenden Leichen zurück.


**

Cayef betrat so schnell er konnte die Bar, sein ganzer Körper war von einem dezent schmerzhaften Kribbeln erfüllt. Er hatte sich dazu hinreißen lassen, fast sein Limit zu erreichen. Wenn er den unfreiwillig hilfsbereiten Obdachlosen nicht gefunden hätte, wäre er wahrscheinlich schon elf Minuten früher am Limit angekommen.
Jetzt zitterten seine Unterarme deutlich, da half auch die graue Sweatjacke nicht.
Er setzte sich auf einen Barhocker am Tresen und bestellte ein Bier. Augenblicklich stand es, frisch gezapft, vor ihm. Verständlicherweise war um sieben Uhr abends an solch einem Ort noch nicht viel los. Cayef konnte fünf anwesende Personen zählen.
Er versuchte sich auf den laufenden Fernseher zu konzentrieren, nicht etwa, weil das Gezeigte ihn irgendwie interessierte, sondern einfach um sich bis in die Dämmerung ein bisschen zu beschäftigen. Jetzt in seinem Zustand zu dieser Tageszeit in seine Wohnung zurückzukehren kam einem Selbstmord gleich. Warum sollte er auch wieder zurück? Seine Partnerin Lena würde erst gegen Neun von der Arbeit aufbrechen. Er freute sich bereits jetzt darauf, ihr Lächeln zu sehen, wenn sie ihn sah. Noch mehr freute er sich, wenn er daran dachte, was sie danach tun würden. Insofern schenkte, er dem Mann, der sich schwungvoll neben ihm niederließ, erst Beachtung, als er gedämpft sagte: "Welche eine Überraschung, zu dieser Zeit an solch einem Ort einen Bruder anzutreffen.”
Cayef wurde bei diesen Worten stocksteif, den Blick hielt er fest auf den Fernseher gerichtet. Was denkt sich dieser Idiot?! An solch einem Ort, ich werde versuchen ihn abzuwimmeln.
"Ich weiß nicht, wovon sie reden.”, sagte er im möglichst nüchternem Tonfall.
Der Tonfall seines Sitznachbarn klang belustigt: "Wäre ganz glaubhaft gewesen, wenn du dich zu mir umgedreht hättest. Wenn ein Fremder jemanden Bruder nennt, ist das schon einen Blick wert.”
Cayef suchte mit seinem empfindlichen Sinnen die Luft ab. Der Mann verbreitete absolut keinen Eigengeruch. Es war offensichtlich, was er war.
Der Mann flüsterte jetzt etwas.
"Ich habe gesehen, was du mit dem Penner gemacht hast. Das war sehr einleuchtend, keine auffällige Sauerei wie bei den Amateuren. Nein, eine gute Gelegenheit abgewartet und ein einziger Biss. Erstaunlich, dass du mit einem Ansetzen all das Blut aufnehmen konntest. Ich hatte aber auch nicht erwartet, dass du ihn veränderst. Du scheinst eher der Einzelgänger zu sein. Aber die Wunde mit einer Abschürfung zu tarnen… Respekt, war eine gute Idee. Du bist schon länger dabei. Elf, zwölf Jahre oder?”
Fuck! Er hat mich beobachtet. Das ist schlecht, sogar sehr schlecht. Er wandte dem Mann den Kopf zu.
Dieser hatte rote lange Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Er sah jung aus, ungefähr wie dreiundzwanzig, aber das musste nichts heißen. Er trug ein kurzärmliges hellgraues Hemd mit dünnen, schwarzen Längsstreifen und dazu eine schwarze Jeans. Zwei junge Frauen, die an einem Tisch saßen, warfen ihnen beide bewundernde Blicke zu. Männer mit ihrer Besonderheit wirkten immer auf unbestimmte Art attraktiv.
Der Mann grinste ihn an.
"Ah, endlich hab ich deine Aufmerksamkeit gewonnen. Mir gefällt übrigens dein Rot.” Dabei wies er auf Cayefs Haare. Ein hellroter Streifen zog sich an der rechten Kopfseite durch die ansonsten kurzen, schwarzen Haare.
"Ich heiße Varuk und wie lautet dein Name?”
Cayef versuchte zu grinsen.
"Ich heiße Daniel Schäfer.”
Varuk stieß ein lockeres Lachen aus.
"Wenn du schon versuchst mich zu täuschen, nimm etwas frei Erfundenes ohne Nachnamen.”
Oh! Er scheint sich echt mit uns auszukennen. Keiner dieser Typen, die ankommen und ohne irgendwelches Vorwissen Hilfe verlangen.
Varuk fuhr fort
.
"Du musst mir deinen Namen nicht nennen, noch nicht. Ich bin hier um dich zu fragen, ob du bei einer Gruppe einsteigen willst, die dir natürlich auch Geld, aber vor allem Entfaltung und einen Sinn bieten kann.”
Er schob ihm eine Visitenkarte hinüber, auf der einfach nur verschnörkelt Varuk und eine Telefonnummer stand.
Cayef machte Anstalten aufzustehen, von so was hatte er genug. Er war im Moment zufrieden, aber Varuk packte seinen Arm.
Cayef sah ihn erstaunt an. Das hingegen hatte er noch nie erlebt. Dass ein Kontaktmann, der zuerst so souverän auftrat, auf einmal einen fast schon flehenden Eindruck machte, verwirrte ihn, das was Varuk dann sagte nur noch mehr.
"Ich hätte dich nicht ansprechen müssen, du würdest dich wundern, wie viele von uns es in dieser Stadt gibt. Aber du bist etwas Besonderes. Du warst am Nachmittag draußen. Du liebst es auch, dich der Sonne zu stellen, nicht wahr? Ihr eine halbe, vielleicht auch eine Stunde abzuringen. Einfach um einen Triumph über diese Bürde zu erringen. Ein Zeichen zu setzten, dass du dich den Regeln deiner Existenz nicht unterwirfst, dass du dein Schicksal nicht hinnimmst. Sondern, dass du dafür kämpfst, ein Leben nach deinen Vorstellungen zu leben. Dass du nicht aufhörst dich weiter zu entwickeln. Dass du versuchst dieses Dasein zu meistern und es nicht zu beklagen.
Ich verstehe das. Ich war - oder bin genauso. Wirf diese Karte nicht weg. Wir sind anders als du denkst, du wirst es sehen.”
Jetzt ließ er Cayef los, nickte ihm kurz zu und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher.
Cayef verließ die Bar beinahe fluchtartig. Die letzten Worte hatten ihn aufgewühlt. Wie konnte dieser Wildfremde so genau wissen, was er empfand, wenn er mittags nach draußen trat. Etwas das jeder andere von ihnen als bescheuert abgetan hätte. Varuk schien zu verstehen, dass viel mehr dahinter steckte. Er beschloss die U-Bahn nach Hause zu nehmen. Er würde sich beruhigen und auf Lena vorbereiten. Auch beschloss er nicht der Versuchung nachzugeben die Nummer zu wählen. Dass diese Person ihn so gut einschätzen konnte, machte ihm auf gewisse Weise Angst. Normalerweise war er für andere Person schwer zu verstehen und mysteriös. Er steckte die Karte in sein Portmonee und trat die Treppen hinab in die dunklere Bahnstation.


**

Mitten in der Nacht trafen zwei Personen auf den Trümmern des von der Botin zerstörten Gebäudes zusammen. Die Behörden hatten die Leichen längst geborgen und das Gebiet mit Absperrband umgeben. Das Mondlicht offenbarte die eine Person als Varuk, bei der anderen lugten unter der Kapuze nur zwei dünne, rote Haarsträhnen hervor. Sie betrachteten schweigend die Trümmer. Der Unbekannte stieß mit dem Fuß einen Stein an.
"Schade, dass es für ihn so enden musste.”, brach Varuk das Schweigen.
Eine andere Stimme, schwer als männlich oder weiblich einzuschätzen, antwortete:
"Es war offensichtlich, dass er geschnappt werden würde. Auch er wusste, worauf er sich einließ. Mich überrascht nur, dass sie eine solch wichtige Botin geschickt haben. Scheint so, als hätten sie die Bedeutung dieser Lage sehr schnell erkannt.”
Varuk schaute erstaunt auf.
"Wieso? Wen haben sie geschickt?”
Die Antwort brauchte etwas, sie bestand nur aus einem Wort.
"Karvea.”
Varuk machte einen überraschten Atemzug. Er betrachtete die Trümmer, dann schweifte sein Blick an den Horizont.
"Das sieht wirklich nach einer ihrer Massakerlehren aus. Ich hätte echt nicht gedacht, dass sie eine Vertraute in der Nähe hätten, geschweige denn sie hierher schicken. Das könnte schwierig werden.”
Beide schwiegen wieder, betrachteten die Umgebung, die in silbernes Licht getaucht wurde. Nach einer Weile schob Varuk noch etwas nach.
"Ich habe vergessen, es zu erwähnen. Ich habe einen Kandidaten gefunden.”
Die andere Person wandte ihm die Kapuze zu. Als sie sprach, klang der Tonfall deutlich missbilligend.
"In diesem Stadium willst du eine weitere Person aufnehmen? Selbst, wenn man die Tatsache außer Acht lässt, dass nun eine Vertraute im Spiel ist, ist dieses Verhalten alles andere als intelligent.”
Varuk lächelte entschuldigend.
"Wisst ihr, ich konnte nicht anders. Er kämpft gegen die Sonne, wie ich. Ich habe bereits einen Test veranlasst, ich bin mir sicher, das Ergebnis wird unsere Erwartungen übertreffen.”
Die Person schwieg, dann sprach sie amüsiert:
"Varuk, du bist wahrlich interessant. Selbst für uns, bei denen die Emotionen deutlich stärker zutage treten, ist so etwas sehr ungewöhnlich. Du setzt damit dein eigenes Glück aufs Spiel.”
Varuk lächelte verträumt den Mond an.
Seine Stimme klang seltsam abwesend und verklärt, als er antwortete.
"Wisst ihr, unser Vorhaben ist ein einziges großes Glücksspiel.” Er schaute wieder auf die Trümmer. Nahm ein kleines Bruchstück auf und hielt es mit zwei Fingern ins Mondlicht.
"Warum nicht die Einsätze erhöhen?”

Macht korrumpiert niemanden, sie zeigt nur das wahre Gesicht des Menschen
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