13.01.2015, 00:33
Wenn ihr das jetzt explizit auf Personen die ihr bereits kennt (Arbeitskollegen, o.Ä.) bezieht, kann ich dagegen natürlich nichts sagen. Da gehen Vorkenntnisse mit rein die mir fehlen und die ein solches Urteil womöglich rechtfertigen.
Aber mein ursprüngliches Problem mit dem Artikel war eben dass solche Differenzierungen nicht stattfinden. "[Die Deutschen mit dem amerikanischen Akzent] sind keine doofen Deutschen mehr, sondern gehören irgendwie dazu, zur globalen Business-Community, in der nun mal die Amis den Ton angeben." Wenn das keine Pauschalisierung ist weiß ich auch nicht mehr. Die komplette Argumentation basiert auf einem Fall von Non sequitur: Aus der Prämisse (Anglizismus) kann zwar ein weiterer Aspekt (Überheblichkeit, Spießbürgertum, wie man es auch immer nennen will) folgen - aber er muss nicht, und damit existiert keine Schlussfolgerung.
Fakt ist, man kann an äußeren Merkmalen nicht auf innere Charakterzüge schließen, sondern nur Vorurteile fällen. Darum sollte in jedem Fall in dubio pro reo gelten und erstmal annehmen dass jemand das eben nicht bewusst macht. Etwas was der Autor offensichtlich nicht zu tun gewillt ist, aber eigentlich von jedem vernünftien Redakteur, speziell bei namhaften Seiten wie dem Spiegel, zu erwarten wäre.
Wir hatten letztens erst das Thema um den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität. Dass wenn zwei Dinge gemeinsam auftreten das kein Beweis für einen gemeinsamen Zusammenhang ist. Aber in diesem Fall gibt es ja nichtmal eine Korrelation: Amerikanisierte Sprache kann ohne Überheblichkeit auftreten und Vice Versa. Wie soll da dann noch ein logisch-kausaler Zusammenhang folgen?
Wieso wird hier sowas gutgeheißen aber PEGIDA nicht? Die Denkweise ist nicht groß unterschiedlich: Manche Leute die eine gewisse Gemeinsamkeit haben (Religion, Ethnie, Sprachverhalten, etc) zeigen unerwünsche Charakterzüge (Kriminalität, Spießbürgertum, usw.), aber weil man sie nicht fundiert auseinander halten kann werden pauschal einfach mal alle über den Kamm geschert.
Zur Sicherheit: Ich will hier nicht sagen dass jeder der dem Artikel zustimmt gleich zu PEGIDA gehen könnte. Und mir ist auch durchaus bewusst dass ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche, weil sich beide Argumente in Sachen Ausmaß und vor Allem Thematik gravierend unterscheiden. Aber die Argumentationsweise ist identisch.
Nebenbei bemerkt, eine andere, vom Thema verschiedene Sache die mir grad beim erneuten Lesen des Artikels aufgefallen ist: "Um beruflich voranzukommen, musst du Englisch können. Möglichst "verhandlungssicher"."
Wieso zur Hölle gilt "verhandlungssicher" eigentlich als höher gewichtet im Vergleich zu "fließend"? Wieso ist das überhaupt in der Abstufung zur Einschätzung von Sprachkenntnissen drin? Ich hab in den letzten paar Tagen hier mehr als nur einmal mit Händlern um Waren verhandelt und/oder gefeilscht, die kein Stück Englisch konnten (Deutsch sowieso nicht) und mein Wissen um der chinesischen Sprache beschränkt sich auf "Hallo" und "Danke" (und selbst die beiden Ausdrücke betone ich vermutlich falsch).
Solang man hinreichend mit Mimik und Gestik artikulieren kann ist man immer "verhandlungssicher", und das selbst wenn man kein Strich einer Sprache beherrscht. Das ist in keinem Sinn ein Kriterium für auch nur irgendein Maß von Sprachkenntnissen, egal ob gut oder schlecht, mittelmäßig oder nonexistent.
Ah, sorry, weil ich's grad sehe, hier liegt wohl ein Mißverständnis vor. Der Satz mit dem "überheblich" war an Marc gerichtet, ich wollte ursprünglich eigentlich seine Wortwahl "armselig" übernehmen, hab mich dann aber dagegen entschieden. Da ich nicht zitiert habe ist die Referenz wohl auf der Strecke geblieben. Tut mir Leid, ich wollte dir in keinster Weise Überheblichkeit unterstellen. (Marc natürlich auch nicht, das sollte mehr als Vergleich zu besagten "Spießbürgern" rüberkommen, aber das ist mir offenbar misslungen.)
Wie gesagt, tut mir Leid fals sich jemand angegriffen gefühlt hat.
Aber mein ursprüngliches Problem mit dem Artikel war eben dass solche Differenzierungen nicht stattfinden. "[Die Deutschen mit dem amerikanischen Akzent] sind keine doofen Deutschen mehr, sondern gehören irgendwie dazu, zur globalen Business-Community, in der nun mal die Amis den Ton angeben." Wenn das keine Pauschalisierung ist weiß ich auch nicht mehr. Die komplette Argumentation basiert auf einem Fall von Non sequitur: Aus der Prämisse (Anglizismus) kann zwar ein weiterer Aspekt (Überheblichkeit, Spießbürgertum, wie man es auch immer nennen will) folgen - aber er muss nicht, und damit existiert keine Schlussfolgerung.
Fakt ist, man kann an äußeren Merkmalen nicht auf innere Charakterzüge schließen, sondern nur Vorurteile fällen. Darum sollte in jedem Fall in dubio pro reo gelten und erstmal annehmen dass jemand das eben nicht bewusst macht. Etwas was der Autor offensichtlich nicht zu tun gewillt ist, aber eigentlich von jedem vernünftien Redakteur, speziell bei namhaften Seiten wie dem Spiegel, zu erwarten wäre.
Wir hatten letztens erst das Thema um den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität. Dass wenn zwei Dinge gemeinsam auftreten das kein Beweis für einen gemeinsamen Zusammenhang ist. Aber in diesem Fall gibt es ja nichtmal eine Korrelation: Amerikanisierte Sprache kann ohne Überheblichkeit auftreten und Vice Versa. Wie soll da dann noch ein logisch-kausaler Zusammenhang folgen?
Wieso wird hier sowas gutgeheißen aber PEGIDA nicht? Die Denkweise ist nicht groß unterschiedlich: Manche Leute die eine gewisse Gemeinsamkeit haben (Religion, Ethnie, Sprachverhalten, etc) zeigen unerwünsche Charakterzüge (Kriminalität, Spießbürgertum, usw.), aber weil man sie nicht fundiert auseinander halten kann werden pauschal einfach mal alle über den Kamm geschert.
Zur Sicherheit: Ich will hier nicht sagen dass jeder der dem Artikel zustimmt gleich zu PEGIDA gehen könnte. Und mir ist auch durchaus bewusst dass ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche, weil sich beide Argumente in Sachen Ausmaß und vor Allem Thematik gravierend unterscheiden. Aber die Argumentationsweise ist identisch.
Nebenbei bemerkt, eine andere, vom Thema verschiedene Sache die mir grad beim erneuten Lesen des Artikels aufgefallen ist: "Um beruflich voranzukommen, musst du Englisch können. Möglichst "verhandlungssicher"."
Wieso zur Hölle gilt "verhandlungssicher" eigentlich als höher gewichtet im Vergleich zu "fließend"? Wieso ist das überhaupt in der Abstufung zur Einschätzung von Sprachkenntnissen drin? Ich hab in den letzten paar Tagen hier mehr als nur einmal mit Händlern um Waren verhandelt und/oder gefeilscht, die kein Stück Englisch konnten (Deutsch sowieso nicht) und mein Wissen um der chinesischen Sprache beschränkt sich auf "Hallo" und "Danke" (und selbst die beiden Ausdrücke betone ich vermutlich falsch).
Solang man hinreichend mit Mimik und Gestik artikulieren kann ist man immer "verhandlungssicher", und das selbst wenn man kein Strich einer Sprache beherrscht. Das ist in keinem Sinn ein Kriterium für auch nur irgendein Maß von Sprachkenntnissen, egal ob gut oder schlecht, mittelmäßig oder nonexistent.
(12.01.2015, 17:08)bobsenhimself schrieb: Das hätte was mit Überheblichkeit zu tun, wenn ich nicht in der lage wäre mich selbst zu reflektieren.
Wie eben, da hab ich dich angegangen, drüber nachgedacht und mich entschuldigt. Nicht alles was ich tue oder schreibe finde ich toll und gebe das auch zu.
Ist das überheblich?
Ah, sorry, weil ich's grad sehe, hier liegt wohl ein Mißverständnis vor. Der Satz mit dem "überheblich" war an Marc gerichtet, ich wollte ursprünglich eigentlich seine Wortwahl "armselig" übernehmen, hab mich dann aber dagegen entschieden. Da ich nicht zitiert habe ist die Referenz wohl auf der Strecke geblieben. Tut mir Leid, ich wollte dir in keinster Weise Überheblichkeit unterstellen. (Marc natürlich auch nicht, das sollte mehr als Vergleich zu besagten "Spießbürgern" rüberkommen, aber das ist mir offenbar misslungen.)
Wie gesagt, tut mir Leid fals sich jemand angegriffen gefühlt hat.