@Gruntcommander:
Jupp, die EasterEggs hast du richtig erkant
Kapitel 2
Fliegende Jäger
So viele Personen hatte Ar’bok noch nie auf einmal gesehen. Allein schon in diesem Korridor herrschte mehr Treiben, als im Maschinenraum (welcher wahrlich nicht zu den Kleinsten gehörte), wo er noch vor Kurzem gelebt hatte.
Erst jetzt wurde sich die Putzmade darüber bewusst wie
wenig sie eigentlich über dieses Schiff wusste.
Langsam wollte er den Gang betreten, als eine Gruppe Kig-Yar ihn beiseite stieß, da er für sie nur ein weiteres Hindernis darstellte.
Unggoy und Sangheili liefen an ihm vorbei ohne auch nur Notiz von seiner Anwesenheit zu machen.
Der Huragok hatte die Tür hinter ihm verschlossen und würde bestimmt auch bald das Loch in der Wand wieder abgedichtet haben, also gab es für Ar’bok keinen anderen Weg, als den durch die Schiffskorridore.
Es war gefährlich, wenn man von niemandem wahrgenommen wurde. Er konnte zur Seite gestoßen, oder gar zerquetscht werden. Ar’bok konnte sich gut vorstellen, das die Soldaten der Allianz ganz andere Dinge im Kopf hatten, als eine kleine Putzmade, die versuchte ihren Weg nach Hause zu finden. Keiner schenkte einer Made Beachtung, außer wenn sie im Weg stand oder wenn jemand etwas brauchte, um vor lauter Lageweile mit Steinen darauf zu werfen - wie es dieser Unggoy in der Maschinenhalle getan hatte.
Er setzte zu Sprung in das Füßemeer an, machte sich bereit wie ein Springer, der von einem hohen Ort in die Tiefe sprang. Die Aufregung war groß bei Ar’bok, denn es war nicht nur neu sondern auch sehr gefährlich.
Beinahe war er schon dankbar für den Kig-Yar, der gerade im falschen Moment zu nah an ihm vorbeilief und so seinen Sprung vermasselte.
Schnell rappelte sich die Made wieder auf und setzte erneut an. Er landete kaum zwei Einheiten von der Wand entfernt im Gang und ließ seinen Blick in alle Richtungen schweifen, um ja nicht zu nahe an die Stiefel, Hufe, Füße und was es nicht alles gab, zu kommen.
Geschickt rollte er sich um seine eigene Achse, indem er seine Muskeln im Schwanzende anspannte, um einer Gruppe Unggoy aus dem Weg zu rollen, die beinahe wie eine lahme Herde Büffel über ihn drüber stolziert wäre.
Einer der Unggoy bemerkte im Vorbeigehen Ar’bok und blickte zu ihm hinab. Die Härchen auf dem Rücken der Putzmade richteten sich augenblicklich auf und Ar’bok befürchtete schon, dass dies das Ende sei. Jeden Moment würde der Unggoy einen Stein herausholen und ihn nach ihm werfen.
Doch dem war nicht so, der Unggoy wendete seinen Blick desinteressiert wieder ab und trottete seinen Kameraden hinterher.
Ar’bok ließ ein kurzes Zucken durch seinen Körper fahren, was einem erleichterten Ausatmen sehr nahe kam. Das hatte er nicht erwartet gehabt. In der Maschinenhalle war es Alltag gewesen, als Plage angesehen zu werden. Offenbar war das nicht überall der Fall.
"Los, beweg dich endlich schneller, du Made!", vernahm Ar’bok brüllend über sich.
Verängstigt wandte er sich um und erblickte einen blau gepanzerten Sangheili-Krieger, der genau auf ihn zulief. Schnell robbte Ar’bok weiter zur Seite, um dem Ungetüm Platz zu machen.
Ohne Ar’bok auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen passierte der Sangheili ihn, blickte aber sogleich wieder hinter sich. "Ich habe gesagt
schneller!", brüllte er wieder und erntete zahlreicher Blicke von Unggoy und Kig-Yar, die sich im Korridor befanden.
Erst jetzt verstand Ar’bok die Situation, als er sah, wen der Sangheili die ganze Zeit über angebrüllt hatte: Es war ein Unggoy, der jede Menge Ausrüstungsgegenstände auf den Armen trug und schnaufend noch weitere auf dem Boden hinter sich her schleifte.
"Ich beeile mich ja, Meister", keuchte der Untergebene.
Ar’bok hatte nicht den blassesten Schimmer, was genau der junge Unggoy da trug, auch hatte er nicht gewusst, dass sich die Unggoy jemandem unterordnen mussten. Wieder einmal wurde der Made klar, dass er recht wenig über die Hegemonie des Allianz-Imperiums wusste.
Aber was störte es ihn, solange er darin zurecht kam.
Als der Unggoy mit seinen unzähligen Dingen näher kam, fand Ar’bok, dass diese brutalen Wesen zumindest nützlich sein konnten - als unwissendes Transportmittel.
Bei den vielen Gegenständen würde eine kleine Made schon nicht weiter auffallen, fand Ar’bok. Langsam und schwerfällig trottete der Unggoy an Ar’bok vorbei, wobei kein anderer Unggoy oder Kig-Yar sich dazu verpflichtet fühlte dem kleinen Träger zu helfen.
Wieder kringelte sich Ar’bok zusammen und steckte all seine Kraft in diesen einen Sprung. Aufgeregt stieß er sich vom polierten Metallboden ab und erreichte im letzten Moment noch den Unggoy und seine Ausrüstung. Der Aufprall wurde kaum bemerkt und selbst Ar’bok hatte vermutet, dass der Unggoy wenigstens etwas wanken würde, wenn ein zusätzliches Stück Ballast zu den anderen Teilen auf dem Rücken landen würde. Aber dafür schien Ar’bok zu leicht zu sein - ein weiterer praktischer Vorteil seiner geringen Größe.
Elektrische Geräte, Sensoren und irgendetwas, an dem Schläuche und Kabel angeschlossen waren hatte sich der Unggoy über den Rücken geworfen und trug den Rest auf den Armen. Neben den Schläuchen, deren metallene Enden klirrend über den Boden schliffen, trug der Gassauger noch einen großen Beutel neben seinem Methantank, der aus einer Mischung aus Stoff und Leder bestehen musste.
Er war groß genug, dass Ar’bok sich darauf nieder lassen konnte. Ihm war es egal, ob darin weitere Ausrüstungsgegenstände verstaut waren, oder ob darin die Sonntagswäsche des Unggoy war. Es war bequem, und das genügte Ar’bok vollkommen.
Nun hatte er eine gemütliche Möglichkeit gefunden, das Schiff zu durchqueren, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, welches Hufepaar ihm als nächstes gefährlich werden konnte. Von der Höhe des Unggoys aus, hatte Ar’bok einen viel besseren Überblick über die Weiten des Ganges.
Er rollte sich auf dem Stoffbeutel zusammen und beobachtete still das aufgeregte Treiben um sich herum.
"Wenn der Heilige eintrifft muss alles fertig sein", knurrte wieder der Sangheili. "Er kann jeden Moment eintreffen, wir können uns keine Pause gönnen."
Ein weiterer Sangheili kam näher und fing an sich mit dem Kommandant des Unggoy-Trägers zu unterhalten. Sie redeten über irgendwas, was für Ar’bok keinen Sinn ergab. Etwas über einen Botschafter, einen Lichtkörper und Unwürdige. Irgendwann wurde es Ar’bok zu langweilig und er ließ sich von dem Schaukeln des sich beeilenden Unggoys in den Schlaf wiegen.
Etwas polterte und ließ das Schaukeln wilder werden. Der Beutel, auf dem Ar’bok sein Lager aufgeschlagen hatte, viel zu Boden und die Made kullerte - frisch aus dem Schlaf gerissen - daneben.
Langsam klärte sich die Sicht wieder und Ar’bok erkannte, dass er zwischen den umgeworfenen Beutel und einem Haufen Schläuche lag. Alles lag verstreut auf dem Boden. Die Putzmade fragte sich gerade, ob der Unggoy wohl gestürzt war und alles hatte fallen lassen. Aber wo war dann das herrische Brüllen des Sangheili, das mit Sicherheit gefolgt wäre?
Die Antwort kam, als Ar’bok den Unggoy-Träger über sich erblickte, der begann die Ausrüstung aufzubauen.
Das konnte nur bedeuten, dass sie sich schon am Ziel befinden mussten. Schnell begann Ar’bok sich aufzurichten und zwischen den Kabeln und Gegenständen zu verschwinden, bevor der Unggoy bemerkte, das er da war. Zwar mochte dieser eine Unggoy aus der Gruppe im Korridor ihn in Ruhe gelassen haben, aber das musste ja nicht für alle gelten.
Zuerst musste Ar’bok herausfinden wo er eigentlich war. Er wusste ja nicht einmal wie lange er geschlafen hatte. Theoretisch konnte er überall im Schiff sein - aber das hatte er auch gedacht, als er den Kabelschacht hinabgestürzt war und in einem Drähtewirrwarr wieder zu sich gekommen war.
Ob ihm irgendeiner seiner Artgenossen glauben würde, wenn er ihnen von dieser Odyssee erzählen sollte? Wahrscheinlich nicht. Zy’lis, Ze’lot und die anderen kannten nur den Maschinenraum der
Ewigen Unendlichkeit, was sollte sie also der Rest davon kümmern. Ihnen war es egal und Ar’bok war es bis vor wenigen Tagen auch egal gewesen, wäre da nicht dieser eine Unggoy mit den Steinen plötzlich aufgetaucht und hätte Ar’boks Leben nicht gründlich durcheinander gebracht.
Im Inneren der Maschinenhalle war es immer kühl und ruhig gewesen. Es gab keinen unnötigen Lärm und kaum Gefahren von außen. Hier am anderen Ende des Schiffes war alles anders. Ar’bok vernahm so viele Stimmen von so vielen unterschiedlichen Wesen, dass er sie kaum einordnen konnte.
Seine feinen Härchen auf dem Rücken registrierten keine Gefahr, also traute sich die Made weiter vorwärts und begann die Umgebung zu observieren, in die sie der Unggoy gebracht hatte.
Es war… Ar’bok war sich nicht sicher was er da vor sich hatte. Die Halle, in der er war, war gigantisch. Zwar nicht so groß wie die Maschinenhalle, konnte aber dennoch in ihrer Eindruckskraft damit mithalten.
Ar’bok robbte über den Boden bis zu einer Stelle, wo es steil hinab ging. Der Saal war in mehrere Etagen unterteilt. Eine große Halle, an deren Wänden sich Dutzende an Fußgängerwege und Andockstationen entlang zogen. Phantoms, Spirits und einige Banshees flogen in der Halle umher und scheinen aufzuräumen. Auf Ar’bok wirkte es wie das Atrium (einen Ort im Maschinenraum, an dem sich die Putzmaden zur Geselligkeit trafen und um sich auszuruhen). Nur waren hier alle geschäftiger, als all die Maden im Atrium.
Über Stege stolzierten weitere Allianzler. Zwei davon fielen Ar’bok sofort ins Auge. Es handelte sich um gigantische Wesen in dicken Rüstungen, mit einem Schild am Arm und Stacheln auf dem Rücken. Sie waren sogar noch um einiges größer als der Sangheili, den Ar’bok getroffen hatte, und selbst der war aus der Sicht der Made ein Riese gewesen.
Zy’lis hatte einmal behauptet, dass die Huragok diese Wesen Lekgolo nannten und dass man ihnen besser aus dem Weg gehen sollte.
Während Ar’bok das Lekgolo-Paar beobachtete, das über einen Steg weit unter ihm entlanglief, war er froh darüber, nicht bei ihnen zu sein. Er war sich sicher, dass sie es nicht einmal bemerken würden, wenn sie ihn zertrampeln würden, wenn er unter ihre baumstammdicken Beine käme.
Legionen aus Unggoy und Kig-Yar arbeiteten auf vielen der Ebenen daran, die unzähligen Frachtgüter zu stapeln oder zu transportieren. Auf manchen Ebenen - wie der, auf der sich Ar’bok befand - wurden auch alle möglichen Arten an Waffen und Fahrzeugen gebunkert, die entweder darauf warteten verstaut oder eingesetzt zu werden.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Halle sah Ar’bok unnötig große Portale, die das nackte All dahinter zeigten. Die funkelnden Sterne erinnerten ihn an den Nachthimmel von Mygeeto, vor sehr langer Zeit.
Der Energieschild, der die tödliche Leere draußen hielt, waberte kurz auf und Ar’bok blickte erstaunt auf, als eine prunkvolle Fähre durch den Schild glitt und langsam auf dem Boden aufkam. So eine hatte Ar’bok noch nie gesehen.
Sie war größer als jeder Phantom und Seraph-Jäger zusammen. Gleichsam war die Fähre um einiges prunkvoller, als die anderen schlichten Kriegsschiffe im Saal. Sie besaß einen ovalen Grundkörper der in einem Turm auf der Oberseite auslief, der aus einer Mischung von Stabilisator und Segel erinnerte.
Doch auch hier kannte sich Ar’bok nicht genügend aus. Es war schon seltsam mit anzusehen, wie das Schiff im Saal wendete und den dort unten in Reih und Glied stehenden Sangheili das Heck zuwendete und auf jeder Seite zwei klauenförmige Beine ausklappte, mit denen es sanft den Boden berührte.
Diese Klauenbeine erinnerten Ar’bok an irgendetwas, aber er war sich nicht sicher was das gewesen sein könnte. Von dem Geschehen weiter unten abgelenkt ignorierte er diesen Gedanken und beobachtete, wie sich die Fähre öffnete und eine Rampe ausfuhr, die genau auf einen golden gepanzerten Sangheili zuwies.
Es war aufregend so etwas Neues zu beobachten, fand Ar’bok. Vielleicht war es ja etwas von dem, wovon der Sangheili gesprochen hatte, jedoch waren Ar’bok die Einzelheiten davon wieder entgangen.
Die kleine Putzmade kam nicht mehr dazu herauszufinden was oder wen die Fähre in ihrem Inneren beherbergte, denn ein Schwarm Yanme’e versperrte ihm die Sicht darauf, als sie quer durch den Hangar flogen. Fünf oder sechs waren es. Ar’bok hatte vergessen, welche von den beiden Zahlen als erste im Ziffernsystem dran war.
Der Schwarm aus Insekten zog seine Kreise in der großen Halle und wendete dann um einen Phantom auszuweichen. Ihre Gliedmaßen… die Krallen daran waren es gewesen, wie Ar’bok entfernt bekannt vorkamen.
Ar’bok wusste noch dass sie gefährlich sein konnten und seine Härchen zitterten vor Schreck, als er bemerkte dass der Schwarm nun direkt auf
ihn zukam.
Ohne zu zögern machte Ar’bok vom Rand des Steges aus kehrt und ergriff panisch die Flucht. Die Halle war doch riesig, wie war es da nur möglich, dass ihn diese Yanme’e überhaupt erspähen konnten? Oder es war wie bei allen anderen Allianz-Kreaturen, die nur zufällig die gleiche Richtung wie er eingeschlagen hatten und gar nichts von ihm wollten.
Jedoch war Ar’bok nicht gewillt herauszufinden ob das bei den anstürmenden Insektenschwarm der gleiche Fall war. Immerhin waren diese Wesen genauso groß wie ein Kig-Yar und jeder Fehler mit ihnen konnte tödlich enden.
So schnell wie es sein kleiner Körper zuließ robbte er über den Metallboden auf die vielen Fahrzeuge zu, die ihm vielleicht Schutz bieten könnten. Die Schatten seiner Häscher und ihre Rufe waren bereits so habe an ihn heran gedrungen, dass er mit seinen dünnen Haarpartien bereits ihre wilden Flügelschläge spürte und spornte sich an weiter zu kriechen.
Ein großer blauer Wraith-Panzer war am nächsten in seiner Nähe und möglicherweise auch die beste Wahl. Schnell sprang er darunter, als er nahe genug herangekommen war und achtete darauf sich soweit wie möglich vom Rand der Unterseite fernzuhalten.
Keine Sekunde später prallten bereits die Yanme’e gegen den Wraith und griffen mit ihren krallenbesetzten Gliedmaßen gierig unter den Wraith, in der Hoffnung eine leckere Mahlzeit abgreifen zu können.
Ängstlich rollte sich Ar’bok zusammen, während die Insekten von allen Seiten versuchten unter den Wraith zu greifen und die Made zu packen, doch glücklicherweise waren ihre Klauen nicht lang genug und so war ihr wütendes Zischen das einzige, was Ar’bok erreichte.
Einige Augenblicke blieben sie noch, dann warf einer von ihnen ihm noch einen letzten Blick zu und der Schwarm erhob sich wieder in die Höhe des Saales.
Der Schreck saß noch tief im Inneren der kleinen Made. Jeder Nerv in seinem länglichen Körper zuckte und Ar’bok wagte es nicht, sich zu bewegen und unter den Wraith hervorzukommen. Zu groß ist das Risiko von den Yanme’e überrascht zu werden.
Also wartete Ar’bok.
Er wusste nicht genau worauf er wartete, aber er wollte auch nicht die Sicherheit des Panzers verlassen.
Nachdem unzählige Stunden vergangen waren, wie es Ar’bok schien, begann sich sein Magen zu melden und er fragte sich, wie lange wohl schon seine letzte Mahlzeit zurück lag. Es war noch im Inneren des Kabelschachtes gewesen. Seine Fresswerkzeuge grummelten und er überlegte, ob er es schaffen würde die Leitungen des Wraiths anzuzapfen.
Jetzt bestand auch keine Chance mehr einen ruhigen Blick auf die schöne Fähre zu werfen. Er hätte sie zu gern noch einmal gesehen.
Irgendwann würde er weiterziehen müssen, sonst würde er verhungern, oder ein übermütiger Sangheili kam auf die Idee den Wraith in Gang zu setzen und davon zu fahren.
All diese Gedanken durch den Kopf schwirrend, wandte er den Blick nach draußen, wo er nur die Füße der vielen Kreaturen sah, die die Fahrzeuge passierten. Doch da war auch etwas anderes, was zwischen den vielen Füßen umherwanderte.
Ar’bok traute seinen Augen nicht, als er genauer hinsah. Es waren Putzmaden, genau wie er. Eine ganze Kolonne von ihnen durchquerte am Boden die Halle.
Alle Gefahren vergessend verließ Ar’bok sein Versteck und robbte auf die Artgenossen zu, die mit ihren Mündern den Boden säuberten.
Es waren keine Yanme’e in der Nähe, denn auch die Madenkolonne schien keinerlei Furcht zu haben über den Boden zu robben. Je näher er kam, desto mehr Unterschiede zu ihm fielen ihm auf. Diese Maden hatten nicht die bräunliche Färbung wie er selbst, sie waren grellgrün und hatten gelbe Streifen auf dem Rücken; womit sie sich farblich besonders stark vom Boden der Halle abhoben.
Einige Maden blickten auf, als er sich näherte und andere schenkten ihn keinerlei Beachtung.
<Wie schön euch zu sehen>, sagte Ar’bok erfreut, nachdem er sein Ziel erreicht hatte.
Die Maden sahen ihren Artgenossen argwöhnisch an, so als würde er nicht zu ihrer Rasse gehören.
Die vordere der Maden wandte sich ihm zu. Ihre gelben Streifen waren schon beinahe verblasst und gingen in ein mattes Orange über.
<Was hast du hier zu suchen?>, wollte die alte Made aufgebracht wissen.
<Ich habe mich verlaufen>, antwortete Ar’bok irritiert.
<Und warum verläufst du dich ausgerechnet hierher?>, sagte die Putzmade.
<Das ist unser Bereich. Du hast hier nichts zu suchen, verschwinde!>
Ar’bok blickte von einem Gesicht ins nächste, und alle zeigten die gleiche Verärgerung über einen Fremdling in ihrem Revier.
<Könnt ihr mir wenigstens helfen zurück in den Maschinenraum zu kommen?>, fragte er vorsichtig.
<Bist du verrückt?>, stieß eine der jungen Maden hervor.
<Ja>, sagte der alte Putzling verärgert.
<Wir verlassen den Flottenhangar nicht. Wir wissen nicht von welchem Ort du sprichst. Hau ab! Wir wollen keine Fremden in unserem Bereich, wir haben schon genug Ärger mit den Kraith-Käfern, die dauernd hierher wollen!>
Damit war das Gespräch beendet. Für Ar’bok blieb nichts anderes übrig, als den Kürzeren zu ziehen. Er verließ enttäuscht die Putzkolonne, die ihrer Arbeit wieder nachging.
Zy’lis hatte ihm einmal von den kleinen gelben Kraith-Käfern erzählt. Sie würden sich häufig in den Gefängnisbereichen des Schiffes aufhalten und dort ihr Unwesen treiben - Ar’bok wusste nicht genau was Zy’lis damit gemeint hatte, aber offenbar machten sie Ärger und auch die Kolonne hier wusste das.
Vielleicht dachten sie Ar’bok würde auch Ärger machen, aber es war zwecklos zu versuchen sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Erst jetzt fiel ihm auf, das Zy’lis recht viel über das Schiff wusste. Ob er wohl auch schon einmal den einen oder anderen Ort besucht hatte?
Vielleicht hatte er auch diese Kolonne getroffen, die eine so merkwürdige Farbe und Art hatte. Ar’bok gelang zu dem Schluss, dass die grün-gelbe Farbe den Yanme’e wohl signalisieren musste "Vorsicht, ich bin giftig!". Wie sonst hätten sie hier überleben können, wo es doch von den fliegenden Insekten nur so wimmelte.
Apropos… Ar’bok bemerkte, dass er nicht an die Yanme’e gedacht hatte, als er unter dem Wraith hervorgekommen war. Er hatte gedacht dass es sicher sein musste, wenn andere Maden in der Nähe waren. Wenn aber nun die Yanme’e wussten, dass es falsch war die grünen Maden zu essen? Dann wäre Ar’bok in höchster Gefahr!
Die Yanme’e konnten noch immer irgendwo auf ihn lauern.
Hinter sich vernahm er ein scharren, das nicht von den Putzmaden zu kommen schien. Ängstlich drehte Ar’bok sich um und sah, dass der Schwarm Insekten über ihm an der Wand hängte und aufgeregt lauerte.
Jetzt aber kam Bewegung in die Runde und die Yanme’e lösten sich von der hohen Wand und breiteten ihre Flügel aus. Wie nicht anders erwartet ignorierten sie die Putzkolonne unter sich und schenkten ihr ganzes Interesse den armen Ar’bok.
Wieder war die Flucht angesagt, nur standen jetzt die Yanme’e zwischen ihm und dem rettenden Wraith. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den anderen Weg einzuschlagen. Verzweifelt nahm Ar’bok Kurs auf das Ende des Steges, welches in die Tiefe führte. Er wusste nicht was danach kam, doch würde er hier oben bleiben, würden die Yanme’e ihn töten.
Also sprang er, in der Hoffnung auf Rettung.