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Welt, Politik und Diskussionen - Druckversion

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RE: Welt, Politik und Diskussionen - Jens - 14.11.2015

Die Franzosen haben die Vorratsdatenspeicherung. Sowohl Charlie Hebdo als auch gestern sind traurige Beweise dafür, dass diese Geschichte nichts bringt!!!

Und von wegen Flüchtlinge. Ich wette darauf, dass diese Attentäter aus der gescheiterten Jugend in den Banlieues stammt...


RE: Welt, Politik und Diskussionen - Marc - 14.11.2015

Naja, angeblich wurden syrische Pässe gefunden. Und sollte der letzte Woche in Bayern verhaftete Typ wirklich dazugehören, der in seinem Auto Massen an Waffen Richtung Frankreich bringen wollte, dann passt das mit den Banlieues auch nicht mehr...

Wie auch immer: Den Islam kann man nicht aussperren - und sollte man auch nicht. Selbst wenn so manche Kritik natürlich berechtigt erscheinen mag.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - boogiboss - 14.11.2015

Wenn noch ein paar solcher Anschläge folgen dan gute nacht Gesellschaft.
Zum glück wurden in Deutschland schon einige verhindert.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - Jens - 16.11.2015

Ich stelle es mal hier rein und lasse es sonst unkommentiert. Möge jeder sich selbst seine Gedanken darüber machen.

Quelle: Veröffentlichung des Blog-Eintrages von Elie Fares, Arzt, 26 Jahre alt, aus Beirut. http://www.sueddeutsche.de/digital/blogeintrag-zu-terroropfern-sind-arabische-leben-weniger-wert-1.2739151
Zitat:Als ein Freund mir nach Mitternacht sagte, ich solle mir die Nachrichten aus Paris ansehen, hatte ich erst einmal keine Ahnung, dass ich den Stadtplan einer Stadt sehen würde, die ich liebe, nur dass er die Tatorte mehrerer gleichzeitiger Terrorangriffe zeigte. Ich zoomte näher heran. Einer der Tatorte lag genau dort, wo ich 2013 gewohnt hatte, auf demselben Boulevard.

Je länger ich las, desto höher stieg die Zahl der Toten. Es war schrecklich; es war entmenschlichend; es war völlig und unwiderruflich hoffnungslos: 2015 endete so, wie es begonnen hatte - mit Terroranschlägen, die im Libanon und in Frankreich beinahe zur selben Zeit stattfanden - ausgeführt von verrückten Kreaturen, die Hass, Angst und Tod verbreiteten, wohin sie auch gingen.

Heute Morgen bin ich aufgewacht und zwei Städte waren zerbrochen. Meine Freunde in Paris, die noch gestern gefragt hatten, was denn in Beirut passiert sei, lernten nun plötzlich die andere Seite kennen. Unsere beiden Hauptstädte waren zerbrochen und vernarbt. Für uns hier waren das vielleicht alte Nachrichten, für sie aber Neuland.

Mehr als 128 unschuldige Zivilisten aus Paris sind nicht länger bei uns. Am Tag zuvor waren 45 unschuldige Zivilisten aus Beirut nicht länger bei uns. Die Opferzahlen steigen, aber wir lernen offenbar nie dazu.
In all dem Chaos und der Tragödie nagte ein Gedanke an mir und wollte meinen Kopf nicht verlassen. Es ist derselbe Gedanke, der in meinem Schädel nach jedem dieser Ereignisse widerhallt, die mittlerweile leider immer wieder passieren: Wir sind nicht wirklich wichtig.

Als meine Leute am 12. November auf den Straßen Beiruts in Stücke gesprengt wurden, lautete die Schlagzeile: "Explosion in Hisbollah-Hochburg", als könnte der politische Hintergrund einer urbanen Gegend den Terror irgendwie in einen Kontext einordnen.

Als meine Leute am 12. November auf den Straßen Beiruts starben, standen die Führer der Welt nicht auf und verurteilten das. Es gab keine Statements, in denen Sympathie mit dem libanesischen Volk ausgedrückt wurde (Anm. d. Red: UN und Barack Obamas Nationaler Sicherheitsrat äußerten sich allerdings sehr wohl). Es gab keine weltweite Empörung darüber, dass unschuldige Menschen, deren einziger Fehler war, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, nie so etwas passieren sollte oder dass ihre Familien niemals auf solche Weise zerstört werden sollten. Religion oder politischer Hintergrund eines Menschen sollten nicht darüber entscheiden, ob man erschrocken ist, dass sein Körper auf dem Zementboden verbrennt.

Obama gab keine Mitteilung dazu heraus, dass ihr Tod ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei; was ist Menschlichkeit überhaupt außer einem subjektiven Ausdruck, der den Wert eines bestimmten menschlichen Wesens bestimmen soll?

Stattdessen verkündete ein amerikanischer Möchtegern-Senator, wie glücklich er sei, dass meine Leute gestorben sind, dass die Hauptstadt meines Landes zerschmettert wurde, dass Unschuldige ihr Leben verloren und dass die Opfer Menschen aus allen möglichen Hintergründen gewesen waren.

Als meine Leute starben, hielt es kein Land für nötig, seine Sehenswürdigkeiten in den Farben seiner Flagge zu beleuchten. Nicht einmal Facebook hielt es für nötig, dass meine Leute sich als "sicher" markieren konnten, so banal das auch sein mag. Hier ist euer Facebook-Safety-Check: Wir haben, zum jetzigen Zeitpunkt, alle Terrorangriffe in Beirut überlebt.
Als meine Leute gestorben sind, hat das die Welt nicht in Trauer gestürzt. Ihr Tod war nicht mehr als ein irrelevanter Tupfen im internationalen Nachrichtenzyklus, etwas, das eben in diesen Teilen der Welt passiert.

Und wisst ihr was, das ist okay für mich. Im vergangenen Jahr habe ich mich damit abgefunden, eines von den Leben zu führen, die egal sind. Ich habe gelernt, es zu akzeptieren und damit zu leben.

Stellt euch darauf ein, dass in den kommenden Tagen die Islamophobie in der Welt wieder ansteigt. Stellt euch auf Artikel darüber ein, dass Extremismus keine Religion hat und darüber, dass die Mitgleider des Islamischen Staates keine echten Muslime sind, und das sind sie sicher nicht, denn kein Mensch mit auch nur einem Funken Moral in sich würde solche Dinge tun. Der IS hat islamophobe Reaktionen eingeplant, die er dann benutzen kann, um seinen höllischen Finger auszustrecken und jedem empfänglichen Geist, der ihm zuhört, zu sagen: Schau, sie hassen uns.

Nur wenige sind fähig, darüber zu stehen.

Stellt euch darauf ein, dass Europa in den kommenden Tagen versuchen wird, mit wachsender Ablehnung gegen die Flüchtlinge klarzukommen, die in seine Länder strömen, mit den Fingern auf sie zeigen wird und sie beschuldigen wird, schuld an der Nacht des 13. November in Paris zu sein. Wenn Europa nur wüsste, dass für diese Flüchtlinge jede Nacht in den vergangenen zwei Jahren so war wie die Nacht des 13. November in Paris. Aber schlaflose Nächte sind nur wichtig, wenn dein Land es schafft, dass die ganze Welt in den Farben seiner Fahne erstrahlt.

Noch schrecklicher an der Reaktion auf die Pariser Terrorangriffe war aber, dass manche Araber und Libanesen trauriger darüber waren, was dort passierte, als über das, was am Tag zuvor in ihrem eigenen Hinterhof passiert ist. Sogar unter meinen Leuten gibt es das Gefühl, dass wir nicht so wichtig sind, dass unsere Leben nicht so wertvoll sind und dass wir es, nicht einmal ein bisschen, verdient haben, dass unsere Toten kollektiv betrauert werden und für sie gebetet wird.

Es ergibt vielleicht Sinn, dass Libanesen, die eher Paris besuchen als Dahyeh (Dahieh oder Dahyeh: die südlichen Vororte, zu denen auch der Anschlagsort Bourj el-Barajneh gehört; Anm. d. Red.), sich mehr um Ersteres scheren als um Letzteres, aber viele der Leute, die ich kenne, die am Boden zerstört sind wegen des Chaos in Paris, geben einen Scheißdreck darauf, was 15 Minuten von ihrem Wohnort entfernt mit Menschen passiert, denen sie vielleicht schon einmal begegnet sind, als sie durch vertraute Straßen liefen.

Wir können darum bitten, dass die Welt doch Beirut für genauso wichtig halten soll wie Paris, oder dass Facebook für uns einen "Safety Check"-Button einführt, den wir jeden Tag benutzen können, oder darum, dass Menschen sich überhaupt um uns sorgen. Aber die Wahrheit ist, wir sind ein Volk, das sich nicht einmal um sich selbst sorgt. Wir nennen es Gewöhnung, aber das ist es nicht wirklich. Wir nennen es "neue Normalität", aber wenn das die Normalität ist, soll sie zur Hölle fahren.

In einer Welt, die sich nicht um arabische Leben schert, stehen Araber in der vordersten Frontlinie.

Was Charlie Hebdo dazu zu sagen hat: Sie haben die Waffen. Aber scheiß drauf, wir haben den Champagner.
Spoiler:
[Bild: image-923281-galleryV9-qpgi-923281.jpg]



RE: Welt, Politik und Diskussionen - Marc - 18.11.2015

Ja, der Blogbeitrag ist schön und gut. Aber letzten Endes ist uns Paris dann eben doch näher als Beirut.

Auf die Tatsache hinzuweisen, dass der Terror nicht nur in Frankreich stattfindet, ist richtig und wir sollten das auch bloß nicht vergessen. Nur finde ich, dass man die Solidaritätsbekundungen mit den Franzosen nicht kritisieren sollte. Wie gesagt: die Franzosen sind "uns" nunmal i.d.R. etwas näher als jemand aus Beirut - nicht nur in Form von Kilometern, sondern auch kulturell. Und wenn man jetzt meint, z.B. sein Facebook-Profilbild als Zeichen der Anteilnahme ändern zu müssen, dann kann ich daran nichts Verwerfliches erkennen.

Wenn der Gute jetzt kritisierst, dass jemand mit den Franzosen trauert und nicht mit den Opfern im Libanon etc., dann ist das schon etwas Wahres dran. Nur kann man eben nicht für jeden Menschen weltweit immer Flagge zeigen. Irgendwo nimmt die Empathie automatisch ab. Es gibt nunmal Unterschiede zwischen Familie, Nachbarn, Mitbewohner einer Stadt, eines Landes, eines Nachbarlandes, eines Kontinents usw.

Und so leid es mir für die Betroffenen im Nahen Osten tut: Man ist da hierzulande irgendwie abgestumpft. Das macht die Terrorakte dort nicht weniger schlimm, nur ist das dann irgendwann doch nur noch eine Bombe von vielen. Im Umkehrschluss würde die Anteilnahme hierzulande auch schwächer, wenn in Paris alle paar Tage so etwas passieren würde - was ich den Franzosen genauso wenig wünsche, wie auch allen anderen Völkern dieser Welt. Gerade weil wir hier in Europa - anders als z.B. im Libanon - ein völlig anderes Sicherheitsgefühl haben, tut so ein Anschlag derzeit vielen besonders weh.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - Scuzzlebutt - 18.11.2015

Das Ottonormalbürger nicht über jedes Attentat trauern kann und sich natürlich überwiegend die Dinge herauspickt die vor der eigenen Haustür passieren ist verständlich, aber die Politik sollte da schon mehr Anteilnahme zeigen bei solchen Vorfällen, zumal der nahe Osten nun mal ein akutes politisches Thema ist.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - Marc - 18.11.2015

Die Frage ist doch auch, ob die Politik wirklich keine Anteilnahme zeigt oder ob wir das hier nur nicht groß mitbekommen, weil es die Medien nicht so sehr interessiert.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - boogiboss - 24.11.2015

Ich frage mich gerade ernsthaft ob es nötig war diesen Russischen Kampfjet vom Himmel zu holen, was haben sich die Türken dabei gedacht?

Geht es den Türken wirklich um mehrfache Lufthoheitsverletzungen, oder passt es ihnen einfach nicht das die Russen Assad unterstützen.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - Marc - 24.11.2015

Naja, man sollte auf jeden Fall jetzt erst einmal auf Fakten warten, bevor man voreilige Schlüsse zieht. Einerseits ist es ja nun nicht das erste Mal, dass die Russen den Lauftraum verletzt haben. Andererseits muss man deswegen sicherlich auch nicht gleich zur Rakete greifen.

Aber da sieht man mal, welche Interessen in der Region so aufeinandertreffen.


RE: Welt, Politik und Diskussionen - Jens - 25.11.2015

Ein Schwanzvergleich zweier Gorillas, die beide nicht raffen, wie gefährlich das Gezündele in dieser Region sein kann.