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Die Große Reise
#21

Frag ich mich auch, hau rein!
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#22

Oh ja stimmt, da hab ich ja ganz schön auf mich warten lassen D
Da kam halt mein Umzug noch dazwischen^^


Kapitel 5

Außenbezirke

12:45 Uhr, 20 Oktober 2552
(ziviler Kalender)
Siebentes Stockwerk von Hotel "Maribu"
Neu Mombasa (in Kenia)

Die Luft roch nach verschmorten Metallen und Rauch. Die Wolkendecke wollte jede Sicht auf die am Himmel tobende Schlacht verbergen. Die Schneise, die der abstürzende Kreuzer verursacht hatte war kaum zu übersehen.
Fluchend warf Rick das Fernglas beiseite. Es schlug auf dem Boden des Balkons auf und eines der Gläser zersplitterte. Im Sonnenlicht reflektierend bildeten sie einen unschönen Belag für den Fußboden.
Es gab tatsächlich welche, die über den Absturz des Kreuzers jubelten. Sie waren auf die Straßen gerannt oder standen auf den Dächern. Unten auf den Straßen sah Rick jedoch auch Leute die wie er verstanden, dass durch diesen Absturz Hunderte um Leben gekommen sein mussten.
Hinter ihm kam Beth aus dem Zimmer und gesellte sich zu ihm. Sie nahm seine Hand, doch er schüttelte sie ab. Zu viele Dinge gingen ihm im Kopf herum.
"Was wenn welche den Absturz überlebt haben?", stellte er blind in den Raum.
"Du meinst, welche von denen?"
"Ja."
Elisabeth überlegte nicht lange und verschwand wieder im Zimmer. "Wir müssen hier weg, Rick. Sofort!"
Zumindest da waren sie einer Meinung, gestand er sich ein. Sie mussten aus dieser Stadt verschwinden, solange sie noch die Möglichkeit dazu hatten.
Auf dem Bett kramte er eine seiner Reisekarten hervor. Wenn nicht gleich das Chaos ausbrach, konnten sie es noch auf den Tsavo-Highway schaffen. Von dort aus würden sie schnell nach Voi kommen oder noch weiter.
Sie konnten es versuchen, mehr nicht.
"Da kommen noch mehr!", brüllte jemand auf der Straße unter ihnen und die Leute begannen aufgeregt auseinander zu rennen.
Augenblicklich stürmte Rick wieder auf den Balkon und blickte gen Himmel. Sämtliches Blut in seinen Adern gefror. Die Wolken über der Stadt teilten sich und ein Kreuzer der Allianz kam zu Vorschein. Unbeirrbar flog er auf Neu Mombasa zu.
Und als wäre das nicht schon genug des Ärgers, verschwanden die Wolken, als etwas extrem großen sie verdrängte. Ein Allianz-Sturmträger kam zum Vorschein und steuerte den großen Park in der Stadtmitte an. Erst gestern war Rick mit Beth dort gewesen.
Die Schiffe suchten sich günstige Ziele aus und ließen ihre Plattformen hinab, um einen Gravitationslift zu aktivieren.
"Eine Invasion", murmelte Rick gelähmt. Warum hier? Warum ausgerechnet in dieser Metropole?
Die Plattformen wurden vom Rumpf der Schiffe ausgehackt und fielen im freien Fall nach unten. Die mehrere Tonnen schwere Plattform des Kreuzers zum Beispiel, landete auf einem LKW und zermalmte das Fahrzeug unter sich.
Rick konnte nicht anders als zusehen. Die Lifte wurden aktiviert, er und Beth konnten das Ende der Aufzüge hinter den vielen Häusern gar nicht sehen, aber der Kreuzer war verdammt nahe an ihr Hotel heran gekommen. Vielleicht nur drei Kilometer entfernt. Hunderte schwarze Punkte zeichneten sich am Himmel ab und sausten in dem pinken Lift hinunter.
Behutsam nahm er Beth in den Arm und spürte wie sehr sie zitterte. Zu seiner Überraschung tat er das auch. Wie sollten sie jetzt noch aus der Stadt raus kommen? Ohne als Zwischenmahlzeit für irgendwelche Grunts oder Jackals zu enden.
Beth sah ihn fragend an. "Glaubst du, das Militär kommt uns zu Hilfe?"
"Ich weis es nicht", gestand er ihr zu.
Die Marines mussten einfach kommen. Sie konnten dem doch nicht tatenlos zusehen. Rick bezweifelte, dass die Allianz Gnade walten lässt, sollte sie gegen das UNSC gewinnen.
Aber die Nachtrichten hatten doch soviel über die ständig anwachsende Flotte und die MAB-Stationen gesagt, wie konnten die Allianz-Schiffe dann hier unten sein? Er schloss seine Arme um Beth und verdrängte diese Gedanken.
Vorerst hatte er andere Probleme, nur wusste er noch nicht, was er tun sollte.

Vierter Zyklus, 77 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
an Bord der Religiösen Untersuchung

Der Träger Religiöse Untersuchung schwebte nun direkt über der menschlichen Stadt, die die Menschen angeblich Neu Mombasa nannten. Eine erneuerte Stadt, über der nun ein kampferprobter Sturmträger schwebte.
Man sagte den Transportern der Allianz nach, wenn sie eine Invasion begannen, dass sie in ihrem Inneren Sturm und Verwüstung transportieren. Und zwar in Form von Allianz-Soldaten und deren Fahrzeuge. Und ohne Gnade ließen sie ihren Sturm auf die ausgewählte Welt los.
Das waren die Sturmträger der Allianz. Unaufhaltsam und unerbittlich gegenüber ihren Feinden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Normalerweise fühlte sich der Sangheili-Krieger Onto ’Novolee groß und mächtig, wenn er den gigantischen Sturmträger befehligte. Niemand hatte ihn jemals aufhalten können. Zumindest wenn der Feind dumm genug war, sich ihm in den Weg zu stellen.
Aber nun fühlte er sich ganz klein und mickrig. Langsam stieg er zu dem Podest hinauf, auf dem der heilige Prophet des Bedau-erns thronte. Er konnte den Sangheili nicht sehen, da er den Rücken der Rampe zugewandt hatte.
"Exzellenz", sagte er. "Ich muss Euch sprechen. Es ist wichtig." "So wichtig, dass Sie mich stören müssen, Schiffsmeister?", fragte Bedauern, immer noch den Rücken zu ihm gewandt.
"Ja, Exzellenz. Es geht um ... um die Schweigende Verdammnis." Seine Stimme zitterte ein wenig.
"Vortreten", befahl der San ’Shyuum.
Langsam und ehrfürchtig schritt ’Novolee um den schwebenden Thron herum, bis er direkt vor Bedauern stand.
Dieser sah auf den Zeloten hinab. "Ich will für Euch hoffen, dass Eure Nachricht vom positiven Standpunkt ist, Schiffsmeister." Sein Blick verschärfte sich.
"Nicht direkt, Exzellenz." ’Novolee schluckte. "Die Schweigende Verdammnis wurde ..."
"Zerstört", beendete Bedauern den Satz. Er seufzte und sagte: "Ich bin Dank der Holokarten bestens informiert, ’Novolee. Oder zweifelt Ihr etwa an meinen Kenntnissen?"
"Nein, Heiliger", beteuerte der Zelot, dem das alles beinahe zu viel und vor allem zu unheimlich wurde. "Fange nie ein Alleingespräch mit einem San ’Shyuum an", hatte man ihm einmal gesagt.
Wenn er doch nur diesen Worten Folge geleistet hätte…
"Wie konnte der Sturmträger vernichtet worden sein?", fragte Bedauern nachdenklich. "Aber wählt Eure Antwort weise, es könnte die letzte sein."
’Novolee schluckte erneut. "Ja, Eminenz. Wir wissen es nicht genau, aber die Huragok vermuten, dass es den Menschen gelungen ist das Schiff mit einer Plasmabombe Stufe Fünf zu sprengen. Aber es könnte ..."
Bedauern hob gelangweilt die Hand und der Flottenmeister schwieg. "Wer war der kommandierende Schiffsmeister der Schweigenden Verdammnis?", fragte er neugierig.
"Mana ’Uranamee, Exzellenz."
Bedauern überflog kurz einen kurzen Holotext, der auf seiner Armlehne projiziert wurde. "Schade", sagte er, ohne von dem Text aufzublicken. "’Uranamee hatte gute Führungsqualitäten. Das wird ein Nachspiel haben."
"Ich verstehe nicht", gab ’Novolee verwirrt zu.
"Das solltet Ihr aber, Schiffsmeister. Ein Sturmträger ist eines der wichtigsten Instrumente der Allianz-Flotte. Ihn zu führen bedeutet eine hohe Verantwortung zu tragen. Ebenso, wie ihn zu verlieren."
"In wie fern, Exzellenz?", fragte der Zelot.
"Schande und Strafe. Wir können eine solche Unfähigkeit, nein Inkompetenz, wie die ’Uranamees nicht dulden. Da er aber tot ist werden wir wohl oder übel die Strafe seiner Familie aufbürden müssen. Versteht Ihr mich, ’Novolee?" Langsam blickte der San ’Shyuum ihm tief in die Augen.
’Novolee schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. "Ja, Exzellenz", antwortete er.
"Wirklich?", fragte Bedauern ungläubig.
’Novolee schwieg.
Zur Erleichterung des Schiffsmeisters, wechselte der Prophet das Thema. "Wie steht es mit unseren Besatzungsmitgliedern, Schiffsmeister?"
Der Zelot rief eine Hologramm-Karte der Stadt Neu Mombasa auf. Auf dem blauen Hologramm waren kleine rote Markierungen, die die Allianz-Bodentruppen darstellten. Die Stadtkarte schwebte praktisch wie eine runde Scheibe in der Luft. Auf Hüfthöhe um genau zu sein. Diese neue Art, Hologramme zu erzeugen wies mehrere Vorteile auf. Einer war zum Beispiel, dass die Karte dadurch begehbar wurde.
"Das Artefakt, befindet sich im Stadtzentrum, Exzellenz." ’Novolee lief auf die besagte Stelle zu und zeigte auf einen Bereich der Karte. In der Mitte der Stadt erhob sich ein riesiger Turm, was die Orientierung immens erleichterte, da die Gebäude der Menschen fast immer gleich aussahen und unübersichtlich angeordnet waren. "Das Gebiet kommt uns zu Gunsten, Heiliger. Es gibt viele dieser einödigen Gebäude und Straßen.
Unsere Truppen sind bis jetzt kaum auf Gegenwehr gestoßen. Die Menschen scheinen die Stadt evakuiert zu haben - was uns einen gewaltigen Vorteil verschafft." Er wies auf den Bereich des Stadtzentrums, das von einem Wassergraben umgeben war.
"Das Stadtzentrum ist nur durch zwei Brücken erreichbar. An jeder befindet sich ein Scarab. Sie werden sich neben den Truppen ins Stadtinnere vorarbeiten - in Richtung dieses Turms, der übrigens bis ins Weltall führt. Die Scarabs werden etwaige Menschentruppen bekämpfen und den Weg für uns ebnen.
Eine SpecOps-Einheit steht für die Suche des Artefakts bereit, Exzellenz."
’Novolee beendete seinen Monolog und sah hinauf um eine Reaktion seitens des San ’Shyuum zu erhaschen.
"Sehr gut", sagte Bedauern zufrieden. "Fahrt fort wie geplant. Gibt es schon Meldungen der Kreuzer-Flotte im Orbit?"
"Bis auf das eine, dass mit uns runter gekommen ist, haben die Menschen alle Schiffe vernichtet, Exzellenz", berichtete der Zelot. "Wir sollten uns also beeilen. Deshalb habe ich den Gravitationslift bereits errichten lassen, damit wir so schnell wie möglich fertig werden."
Bedauern blickte auf das Hologramm. "Was ist mit diesem da?", fragte er und wies auf den Kreuzer, der vom Orbit aus in die Stadt gestützt war. Er hatte eine breite Schneise geschlagen und sendete dicke Rauchwolken aus.
Bekümmert winkte ’Novolee ab. "Bis jetzt haben wir noch keine Meldung von der Stille und Zusammenarbeit erhalten. Wir müssen davon ausgehen, dass wir sie verloren haben." Ein Glück, dass sie nicht auf das Artefakt gestürzt sind, fuhr der Sangheili im Stillen fort.
Der Prophet blickte auf. "Bitten Sie Hohe Gabe um Hilfe, Schiffsmeister", sagte er ruhig. "Sie sollen uns Unterstützung durch die Flotte der Homogenen Klarheit senden. Falls wir jedoch rechtzeitig fertig werden, dann sollen sie zur heiligen Stadt zurückkehren."
"Sofort, Exzellenz", sagte ’Novolee treu.
Froh darüber das Podest wieder verlassen zu können, wandte sich der Flottenmeister mit einer leichten aber respektvollen Verbeugung ab, um den Hilferuf zu senden. Aber er bezweifelte, dass dies wirklich notwendig wäre. Zumal sich die menschliche Flotte nicht eine Einheit von der Stelle bewegte.
’Novolee blickte noch einmal auf das Hologramm von Neu Mombasa. Hier also soll das Artefakt der Blutsväter sein? Es war beinahe schon absurd. Die heiligen Blutsväter hatten den Halo-Ring erbaut und Dank ihrer Hinterlassenschaften hatte die Allianz nun die Technologie, die sie auch heute besaß.
Ein Kig-Yar-Erkundungsschiff hatte es herausgefunden. Hier auf diesen Planeten hatte man ein Artefakt der Blutsväter zerstört, unwissend, dass dadurch ein Impuls - ein Signal - in den Weltraum gesendet wurde. Das Schiff der Kig-Yar hatte es aufgefangen und war dem nachgegangen.
Durch das Ministerium in Hohe Gabe gelangte diese Information zu Bedauern, der persönlich das heilige Orakel auf dem Blutsvater-Schiff aufsuchte und mit einer Reihe Rückforderer-Symbolen belohnt wurde.
Ein wahrhaft aufregender Moment, da das Orakel sehr selten sprach oder sich regte, um einen Schlüssel zu zeigen.
Aber immer ist der Schlüssel zu einer der heiligen Bauten auf einer Welt der Menschen. Und auf dieser Welt dürfte es laut der Informationen keine Menschen geben. Ist wahrscheinlich nur Zufall, dachte ’Novolee. Im Moment gibt es wichtigeres.
Kurze Zeit später wurde die Nachricht an Hohe Gabe gesendet, nichts ahnend, dass sie abgehört wurde…

1400 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
Pelicans im Anflug auf Neu Mombasa,
Kenia, Erde

Keiner wusste genau warum die Allianz zur Erde gekommen war. Jedenfalls nicht um sie zu verglasen, dafür waren es zu wenig Schiffe gewesen, die die Planetenoberfläche mit Plasma verbrennen konnten.
Und falls sie es doch vorhatten, dann bedeutete das, dass sie mit einem Träger und einem Kreuzer die gesamte Erdverteidigung besiegen müssten. Na dann viel Erfolg.
Aber es war unwahrscheinlich, dass die Allianz etwas Derartiges plante.
Ebenso wenig wusste man, warum der Sturmträger die Küstenstadt Neu Mombasa angesteuert hatte. Mombasa lag in Kenia, einem Land in Ostafrika. Außer ein paar guten Hotels und Museen war hier nichts Interessantes zu sehen.
Außer vielleicht der Elfenbeinturm. Dieser Turm erstreckte sich vom Stadtzentrum aus bis in den Weltraum hinauf. Er diente als Versorgungslift für die dortige Reparaturwerft. Schnell hatte man erkannt, dass der Elfenbeinturm auch zu anderen Dingen gut sein konnte. Deshalb hatte man zugleich bei dem Bau des Turms mehrere Apartmentgebäude daran emporgezogen. Das oberste Stockwerk eines dieser Gebäudes, einst Heim der Berühmtheit Lance O’Donnel, ist jetzt jedoch ein öffentlicher Park.
Also nichts was die Allianz interessieren dürfte.
Im Juli desselben Jahres hatte sich auch Sigma Octanus IV etwas Ähnliches angespielt. Sie hatten nach etwas gesucht, das von großer religiöser Bedeutung für sie war. Erhoffte sich die Allianz hier erneut etwas zu finden, dass sie zu einer der Bauten der Blutsväter führt?
Neben dem Elfenbeinturm schwebte der Sturmträger der Allianz, so als wäre dies das Normalste der Welt. Er sah vom weiten (so wie alle anderen Allianz-Schiffe auch) vielmehr wie ein fliegender Wal aus, als wie einem Raumschiff. Die Zerstörer der Allianz ähnelten sogar Haien. Aus dem Rumpf des Trägers stach ein Gravitationslift in Richtung Erdboden, der die Truppen des Trägers entlud und davon gab es reichlich.
In sicherer Entfernung verharrte die In Amber Clad an ihrer Position. Sofort nachdem sie den Master-Chief im Orbit aufgenommen hatten - der seine Mission erfolgreich erfüllt hatte - hatten sie drei Pelicans in Rekordzeit startklar gemacht. Diese Landungsboote sollten die Marine-Truppen in Neu Mombasa unterstützen und als Nachschublieferanten dienen.
Es war beinahe schon ein Wunder, dass man es geschafft hatte die Stadt zu evakuieren. Die Räumung dauerte zwar immer noch an, aber das Zentrum der Stadt war fast leer, seit der Sturmträger über den Wolken in Sicht gekommen war. Allerdings war es nicht leicht eine Millionenstadt so schnell zu evakuieren. Für alle die, die sich noch in Neu Mombasa aufhielten, herrschte strickte Ausgangssperre - was durch dutzende Lautsprecherdurchsagen verbreitet wurde. Immerhin war die Allianz mit zwei von ihren Schiffen in der Stadt und es wäre unklug sich jetzt noch vor die Tür zu wagen.
Man hatte sich in mehreren Städten der Erde darauf vorbereitet, um schnell genug zu sein.
Und so flogen nun die drei Pelicans Echo 281, Echo 153 und Bravo 306 über die Altstadt hinweg, auf das Stadtzentrum zu, als Cortana eine codierte Nachricht aufschnappte - die vom Allianz-Träger aus gesendet wurde.
"Eine Nachrichtenschleife: Bedauern. Bedauern. Bedauern", berichtete die KI.
"Spannend. Und was bedeutet das?", fragte Commander Keyes, die sich immer noch an Bord ihrer Fregatte befand und den Funkverkehr mitgehört hatte.
"Liebe Menschheit", begann Sergeant Johnson grinsend aus dem Cockpit von Echo 281, "wir bedauern, Alien-Bastarde zu sein, wir bedauern, dass wir hier sind und wir bedauern, dass das Corps gerade unsere miese Flotte pulverisiert hat!"
"Juuu-haa!", stimmten die beiden Pelicanpiloten Johnsons witziger Theorie zu.
"Bedauern ist ein Name Sergeant", berichtigte Cortana, die immun gegen Sarkasmus zu sein schien. "Der Name eines geistigen Führers der Allianz - eines Propheten. Er ist auf diesen Transporter und er bittet um Hilfe."

Phil blickte durch sein Zielfernrohr, das zwar klobiger war, als das des Scharfschützengewehrs von Morgan, aber dafür genauer. Am Ende der Hochgeschwindigkeitsstraße machte er die typischen Umrisse der Eliten aus.
Seit zehn Minuten waren sie nun schon hier. Zehn Minuten in der die Allianz Zeit hatte die ganze Metropole mit ihren Truppen zu verseuchen.
Nervös sah sich Phil um. Er gehörte zum Aufklärungsposten Recon, was bedeutete, dass er zusehen musste, dass er den Feind fand, bevor er die Verstärkung überraschen konnte.
"Da hinten sind wieder welche", sagte er zu Morgan.
"Ich sehe sie", bestätigte der Scharfschütze ruhig. "Meinst du die Warthogs sehen sie auch?"
"Gut möglich", entgegnete Phil mürrisch.
Das Dach eines heruntergekommenen Hauses, bot ihnen eine optimale Aussicht auf die umliegenden Straßen. Er selbst war der Sucher und Morgan der Schütze. Marines eben.
Drei Pelicans überflogen gerade eine Warthogkolonne, die unten auf der Straße voranfuhr. Offenbar hatten auch sie die Feinde gesichtet.
Weiter durch sein Fernrohr blickend kam er zu dem Schluss, dass es trotzdem besser wäre, wenn sie eine Warnung vom seinem Aufklärungsposten erhielten.
Falls die Allianz weiter vorstoßen würde könnte es mehr als nur eng werden.
"Achtung: Raster Kilo-Zwo-Drei ist heiß. Empfehle Abbruch der Mission", sagte der Sucher in sein Comlink.
"Roger, Ende", bestätigte der Pelicanpilot und schaltete die Verbindung ab.
"Jetzt liegt es an ihnen", murmelte Morgan. In der Ferne liefen unablässig die Elitekrieger umher. Wenn sie doch nur in Reichweite seines Gewehrs kommen würden, dachte er. Man konnte sie ja kaum mit dem Fernrohr entdecken.

Der Pilot wandte sich an seinen Hintermann, einem schwarzen Sergeant: "Sie sind dran, Sarge."
"Dann mal los", sagte Johnson und zeigte nach vorn. Irgendwo dort lauerten bereits die Allianzler. "Bereit machen, Marines!", bellte er in den Frachtraum des Pelicans.
Die vier Marines im Laderaum von Echo 281 checkten und entsicherten ihre Ausrüstung. Sie waren für den Kampf bereit. An der hinteren Rampe des Vogels stand der Master-Chief reglos da. Er empfing gerade eine Funknachricht von Lord Hood, die nur er hören konnte, da das externe Comlink des Helms abgeschaltet war.
"Master-Chief", erklärte Lord Hood, "Transporter entern und den Propheten des Bedauerns holen. Das ist die einzige Stelle, an der die Allianz zu landen plant. Der Prophet wird uns sagen warum."
"Verstanden, Sir", gab er kurz zurück.
Die vor ihm liegende Mission im Kopf durchgehend, dachte John darüber nach wie er die Dinge am besten anpacken könnte. Ein Allianz-Kreuzer wie die Wahrheit und Versöhnung auf Halo war eine Sache. Ein Sturmträger eine ganz andere. Ein solches Schiff war dafür bekannt, dass er tausende an Truppen transportieren konnte. Und dieser geistige Führer der Allianz war mit hoher Wahrscheinlichkeit gut bewacht.
Der Pilot schaute auf die Kontrollen des Pelicans und las einige Daten ab. "Noch dreißig Sekunden, warten bis ... Hey." Er blickte aus dem Fenster und sah, wie etwas um ein Hochhaus herum kam und auf die Autobahn stieg.
Es war eine vierbeinige Maschine der Allianz. Sie war gut Fünfzig Meter hoch und erinnerte eher an einen überdimensionalen Käfer, als an einen Kampfläufer. Die Käferartigen Beine waren gebogen und zermalmten alles was ihnen in den Weg kam. LKWs, etwaige Bäume, einfach alles. Der Kopf des Ungetüms war oval und blickte direkt auf die Pelicans.
Der Scarab der Allianz hatte sie ins Visier genommen! Und die Pelicans flogen genau darauf zu.
Schnell stellte sich die wahre Funktion des klobigen Kopfes heraus, als er sich ihnen zuwandte: es war das Hauptgeschütz des Läufers. Auf Geheiß der Piloten im Inneren des Scarabs öffnete sich das Haupt wie eine sechsblättrige Blüte. In seinem Rachen fing es an zu leuchten. Es sah aus, als würde die Blüte kleine, leuchtende Pollenkugeln bilden.
Als der Vorgang sein Finale erreicht hatte zeigte sich, was der Scarab tatsächlich bezweckte und die Piloten schon lange ahnten. Dann geschah fing die Zerstörung an: ein gigantischer gold-grüner Plasmastrahl schoss aus dem Geschütz, den Pelicans entgegen.
Das Plasma traf genau Echo 153. Er wurde von der Überdosis an ionisiertem Gas umhüllt und von ihm blieb nicht mehr viel übrig, was an den Vögel hätte erinnern könnte.
Die anderen Pelicans flogen zu beiden Seiten an dem Scarab vorbei - so entkamen sie wenigstens dem Hauptgeschütz, was nicht die Rettung bedeutete. In kleinerer Form befanden sich auf dem Dach und am Heck noch ein Sekundärgeschütz. Das automatische Geschütz feuerte sein rotes Plasma auf Bravo 306 ab und schwenkte dann augenblicklich zu Echo 281 rüber.
Das Triebwerk von Bravo 306 wurde getroffen und flammte auf. Mühsam zog der Pelican ab und zog eine dicke Rauchwolke hinter sich her.
Schlimmer noch war es um das Schicksal von Echo 281 bestellt, das vom Plasmageschütz eine volle Breitseite des Pelicans erwischte. Das UNSC-Landungsboot flog in hoher Geschwindigkeit nach links. Der Master-Chief und die Marines wurden regelrecht durchgeschüttelt, als der Pelican eine ungewollte Drehung hinlegte.
Das Flugzeug schlug mit der Oberseite auf dem Dach einer kleinen Lagerhalle auf und veranlasste dass der Spartaner hart mit dem Kopf gegen etwas schlug. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzog seinen Schädel, bis zur Schläfe.
Dann wurde es schwarz.

"Chief?" Es war die Stimme von Cortana, die der Spartaner hörte. Mühsam rappelte er sich auf und suchte nach seinen Waffen. Sein Blick war noch immer verschwommen und im Kopf drehte sich alles. "Los doch, wir vergeuden Zeit", drängelte die KI.
"Ist ja schon gut", brummte der Chief und verließ den Schutthaufen, auf dem er lag. Das werden diese Allianzler noch bereuen, dachte er sich wütend, als sich seine Sicht klärte.
Sergeant Johnson verließ benommen das Pelicanwrack. Gefolgt von drei Marines, einer von ihnen wankte hin und her. Drei? Sollten es nicht vier sein? Einer schien den Aufprall nicht überlebt zu haben und Johnson trug nun dessen Scharfschützengewehr.
"Schüttelt es ab Marines", rief Johnson. "Absturzstelle räumen. Los! Los! Los!" Die Marines rissen sich zusammen und sprangen von dem Trümmerhaufen.
Die Sicht des Chiefs klärte sich nun vollends und erst jetzt bemerkte er das Ausmaß der Zerstörung. Als der Pelican verkehrt herum auf dem Dach der Lagerhalle einschlug, ist die Decke eingestürzt und der Vogel krachte in die Halle. Dabei hatte es den Bug des Schiffes durch die gegenüberliegende Wand gepresst. Aus dem Cockpit drang dicker Rauch. Die Piloten waren also auch tot.
Das war ja ein guter Anfang!, dachte er ironisch.
Am Ende der kleinen Halle führte eine kleine Tür zu einem Flur. Der Master-Chief ging, gefolgt von den Marines hindurch. Es war ein kurzer Flur mit einer kleinen Treppe, die hinaus auf einen Hof führte. Ein Grunt lief ihm auf der Treppe entgegen. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass jemand den Absturz überlebt hatte, oder er sollte genau dies nachprüfen.
Aufgeregt blickte sein von einer Gasmaske verdeckte Gesicht in das der Marines. Kaum dass er realisierte was los sein, drehte er sich schreiend um und watschelte davon.
Jetzt musste es schnell gehen.
Der Chief sprang hervor und schlug dem Grunt hart mit seiner Waffe gegen den Hinterkopf. Blut spritzend fiel der Grunt nach vorn. Ein Schuss löste sich aus der Plasmapistole des Kleinen, dann war es wieder still.
Zwei Marines packten den toten Gassauger am den dicken Beinen und schleiften ihn außer Sichtweite der Besatzer, die sich in dem Hof tummelten. Zweifellos würde das Verschwinden des Grunts früher oder später bemerkt werden.
Der Master-Chief spähte durch den Durchgang zum Hof hinaus. Ihn schien niemand bemerkt zu haben. Eine Straße führte an dem Hof entlang, doch weit führte sie nicht. An den angrenzenden Häusern störten große Metalltore den Straßenverlauf. Neben einigen Palmen auf dem Hof lagen mehrere Frachtkisten der Menschen, sowie einige Frachtmodule der Allianz herum. Gute Versteckmöglichkeiten also.
Es wäre auf jeden Fall nicht verkehrt, alle Gegner lautlos auszuschalten. Doch das lag außerhalb jeglicher Parameter. Einer entdeckt dich sowieso und dann musst du kämpfen. Ob du nun willst oder nicht. Aber man konnte es wenigstens versuchen.
Er und die Marines versteckten sich hinter einen breiten Müllcontainer. Der Chief holte eine fiberoptische Sonde heraus und sah um die Ecke. Zwei Grunts patrouillierten vor dem breiten Eingang eines Gebäudes. Wenn man das nun wirklich patrouillieren nennen konnte. Sicher diskutierten sie über irgendeinen belanglosen Kram, der ihnen nicht passte.
Es wäre von Vorteil, wenn sie das kleine Haus am Ende des Hofes einnehmen würden. Naja, es war wohl eher eine Ruine, aber man konnte sich dort gut verschanzen.
Allerdings war es nicht vielmehr als eine Mauer um eine trop-ische Palme. Eine Treppe im Innenhof des kleinen Hauses führte in die obere Etage. Diese Etage bildete einen Balkon um das Haus. Das Dach über der Palme bestand lediglich aus Glasplatten. Der Balkon wies einige Schäden auf und einige Trümmer lagen vor dem breiten Eingang des Hauses.
Auf der anderen Straßenseite sah der Master-Chief zwei um-geworfene LKWs. Daneben standen zwei Jackals mit aktivierten Energieschilden. Sie waren wesentlich aufmerksamer, als die beiden Grunts. Auf dem Balkon des kleinen Haus selber war ein Elitekrieger und weitere Grunts positioniert.
Es konnte knifflig werden.
Er wies die Marines an hinter dem Container zu warten und ihm Feuerschutz zu geben. Er selbst wollte gerade losgehen, als ein Phantom über den Hof flog. Der Spartaner hielt es für besser, wenn er erst einmal abwarten würde bis er wieder weg war.
Ein Phantom war ein großes Landungsboot der Allianz. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hatte der Phantom drei Plasmageschütze anstatt eins. Um die Truppen abzuladen brauchte er auch nicht mehr zu landen. Er warf sie einfach aus luftiger Höhe hinaus (aus etwa zehn bis zwanzig Metern Höhe). Ein Gravitationslift sorgte dafür, dass die Truppen sicher zu Boden schwebten.
Der Phantom verschwand wieder über den Häuserreihen und der Master-Chief konnte seine Deckung wieder verlassen. Geduckt schlich er sich zu zwei Allianz-Frachtmodulen vor und befand sich nun direkt hinter den Grunts (wenn er hinter der Kiste hervor kam). Den Geräuschen der Grunts zu urteilen, waren sie in einem heftigen Streit verstrickt.
Also spielte der Chief den Streitschlichter und brachte den erste Grunt mit Hilfe eines Gewehrkolbens zum schweigen. Der andere Grunt drehte sich um und bekam das Geweht im Gesicht zu schmecken.
Der Rest verlief allerdings nicht so wie geplant.
Die beiden Jackals hatten das Werk des Chiefs bemerkt und feuerte auf ihn. Dabei begingen sie einen tödlichen Fehler. Sie hielten ihre Plasmaschilde in die Richtung des Master-Chiefs, so dass er sie nicht treffen konnte. Dadurch zeigten sie den Marines ihre ungeschützte Flanke und diese nutzten das ungeniert aus. Kurzerhand pumpten sie die Jackals von oben bis unten mit Blei voll.
"Ha, der leidet nicht mehr an Bleimangel", lachte ein Marine.
Nun wurde auch der Elitekrieger und die Grunts auf den Trupp aufmerksam. Während zwei Grunts die Treppe des Hauses benutzten, um feuernd nach unten zu kommen, sprang der Elitekrieger einfach von der oberen Etage hinunter und ignorierte die Treppe.
Der Blaue Elite feuerte und die Marines sprangen zur Seite. Der Spartaner feuerte mit seinem Kampfgewehr auf den Kopf des Ungetüms. Der Elite wurde durch die Wucht der einzelnen Schüsse zurück gedrängt und fiel schließlich, als die Kugeln den Helm durchbohrten.
Die entsetzten Grunts machten wieder kehrt und rannten wie wild nach oben. So bildeten sie leichte Ziele, ebenso wie die übrigen verängstigten Gassauger oben auf dem Gebäude. Das Haus war gesichert.
"Jetzt wissen die mit Sicherheit, dass wir hier sind", bemerkte Johnson, als nun alle Menschen auf den weitflächigen Balkon waren. Und schon wurde seine Behauptung bestätigt, in Form eines Elite-Veteranen. "Jepp, da kommen sie. Da ganz oben", rief der Sergeant zu den Marines und eröffnete das Feuer.
Der Elite und zwei Jackal-Scharfschützen erschienen auf den Dächern der Häuser, auf der anderen Straßenseite.
Der sich über ihnen befindende Elite erhielt nicht die geringste Chance um zu feuern. Kurz nachdem er sich gezeigt hatte, wurde er auch schon von einer 14,5mm-Kugel hingerichtet. Johnson lachte auf und nahm einen der Jackals aufs Korn.
Der Chief tat es ihm gleich, aber der Jackal war schneller. Der Jackal schoss. Und der Strahl spießte einen der Marines auf. Dieser ging schreiend zu Boden.
Mit einem gezielten Kopfschuss aus seiner BR55 beendete der Chief das Leben des Scharfschützen. Er legte sich seine Waffen um und sah nach dem Marine. Er lag an einer Mauer, die blutigen Hände um die Schusswunde geklammert. Er hustete und Blut rann aus seinem Mundwinkel. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Der Ledernacken wollte noch etwas sagen, doch er starb, bevor er dazu in der Lage war.
Dafür hasste der Chief die Jackals. Sie waren einfach zu gute Scharfschützen.
Privat Russel brach in Tränen aus. Offenbar war der gefallene Marine ein eng stehender Freund von ihm gewesen.
"Reisen Sie sich zusammen, Junge", befahl Johnson. "Es ist noch nicht überstanden." Der Marine wischte sich die Tränen mit dem Ärmel weg und lud sein Kampfgewehr nach. Der Kampf musste weiter gehen!
Und das tat er auch.
Aus den Häusergassen und von einer Straßenkreuzung kamen mehrere Angriffswellen der Allianz. Ein taktisch unkluges Unterfangen. Zumal die Marines auf einem höher gelegenen Posten waren als ihre Feinde (Johnson war sogar über eine Treppe auf das Dach geklettert um einen besseren Überblick über das Schlachtfeld zu haben). Die Grunts und Eliten waren in den engen Gassen den vielen Splittergranaten schutzlos ausgeliefert.
Kurz darauf tauchte eine Gruppe Jackals im Hof auf. Sie kamen aus der Tür, die zur Absturzstelle des Pelicans führte. Nachdem auch die beseitigt wurden, konnte der Master-Chief endlich seine Waffen nachladen - das dachte er zumindest.
Aber Johnson gönnte ihm diesen Gefallen nicht, als er rief: "Mistkerle, die wollen über die Dächer." Es war eigentlich vielmehr ein Fluch, den er da abließ. Naja, jedenfalls tauchten ein Schwarm Drohnen über den Dächern auf und flogen auf das Haus zu.
Ohne Munition stürmte der Chief zu dem MG-Geschütz, das auf dem Balkonende stand und nahm die Insekten unter Sperrfeuer. Sie waren flink, aber nicht flink genug für einen Spartaner.
Die Nadler und Plasmapistolen, die die Insekten benutzten, blitzten Dutzende Male auf und ließen die Luft knistern. Das Plasma schlug rund um das Haus ein, was die Marines dazu zwang, Deckung im Inneren des kleinen Gebäudes zu suchen.
Trotz der gefährlichen Situation landeten einige Drohnen an den Häuserwänden und verharrten dort kurz. Gerüchten zufolge waren diese Wesen im Vakuum zuhause und konnten deshalb nicht so schnell agieren, wenn Luft und Schwerkraft auf sie wirkten. Aus diesem Grund brauchten ihre Flügel ab und an eine kleine Verschnaufpause.
Nachdem der Chief und die Marines mit den Drohnen fertig waren, war sicher, dass diese hier nie wieder fliegen würden.
Nun endlich konnte der Master-Chief seine Waffen nachladen.
Ein lautes Rumoren ging durch die Luft. Es war ein nur allzu bekanntes Geräusch. Ebenso bekannt die das Klack, das ein volles Magazin machte, wenn es in die Waffe gerammt wurde. Sergeant Johnson kam die Treppe, die zum Dach führte, keuchend herunter gerannt. "Augen auf", bellte er. "Der Phantom ist zurück!"
Das war ja klar. Kaum fühlte man sich sicher, kamen neue Allianz-Truppen. Der Phantom flog feuernd auf sie zu und zwang sie so, sich erneut in das schützende Gebäude zurückzuziehen. Das Landungsschiff verharrte an seiner Position und lud seelenruhig seine Truppen ab. Während es ihnen Feuerschutz gab, suchten die zwei Eliten und vier Grunts, die eben noch auf der Passagierliste des Landungsbootes gestanden hatten, nach potentiellen Opfern.
Der Phantom zog nach getaner Arbeit wieder ab. Dabei schoss er noch einmal das supererhitzte Plasma auf das Glasdach des Hauses. Einige der staubigen Glasplatten schmolzen und die Marines mussten aufpassen, nicht von den heißen Tropfen erwischt zu werden.
Als kein Feuer mehr zu hören war, kehrte der Master-Chief eilig wieder auf den Balkon zurück. Er zog eine Splittergranate und entsicherte sie. Die Feinde durften keine Chance bekommen in Deckung zu gehen. Als er beim MG-Geschütz angekommen war, warf er die Granate seinen Feinden entgegen.
Der HE-Sprengkörper prallte an einer Frachtkiste ab und kullerte in den Haufen Grunts. Die vier Grunts schrieen auf und sprangen zur Seite. Da die Grunts mit ihren kurzen Beinen allerdings noch nie einen Weitsprungwettbewerb gewonnen hatten (als hätten sie jemals an einem teilgenommen ...), schafften es die kleinen Weltmeister kaum einen Ein-Meter-Sprung zu vollziehen und waren so immer noch innerhalb des Wirkungsradius einer M9 HE-DP-Splittergranate. Die Folgen konnte man sich ja ausmalen ... von den kleinen Methan atmenden Grunts blieb nicht mehr viel übrig.
Die Eliten gingen da schon etwas geschickter zur Sache. Als die Granate flog sprangen sie hinter den LKW in Deckung und bekamen so nicht einmal einen Kratzer ab, während sich das hellblaue Blut ihres Kanonenfutters im Hof verteilte.
Der Chief klemmte sich hinter das MG-Geschütz, aber er bekam keinen der Eliten ins Visier. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Marine auf die toten Leichen zulief. Anscheinend glaubte er, dass alle tot waren.
"Nein, zurück!", bellte der Spartaner. Doch es half nichts. Noch bevor der Marine reagieren konnte, sprang ein rot gepanzerter Elitekrieger hinter dem LKW hervor und warf eine Plasmagranate. Sie traf den unglücklichen Marine mitten an den Brustpanzer. Entsetzt darüber schrie der Ledernacken auf, bevor er von einer blauen Plasmaexplosion umhüllt wurde und das Geschrei erstarb.
Zur Strafe für seine Schandtat wurde der Veteran unter Sperrfeuer genommen. Die 30mm-Kugeln nagelten ihn förmlich am Boden fest und ließen sein Blut in hohen Fontänen spritzen. Der zweite Elite, der so dumm war seinem Versteck den Rücken zu kehren, teilte das Schicksal seines Kameraden.
Die Zähne des Chiefs klapperten aufeinander als das Dauerfeuer im vollen Gange war. Nachdem er das Geschütz verlassen hatte spürte er immer noch die Vibrationen des MGs.
Der Spartaner wollte nach dem Marine sehen und verließ den Balkon wieder. Unten angekommen war nicht mehr viel da, zum identifizieren. Warum musste er denn nur da hingehen?, fragte er sich kopfschüttelnd. Ein Spartaner hätte jederzeit rechtzeitig reagieren können. Aber ein Marine...
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Pelican - Victor 226 - über dem Hof erschien. "Mein Mädchen ist zu groß für den Innenhof, Sergeant", erklärte der Pilot über Funk. "Ich sehe eine brauchbare LZ auf der anderen Seite dieser Gebäude. Dort treffen wir uns. Over."
"Verstanden", bestätigte Johnson. "Sprengladung am Tor anbringen!"
Privat Russel kam vom Haus aus angelaufen. In den Händen hielt er einen C-12 Sprengsatz. "Gleich wird’s laut, Chief", verkündete er grinsend. Der Marine ging zu dem schweren Metalltor auf der anderen Straßenseite.
Er wollte das Sprengpaket am Tor anbringen, als es kurz zu vibrieren begann. Der Ledernacken wich zurück. Irgendetwas hämmerte gegen die Innenseite des Tores. Irgendetwas Großes.
Schließlich wurden die beiden Stahltüren aus ihren Angeln gerissen. Staub und Dreck wurde aufgewirbelt und das Tor knallte scheppernd auf die Straße.
Eine Staubwolke verdeckte die Sicht in den Torweg. Zwei Dreieinhalb-Meter-Große Kolosse traten aus dem Staub hervor. Sie trugen eine blaue, mittelalterliche Rüstung. An einem Arm war eine schwere Plasmakanone befestigt und an dem anderen ein langer Schild. Im Gegensatz zu den auf purer Energie basierenden Armschilden wie bei den Jackals, bestanden diese aus einer unbekannten Metalllegierung - die sehr widerstandfähig war. Beinahe zu sehr für den Geschmack des Spartaners.
"Jäger", stellte Cortana trocken fest.
Es waren immer zwei. Immer paarweise, nie allen, das war nur allzu gut bekannt. Die beiden Jäger streckten ihre langen Hörner bedrohlich in die Höhe und gingen zum Angriff über.
"Zurückbleiben, Marines. Der Chief zeigt euch wie man’s macht", befahl Sergeant Johnson prompt.
"Nur zu gern", rief Russel und rannte zurück zu dem Haus. Das Jägerpaar war auf den Marine fixiert und stürmte los. der Master-Chief zog sein Kampfgewehr und feuerte dem ersten Ungetüm in den Rücken. Brüllend machten die Monster kehrt und knöpften sich nun den allein stehenden Spartaner vor.
Dieser wich feuernd zurück und sprang geschickt zu Seite, als einer der Jäger zu nah heran gekommen war und seinen Schild als Knochenbrecher-Ramme benutzen wollte.
Der Chief versuchte die Jäger zwischen den vielen Kisten und Containern abzuhängen, die den Hofbereich säumten, um an ihren ungeschützten Rücken zu kommen. Doch sie waren schneller als er dachte und pflügten sich durch die Kisten durch, als wären sie vor Kraft strotzende Bulldozer.
Der Master-Chief sprang hinter einen Müllcontainer und lud sein BR55 nach. Er wollte wieder vorstürmen, als plötzlich die Jäger zu beiden Seiten des Containers auftauchten. Als wäre einer nicht schon schlimm genug.
Punkt für euch, dachte der Chief und sprang so schnell er konnte über den Müllbehälter - die Jäger immer noch im Schlepptau.
Ein Plasmaschuss schoss am Kopf des Chiefs vorbei und verwandelte ein Allianz-Frachtmodul zu einem glühenden Klumpen. Der Spartaner drehte sich um und feuerte mit seinem Kampfgewehr auf den ungeschützten Bauch des Jägers, der mit seinem Schild eine Kiste brutal zur Seite stieß.
Die Kugeln durchdrangen das orange Fleisch und durchtrennten somit mehrere der Aale, aus denen die Kreatur bestand. Ächzend stürzte das Ungetüm zu Boden und blieb dort auch liegen.
Der andere Jäger stieß einen wütenden Schrei aus, als er seinen Bundbruder dort liegen sah. Voller Wut und Hass ging er auf den Master-Chief los. Es war ein Kampf Mensch gegen Monster.
Ein unfairer Kampf - für den Chief. Denn eine unachtsame Bewegung und er war tot.
Feuernd wich der Master-Chief in Richtung Tor zurück. Der Jäger folgte ihm dicht auf den Fersen. Er hielt sich den Schild schützend vor den Bauch und senkte den Kopf. Feuerte aber nicht. Er wollte den Menschen unter seinen massigen Körper zermalmen.
Er stieß einen klagenden Schrei aus, denn in diesem Moment durchbohrte ihn ein 14,5mm-Projektil. Der Jäger hatte unwollend den Marines den Rücken zugekehrt und so einen Scharfschützentreffer kassiert. Leblos stürzte das Monster in den Dreck. Der Boden bebte unter den Aufprall des Jägers.
"Gute Arbeit", lobte ihn Cortana.
"Danke", sagte der Chief erschöpft und dachte über ihre jetzige Situation nach. "Cortana, hat es sonst noch jemand außer uns runter geschafft?", fragte er.
"Echo 153 wurde von dem Scarab zerstört. Keine Überlebenden. Aber Bravo 306 scheint es geschafft zu haben. Ich frage mal nach." Sie baute eine Funkverbindung zu den ODSTs auf.
"Zweiter Squad, hier spricht Cortana. Wie ist Ihr Status? Kommen", fragte die KI an.
"Einsatzfähig Ma’am", meldete sich ein Sergeant. "Unsere Piloten sind tot."
"Versteckt euch und bleibt dort! Wir holen euch", riet Cortana ihnen und beendete die Übertragung.
"Tja, dann wissen wir ja was wir zu tun haben", entgegnete ihr der Master-Chief. "Marines, es geht weiter!"
Die Marines kamen durch das Schlachtfeld auf das Tor und somit den Spartaner zu. Privat Russel blieb neben dem toten Jäger stehen. "Oh, schaut mich an", sagte er mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme, "ich bin ein großes böses Monster." Er schoss dem Ungetüm in den Rücken. Sofort wurde er mit einem Schwall dickflüssigen, orangen Blut belohnt, der ihm ins Gesicht spritzte.
"Bäh", stieß er angewidert hervor.
"Werd endlich erwachsen", wies ihn Sergeant Johnson zurecht. Gemeinsam gingen sie mit dem Master-Chief durch das Tor. Weiter hinten würde der Versorgungspelican sie treffen. Danach könnten sie dann zu den ODSTs vorstoßen.




Freut euch schon einmal auf "Ein Tag am Strand" Zwinker
Ab da gehts hier steil bergauf!!!

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#23

Ja das wird so cool so toll freue mich total drauf
hut an John.

Wer anderen eine Bratwurst brät,
- -
der hat ein Bratwurstbratgerät!
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#24

Einfach nur geil!D
Schade das du es so langsam angehst, das dauert noch ewig bis zur Flood!
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#25

Die gesagt, die Sache mit dem Gebieter fängt erst ab der 430. Buchseite an Zwinker

Aber glaubt mir, was bis dahin noch alles geschehen wird - daran würdet ihr im Traum nicht denken.
Abwarten...[Bild: eg.gif]

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#26

Weiter gehts D


Ein Tag am Strand

1400 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
Pelican Bravo 306

Achtung: Raster Kilo-Zwo-Drei ist heiß. Empfehle Abbruch der Mission."
"Roger, Ende. Sie sind dran, Sarge."
"Dann mal los. Bereitmachen, Marines!"

"Ihr habt’s gehört, Jungs", rief Sergeant Pete Stacker, als er aus dem Cockpit von Bravo 306 zurück in den Laderaum kam. "Zeit für ’ne Gefahrenzulage."
Die Orbital Drop Shock Troopers, auch ODSTs genannt, entsicherten allesamt ihre Kampfgewehre.
Privat O’Brien schlug seine Faust gegen die Innenseite seiner Handfläche und klopfte dann seinem Nachbarn gegen die Schulter. Bald wird wieder Covi-Blut fließen.
"Noch dreißig Sekunden, warten bis ...Hey."
Der Scarab der Allianz tauchte auf und griff die drei Pelicans an. Das Sekundärgeschütz, auf dem Dach des Kampfläufers traf das Triebwerk von Bravo 306, als dieser an dem Scarab vorbei zog.
"Scheiße", fluchte der Pilot. "Die haben uns voll erwischt. Ich kann den Vogel kaum unter Kontrolle halten." Der Pelican zog über die Häuser hinweg und schleifte eine pechschwarze Rauchsäule hinter sich her.

Die Leuchtschrift von Hotel Zanzibar war erloschen. Nur noch die Sonne schimmerte hell in den großen Buchstaben über den Eingang. Es war ein nahezu schöner Tag auf diesen verabscheuungswürdigen Planeten. Das fand jedenfalls der junge Sangheili-Krieger ’Kolimee.
Die ganze Zeit über waren er und seine kleine Einheit (zwei Unggoy und ein Kig-Yar) keinem einzigen Menschen begegnet, seit ihr Commander gefallen war. Der Gudili-Krieger hatte es satt, die ganze wertvolle Zeit nur abzuwarten. Er wollte eigentlich Kämpfe bestreiten und ruhmreiche Beförderungen erleben - wo er im Rampenlicht stand. Aber nein. Man hatte ihn hierher verfrachtet, wo anscheinend jedes geeignete Opfer evakuiert worden ist.
’Kolimee wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Landungsschiff der Menschen über ihn hinweg flog. Es zog eine dicke Rauchwolke hinter sich her. Sicherlich würde es bald abstürzen und hoffentlich gibt es auch Überlebende - für einen Kampf.
"Los, Bewegung", brüllte ’Kolimee. "Diese Menschen kaufen wir uns!"
Die beiden Unggoy und der Kig-Yar, die eben noch gelangweilt dagesessen waren, sprangen auf und folgten ihrem Anführer. Endlich würde also doch noch Abwechslung in die Routine kommen, dachte sich der Gudili hoffnungsvoll.

Der Pelican zog um ein Hotel herum und erreichte den Strand. Das Triebwerk des rechten Tragflügels von Bravo 306 entflammte und gab den Geist auf. Augenblicklich wurde der Pelican steil nach unten in Richtung Sandstrand gezogen - in einem zu steilen Winkel und zu viel zu schnell.
"Verdammt, wir schmieren ab!", fluchte der Pilot, als der Pelican auch schon hart auf den Strand aufschlug und eine Welle aus Sand vor sich her schob.
Rauchend blieb der Vogel liegen.
Rote Warnlampen blinkten auf und Funken spuckten im Pelican umher. Sergeant Stacker hustete. "Status?", bellte er keuchend.
"Sir", meldete sich Privat Mike Budd. "O’Brien hat’s erwischt." Er fühlte den Puls des Soldaten, fand aber keinen.
Privat Nathan Walpole sah ins Cockpit. Die Scheibe war gesprungen und Blut klebte daran. Die Piloten mussten beim Aufprall dagegen geschleudert worden sein.
"Unsere Piloten sind auch tot", berichtete er.
"Nehmt ihre Marken und Munition", befahl Stacker. Die ODSTs taten wie ihnen geheißen wurde und sammelten alles Brauchbare ein - sowie die Hundemarken der gefallenen Kameraden.
"Sarge", sagte John Butkis, der draußen vor dem Pelican das Gebiet sondierte. "Wir sollten hier nicht rum stehen."
"Stimmt", pflichtete Stacker ihm bei. Die große Rauchsäule, die vom Pelican aufstieg, würde sogar ein blinder Jackal finden. Er wies auf die vielen Hochhäuser, am Ende des Strandes. "Wir finden bessere Deckung in den Gebäuden. Butkis, Sie gehen voran."

’Kolimee erreichte mit seinem Trupp die Hinterseite des Hotels. Eine dicke Rauchsäule stieg vom Strand aus empor. Ein perfekter Wegweiser.
Er fand sich vor einer höher gelegenen Straße wieder. Sie war eingestürzt und überall lagen Trümmer herum. Gut, dachte er, dann mangelt es wenigstens nicht an Deckungsmöglichkeiten.
"Los, da runter", befahl er. Die beiden Unggoy sprangen den Absatz hinab und liefen zu einer schützenden Säule. Der Kig-Yar, der mit einem Strahlengewehr ausgestattet war wollte ihnen folgen, doch der Sangheili hielt seine Hand vor und wies den Kig-Yar an, stehen zu bleiben.
"Nein", sagte ’Kolimee und wies auf die eingestürzte Häuserwand des Hotels (es war immerhin ihr Werk, als sie hier gelandet waren). "Geh da hoch. Da bekommst du die besser ins Ziel."
"Von mir aus", entgegnete der Kig-Yar etwas desinteressiert und kletterte auf eine hochgelegene Position.

Die vier Marines erreichten die Trümmer der eingestürzten Straße und gingen hinter einen umgeworfenen Betonklotz in Deckung.
Sergeant Stacker gab Butkis ein Handzeichen, das er vorrücken soll. Butkis nickte, hob sein Gewehr und verließ die Deckung. Sofort als er sich den Gebäuden zuwandte schoss ein pinker Strahl an ihm vorbei. Sogleich sprang er wieder zurück hinter den schützenden Wall.
"Hallo", sagte er erschrocken und wandte sich an Walpole. "Beschuss, dritter Stock links."
Privat Walpole holte grinsend sein S2-AM- Scharfschützengewehr heraus, auch wenn man hinter dem getönten Visier eines ODST keine Mimik sehen konnte. "Ich geb ihnen meinen Willkommen-auf-der-Erde-Geschenkkorb", sagte er und sprang vor den Betonklotz.
Der Jackal schoss, verfehlte den ODST aber um Zentimeter. Dieser legte in weniger als einer Sekunde an und schickte ein 14,5mm-Projektil auf die Reise. Ein Schuss, ein Treffer - mitten in den Kopf des Jackals.
Der Durchschuss warf seinen Kopf nach hinten. Vom Leben verlassen, stürzte der schlaffe Körper mit seinem Scharfschützengewehr vom dritten Stock in die Tiefe.
Budd bemerkte weiter oben noch zwei Grunts, die sich dort verängstigt aufhielten. Der ODST warf sofort eine Splittergranate nach ihnen. Sie flog hoch durch die Luft und prallte gegen eine Steinsäule und verfehlte ihr Ziel nur knapp.
Aber vielleicht war sie ja nahe genug, um sie wenigstens noch zu erwischen. Irgendwie.
Mit erhobenen Waffen rückte der Trupp vor.

Der Kig-Yar klatschte direkt vor den Unggoy auf dem Boden auf. diese schrieen gemeinsam entsetzt auf, ließen ihre Waffen fallen und begannen wegzulaufen. Sie legten verängstigt einen Zahn zu, als hinter den beiden noch eine Splittergranate detonierte. Ihre unkontrollierbare Panik war kaum zu beschreiben.
Panisch hupften und kletterten sie den Absatz wieder hoch und rannten an den Sangheili vorbei.
Wütend über die mangelnde Disziplin in seiner Einheit, packte ’Kolimee einen der Unggoy an der Kehle und hob ihn hoch, sodass sie auf gleicher Augenhöhe waren. Der Unggoy ließ einige erstickende Laute von sich hören und griff verzweifelt nach der Hand des strengen Anführers.
"Ihr verdammten, feigen Unggoy", knurrte ’Kolimee. "Ihr seid eine Schande für die Allianz." Er warf den Untergebenen einfach weg, als wäre er bloß ein Stück Müll, das keinen Zweck mehr erfüllte.
Wenn man nicht alles selber machen muss, dachte ’Kolimee erzürnt und aktivierte seine aktive Tarnung, deren Systeme er aus der Rüstung seines toten Meisters entwendet hatte.
Seine äußeren Umrisse verschwammen bereits, während der Krieger den Absatz hinab sprang, den die feigen Nichtsnutze soeben hinter sich gelassen hatten.

Die Höllenspringer schritten langsam mit erhobenen Waffen voran. An der Spitze der Formation lief Butkis, denn er hatte die beste Weitsicht. "Hey", sagte er verwirrt, als er etwas Verschwommenes in der Luft bemerkte, das auf ihn zu kam. Eine weiß schimmernde Plasmaklinge erschien vor ihm und holte zum senkrechten Schlag aus.
Butkis sprang zurück und so traf das Partikelschwert nur das Kampfgewehr des Marines. Der Marine schlug auf dem Boden auf und entdeckte neben sich eine fallen gelassene Plasmapistole, die er aufhob.
Wieder auf den Beinen suchte er nach einem Ziel, doch die seltsame Klinge war wieder verschwunden.
"Verdammt, wo ist er?", fragte Sergeant Stacker konzentriert und sondierte die Umgebung mit seinem Kampfgewehr ab. Irgendwo hier muss dieser Elite stecken, dachte er.
Walpole hielt sein BR55 im Anschlag. "Hat sie jemand gesehen?", fragte er.
Ein kleiner blauer Komet flog durch die Luft. So sah es jedenfalls aus. In Wirklichkeit war es eine Plasmagranate, die gegen den Helm von Privat Budd flog und daran festklebte. Hastig riss sich Mike den Helm vom Kopf und schleuderte ihn stöhnend von sich von weg.
Der Helm mit der Granate flog zu einem Mauervorsprung hoch. Die Plasmagranate explodierte in einem blauen Blitz und ein Elite kam daneben zum Vorschein. Die Explosion hatte seinen Tarngenerator beschädigt. Und da dieser immense Energie benötigte um zu funktionieren, musste der Schutzschild deaktiviert werden folglich stand der Elitekrieger nun hilflos und ohne Schild da.
’Kolimee sprang den Absatz hinunter und packte sich blitzschnell Privat Walpole. Er legte seinen linken Arm um den Hals des Marines und aktivierte mit dem anderen sein Partikelschwert.
Er musste die ODSTs so lange in Schach halten, bis sein Schild wieder aufgeladen war. Wenn die Menschen auch nur eine falsche Bewegung machen, dann würde seine Geisel im wahrsten Sinne des Wortes, den Kopf verlieren.
Die Marines richteten ihre Gewehre auf den Eliten. Doch dieser brüllte nur drohend auf und hielt Walpole die Klinge an die Kehle. Butkis lud seine Plasmapistole auf, so dass eine leuchtende grüne Plasmakugel davor erschien.
Walpole griff nach dem Unterarm des Eliten und versuchte sich aus dessen Griff zu befreien. Gegen die stahlharten Muskeln eines Eliten hatte der ODST jedoch keine Chance.
"Schnappt ihn, Jungs", keuchte er. Der Elitekrieger hielt immer noch drohend das Schwert in der Hand. Fluchend sprach er irgendetwas in seiner Sprache. Laut den Feldaufzeichnungen des UNSC dürften Eliten wie dieser gar kein Partikelschwert benutzen. Das taten nur hochrangige Eliten. Ein weiterer Beweis dafür, dass man nicht immer konsequent nach den Aufzeichnungen arbeitete.
"Grillt den Kerl", befahl Stacker und Butkis wusste genau war er zu tun hatte.
Er feuerte die glühend heiße Plasmakugel auf den Eliten ab. Sie traf ihn und ließ sein frisch aufgeladenes Schild zusammenbrechen. Sofort drückte Stacker den Abzug seines Kampfgewehrs durch. Ein gezielter Kopfschuss und ’Kolimee stürzte tot zu Boden.
Walpole sank auf die Knie und hielt sich schwer atmend die hand an die Kehle. Dieser Elite hatte wirklich einen festen Griff. Butkis half Walpole wieder auf die Beine.
Die Hand des toten Elitekriegers löste sich vom Griff des Partikelschwertes und die automatische Sicherung setzte ein: die Klinge erlosch.
"Zweiter Squad, hier spricht Cortana. Wie ist Ihr Status? Kommen", kam eine Durchsage per Funk.
"Einsatzfähig, Ma’am", antwortete Stacker und trat wütend gegen den toten Eliten. "Einigermaßen. Unsere Piloten sind tot."
"Versteckt euch und bleibt dort, wir holen euch."
Nur zu gern befolgte Sergeant Stacker und sein Trupp diesen Befehl. Warum auch nicht?


1420 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
in den Straßen Neu Mombasas

Der Master-Chief und die Marines erreichten die LZ, von der Victor 226 gesprochen hatte. Es handelte sich dabei um eine Autobahn. Auf der gegenüberliegenden Seite führte eine Gasse in die Altstadt der Metropole. Schwere Erschütterungen oder Explosionen hatten die Hauptstraße in die unteren Ebenen hineinstürzen lassen. Am einfachsten erklärte sich die Situation, wenn man sich die Wesen auf der gegenüberliegenden Straßenseite ansah. Wohlmöglich waren weder eine falsche Bauweise, noch Fehler in der Konstruktion die Ursache für den Einsturz; sondern einfach die Tatsache, dass sie von den Wesen gesprengt worden war.
Eine Pelicanlänge entfernt, warteten drei Jackals auf die Marines. Dahinter auf einem Absatz stand sogar ein Jackal mit einem Scharfschützengewehr.
Höchste Zeit für die Soldaten einen typischen Spruch abzulassen. "Schlimmer als Jackale sind nur Jackale mit Scharfschützengewehren." Ja ... genau. Jedenfalls stellten sie keine wirkliche Bedrohung von sicherer Entfernung aus dar, außer der Scharfschütze natürlich.
Mittels Johnsons S2-AM- Scharfschützengewehr waren sie im Nu erledigt, wobei ihre allgegenwärtigen Armschilder ihnen zunehmend Probleme bereiteten. Nach getaner Arbeit vernahm der Chief ein Dröhnen in der Luft. Der Pelican kam angeflogen. Gerade zur Rechten Zeit, denn zwei weitere Jackale kamen aus der Gasse angerannt. Es war schon fast lächerlich, wie die beiden versuchten mit ihren Plasmapistolen gegen das schwere Heckgeschütz anzukommen, dass am Pelican angebracht worden war.
Der Schütze schoss sie gnadenlos nieder. Der Pelican ging tiefer und zwei Marines als Verstärkung sprangen heraus.
Der Chief kam ihnen entgegen. Er kletterte über die Trümmer der Autobahn und erreichte das Landungsboot.
"Sergeant ich brauch Sie auf diesen Vogel", meldete sich Commander Keyes Stimme aus den Lautsprechern (wieder über Funk, da sie ja noch auf der In Amber Clad war).
"Ma’am?", sagte Johnson verwundert.
"Meine Pelicans bringen Rüstung und Verstärkung in die Stadt", erklärte Keyes. "Die brauchen tauglichen Geleitschutz."
"Verstanden, ich kümmer mich drum", bestätigte der Sergeant. Er drehte sich zum Master-Chief um und salutierte kurz. Naja, es war vielmehr ein Abschiedsgruß als ein Salut. "Chief, viel Glück", sagte er und stieg in den Pelican.
Der Chief erwiderte die Geste und sah zu wie das Landungsboot in dem Dschungel aus Hochhäusern verschwand.
Nun waren er und die drei Marines wieder auf sich alleine gestellt. Tief durchatmend steckte er ein neues Magazin in sein Scharfschützengewehr und betrat die schmale Gasse, dicht gefolgt von den drei Marines.
Die Gasse war klein, aber immerhin groß genug, dass beispielsweise ein Warthog hätte hindurch fahren können. Der Weg bog erst nach rechts und dann wieder nach links ab. Vorsichtig spähte der Master-Chief um die Ecke. Was er zu Gesicht bekam gefiel dem Spartaner überhaupt nicht.
Sofort zog er den Kopf wieder zurück und wies die Marines mit ein paar klar verständlichen Handzeichen an, dasselbe zu tun. Niemand sagte etwas.
Auf der anderen Seite war ein Jackal gewesen - ein Scharfschütze. Er patrouillierte völlig gelassen von einer Straßenseite zur anderen. Wenn ein Jackal sich in Feindesgebiet so ruhig verhält, dann waren weitere Jackals sicher nicht weit weg.
Trotz der eben erklungenen Kampfgeräusche, war das Reptil ruhig und gelassen und machte nicht den Eindruck, als würde es jeden Augenblick wild um sich feuern. Sich zu sehr an die Kampfgeräusche zu gewöhnen, die um einen herum erklangen war unachtsam - sogar gefährlich.
Die Marines schenkten dem Master-Chief dennoch fragende Blicke. Dieser zeigte auf den toten Jackal, der auf dem Absatz lag. Dann wies er mit der einen Hand in Richtung "Scharfschützen-Gasse" und mit der anderen machte er ein Zeichen, das sagen sollte, dass mehr als nur einer dort waren.
Die Marines begriffen sofort um was es sich handelte. Russel rollte mit den Augen. Offenbar war eine Meute Scharfschützen das Letzte, womit er es zu tun haben wollte.
Der Chief hob sein S2-AM an und spähte wieder um die Ecke. Niemand schien ihn zu bemerken. Der Jackal stand nun mitten auf der Straße, mit dem Gewehr locker in der Hand. Ohne langes Zögern an den Tag zu legen schoss der Spartaner dem Jackal direkt in den Schädel.
Blut spritzend knallte der Scharfschütze auf den Asphalt.
Etwa fünfzig Meter weiter hinten bog die Straße abermals nach links ab. So war es heute Morgen noch der Fall gewesen - bevor die Allianz gekommen war. Die Allianz-Truppen hatten wahrscheinlich einen Teil der Kanalisation gesprengt und die Straße war drei Meter tief eingebrochen. Einen Teil der Hauswand hatte sie dabei mitgenommen (die sozusagen gegenüber dem Chiefs war). Somit konnte man mitten in die einzelnen Etagen des Hauses hinein sehen.
Und aus diesen Etagen, sowie von einem Dach auf der rechten Straßenseite kamen zwei, nein drei, drei pinke Energiestrahlen auf den Chief zugeflogen und verfehlten ihn nur um haaresbreite. Dieser hielt es für besser schleunigst wieder in Deckung zu gehen, bevor die Jackals zu zweiten Schuss ansetzen konnten.
Jetzt wussten sie immerhin, dass er hier war. Und er wusste immerhin wo sich die drei Jackal verbargen, denn der beschleunigte Partikelstrahl aus dem Scharfschützengewehr der Jackals hatte auch einen Nachteil: er zeigte die ungefähre Position des Schützen an.
Geschwind überprüfte er abermals seine Waffe. Es waren noch drei Kugeln im Magazin. Es könnte klappen. Geschwind beugte sich der Chief um die Ecke und schoss auf die beiden Jackals in den dunklen Häuserecken. Dieser erwachten in den Schatten zum Leben, nur war John schneller als sie und sorgte dafür die die Statistik um zwei weitere Zahlen bereichert wurde. Darauf folgend ging er in die Hocke und erledigte den Scharfschützen auf dem Dach. Zurück hinter der sicheren Ecke lud er sein Gewehr nach. "Los, Marines!", bellte er und die drei Marines griffen die Feinde an. Momentan war noch nichts in der Gasse zu sehen. Bis ein Schwarm Drohnen für neue Ziele sorgte.
Wieder einmal kamen sie von den Dächern aus angeflogen. Einige von ihnen klammerten sich an die rauen Häuserwände und schossen von dort aus.
Während die Marines auf die umher schwirrenden Drohnen schossen, bemerkte der Master-Chief einen weiteren Jackal. Mal wieder. Er kam hinter einer Frachtkiste hervor. Der Außerirdische nahm die Marines ins Visier. Der Chief brachte das Fadenkreuz genau am Kopf des Jackals an, als etwas im Sichtfeld des Spartaners aufflimmerte. Er drückte ab und die 14,5mm-Kugel verließ krachend den Lauf des Gewehrs in Richtung Jackal. Doch auf halber Strecke stoppte sie apruppt und direkt zwischen den Spartaner und dem Jackal kam eine tote Gestalt mit zwei Plasmagewehren zu Vorschein. Sie hatte einen Tarngenerator besessen. Ihr Pech.
Der Jackal starrte noch immer irritiert auf den toten Kommandanten und fing sich zur Strafe für seine Unachtsamkeit einen Kopfschuss ein.
Der Spartaner feuerte noch auf zwei Drohnen und lud nach. Mit dem jetzigen hatte er nur noch zwei Magazine für sein Scharfschützengewehr parat.
"Woher wusstest du, dass dort ein Elite war?", fragte Cortana beeindruckt.
"Ich hatte keine Ahnung", gab der Chief ehrlich zu. "Das war reiner Zufall."
"Deine Glücksträne hört wohl nie auf, was?", fragte die KI mit einem leichten Kichern in der Stimme.
"Hoffen wir mal, dass sie weiterhin anhält", korrigierte John.
Er kam wieder um die Ecke hervor und sah gerade noch wie ein in Panik geratener Marine auf eine Stelle in der Luft feuerte. Genau an dieser Stelle schwebte ein Partikelschwert. Noch ein Elite!
Ehe der Spartaner etwas dagegen unternehmen konnte, schlitzte die Plasmaklinge des Eliten die Brust des Marines auf. Der Marine bekam nicht einmal die Gelegenheit zum schreien, als er auch schon tot war.
Der Chief machte sich erst gar nicht die Mühe zu zielen, sondern feuerte einfach wütend auf die verschwommene Stelle in der Luft. Eine Kugel verfehlte ihr Ziel, die anderen beiden schlugen in den Oberkörper des Feindes ein. Schreiend ging der Elitekrieger zu Boden und verblutete.
Der Master-Chief nahm sein Kampfgewehr und schoss auf die restlichen Drohnen. Sie waren schwer ins Ziel zu fassen, wegen ihrer hohen Beweglichkeit. Aber in den engen Gassen besaßen die Insekten nur wenig Handlungsspielraum.
Ein Marine schrie auf, als sein Nachbar von einem pinken Strahl durchbohrt wurde und sprang hinter einen Müllcontainer in Sicherheit. Der Master-Chief blickte sich um und fand einen Jackal auf dem Dach eines links gelegenen Hauses.
Hört das denn nie auf?, fragte sich John wütend. Der Jackal setzte zum nächsten Schuss an, wurde aber von dem Kampfgewehr erwischt und fiel kreischend vom Dach herunter. Sein angsterfülltes Geschrei verstummte, als er auf den harten Beton aufschlug.
Aus einer Gasse, links von der Straße, die in die Altstadt führte, kamen zwei weitere Jackals heraus gerannt. Glücklicherweise ohne Scharfschützengewehre, dafür aber mit den handelsüblichen Energieschilden am Arm.
Jetzt reichts, dachte sich der Spartaner. "Ich hab allmählich die Schnauze voll von euch!", rief er und schleuderte eine Splittergranate hinter die Schilde des Duos. Sie versuchten noch wegzurennen, schafften es jedoch nicht rechtzeitig und wurden von der Granate mit in den Tod gerissen.
Nun endlich war die Straße hier gesichert. Und wieder hatte der Chief nur noch einen Marine hinter seinem Rücken. Es war entsetzlich. Es wunderte ihn schon fast, dass es ausgerechnet Privat Russel war, der es geschafft hatte. Der Mann musste mehr Glück als Verstand haben.
Die Straße war an der Stelle der Linkskurve einfach zu tief eingestürzt, als dass man sie hätte passieren können. Der einzige Weg führte durch weitere schmale Gassen. Es war nicht gerade die beste Möglichkeit, aber es musste reichen.
Doch die vielen Jackals hatten den Master-Chief zur Vorsicht ermahnt. Sachte blickte er hinter einer Häuserwand in die Gasse. Als hätte er es nicht anders erwartet, fand der Chief am Ende der Gasse eine weite Straße. Ein mittelgroßer LKW stand mitten dort und davor ... zwei Jackalscharfschützen.
Er fragte sich wie vielen er wohl noch begegnen würde, bevor er das zweite Squad erreichen würde.
Der vordere Jackal schoss. Doch nicht auf den Chief, sondern auf Russel. Das Biest traf den Mann mitten in den Kopf. Er hatte nicht einmal den geringsten Hauch einer Chance. Der Energiestrahl, der aus dem Gewehr austrat ließ das Gesicht des Jackals in der dunklen Gasse gespenstisch aufleuchten. Bis es wieder eins mit den Schatten wurde.
Der Chief versuchte sich zu beruhigen, zielte mit dem Scharfschützengewehr und drückte ab. Ein Glück, dass die beiden Jackals hintereinander standen. Denn so wurden sie beide gleichzeitig erledigt.
Jetzt hatte der Master-Chief nur noch ein einziges Magazin für sein S2-AM.
Ein blau gepanzerter Elitekrieger kam um den LKW herum und feuerte auch schon mit seinem Plasmagewehr. Ehe er zu weiteren Plasmasalven kam, fing sich der Elite einen Treffer in der Kehle ein. Röchelnd sackte er zu Boden.
Stille kehrte in die Gassen zurück und nur das grausige Schaubild zeigte noch, was soeben geschehen war. Russels am Boden liegender Körper wurde bereits von einer tiefen Blutlache umringt. Davon ausgehend, dass das Gebiet sicher sei, senkte der Spartaner seine Waffe. Dennoch behielt er weiterhin den Bewegungssensor seines Helmes im Auge. Dabei legte er seine Waffe neben sich ab und begann nach der Hundemarke des Privats zu suchen.
Das Gesicht des Mannes zeugte noch immer von dessen Überraschung, kurz vor dem plötzlichen Ende. Beklemmt beschloss John die Hundemarke zu finden und dann weiter zu machen, bevor alles noch drunter und drüber ging.
Wider Erwarten fand er sie nicht um den Hals, sondern in einer der Taschen am Gürtel. Er steckte sie ein und zwang sic leise weiter zu gehen.
Mehrere Dutzend Kämpfe führten den Master-Chief durch Gassen, Straßen und Passagen, bis er endlich sein Ziel erreicht hatte: Hotel Zanzibar.
Vor dem Hotel, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hatten sich zwei Grunts und ein Elite auf einem Schutthaufen nieder gelassen. Sie feuerten unablässig auf das Hotel ein. Die Glas-scheiben im Erdgeschoss existierten schon lange nicht mehr. Dafür kämpften vier ODST-Soldaten gegen die Allianz-Besat-zer. Die Marines vom zweiten Squad.
Der Chief nahm sein Scharfschützengewehr und erschoss ein-en Grunt, der die Plasma-MG bediente und die ODSTs mit sein-em Sperrfeuer immer wieder in Deckung zwang. Das Methan entwich durch das Einschussloch aus dem Tornister und ließ den Grunt ein paar Meter durch den Dreck rutschen. Man hörte noch ein paar erstickende Laute, dann war er still.
Der zweite Schuss galt dem Veteranen. Im selben Moment, als der Chief abdrückte, sprang der Elite zur Seite und entging so dem tödlichen Projektil.
Fluchend warf der Master-Chief das leere Gewehr zur Seite und zog stattdessen sein BR55-Kampfgewehr. Er kam aus der Deckung und feuerte auf den verwirrten Eliten. Nichtsdestotrotz erwiderte er den Angriff. Allerdings war die Panzerung eines Veteranen nicht stark genug um dem Dauerfeuer aus 9,5mm-Ku-geln standzuhalten.
Die Kugeln drangen in den Körper ein und trafen irgendetwas lebenswichtiges, denn der Elite fiel schreiend in seine eigene Blutlache.
Der letzte Grunt suchte panisch das Weite. Eine kurze Feuer-salve aus der BR des Chiefs und der Ausflug des Grunts stoppte.
"Chief, gut dass Sie kommen konnten", meldete sich Sergeant Stacker erleichtert, als der Master-Chief den Foyer des Hotels betrat. "Die Absturzstelle ist jenseits dieses Hotels, Chief. Hier wimmelt es von Allianz. Folgen Sie mir!" Stacker drehte sich um und lief zusammen mit dem Chief und den ODSTs durch den Hotelflur.
Der Chief hob noch zwei, auf dem Boden liegende, SMG auf, bevor er den dunklen Flur betrat. Die Stromversorgung schien defekt zu sein, denn die Lampen im Korridor flackerten ständig auf und spendeten nur wenig Licht. Die Türen am Flur waren al-lesamt aufgebrochen wurden und Einrichtungsgegenstände lagen überall herum. Der Korridor führte auf der anderen Seite des Hotels nach draußen, auf eine Straße zum Strand.
Eine kleine Gruppe Allianz-Soldaten kam dem Trupp entgegen. Der Chief feuerte sofort mit beiden SMGs gleichzeitig. Die ODSTs unterstützten ihn dabei und sorgten dafür, dass der Kampf nicht mehr als ein paar Sekunden andauerte.
Man konnte schon den Rauch sehen, der vom Stand aus empor stieg. Eine dicke tiefschwarze Rauchsäule stieg von Bravo 306 gen Himmel. Direkt daneben kam ihnen ein Objekt in der flimmernden Luft entgegen. Als es näher war erkannte man die typischen Konturen eines Phantoms.
Es kam näher heran geflogen und eröffnete das Feuer, auf die im Hotel Schutz suchenden Marines. Über eine kleine Fußgängerbrücke, die über eine tiefer gelegene Straße führte, entlud der Phantom eine Hand voll Truppen. Er feuerte noch ein paar Sekunden auf den Hoteleingang und zog dann dröhnend ab.
Der Kampf entflammte erneut. Der Master-Chief schoss auf die, über die Brücke stürmenden, Gegner. Einer wollte doch tatsächlich eine Plasmagranate werfen. Butkis erkannte die Gefahr und knallte den Gassauger mit ein paar gezielten Schüssen ab. Der Grunt sackte zu Boden und ließ die entsicherte Granate fallen. Sie rollte kurz über den Boden, blieb stehen und detonierte dann drei Sekunden später.
Neben der Granate stand eine mittelgroße Allianz-Kiste, die ebenfalls mit auf der Brücke explodierte. Die Angreifer auf der Fußgängerbrücke wurden von einer blauen Plasmawolke umhüllt und verstummten. Als sich die Wolke wieder verzogen hatte, lagen nur noch zerfetzte Leichenteile am Boden. Daneben stand auch noch eine größere Allianz-Kiste (wahrscheinlich für Munition). Doch diese wies nur ein paar Kratzer auf. Das war eben gute Allianz-Wertarbeit.
Erleichtert wollte der Chief weiter in Richtung Strand marschieren, als er aus den Augenwinkeln heraus etwas bemerkte. Eine Bewegung links von ihm. Hinter eine der Steinsäulen.
Mit erhobenem Kampfgewehr ging der Spartaner auf die Säule zu - vielleicht war es ja auch nichts. Oder es war eine Falle. Doch zur Erleichterung des Trupps waren es nur zwei kleine, verängstigte Grunts, die panisch aufschrieen und gleichzeitig ihre Waffen hoben - bevor der Master-Chief sie verstummen ließ.
Nun war es endlich mal wieder still. Es war richtig erleichternd nichts als den Wind und das Meer zu hören. Dann jedoch vernahm der Chief laute Motorgeräusche und das charakteristische Stakkato eines LAAG-Geschützes.
Kurz darauf war eine Explosion zu hören und das Geschütz verstummte. Ein Warthog fuhr auf der Straße entlang. Der Fahrer brachte ihn zum stehen und blickte zu dem Chief und dem zweiten Squad hoch. "Sonderlieferung, von Commander Keyes, Chief", sagte der Fahrer gut gelaunt.
Der Chief legte ein Lächeln auf. Commander Keyes sorgte ausgiebig für genügend Nachschub - egal wo.
Der Master-Chief schulterte sein Gewehr und kletterte die Trümmer zur Straße hinab. Rechterhand fand er ein qualmendes Ghostwrack, welches die Marines abgeschossen hatten. Das dreiläufige Geschütz des Fahrzeugs rauchte sogar noch ein wenig aus dem Lauf hinaus.
Der Marine rutschte auf den Beifahrersitz und der Chief stieg ein. Vorsichtig fuhr der Spartaner den Schutthaufen der zerstörten Straße hinunter. Jetzt sah man auch den Pelican Bravo 306, der beim Absturz eine tiefe Schneise im Sand hinterlassen hatte.
Der Beifahrer stemmte sich noch einmal aus dem Fahrzeug hinaus und winkte dem zweiten Squad zu. "Keyes schickt noch ein Warzenschwein", rief er. "Geduld ist eine Tugend", fügte er grinsend hinzu, doch gestand er sich schnell ein, dass er bald wieder von Feindfeuer umgeben sein würde und dies auch nicht gerade das beste Los sei.
Das Allradfahrzeug erreichte den Strand und fuhr am Ufer entlang. Es sorgte für ein besseres Gefühl zu wissen, dass bald auch noch ein weiterer Warthog kommen würde - wie es der Beifahrer gesagt hatte.
"Man, ich liebe den Strand", sagte der Marine entspannt.
"Rein in die Badehose, Kumpel", lachte der andere Marine vom Geschütz aus.
"Schluss mit dem Tratsch", wies Cortana die Marines von den Außenlautsprechern der MJOLNIR-Panzerung zurecht. "Wir stecken in Schwierigkeiten." Der Master-Chief sah wie die beiden Marines augenblicklich wieder ernst wurden. Aber der Beifahrer hatte immer noch ein leichtes Grinsen drauf.
"Die meisten Allianz-Truppen sind direkt unter dem Träger. Die wollen bestimmt nicht, dass du an Bord kommst", überlegte Cortana kühl.
"Tja, dann tut es mir leid ihre Prinzipien über den Haufen zu werfen", meinte der Master-Chief grinsend. "Wie kommen wir überhaupt schnell genug zum Ziel?"
"Diese Brücke ist der direkteste Weg ins Stadtzentrum", erklärte Cortana ruhig. Der Chief blickte hinüber und sah in einiger Entfernung die Silhouette einer riesigen bogenförmigen Brücke. Sie führte über einen siebenhundert Meter langen Wassergraben.
"Dann lasst uns mal auf den Weg machen", sagte der Spartaner, schaltete einen Gang höher und gab Gas.
Die vier einzeln aufgehängten Räder hinterließen tiefe Fahrtspuren im weichen Sand. Die Räder drehten durch, fanden dann aber im lockeren Sand Halt und kamen vorwärts. Der Warthog fuhr um eine leichte Biegung und sah sich schon wieder neuen Feinden gegenübergestellt.
Es ging weiter und der grausige Tod breitete erneut seine Arme nach dem Team aus.


Allein gelassen

währenddessen war im Hotel "Maribu"
die Lage nicht ganz so klar,
wie beim Militär

Auf den Fluren herrschte noch mehr Hektik, als sich Rick je ausgemalt hätte. Die wenigen Gäste die das Hotel beinhaltete rannten wild umher und einige kreischten vor lauter Angst.
Die Angestellten versuchten vergeblich die Leute zu beruhigen, doch ihre fortlaufenden Bemühungen waren weiterhin von geringem Erfolg gekrönt.
"Das kommt dabei heraus, wenn man einen Bürgermeister wie Embrey wählt", keuchte ein Gast, der nur knapp an Rick und Beth vorbei lief. Er war Mitte vielleicht auch Ende vierzig und hatte eine Halbglatze. Seiner einfachen Bekleidung nach zu urteilen, war er ein gewöhnlicher Gast, der nach einen Grund für all das hier suchte.
Rick zuckte mit den Schultern. "Was hat denn der Bürgermeister damit zu tun?", fragte er.
Der Mann mit der Halbglatze, sein Name war David Harris, drehte sich um. "Na der hätte bessere Evakuierungsmaßnahmen ergreifen müssen."
Dann war David auch schon wieder verschwunden, als er die Treppe erreichte. Rick seufzte. Es war zu leicht die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben.
Er nickte in Richtung Treppe, da die Fahrstühle ausgefallen waren. "Gehen wir da lang. Hast du alles?"
Beth zeigte auf den Rucksack, den sie sich auf den Rücken geschnallte hatte, als sie ihr Apartment verließen. Als nun auch noch zwei Schiffe der Allianz heil in die Stadt gekommen waren, hatte Rick alles was wichtig war in einen Rucksack gepackt, um nicht durch zu viel Gepäck behindert zu werden.
Gerade als Rick den Flur voller Menschen durchqueren wollte, zog ihn Beth noch einmal zurück ins Zimmer. Verwundert darüber was sie wohl vorhatte sah er sie an, doch Beth hatte sich bereits wieder den Taschen auf dem Bett gewidmet.
Nervös wartete er mitten im Zimmer darauf, dass seine Freundin fertig wurde. Draußen auf den Fluren wurde das Getrampel leiser und entfernte sich langsam. Ohne es richtig zu bemerken wurde Rick immer unruhiger und begann schlussendlich auch mit in den Taschen zu wühlen.
"Wonach suchen wir eigentlich", fragte er schließlich.
"Ich hab‘s", jubelte Elizabeth fröhlich und hielt das eingerahmte Foto von sich und Rick zu ihrem ersten Jahrestag hoch.
Beth hatte es ihm geschenkt.
Für meinen Engel. Ich werde dich immer lieben.
- Elizabeth

Mit einem Nicken in Richtung Tür, packte Rick das Foto in den Rucksack und die beiden verließen ihr Apartment, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Draußen im Flur war keine Menschenseele mehr zu sehen. Geschweige denn konnte man etwas hören. Mit einem Mal wirkte das Dreisternehotel düster und geradezu ausladend. "Vielleicht sind sie längst alle fort", schlussfolgerte Beth zögerlich.
Rick sah sich um und steuerte dann auf die Treppen zu. "Weist du, was dann auf den Straßen los wäre?"
Immer zwei Stufen überspringend, rannten sie die Hoteltrappe nach unten in den Foyer. Dort war der gesamte Platz vor der Rezeption voller Hotelgäste, zusätzlich dazu musste auch noch die vollständige Belegschaft anwesend sein.
Viele der Leute riefen sich aufgeregt etwas zu - unter jenen Gästen erkannte Rick auch diesen David wieder, der sich fast am lautstärksten äußerte. Andere Gäste wiederum waren verängstigt oder blickten nervös von einer Ecke in die andere.
Am Hoteleingang - einer Wand aus Glasfenstern und einer breiten Drehtür - stand ein militärisch gekleideter Soldat und einer der Hotelangestellten, die sich bemühten die Menge zu beruhigen.
Der Soldat trug eine schwarze Rüstung. Neueste Panzerplatten schützten seinen ganzen Körper. Naja fast den ganzen Körper, dachte sich Rick, als er ihn genauer betrachtete. Der Soldat hatte keinen Helm bei sich und einige der Panzerplatten seiner Rüstung schienen zu fehlen. War alles so schnell gegangen, dass er keine Zeit mehr gehabt hatte, sich seine Ausrüstung komplett anzulegen? Zudem trug er noch eine grüne Armeeweste über der Brustpanzerung und hatte sich eine Sergeant-Mütze, in derselben marinegrünen Farbe, wie die Weste voller Gegenstände, aufgesetzt. Beides schien irgendwie nicht in das Bild eines schwarz armorierten Soldaten zu passen. Seinem Gesicht nach zu urteilen musste er schon lange über die normale Dienstzeit hinaus sein.
Im krassen Gegensatz zu ihm stand einer der Hotelangestellten von "Maribu" daneben und versuchte mit erhobenen Händen die Leute zur Vernunft zu bringen.
Er trug die für das Hotel typische Kleidung: Schwarze Hosen, weißes Hemd und weinrote Weste darüber, zusammen mit einem Schlips und einem Namensschild.
Der Mann mittleren Alters strahlte, wie auch der Soldat, eine gewisse Autorität aus, was wohl unter anderem daran lag, dass ihm dieser Laden hier gehörte.
"Bitte, jetzt beruhigt euch doch endlich", rief der Hotelleiter in die Menge, als Rick und Beth den Fuß der Treppe erreichten und versuchten sich durch die Mauer aus Menschen zu arbeiten.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen für Ruhe zu sorgen, begann der Militärtyp lauter zu werden. Viel lauter, wie Rick und die anderen feststellten. "Jetzt haltet mal für fünf Minuten die Klappe und lasst mich endlich zu Wort kommen!", bellte er.
Die Menge wurde leiser und verstummte. Selbst der sonst so lautstarke David gab keinen Ton mehr von sich.
"Also", begann der schwarze Soldat. "Ich bin Sergeant Spooner. Wie jeder von Ihnen mitbekommen hat, hat die Allianz die Erde gefunden und ist in dieser Stadt gelandet." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und stand breitbeinig da. "Wir wissen nicht was sie hier wollen, aber wir versuchen mit allen Mitteln sie aufzuhalten."
"Wir müssen Ruhe bewahren und hier abwarten", führte der Besitzer des Hotels fort.
"Bitte was?", rief David aus der Menge heraus hervor. Sein wütendes Gesicht war rot angelaufen. "Wir sollen in diesem Loch hier bleiben und darauf warten, dass man uns abknallt? Das ist doch Wahnsinn!"
Sofort fiel im Sergeant Spooner ins Wort. "Der Verteidigungsminister der Stadt arbeitet bereits zusammen mit der UNSC an einem Evakuierungsplan, der bereits angelaufen ist", erklärte er. "Zuerst müssen wir herausfinden, wo sich die Feindschiffe aufhalten, bevor wir uns Gedanken machen können, ob es sich überhaupt lohnt hier zu verschwinden."
Viele der Leute blickten ihn mit offenen Mund an. Die meisten deswegen, weil sie nicht viel von Verteidigungsminister Russel hielten. Entgegen den Befürchtungen von Rick, dass jetzt jeden Augenblick wieder David empört das Wort ergriff, rief ein anderer aus der Menge dem Sergeant entgegen und nahm so David die Gelegenheit.
"Aber es muss doch Evakuierungsmaßnahmen für uns geben", beschwerte sich der Mann, namens Myron. Billy, der neben Myron stand stimmte ihm mit einigen anderen Gästen nickend zu.
Der schwarz gepanzerte Marine schüttelte den Kopf. "Begreift ihr es denn nicht?", fragte er verdutzt. "Glaubt ihr da draußen habt ihr eine Chance?"
"Hier drinnen ist unsere Chance noch geringer, wenn die Allianz die Stadt verglast!", rief Myron.
Um die Situation nicht weiter anspitzen zu lassen, meldete sich erneut der Hotelmanager zu Wort. "Lasst uns doch erst einmal nachschauen, wie die Lage draußen ist", schlug er ruhig vor. "Ollie", fuhr der Chef fort und suchte in der Menge nach einem kleineren Mann mit Brille und Lockenfrisur. Als er ihn fand zeigte er auf die Treppe. "Geh bitte nach oben, vielleicht siehst du von da aus die Schiffe. Schau wie weit sie weg sind."
"Geht klar, Bud", antwortete Ollie mit einer so ruhigen Stimme, die bewies dass er schon seit Jahren mit allen möglichen Situationen umgegangen sein musste, und verschwand die Treppe hinauf.
"Wenn ich mich recht erinnere", warf Beth in den Raum. "Dann ist der Große in dem St. Morians Park gelandet. Oder zumindest in der Nähe davon."
"Ja stimmt", bestätigte Rick um die Aussage seiner Freundin zu bekräftigen - und um nicht nutzlos in der Gegend herum zu stehen. "Wir haben ihn und den Kreuzer von unserem Balkon im siebenten Stock aus gesehen."
Spooner runzelte die Stirn und überlegte eine volle Minute lang. "Und der Kreuzer?", fragte er schließlich.
Schulterzuckend wandte Rick sich an seine Freundin Beth. Plötzlich kam er sich so unbeholfen vor. Noch vor kurzem war ihm das Zusammenpacken seiner und Beths persönlicher Sachen wichtiger gewesen, als das Beobachten der Allianz-Schiffe. Er kam sich vor wie in einer Prüfung und wusste die entscheidende Antwort nicht.
"Ich weis es nicht", sagte er, als auch Beth mit dem Kopf geschüttelt hatte.
Die Leute im Foyer, es waren nicht mehr als zwanzig, blickten nun von Rick und Beth zu Sergeant Spooner. Dieser blickte zu Bud, der wiederum sich nur hilflos umwandte.
Vom Treppenhaus aus waren schwere Schritte zu hören. Jemand hatte es verdammt eilig nach unten zu kommen. Schließlich erschien Ollie völlig aufgelöst in der oberen Etage des Foyers und atmete schwer.
"Große Probleme", keuchte er, während er die Treppe hinab hastete und beinahe wie eine Kugel hinuntergerollt wäre. "Das große Schiff ist hinter dem Fluss im Park", berichtete er. "Aber das kleinere Schiff…" Sein Gesicht war mittlerweile so rot angelaufen, das Rick vermutete, es könne im Dunkeln leuchten. "das kleine Schiff ist über dem Marktplatz ein paar Straßen weiter - hinter dem Hotel!"
Rick klappte der Unterkiefer herunter. Sie waren hier. Nicht nur in der Stadt, sondern richtig hier. Wie viele Spiegel musste man in seinem Leben zerbrochen haben, um so viel Pech zu haben?
Das panische Raunen ging zwischen den Hotelgästen umher. Vereinzelt hörte Rick einige Kinder weinen und, als hätte er es nicht anders erwartet, stimmte David in einen Ich-hab-es-euch-doch-gesagt-Monolog ein.
Zitternd ergriff Beth die Hand von Rick und drückte sie. Nervös blickte sie ihn an und wirkte beinahe so zerstreut und aufgeregt zugleich wie bei ihrem Ersten Mal. Ohne etwas zu sagen formte er mit den Lippen alles wird gut.
"Die können jeden Moment durch die Tür kommen", rief Myron laut aus, was nun jeder dachte. "Wir müssen hier verschwinden, so lange wir noch können."
Um schneller die nötige Aufmerksamkeit zu erlangen packte Spooner Bud am Arm und zog ihn herum. "Haben Sie Stadtkarten im Haus", fragte er ernst.
"Haben wir", ertönte eine weibliche Stimme an der Rezeption. "Hier." Sie war über dem Gedränge und Geschreie der Menge kaum zu hören. Schließlich hatte sie sich durch die Menschenmasse durchgearbeitet und hielt einen Stapel Faltpläne in der Hand. Sallie, die junge Frau, hielt sie ihm hin und der Sergeant ließ sofort von Bud ab und nahm die Pläne. "Wir haben immer welche für Touristen an der Rezeption liegen", sagte sie.
"Nun ich denke die neuen Touristen in der Stadt werden sich für etwas anderes interessieren, als die Sehenswürdigkeiten", murmelte Spooner abwesend.
Immer noch vor Erschöpfung gequält kämpfte sich Ollie durch die Menge, gefolgt von Rick und Beth. Denn jeder Gast wollte nur noch eines: Raus aus dem Hotel und so weit wegrennen, wie es nur ging. Wenn die Allianz erst auf den Straßen war, wäre es für alle zu spät.
"Wenn wir sofort gehen", meinte Ollie. "Dann haben wir eine Chance. Sie haben einen Lift aufgebaut, aber bis jetzt war kaum jemand von ihnen auf den Platz zu sehen. Und es hat ihn auch noch keiner verlassen."
Der schwarz gepanzerte Sergeant nickte.
"Okay Leute", rief er und gewann erneut das Aufsehen der mehr als unruhigen Menschenmeute. "Hört jetzt alle auf mich, dann haben wir eine Chance hier lebendig wegzukommen." Spooner blickte für wenige Augenblicke in die Runde und war zufrieden darüber, dass ihm dieses Mal niemand mit Zweifeln entgegentrat, zumal er derjenige war, der die meiste Erfahrung in solchen Situationen besaß. "Wir werden mehrere Evakuierungsstationen anlaufen."
"Mehrere", warfen Billy und Myron verwirrt in den Raum.
"Ja", bestätigte Spooner. "Zwei um genau zu sein."
"Aber…", begann David misstrauisch, wurde jedoch von Spooner ignoriert.
"Wir müssen uns aufteilen. Zusammen bilden wir ein leichtes Ziel und wirken wie ein Magnet für diese Biester. Eine große feindliche Gruppe ist gefundenes Fressen - ein paar einzelne nur Munitionsverschwendung. Außerdem sind wir dadurch schneller unterwegs.
Der Verteidigungsminister hat mehrere Orte der Stadt, als Evakuierungszone vorgesehen.
Eine Gruppe wird den Hafen anlaufen, die andere die Sportarena. Das sind die mitunter einzigen taktischen Möglichkeiten ausgeflogen zu werden. Wir haben keine Aussicht einen Funkkontakt herzustellen, deshalb werden wir auf uns allein gestellt sein.
Wenn wir überleben wollen, wenn wir heil wegkommen wollen und dem Militär die Sache überlassen wollen, dann haben wir nur eine Chance. Wir müssen organisiert vorgehen. Wir müssen schneller sein, als der Feind und vorausdenken können.
Mit etwas Glück treffen wir auch auf einen Pelican, der uns helfen kann, oder einem Stoßtrupp der Marines. Mit den Stadtplänen hier", er hielt die Faltpläne in die Höhe, damit jeder sie sehen konnte, "kommen wir schneller voran."
"Warum steigen wir nicht alle in unsere Autos und fahren davon, anstatt hier große Reden zu schwingen, während die Allianz an die Tür klopft?", verlangte Davis zu wissen. "Dann wäre auch jeder auf sich gestellt."
"Fahrzeuge, große Ballungen von Überlebenden", zählte Sergeant Spooner auf. "All das wird die Allianz zuerst angreifen. Dann könnten wir auch genauso gut hier bleiben."
Die Menge wurde nervös, selbst die sonst so ruhig wirkende Geschäftsmaske von Bud fiel ab und er trat hilflos von einem Bein auf das andere.
Nun wagte es keiner mehr, der anderen etwas gegen Spooner zu erwidern, weil jeder nun verstand, wie ernst und aussichtslos die Situation war. Rick hielt Beth immer noch fest an der Hand und hatte nicht vor, diese loszulassen. Er wollte sie nicht verlieren, um nichts in der Welt.
Und aus diesem Grund folgte er und die anderen dem Sergeant aus dem Hotel heraus in das grelle Licht der Nachmittagssonne. Wohlmöglich bestand nur diese eine Chance zu fliehen.

Das Schott wirkte einsam in dem dunklen Korridor. Er war leer, völlig leer. Ich einmal das Licht hielt sich in ihm auf. So haltlos war er. Doch das war nichts Ungewöhnliches. Das Schiff in dem er sich befand reiste häufig durch licht- und leblose Orte.
Das war nun vorbei. Denn es lag wie ein gestrandeter Wal in der Stadt der Menschen. Unfähig sich zu erheben und in die Lüfte zu entschwinden.
Kein Leben war im Korridor vorzufinden. Ab und an sprühten Funken quer durch die Gänge und erhellten diese abschnittsweise. Bis es wieder finster wurde und man die sprichwörtliche Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnte - sofern denn jemand anwesend gewesen wäre.
Es ertönte ein Poltern und das einsame Schott am Ende des Ganges rührte sich. Unter normalen Umständen hatte sich das runde Schloss in der Mitte gedreht und die Türdrittel wären sanft in der Wand verschwunden. Unter normalen Umständen.
Nun ächzte die Tür und verstummte Sekunden später wieder. Einen Moment lang geschah nichts und der Gang hatte seine dunkle Ruhe zurückgewonnen.
Bis zu dem Augenblick, an dem der Mittelpunkt der breiten geschwungenen Tür zu glühen begann. Erst ganz leicht, dann wurde das Hitzezentrum heller und heller. Langsam wurde der lichtlose Korridor von dem Licht der schmelzenden Tür erhellt. Dennoch bewegte sich diese nicht.
Das Etwas, was die Tür zum Schmelzen bringen wollte, zog sich wieder zurück und das runde Schloss begann sich wieder abzukühlen. Mit einem lauten Zischen stachen jäh zwei weißglühende Energiespitzen links und rechts von der Tür durch.
Mit einem schweren Ächzen begannen die Spitzen sich im Uhrzeigersinn um das Schloss zu bewegen. Der Weg den sie hinterließen, war eine glühende Schneise deren gelbliche Farbe beinahe schon in ein grelles weiß überging. Als der Kreis vollendet war, fiel das kreisrunde Schloss auf das Deck und hinterließ ein gaffendes Loch.
"Ich bin fertig, Exzellenz", meldete der SpecOps-Sangheili, welcher die zwei Partikelschwerter in den Händen hielt.
Hinter ihm erschein eine weitere Kreatur, derselben Rasse. Diese schob sich mit ihrer goldenen Rüstung an der schwarzen des Schwertkämpfers vorbei und beäugte die Kunst, mit der dieser die Tür geöffnet hatte. "Ausgezeichnet", knurrte ’Ikarumee zufrieden.
Mit einem großen Schritt stieg der Schiffsmeister durch das glühende Schott. Sein Energieschild leuchtete auf, als ein Tropfen geschmolzenes Metall auf seiner Schulterplatte tropfte. Der Commander ignorierte sie und wandte sich an den SpecOps.
"Wir müssen die Hangars öffnen", befahl er in dem Wissen, dass sie dies von der Kommandobrücke aus nicht mehr tun konnten - dafür waren die Beschädigungen zu stark.
Der schwarz gepanzerte Sangheili deaktivierte seine Schwerter und ließ seinen boshaften Blick durch den leeren Korridor schweifen und traf die zurückblickenden Augen seines Anführers. "Ich werde alle noch verfügbaren Truppen in die Stadt entsenden, mein Lord", versprach er mit einem respektvollem Nicken. "Wir werden nicht eher damit aufhören, bis dieses Menschenloch erobert ist!"


Freut euch schon einmal auf das nächste Kapitel "Auge der Propheten"! Smile

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#27

Ich freue mich richtig auf das nächste!!
Es gibt kaum zu bennennde fehler echt geil!!

Wer anderen eine Bratwurst brät,
- -
der hat ein Bratwurstbratgerät!
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#28

Kapitel 6

Auge der Propheten

Vierter Zyklus, 87 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
unter der Religiösen Untersuchung

Ein Dutzend Gestalten schwebte den Gravitationslift des Sturmträgers hinab und kam sanft auf dem Boden auf. Genauer gesagt auf der großen runden Metallscheibe, die durch den Lift mit der Religiöse Untersuchung "verbunden" war.
Aus dem Hangar flogen Phantoms heraus und nahmen Kurs auf Neu Mombasas Außenbezirke. Sie alle transportierten Truppen, Fahrzeuge und wenn es sein muss auch Artillerie-Geschütze - alles was man für eine Invasion kleineren Maßstabs eben so braucht. Die Truppen dienten als Verteidigungsring um das Zen-trum der Stadt. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Die meisten Allianz-Truppen waren direkt unter dem Träger. Wo auch sonst? Denn das, was sie suchten war hier im Stadtzentrum zu finden.
Die meisten Truppen im Zentrum wurden nicht durch Phantoms abgesetzt, sondern verließen das Schiff durch den zentralen Gravitationslift - wie auch die SpecOps-Einheit, die als Letzte den Transporter verließen.
Durch den Lift sparte man Zeit und Ressourcen, wie Phantoms und Spirits.
Denn ihr Handeln, ihr Geschick, ja sogar ihr Glück bei dieser Mission entschied darüber, ob der Angriff der Allianz auf diesen Planeten als Erfolg oder Misserfolg gelten würde.
Xato ’Ontamee verließ mit seiner Einheit den Lift und betrat den warmen Asphalt der Stadt. Wenn er die Karte richtig verstanden hatte, dann müssten sie sich gerade auf einen öffentlichen Platz im Stadtzentrum befinden.
Der Größe und Übersichtlichkeit nach zu urteilen, stimmte dies auch. ’Ontamee hatte die Holokarte der Menschen nicht wirklich verstanden. Entweder lag es daran, dass sie unübersichtlich gestaltet worden war. Oder die Karte war in Ordnung und die Stadt war es, die unübersichtlich war.
Bei genauerem Hinsehen war das auch offensichtlich. Die Häuser der Menschen sahen fast alle gleich aus. Unschöne eckige Betonklötzer. Wer würde denn in so etwas gerne leben wollen? Allerdings gab es da auch eine Ausnahme. Und zwar das "Naturhistorische Museum Neu Mombasas". Laut den Scannern befindet sich das Artefakt in diesem Gebäude.
Man hatte dem Sangheili einen kleinen Holoprojektor in die Hand gedrückt, der das Gebäude zeigte. Es war von Treppen, Säulen und hohen Fenstern gesäumt. Es war eben anders.
Ihre Aufgabe war im Grunde simpel: Sie sollen das Gebäude betreten und das Blutsvaterartefakt bergen und zur Religiöse Untersuchung bringen.
Wenn sie nicht auf allzu viele Menschen treffen würden, waren sie im Nu wieder fertig. Eigentlich sollte es hier ja keine Menschen geben. Aber es wimmelte hier geradezu von ihnen, obwohl der Planet unbewohnt sein sollte. Niemand ist eben unfehlbar in Sachen Informationen. Auch nicht ein Prophet, wie es scheint. Und selbst der Prophet des Bedauerns machte mal Fehler. Das war nur natürlich.
Allerdings war ’Ontamee klug genug diesen Gedanken nicht laut auszusprechen.
Für eine Weile stand er nur da und betrachtete den Platz. Neben dem tristen Asphalt gab es auch einige Grünanlagen und Pflastersteinwege. Ja sogar ein kleiner See war vorhanden. Und das bei dieser Hitze. Auch wenn einige der Bäume weichen mussten, um den Geschützen Platz zu schaffen, war es hier immer noch idyllisch - im Gegensatz zum restlichen Teil der hiesigen Stadt.
Ein leises Zirpen riss den SpecOps-Eliten aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und erblickte eine Schar Huragok hinter sich, die das Schiff soeben über den Lift verlassen hatten und sich nun aufgeregt verteilten.
Sie waren etwas größer als ein Jackal und schwebten einen halben Meter über dem Boden. Ihr Rücken bestand aus großen, mit Gas gefüllten Blasen, die sie schweben ließen. Die Haut der Huragok war purpurrosa und da sie zum schweben keine Arme und Beine benötigten, hatten sie unzählige Tentakeln, die sie nochmals aufspalten konnten und somit alles was sie wollten bearbeiten konnten.
Wofür die Allianz kämpfte interessierte die Huragok überhaupt nicht. Sie interessierten sich ausschließlich für Technologie. Sie waren einfach verrückt danach. Techniker eben. Vor allem nach menschlicher Technologie! Einmal wurde auf einer menschlichen Welt - Gastinat III - eine Disk gefunden. Man glaubte, darin wichtige Informationen über die Schiffe der Menschen zu finden. Doch es erwies sich als völliger Reinfall. Es war nur ein plumpes Spiel namens Pacman. Die Huragok wurden regelrecht süchtig danach. Trotz der Tatsache, dass man es verboten hatte, tauchten immer wieder Kopien in den Allianz-Netzwerken auf. Das war das Ergebnis, wenn die Huragok den Großteil des Computersystems der Allianz kontrollierten. Was soll man da schon gegen ein 2D-Spiel ausrichten?
Wie dem auch sei, dachte sich Xato. Die Allianz-Techniker schwebten über den Platz uns suchten nach etwas sehenswerten. Sei es ein Elektroauto, gebräuchliche Computer in den vielen Häusern oder sonst etwas, was sie für wichtig hielten.
’Ontamee seufzte desinteressiert, als er den Huragok nachblickte und wandte sich an seine Einheit. Seine Spezialeinheit, korrigierte er sich in Gedanken. "Also, wo müssen wir lang?", fragte er im milden Ton.
Einer der schwarz gepanzerten Sangheili holte die kleine Holo-Karte heraus. Es war ein kleines flaches Gerät, welches eine blaue Projektion erzeugte, die die Stadt in groben Zügen darstellte. Es zeigte etwa so viele Details der Metropole, wie ein Foto vom einen Schatten etwas über seinen Urheber verriet.
"Da lang", sagte der Krieger nach dem kurzen Studieren der Karte und zeigte auf eine breite Straße, die durch eine Häusergruppe führte.
’Ontamee befahl den Abmarsch und die schwer bewaffnete SpecOps-Einheit, bestehend aus sechs Sangheili-Kriegern und ebenso vielen Unggoy, setzte sich rasch in Bewegung. Trotz der schweren Bewaffnung bezweifelte ’Ontamee, dass er auf großen Widerstand treffen würde - die Vorhut der Allianz hatte mit Sicherheit den Weg schon geebnet.
Schade eigentlich, dachte der Anführer, als er über den Platz schritt. Man hatte Ghosts, Wraith-Panzer und sogar vier Artillerie-Geschütze auf dem Gelände verteilt. Genug Spielraum hatten sie ja. Und als reichte das nicht schon aus, sah man eine Hundertschaft an Eingreiftruppen umher marschieren. Grunts kontrollierten die vielen Shades, die Geschütze der Allianz, an strategisch wichtigen Punkten.
Es war eine uneinnehmbare Festung.
Ein lautes Kreischen war zu hören. Kein Schrei, sondern eher ein vertrauter Motorlärm. ’Ontamee blickte auf und sah ein Geschwader Banshees, die gerade aus dem Hangar der Religiöse Untersuchung flogen. Sie zogen ihre Kreise und die Sonne spiegelte sich auf dem blank polierten Metall der Maschinen wieder.
Der Trupp hatte die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als sie den weitflächigen Schatten verließen, den der mächtige Sturmträger spendete. Nun knallte die heiße Nachmittagssonne auf die glänzenden schwarzen Rüstungen der SpecOps. Zu schade, dass sie sich fast am Äquator des Planeten befanden. Wo die Sonne höher als sonst wo am Himmel stand.
Es war ein unangenehmes Gefühl in der Rüstung gebraten zu werden. Aber er, Xato ’Ontamee, war ein Sangheili und nicht nur irgendeiner. Er war ein SpecOps-Krieger. Als ob ihn so eine kleine Temperaturschwankung etwas ausmachen würde. Immerhin war die Rüstung besser und widerstandsfähiger, als die "herkömmliche" Panzerung der Allianz-Truppen. Den teilweise fehlenden Komfort konnte man da schon einmal ignorieren.
Und nun musste er dem Befehl des heiligen Propheten nachkommen, und das Artefakt beschaffen.

Während die SpecOps-Einheit über den Platz marschierte, ließ eine weitere Person den Gravitationslift hinter sich und folgte ihnen unauffällig.
Was nicht schwer war, denn die Person war unsichtbar. Außer einem leicht verschwommenen Fleck in der Luft, konnte man ihn nicht sehen.
Er war mit einem Plasmagewehr und sechs Plasmagranaten ausgestattet. Sie dienten zur Verteidigung, keinesfalls zum Angriff! Wenn er seine Arbeit richtig machen würde, und das würde er auch tun, dann müsste er nicht einmal einen einzigen Schuss abgeben.
Zusätzlich hatte der Sangheili eine kleine Minikamera am Helm befestigt, die alles aufzeichnete was er sah - und auch sendete! Denn er war ein Spion, ein Ossonna.
"Das Auge des Propheten."

Zur selben Zeit,
an einem anderen Ort in
Neu Mombasa

Elizabeth legte ihre Hand auf Spooners Schultern, während dieser um eine Gebäudeecke blickte. Viele der Häuser waren verschlossen, Autos standen mutterseelenallein auf den Straßen herum und noch war niemand zu sehen.
"Es ist nicht Ihre Schuld", beteuerte sie.
"Doch ist es", entgegnete Sergeant Spooner resigniert. "Ich hätte sie zwingen können mitzugehen. Oder wenn ich mehr Überzeugungsmöglichkeiten besessen hätte…" Mit einem Blick auf seine Pistole schüttelte er den Kopf.
Als Sergeant Spooner diese Leute in dem Hotel gesehen hatte, dachte er, er müsse helfen. Dafür sorgen dass sie heil hier raus kamen. Dass alle Zivilisten gerettet wurden.
Dafür hatte er damals geschworen. Das war seine Bestimmung als OAST - als Orbitale Abwurf Schock Truppe. Nein falsch, berichtigte Spooner. Es war seine Berufung gewesen. Sie war es nicht mehr, seit jenem Vorfall in der Ensemble Oper.
Dennoch wollte er die Leute aus dem Hotel retten, während die anderen Menschen auf den Straßen in Panik gerieten und entweder die Beine in die Hand nahmen oder sich in ihre Wohnungen verbarrikadierten.
In den Augen eines Soldaten hätte es so einfach ausgesehen. Eine Gruppe Zivilisten zu einer Evakuierungsstation bringen und somit wieder das Gefühl zu bekommen, sich mit gutem Gewissen im Spiegel betrachten zu können.
Doch dann hatte sich dieser Myron mit dem noch widerspenstigeren Davis in die Wolle gekriegt. Myron hatten angefangen (entgegen seiner vorigen Meinungen) zu erzählen, dass es sicherer sein könnte, zu warten bis alles vorbei wäre. Er meinte dass das Militär sicher bald hier sein würde und es dann auf den Straßen ziemlich heiß hergehen würde. Es wäre in einem gut gebunkerten Gebäude sicherer als da draußen, hatte er gesagt. Schließlich hatte er es geschafft Billy und einige andere auch für seine Sache zu gewinnen.
Selbst David fand, dass Myron den Verstand verloren haben musste. Aber keiner ließ sich mehr umstimmen, ebenso wenig, als würde man einem Hund befehlen er solle fliegen.
Es war eine aussichtslose und zeitknappe Situation.
Und Spooner hatte beschlossen zu gehen. Soll mitkommen wer will, hatte er geäußert.
"Hey, was ist denn da vorn los?", rief David genervt von hinten. "Geht’s jetzt bald weiter, oder was?"
Spooner seufzte lediglich und gab der Gruppe ein Zeichen ihm zu folgen. "Okay, weiter", sagte er. "Aber leise." Bei diesen Worten blickte er noch einmal zu den Zivilisten hinter sich. Besonders blickte er David an und gab ihm damit zu verstehen dass er gemeint war.
Vorsichtig überquerten sie die Straße um Laufschritt und achteten darauf sich nicht sehen zu lassen. Aber das war es ja! Sie sahen niemanden. Keine Allianz-Truppen oder Soldaten des UNSC, geschweige denn weitere Zivilisten. Alles war leer. Die Luft war dennoch von Kriegslauten überflutet. Leise Explosionen und Schusswechsel konnte man vernehmen, wenn man genau hinhörte.
Zu weit weg, dachte sich Spooner. Vielleicht bestand noch eine Chance.
Ihre Gruppe war schnell über die Straße in eine weitere Seitengasse verschwunden. Viele waren nicht dabei, aber wenigstens war überhaupt jemand mitgekommen. Das war es, was für Sergeant Spooner zählte.
Rick und Beth waren mitgekommen, das Pärchen, das die Schiffe schon von ihren Balkon aus gesehen hatte. Dann war da noch David und der Hotelbesitzer Bud, sowie zwei seiner Angestellten Ollie und Sallie. Hinter ihnen lief eine Frau namens Amanda mit Joe und Irene, einem Ehepaar, das auf Spooner so alt wirkte, dass sie seine Eltern sein könnten.
Insgesamt waren sie zehn Mann.
In den Schatten, die die hohen Häuser auf die Gasse warfen, fühlte Spooner sich vorerst sicher. Die Dunkelheit zwischen den Wolkenkratzern war ideal, man wurde nicht weiter gesehen, als man es wollte. Wenn sich Sergeant Spooner recht erinnerte, dann hatten sie nicht mehr lange den Luxus über solch hohe Deckungen. Bald würden die Außenbezirke der Stadt anfangen. Und dort galten andere Regeln, als hier im Zentrum.
Behutsam holte er die Straßenkarte aus seiner Tasche und faltete sie auf. Die Zivillisten bildeten einen Kreis um ihn und blickten alle auf das schematische Netz aus Straßen und Gebäuden. Mit dem behandschuhten Finger fuhr er die geeignetste Route ab, die er fand.
"Wir müssen über die Lugano Straße in die Serkis Lane kommen", las er die Karte. "Dann sind wir schon so gut wie da."
Alle studierten kurz die Karte, um sich einen Überblick über ihren Weg zu machen. Anschließend packte Spooner sie wieder weg und überprüfte zum x-ten Mal seine M6D-Pistole.
"Hey habt ihr das gehört", fragte Amanda unerwartet und blickte nach oben.
Instinktiv folgten die anderen ihrem Blick. Über ihnen waren nur die Spitzen der Hochhäuser zu sehen, die in den wolkenbedeckten Himmel stachen.
Spooner zeigte nach oben. "Sind Sie sicher, dass sie etwas gehört haben Ma’am?", fragte er höflich.
Heftig nickend erwiderte Amanda: "Ja, hundert prozentig."
Nun erschlich sich erneut ein Geräusch durch die Luft. Weit oben in den Lüften strich ein Kreischen umher, als ließ es sich von dem schwachen Wind treiben. Spooners Augen verengten sich zu Schlitzen, als er versuchte etwas am Himmel erkennen zu können, womit er das Geräusch einordnen konnte. Unweit entfernt ertönte ein weiteres Kreischen, leicht versetzt zu dem vorherigen. Dann noch ein weiteres und noch mehr; so viele, dass es nicht mehr möglich wurde sie zu zählen.
Erst jetzt in diesem Moment, wo das Kreischen schon fast über ihre Köpfe gedrungen war, erkannte Sergeant Spooner die Herkunft.
"Banshees", zischte er.
Die Leute blickten sich nervös an, taten dann aber zu Spooner Zufriedenheit das, was er ihnen vor einigen Augenblicken erklärt hatte: Sie zogen sich in die dunkelsten Ecken der Gasse zurück. So nah wie möglich an den Häuserwänden. Unter Feuerleitern und zwischen den breiten Müllcontainern.
Dennoch wagten es alle einen Blick nach oben zu richten, als das Kreischen ohrenbetäubend laut wurde. Und da kamen sie. Mehr als fünfzehn Banshees zogen wie ein Schwarm Raubvögel über die Gebäude und Straßen hinweg. In Formation bleibend flogen sie unbeachtet weiter in die Richtung, aus der die Menschen gekommen waren.
Es bestand kaum die Möglichkeit die Geschwindigkeit der glänzenden Flugapparate der Allianz zu schätzen. Sie bewegten sich wie eine Einheit, auch dann, als sie einen großen Bogen in der Luft bestritten und kehrtmachten. Spooner sank das Herz in die Hose, als er sah wie sie zurückkamen.
Er war sich nicht sicher, ob er und die anderen nun der Grund für die Rückkehr der Banshees war, aber er hoffte keiner seiner Schützlinge würde nun in Panik geraten und versuchen über die offene Straße zu fliehen.
Während die anderen noch wie gebannt auf die kehrtmachenden Banshees starrten, suchte Spooner bereits nach einem Fluchtweg, der sie in das sichere Innere der Gebäude bringen würde, wenn die Allianz-Krieger wie ausgehungerte Adler ihren Sinkflug begannen.
Wider Erwarten wurde Spooner und die anderen nicht weiter von den Banshees beachtet - wenn sie denn überhaupt bemerkt worden waren. Sie flogen wieder zu ihrem Ursprungsort zurück und verschwanden aus den Blickfeldern der Menschen.
Spooner konnte mehr als nur ein erleichtertes Ausatmen vernehmen. "Purer Wahnsinn", keuchte David, den Blick immer noch in den Himmel gerichtet.
Rick und Beth wagten es als erster wieder auf die Gasse. "Was meint ihr, ob die uns gesehen haben?"
Stöhnend kam auch David aus seinem Versteck hinter einem miefigen Müllcontainer hervor. Er klopfte sich den Staub von der Jacke und streckte sich kurz. "Glaub ich kaum", entgegnete er kühl. "Sonst hätten die angegriffen."
Der Sergeant winkte sie alle zu sich und wandte sich bereits zu Aufbruch. "Es liegt genauso gut im Bereich des Möglichen, dass es sich um Späher handelt", verdeutlichte er. "Lasst uns hier verschwinden!"

Die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete Kunas ’Nostrodee wie seine Truppen den Hangar verließen. Als die Stille und Zusammenarbeit in der Stadt versank, hatte sie einen tiefen Graben in den Boden gestemmt, der sich als glücklicher Zufall erweisen sollte.
Dadurch steckte das Schiff so tief in der Erde, dass die Soldaten der Allianz direkt aus dem Hangar spazieren konnten. Während im Schiffsinneren ein Meer aus Funken sprühten, formierten sich draußen zwischen den Häusertrümmern die Soldaten. All die, die den Absturz überlebt hatten verließen im Schatten ’Nostrodees das Schiff.
Noch intakte Fahrzeuge wurden auf die Überreste einer Hochgeschwindigkeitsstraße gebracht. Ghosts reihten sich hintereinander auf, Schatten-Transporter beförderten die meisten der Truppen ins Freie, Spectre überquerten das Gelände und ihre Insassen beäugten kritisch die Umgebung. ’Nostrodee war zufrieden mit dem Gegenstück zu dem menschlichen Fahrzeug nahmen Wartogg.
Und noch zufriedener war er, als er den Wraith-Panzer erblickte, der aus den rauchverhangenen Schatten des Hangars schwebte. Das war wenigstens eines seiner Asse, die er noch im Ärmel hatte. Sobald sie Kontakt zu der Religiösen Untersuchung hätten, konnten sie sich auf die Jagd nach den überlebenden Menschen machen, die als potentielle Gefahr für ihre Mission eingestuft werden sollten.
Er selbst stand auf einem eingestürzten Gebäude und blickte auf seine Untergebenen hinab. Die wärmende Sonne spiegelte sich in seiner pechschwarz polierten Rüstung wider. Seine beiden Schwerter hingen reglos an seiner Seite, darauf wartend endlich benutzt zu werden.
Kunas wandte den Blick von seinen Truppen ab und sah in den Himmel hinauf. In weiter Ferne erstreckte sich ein gigantischer runder Turm in die Höhe. Er reichte so weit, dass man dessen Ende nicht erkennen konnte. Daneben schwebte majestätisch die Religiöse Untersuchung, das Schlachtschiff des heiligen San ’Shyuum Bedauern.
Doch das war es nicht, was die Aufmerksamkeit seines Blickes auf sich gezogen hatte. Über den hässlichen Bauten der Menschen hinweg, kam ein Schwarm auf ihn zu. Die Banshee-Patrouille war zurück gekehrt.
"Das ging aber schnell", murmelte der SpecOps-Krieger, als die Jäger näher kamen und eines der Objekte die Formation verließ und direkt auf ihn zukam.
Währenddessen zogen die übrigen Banshees ihre Kreise um das Schiff und warteten auf die Rückkehr ihres Staffelführers. ’Nostrodee bewegte sich nicht einen Zentimeter, als das Fluggerät vor ihm landete und dabei den Staub des Schutthaufens aufwühlte.
Ein Goloka stieg aus dem Banshee aus und kam auf den schwarzen Sangheili zu. Der rot gepanzerte Krieger war um einiges kleiner als ’Nostrodee und musste deshalb zu ihm aufblicken, um seine Neuigkeiten zu berichten, was ’Nostrodee durchaus gefiel; zu anderen hinabblicken zu können.
Als nun der Goloka seine Botschaften überbracht hatte, legte er seine Faust zum Gruß auf seine Brust und verschwand mittels seines Banshees wieder in die Lüfte.
’Nostrodee blickte ihm noch eine Weile hinterher, bis die Banshees sich wieder neu um ihren Führer formiert hatten und zurück in die Menschenstadt zogen.
Mit einem gezielten Sprung verließ ’Nostrodee den Schutthaufen und bewegte sich auf einen der Sangheili zu, die nahe der Außenhaut des Schiffes standen. Bei ihm angekommen, kniete er vor ihn nieder. "Der Bansheeführer bringt neue Kunde, mein Gebieter", sprach er.
Der Krieger, der ihm gegenüberstand machte eine kurze Bewegung mit der Hand und veranlasste ’Nostrodee damit sich zu erheben.
"Die Banshees haben Menschen geortet."
"Die ganze Stadt ist voll davon, Bruder", konterte ’Ikarumee wenig interessiert. "Mich dürstet es nicht zu wissen, wie viele von ihnen jetzt in ihren Häusern sitzen und vor lauter Angst nicht mehr ruhig atmen können."
"Bei diesen ist es anders, Exzellenz. Sie laufen auf offener Straße herum."
"Und?"
"Sie haben ja keine Ahnung, dass sie direkt in unsere Richtung marschieren." ’Nostrodee zeigte bei dieser Bemerkung in die Weiten Neu Mombasas hinaus.
Mit gewecktem Interesse folgte der Schiffsmeister seinem Beispiel und ließ seinen geschärften Blick über das Häusermeer schweifen.
"Hier her, sagst du also." Commander ’Ikarumee verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder den Unggoy und Kig-Yar, die das Schiff verließen. "Das klingt nach einer äußerst interessanten Jagd."

Das mulmige Gefühl wurde von Schritt zu Schritt stärker, so kam es Beth vor. Zusammen mit Rick und Amanda und den anderen folgte sie dem Höllenspringer-Sergeant. Sie liefen nun schon eine ganze Weile durch die Straßen der Stadt.
Noch waren sie niemandem begegnet. Hier und da vermutete sie ein paar andere Leute in den Häusern oder am anderen Ende der Straße zu sehen, war sich jedoch nie völlig sicher deswegen.
Darauf vertrauend, dass Sergeant Spooner sie in Sicherheit bringen würde, beschleunigte sie erschöpft ihre Geschwindigkeit, um mit den anderen Schritt zu halten.
Sie blickte abermals zu dem Sturmträger hinauf und es lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Von hier unten aus betrachtet wirkte das wolkenverhangene Ungetüm wie… wie… Beth wollte nichts Passendes einfallen. Wie ein UFO, das die Erde zerstören wollte, vielleicht?
Ja, fand sie, Dann kommt einem diese Metapher wenigstens nicht so realitätsfremd vor.


Die fünf Golokas, im oberen Hangardeck, standen stramm, als der Commander durch die Tür trat. Sie alle waren mit Plasmagewehren bewaffnet und warteten auf ihre Befehle. Jeder einzelne hoffte nun die Religiöse Untersuchung verlassen zu dürfen um sich in den Kampf auf der Planetenoberfläche zu stürzen.
Der Commander schritt vor den Sangheili auf und ab, wahrend er ihnen die Mission erklärte. Seine weiße Rüstung leuchtete nahezu blendend im fahlen Licht der Halle auf. "Es ist einer kleinen Gruppe an Menschen gelungen, näher an das Zentrum der Stadt heranzukommen als es dem Propheten lieb ist. Das einzigste was wir zu tun haben ist, diese Bastarde aufzuhalten.
Um schneller ans Ziel zu kommen, werden wir die Absprungkapseln benutzen. Und denkt immer daran, Brüder: dass der große Row* auf euer Antlitz hinab blickt. Also enttäuscht ihn nicht durch Niederlagen und Inkompetenz."
Einer der Veteranen brachte ein hämisches Grinsen hervor. "Was sollte da schon schief gehen? Diese Hürde ist nur ein weiterer Aufstieg im Leben eines Kriegers", sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen.
Der Commander seufzte. "Bruder, ich habe von einem Goloka mehr erwartet." Er legte die Hand auf die Schulter des anderen Sangheili. "Du hörst dich vielmehr wie ein Gudili an. Soll ich dich zu einem machen." Seine Pupillen verengten sich zu schlitzen, als er dem Veteranen bedrohlich in die Augen blickte.
Dieser schluckte nur. "Nein, Exzellenz. Verzeiht meiner Unbeholfenheit."
Der Commander wandte sich von seinem Untergebenen ab. Sie befanden sich hier auf der obersten Ebene den Hangars. Und ein Sturmträger hatte gewaltige Hangarräume. Er stellte sich an den Rand des Steges und blickte in die Tiefe hinab. Auf allen Ebenen stürmten sämtliche Arten der Allianz umher. Huragok sorgten hier und da für die nötigen Reparaturen. Unggoys und Kig-Yar rannten aufgeregt umher und mussten von ihren Sangheili-Kommandeuren zurechtgewiesen werden. Phantoms und Spirits dockten an, wurden beladen und starteten sogleich wieder. Yanme‘e flogen quer durch den Hangar und die massigen Mgalekgolo bahnten sich einen Weg durch die Reihen der Unggoys und Kig-Yar, die so dumm waren ihnen im Weg zu stehen. Der eine oder andere würde wohl nicht mehr zum Kämpfen kommen.
Einer der Sangheili - ein Gudili - lief auf den Lekgolo zu, der soeben zwei Unggoy und einen Kig-Yar platt getrampelt hatte. Der Sangheili-Krieger stellte sich vor das Ungetüm und wollte ihn zurechtweisen. Der Lekgolo gab nur ein unbekümmertes Geräusch von sich und schob den Sangheili mit seinem Metallschild zur Seite. Ungeachtet dessen was eben vorgefallen war lief der Mgalekgolo mit seinem Partner weiter.
Im Grunde war es zwecklos einem Jäger zu sagen, was er verbrochen hatte, das wusste der Commander nur zu gut. Der Gudili würde das auch noch lernen, dass man diesen Jäger zwar Befehle erteilen, sie aber nicht wirklich zurechtweisen konnte. So etwas interessierte diese Kolosse einfach nicht.
Mit zufriedenem Blick fand der Sangheili-Commander keinen einzigen Jiralhanae auf einer der Hangarebenen. Vermutlich war noch nicht einmal einer dieser Scheusale auf dem Schiff - zum Glück. Denn der Commander konnte sich nur schwer unter Kontrolle halten, wenn er einem Jiralhanae gegenüberstand. Am liebsten würde er alle Jiralhanae, die es gab, einfach beseitigen.
Er schüttelte kurz den Kopf und wandte sich wieder von dem riesigen Hangar ab. Er war ja dem ungehobelten Goloka noch eine Erklärung schuldig.
Er drehte sich wieder zu seinen wartenden Schützlingen um. Für kurze Zeit blickte er jedem einzelnen in die Augen. "Merkt euch eins: einen Krieger misst man nicht an der Zahl seiner Siege, sondern an seinen Gegnern", sagte er. "Allerdings auch an seinen Niederlagen. Aber ist es keine große Ehre zu verlieren, glaubt mir das. Und seit vorsichtig. Laut den Berichte soll sich der Dämon höchstpersönlich dort aufhalten."
Ein verwundertes Raunen ging um. Der Dämon, hier? Zufrieden blickte der Commander auf seine Krieger. "So, und nun macht euch auf den Weg!" Er machte eine ausladende Geste und die fünf Golokas schritten davon.
Um schneller dem Feind entgegen treten zu können, werden sie nicht extra einen Phantom in Anspruch nehmen. Sie sind es gewohnt mit Absprungkapseln zu reisen!


1442 Stunden, 20. Oktober 2552
(militärischer Kalender)
UNSC-Fregatte In Amber Clad,
über Neu Mombasa

Es gab heftige Kämpfe in den Randgebieten Neu Mombasas. Es war ein Kampf Mensch gegen Allianz. Die Allianz versuchte hartnäckig die Menschen vom Stadtzentrum fernzuhalten.
Und es sah so aus, als hätte sie Erfolg.
Bisher war es noch keinem der UNSC-Streitkräfte gelungen in die Metropole vorzudringen. Keinem. Aber einer war kurz davor. Der Master-Chief selbst war nicht mehr weit von der Brücke entfernt, die ins Zentrum führte. Allerdings standen auch noch genügend Allianz-Truppen zwischen ihm und der Brücke.
Commander Miranda Keyes hatte auf der Brücke ihrer Fregatte eine Menge zu tun. Sie war im Moment die Einzige, die die Marines koordinierte. Sie sorgte für Nachschub an der richtigen Stelle und befahl den Truppen sich zu bestimmten strategisch wichtigen Punkten vorzukämpfen. Das Talent hatte sie wohl von ihrem Vater geerbt.
Bisher hatten sie nur minimalen Erfolg. Der Sturmträger der Allianz schien ein unbegrenztes Truppen- und Fahrzeugreservat zu haben. Egal wie viele man zur Strecke brachte, es kamen immer wieder neue. Selbst die beste Taktik wurde so zu Nichte gemacht.
So konnte es nicht weiter gehen.
Sie mussten sich zur Stadtmitte vorkämpfen. Irgendwie. Aber bis jetzt war Keyes noch nichts eingefallen, wie sie die Truppen sicher dorthin bringen sollte, ohne das diese abgeschossen wurden. Es gab einfach zu viele Allianz-Truppen in diesem Bereich. Ganz zu schweigen von den beiden Scarabs und den vielen Artillerie-Geschützen.
"Ma’am", sagte Lieutenant Kassir. "Der Träger sendet mehrere Objekte aus. Sie steuern auf den Strand zu."
"Geschosse?", hackte Keyes nach.
"Nein, Ma’am. Es scheint sich um eine Art Absprungkapsel zu handeln", erklärte Kassir. "Höchstwahrscheinlich Elitekrieger, wenn man nach der Größe der Kapseln geht."
Auf der taktischen Anzeige erschienen mehrere rote Punkte, die sich von dem Sturmträger entfernten. Zweifellos eine der schnelleren Varianten der Truppenbewegung. Im kurzen Bogen steuerten die Kapseln auf den Chief zu. Sie wollten ihm den Weg versperren!
"Los, stellen Sie mich sofort zum Master-Chief durch!", rief Keyes.
"Sofort Ma’am", bestätigte Navigationsoffizier Jones. Ein paar Sekunden lang tanzten seine Finger über die Tastatur vor ihm. Dann sagte er im ruhigen Ton: "Verbindung steht Ma’am."

Es lief besser als erwartet - was noch längst nicht bedeutete, dass es ein Kinderspiel war. Wenn man sich mit der Allianz anlegte, konnte es als tödlicher Fehler ausgehen, die Situation als Kinderspiel abzustempeln.
Dennoch musste dies nicht heißen, dass auch die gefährlichsten Szenarien mit der Entsprechenden Ausbildung nicht zu meistern wären.
Ghosts, Bodentruppen der Allianz und zwei Artillerie-Kanonen hatten sich ihnen in den Weg gestellt.
Ohne Erfolg.
Zwar waren es verdammt viele Allianz-Truppen gewesen. Und der Feind hatte auch noch diese verflixten MG-Geschütze an Orten positioniert, die viel Schutz boten. Aber Schutz allein reichte nicht um zu gewinnen!
Gegen den Warthog - der am Rande bemerkt, einen der besten Soldaten des UNSC beinhaltete - hatten die Feinde nicht die geringste Chance.
Gekonnt steuerte der Chief den Warthog über einen Betonwellenbrecher, der vom Strand aus fünfzig Meter weit in den Indischen Ozean hinaus führte. Ein großen flaches Strandgelände lag nun vor ihnen. Nicht weit entfernt stand ein kleiner Bunker, auf dessen Dach mehrere Munitionskisten lagen. Was es da wohl alles abzustauben gab? Viele Möglichkeiten zum umherfahren gab es nicht. Rechts war das Meer, links eine hohe Betonmauer (wahrscheinlich die einer riesigen Halle, vermutete der Trupp beim passieren). Am Ende des Strandes führte ein Trümmerhaufen zu einem Tunnel - den zu erreichen der Chief vorhatte.
Und damit fingen ihre Probleme erst an. Mitten in den Trümmern stand eine schwebende Wachturm-Plattform. Sie gehörte natürlich der Allianz. Wem sonst? Als der Jackal-Scharfschütze sie entdeckte aktivierte er den Turm. Der obere Teil löste sich vom Sockel und schwebte sanft ein paar Meter in die Höhe und verharrte dort.
Als wäre das nicht schon genug, kauerte ein Phantom zehn Meter über den Strand. Die drei Plasmakanonen am Bug erwachten zum leben und eröffneten das Feuer. Leuchtend rote Plasmalanzen schossen dem Allradfahrzeug entgegen.
Der Master-Chief gab Gas und fuhr den Warthog hinter den schützenden Bunker, um den Plasmasalven zu entgehen.
"Absteigen, Marines", rief der Chief, als der das Fahrzeug in Sicherheit gebracht hatte und sprang raus. "Lasst uns sehen, ob wir hier etwas finden, womit wir die Geschütze des Phantoms demolieren können." Andernfalls kamen sie hier nicht mehr weg und saßen in der Falle.
Er betrat mit den beiden Marines den Bunker. Als erstes fiel ihm eine kleine Versorgungskiste, für Granaten, und zwei Raketenladungen für einen SSM-Raketenwerfer ins Auge. Das waren doch schon einmal gute Aussichten.
Der Spartaner stattete sich mit Granaten aus und hob die Raketenwerfer-Ladungen vom sandigen Boden auf. Als nächstes erklomm der Chief die Leiter, die auf das Dach des kleinen Bunkers führte.
Glücklicherweise konnten der Phantom und der Jackal die Menschen auf dem Dach des Betonbunkers nicht ausmachen. Einige der herumliegenden Frachtkisten verdeckten die Sicht.
Wo genügend Munition herumliegt, ist die passende Waffe auch nicht weit. Mitten auf dem Dach lag die Bazooka mutterseelenallein herum plus weitere Magazine! Der Phantom würde sich warm anziehen müssen!
Es lief einfach perfekt. Zu perfekt. Der Master-Chief wurde das Gefühl nicht los, dass noch etwas kam. Und so war es dann auch. Es kam in der Form einer Nachricht. Commander Keyes meldete sich aus der In Amber Clad.
"Was gibt es, Commander?", fragte der Chief.
"Chief, vom Träger sind gerade jede Menge Kapseln gestartet", erklärte Keyes hektisch. "Die nehmen Kurs auf euch!"
"Verstanden. Wir erledigen das schon, danke."
Der Spartaner beendete die Übertragung. Warum kam immer etwas dazwischen? "Okay, Marines. Wir bekommen Besuch. Bereitet euch auf einen warmen Empfang vor."
"Na endlich", sagte der Marine - Hylland - neben ihm. "Wurde auch mal Zeit, dass wir Verstärkung kriegen."
"Der andere Besuch, Junge", korrigierte der Chief.
"Oh." Der Marine schluckte. "Ach die schon wieder."
Evans, der zweite Soldat, zog sich in die hinterste Ecke des flachen Daches zurück und kramte eine Kiste hervor. Auf dem Etikett war ein Scharfschützengewehr abgebildet. Er öffnete die Kiste und betrachtete den Inhalt mir glänzenden Augen. "Irgendjemand da oben liebt mich", sagte Evans voller Freude.
Mit einem Klack rastete der Sicherungsbügel von Hyllands Gewehrs ein und wieder aus. Der Marine rollte mit den Augen über die Euphorie des Kollegen und spendete seine Aufmerksamkeit weiterhin seinem Gewehr. Komm schon, dachte er. Das ganze Platoon weis doch, dass du auf Keyes stehst. Er hätte es auch ohne mit der Wimper zu zucken ausgesprochen, wenn der Master-Chief nicht dabei gewesen wäre.
Zur selben Zeit trudelten die Kapseln ein.
Sie hatten eine Ähnlichkeit mit den HEV-Absprungkapseln der ODSTs. Die zylindrische Kapsel bot nur für eine Person genügend Platz. Und der Chief konnte sich schon denken wer bald zum Vorschein treten würde.
Zwei Kapseln landeten vor dem Bunker, vie weitere in den Trümmern vor dem Tunnel. Sie flogen so schnell, dass man sie nur verschwommen wahrnahm. Mit rasender Geschwindigkeit schlugen sie auf den Boden auf und ließen den Sand nur so umher wirbeln.
"Da oben mag dich vielleicht jemand. Aber die da unten mögen dich bestimmt nicht!", stellte Hylland fest.
Die Kapseln öffneten sich zischen und ihre Passagiere kamen zum Voreschen. Wie der Master-Chief schon befürchtet hatte, waren es Elitekrieger. Sie sprangen aus ihren Kapseln und zogen ihre Waffen. Es waren ausschließlich Veteranen. Und ein Veteran wusste genau was er tat. Er war zweifellos erfahrener als die üblichen Eliten mit blauer Panzerung. Man sollte ihn besser nicht unterschätzen, und eine ganze Gruppe schon gar nicht!
Vermutlich erwarteten sie nur ein paar unbeholfene Marines. Der Spartaner eilte um die Kiste herum und feuerte eine Rakete auf die neue Bedrohung ab - ehe der Phantom oder die beiden Eliten selbst herausfanden was Sache ist.
Die Explosion brachte den Eliten den Tod. Die Plasmageschütze des Phantoms richteten sich neu aus und begannen wie wild zu feuern.
Zum Glück gab es die verbesserte Version der Bazooka. Der Chief zielte auf das vordere Geschütz, aktivierte die Zielerfassung und drückte ab. Die Rakete verließ den Lauf und raste surrend ihrem Ziel entgegen. Die Rauchwolke, die die Rakete hinter sich herzog, zeigte, dass das Geschoss nicht nur schnurschtracks ihrem Opfer entgegen schoss. Sie flog mehrere leichte Bögen, das machte die Sache schwieriger die Rakete noch vorher abzuschießen. Schließlich schlug sie ein. Ein kurzer blauer Blitz und die Überreste des ersten Geschützes stürzten in Richtung Boden.
Der Chief ging wieder in Deckung und lud nach. Munition hatte er ja zuhauf. Er wollte gerade eine weitere zerstörerische Rakete auf das Schiff abfeuern, als es dröhnend beidrehte. Der Phantom beschleunigte und verschwand über die Häuserwand, so schnell wie er gekommen war.
"Das wurde auch Zeit", bemerkte Evans. Er hatte sich neben der Kiste flach auf das Bunkerdach gelegt. Vor sich hatte der Marine das S2-AM-Scharfschützengewehr aufgestellt. Er blickte durch das Visier des Gewehrs und suchte sich ein geeignetes Ziel. Evans hoffte das das neue Zielfernrohr auch das einheilt, was die Hersteller versprachen. Nämlich das sich die Linse nicht mehr in der Sonne spiegelt, und so den Schützen nur noch auffälliger macht, als er eventuell schon ist.
Schon zwei Sekunden später gab er den ersten Schuss ab. "Ha, dämlicher Jackal", lästerte er gelassen. "Einfach so blöd in die Gegend zu starren."
Evans setzte zum nächsten Schuss an, diesmal ein Elitekrieger, als er eine Bewegung im Tunnel ausmachte. Etwas leuchtete auf und schon schossen drei Ghosts mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Autobahntunnel heraus.
Er fragte sich was sich wohl die Ghosts davon versprachen anzugreifen. Mit ihren fest montierten Geschützen konnte ein Ghost nur begrenzt nach oben zielen. Und auf das Bunkerdach würden sie sowieso nicht so einfach schießen können. Ausnahmsweise fühlte sich Evans hier oben sicher.
Der Marine versuchte zu zielen, aber die Ghosts waren einfach zu schnell. "Ignorier die Ghosts", befahl der Master-Chief von hinten. "Nimm lieber die Eliten in den Trümmern da hinten aufs Korn."
Evans tat wie ihm geheißen. Während der Chief sich um die Fahrzeuge kümmerte, schoss der Marine dem ersten Eliten ein Loch in den Kopf. Er schwenkte rüber und erledigte den zweiten ebenso schnell. Aber die letzten beiden waren klüger. Sie sprangen rechtzeitig hinter den sperrigen Betontrümmern in Sicherheit. Evans fluchte leise. Diese verdammten Mistviecher!
Neben sich hörte der Marine einen lauten Knall, der ihn zusammenzucken ließ. Der Master-Chief hatte eine weitere Rakete abgefeuert. Ein Ghost fuhr zur selben Zeit an den Trümmern vorbei, als er von der 102mm-Rakete zerfetzt wurde.
Ein Glück, dachte Evans. Die Explosion ließ einen Eliten durch die Trümmer schleudern. Er hatten Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Noch im Flug verpasste Evans dem Elitekrieger einen letzten Schuss, dann regte er sich nicht mehr.

Der Commander trat hervor und suchte nach einem klaren Ziel. Er war sichtlich verwirrt, ja sogar irritiert. Er zielte mit seiner Waffen in der Umgebung herum.
Seine lidlosen Augen suchten um ihn herum alles ab. Die glänzenden Absprungkapseln; die Geröllhaufen, die den Strand verunstalteten; ja sogar den Himmel und die Ufer des Meeres.
Schließlich blickte er zum Bunker. Diesen kleinen Betonklotz im Sand. Mausgrau und an einigen Stellen geschwärzt vom Plasma des Phantoms.
Er erblickte im Sonnenlicht eine Silhouette. Sie kam funkelnd auf ihn zu und zog eine Rauchwolke hinter sich her.
Instinktiv rollte sich der Commander zur Seite. Doch es war zu spät. Die Rakete erwischte ihn und alles wurde zerstört.
Sein ganzes Leben.
In weniger als einer Sekunde.
Mögen die Götter mein Versagen verzeihen.

"Das war’s, lasst uns hier verschwinden", sagte Evans gut gelaunt. Er nahm sein Scharfschützengewehr auf und ging los. Der Chief hatte dem nichts weiter hinzuzufügen und folgte dem Marinesoldaten zurück zum Warthog.
Ihr einziger Weg führte sie nun durch den Tunnel, aus den Die Allianz-Besatzer gekommen waren. Ihre Liste der Möglichkeiten war dementsprechend kurz. Sie konnten es durch den Tunnel voller blutrünstiger Außerirdischer versuchen, oder zurückfahren und sich einen anderen Weg durch die Straßen suchen, den es wahrscheinlich nur über den direkten Weg übers Wasser gab.
"Cortana", sagte der Spartaner. "Können wir durch den Tunnel weiter zum Stadtzentrum kommen?"
"Ja, er führt direkt zur Brücke", antwortete die KI. "Überall Ratten - trotzdem besser als schwimmen."
Der Master-Chief stieg in den Warthog und startete den Motor und fuhr damit über den Strand auf den Tunnel zu. "Wenn die Ratten nur mein einziges Problem in diesem Tunnel wären…", sagte er mehr zu sich selbst, als zu Cortana.
Auf halber Strecke zu dem Loch, das die Allianzler in die Wand des Autobahntunnels gesprengt hatte, hörte er ein Motorgeräusch hinter sich. Der Chief wandte sich um und sah einen zweiten Warthog auf sie zufahren. Die ODSTs hatten sich endlich einen fahrbaren Untersatz besorgt. Wobei einer der vier Soldaten zwischen Fahrerkabine und Geschütz kauern musste, da sonst nicht genug Platz im Wagen war.
Gemeinsam erreichten sie den Tunnel. Es war eine zweispurige Autobahn.
"Hast du schon irgendwas Neues von der Allianz gehört?", fragte der Master-Chief neugierig, da Cortana schon seit ihrer "Landung" die Gespräche der Allianz abhörte.
"Ich habe die Kampfgespräche der Allianz gerade neu analysiert. Die sind überrascht - verwirrt." Cortana klang ziemlich verwundert. Was war denn jetzt schon wieder? "Die haben uns hier wohl nicht erwartet."
"Was meinst du mit ,haben uns hier nicht erwartet’?"
"Keine Menschen", erklärte sie. Der Chief blickte immer noch verwundert drein. "Jedenfalls nicht auf der Erde", fügte Cortana hinzu.
"Das ist doch verrückt", schoss es spontan aus dem Master-Chief heraus.
"Ich weis. Das erklärt aber warum die mit so einer kleinen Flotte kommen."
Der Chief steuerte das Allradfahrzeug auf die Gegenfahrbahn, da hier ein Schott den Weg versperrte. Er ignorierte einfach die Fahrbahnmarkierungen. "Was auch immer die Allianz hier will", schlussfolgerte der Spartaner, "es scheint wichtig genug zu sein, dass ein solch hoher Prophet sie auf ihrer Mission begleitet."
Was hatte die Allianz wirklich vor, wenn sie nicht wegen der Menschen auf der Erde waren?

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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#29

geil, John einfach nur geil!!

wobei
Pacman spielende Hugaroks
einfach nur geiL!!!

Wer anderen eine Bratwurst brät,
- -
der hat ein Bratwurstbratgerät!
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#30

@KugelLarve: Das mit dem Pacman ist ein Easteregg.
Denn es gab mal eine FanFiction darüber. Sie hieß "Operation Herkules I" von greyfox (wurde in den Halo Base Foren gepostet) Zwinker

Serâvims Geheimnis

Vierter Zyklus, 100 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
Museum

Das musste es sein, dachte ’Ontamee. Sie befanden sich vor einem hohen kunstvoll errichteten Gebäude. Eine lange Marmortreppe führte zu dem mit Säulen verzierten Eingang. Zu beiden Seiten der Treppe waren große Steinskulpturen von Raubtieren, deren Herkunft dem Sangheili unklar war.
Ein Phantom und eine Hand voll Banshees zogen über ihre Köpfe hinweg. Die hätten sie auch gebrauchen können. Aber nein sie hatten die Ehre zu Fuß zu gehen. Dabei war dies die wichtigste Mission auf diesem Erdklumpen und kein Phantom schien die zeit zu haben sie zu fliegen.
Wahrlich, die Wege der San ’Shyuum sind unergründlich!
Die Unggoys watschelten schon die unzähligen Stufen zum Eingang hoch, als ’Ontamee einen der Sangheili-Krieger anhielt. "Informieren Sie die Religiöse Untersuchung", befahl der Anführer. "Sie sollen Verstärkungstruppen und Geschütze herbringen. Das letzte was ich gebrauchen kann, ist ein Überraschungsangriff der Menschen."
Ohne weitere Umschweife holte der Untergebene einen Kommunikator heraus und nahm Kontakt zu dem Sturmträger auf. Immerhin mangelt es an Truppen und Nachschub auf einen Träger nun wirklich nicht, sinnierte der Sangheili, als er vor dem Museum stand.
Die Molta-Krieger erklommen die Treppe zum Eingang. Darüber stand in goldenen Lettern der Name des Museums. ’Ontamee betrachtete kurz die schimmernden Buchstaben, wie die Sonne sich darin widerspiegelte. Kurz darauf betrat der Trupp das Foyer des Naturhistorischen Museums.
Es war gespenstisch dunkel. Die Lichter schienen einen Defekt zu haben. Manchmal leuchteten sie an der gewölbten Decke kurz auf und erloschen dann auch schon wieder. Es war stockdunkel. Nur ein dünner Lichtschein drang von der Außentür ins finstere Museum, dessen Fenster durch Jalousien regelrecht verdunkelt waren.
"He, ihr da!" ’Ontamee wies auf zwei Moltas. "Seht zu, dass ihr hier irgendwie das Licht zum laufen bringt. Und macht diese verdammten Fenster auf."
Die beiden Eliten gingen ihrer Aufgabe nach und verschwanden in der Dunkelheit.
Die folgenden Sekunden schienen endlos lang zu sein. Sicher wäre es hilfreich gewesen, wenn man einen Kig-Yar benutzt hätte, um in der Dunkelheit zurechtzukommen. Aber lieber würde ’Ontamee ziellos in der Dunkelheit umherirren, als auf einen Kig-Yar angewiesen zu sein.
Immerhin gab es noch nicht einmal eine Molta-Einheit in der Allianz, die einen Jackal bei sich aufgenommen hatte. Sie waren
einfach nicht vertrauensselig genug. Unggoy waren viel besser dafür geeignet.
Noch bevor der Sangheili in Gedanken aufzählen konnte warum die Unggoy denn so gut geeignet sind, sprang das Licht flackernd an.
Einer der Unggoy kreischte auf, als er sich plötzlich vor einer sechs Meter großen Echse wieder fand. Oder vielmehr dem Skelett dieses prähistorischen Wesens. Der Unggoy wich ängstlich zurück. Das atemberaubende Skelett war schon Respekt einflößend genug. Wie musste der Allosaurus erst gewirkt haben, als seine bleichen Knochen noch von Fleisch und Muskeln überzogen waren und er übers Land jagte?
Die beiden Moltas hatten gute Arbeit geleistet. Einer der beiden stand an einer Art Kasten, an der Wand. Aus ihr hing ein Wald aus Kabeln. Der Sangheili-Krieger war voll und ganz damit beschäftigt damit zurechtzukommen. Nicht gerade leicht da durchzublicken. Der andere Sangheili hatte die Jalousien gewaltsam heruntergerissen und mit seinem Plasmagewehr die Fenster "geöffnet".
Im Museum war es nun umso heller.
"Lasst uns anfangen", verkündete der Anführer und holte ein halbes Dutzend Holoprojektoren aus einer an seiner Hüfte befestigten Tasche heraus. Sie waren nicht größer als eine Streichholzschachtel und waren ellipsenförmig. Er gab jedem Sangheili eines. Den Unggoy würde er niemals welche geben. Sie würden es ja sowieso wieder kaputtmachen oder verlieren, denn auch in dieser Beziehung konnte er auf ihre Tollpatschigkeit vertrauen.
"Wir suchen dieses Artefakt", erklärte der Sangheili und aktivierte seinen Projektor. Ein geometrisch geformter Stein kam zum Vorschein. Er hatte leuchtende Einschlüsse. "Dank dieses Steins der Blutsväter, konnten wir den heiligen Ring finden. Laut den Scannern des Sturmträgers befindet sich in diesem Gebäude ein ähnliches Artefakt."
"Man hat Halo mithilfe eines Steins gefunden?", fragte ein junger Sangheili ungläubig.
"Ja", antwortete ’Ontamee ruhig. "Der Stein ist eine Art Karte. Fragt mich nicht wie das gehen soll. Das einzige was wichtig ist, ist folgendes: Der Prophet des Bedauerns will das Artefakt haben. Und wir werden es besorgen!"
Es war keine leichte Aufgabe, einen Stein - ein Artefakt - zu finden, das in einem Museum über die Natur liegt. Hier wimmelt es sicherlich von solchen Steinen. Aber es wurde ja nicht umsonst eine SpecOps-Einheit losgeschickt.
Das Artefakt wird gefunden werden. Das Orakel selbst hatte auf Hohe Gabe ihnen den Weg der Erlösung gezeigt. Und die San ’Shyuum werden sie dorthin führen.
Ein weiterer Schritt zur Großen Reise! Und wenn sie dabei gleichzeitig zum Untergang der Menschheit führt, umso besser, fand Xato ’Ontamee.

’Novolee schaltete das Gerät vor sich ab und kehrte ihm den Rücken. Soeben hatte er mit der SpecOps-Einheit gesprochen, welche beim Museum eingetroffen war. Er bellte einige Befehle auf der Brücke des Trägers herum und die Nurkas taten ihr bestes, seinen Wünschen zu folgen.
Der Zelot betrat mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, die kreisrunde Plattform in der Mitte des Raums.
"Sind die Truppen unterwegs, Schiffsmeister?", fragte Bedauern milde.
"Die beiden Phantoms sind soeben gestartet, Exzellenz." ’Novolee stand nun wieder vor Bedauern. "Sie werden jeden Moment eintreffen und das Museum verteidigen - falls wir ungebetenen Besuch bekommen sollten."
"Sehr gut, Schiffsmeister." Bedauern war zufrieden. "Was ist mit dem Auge?"
"Einen Moment, Exzellenz." ’Novolee rief einen Holobildschirm auf. Es leuchtete kurz auf, dann sah man in der Luft ein flaches Bild. Es wurde in Echtzeit übertragen und zeigte einen hohen Raum. Voller Marmorsäulen und Vitrinen aus Glas.
Es musste sich um das Museum handeln.

Der Ossonna befand sich auf einen Balkon im dritten Stock. Die Tarnung immer noch aktiviert. Er blickte auf zwei Sangheilis und einen Unggoy im zweiten Stock hinab. Die Gruppe hatte sich vor kurzem getrennt, um weitere Bereiche des Museums abzusuchen.
Die drei durchschritten die Halle und erreichten den Geologie-Abschnitt des Gebäudes. Der Ossonna war ihnen immer noch auf den Fersen.
Er lief die Galerie entlang, passierte eine Tür und erreichte eine weitere Galerie. Nun blickte er wieder auf seine Beobachtungsobjekte hinab.
Das Museum war ein ausgezeichneter Ort, um Spionagearbeiten durchzuführen. Es war groß, besaß viele verwinkelte Räume und Verstecke. Die vielen Ausstellungsstücke ermöglichten es dem Sangheili, sich im Notfall schnell den Blicken der SpecOps zu entziehen.
Der Sangheili-Krieger vergewisserte sich, dass seine Helmkamera bestens funktionierte. Immerhin wollte er dem Propheten ein gestochen scharfes Bild liefern.
Dann setzte er seine Observation fort.

Also an eindrucksvollen geologischen Ausstellungsstücken - damit sind die vielen, schön anzuschauenden Steine gemeint - mangelt es hier nicht. Überhaupt nicht.
Der weitläufige und kuppelförmige Raum war vollgestellt mit Vitrinen, Regalen und Tischen. Es gab hunderte unterschiedlich großer Steine. Einige waren nur faustgroß, andere beanspruchten schon eine ganze Vitrine für sich allein. Sie bestanden aus Quarz, Granit, Sandstein, Kohlenstoff, und, und, und.
Es gab eine große Auswahl davon. Wobei die Steine aus Kohlenstoff am schönsten anzusehen waren. Aber der SpecOps-Anführer suchte nicht nach Diamanten oder Smaragden. Egal ob geschliffen oder ungeschliffen.
"Irgendwo hier muss das Artefakt sein." ’Ontamee betrachtete das große Sortiment. Theoretisch könnte jeder dieser Steine ein Artefakt der Blutsväter sein. Glücklicherweise konnte der Molta-Krieger Dank des Hologramms, das den Stein von Côte d’ Azur zeigte, seine Suche auf ein paar Dutzend Steine eingrenzen. Mehr oder weniger.
"’Jugimee", rief der Anführer. "Geh los und hole den Rest der Einheit. Wir werden uns hier treffen."
"Ja, Exzellenz", sagte ’Jugimee und verließ den Raum.

Jetzt war nur noch ein Sangheili hier. Soweit er wusste, musste sein Name Xato ’Ontamee sein. Der Ossonna versuchte ein klares Bild von dem SpecOps-Sangheili zu bekommen, wie er durch die Reihen ging und jeden einzelnen Stein begutachtete. Teilweise verglich er sie mit einem Hologramm in der Hand.
Nach dem Unggoy sah er sich nicht um. Der half ihm sowieso nicht weiter, da er bezweifelte, dass Bedauern Nahaufnahmen eines Unggoy sehen wollte.
Wie dumm doch diese SpecOps-Typen sind, dachte der Ossonna belustigt. Sie bemerken ja nicht einmal, wenn sie verfolgt, beobachtet und gefilmt werden.
Und das soll also eine Spezialeinheit der Allianz sein? Lächerlich! Dummheit sollte bestraft werden.

Der Meister sagt: sucht! Also suchte der kleine Unggoy auch. Einen Stein oder so, soll er finden. Toll, aber welchen? Nervös watschelte der Unggoy von einer Vitrine zur nächsten und blickte sich ratlos um.
Steine gab es viele, woher solle er also wissen welcher davon der richtige sein sollte. Es gab sie in allen Formen und Größen. Gelangweilt kam er bei einer weiteren Vitrine an. Einer von Tausend.
Den Erzählungen seines Meisters nach, musste der Stein die Form einer Kugel haben. Aber seis drum. Insgeheim fand der Unggoy diese Mission sinnlos. So viele Leben für einen Stein opfern? Den Sangheili war es sicherlich einerlei, ob bei diesem Unterfangen hunderte an Unggoy starben.
Und wie große war die Wahrscheinlichkeit hier etwas zu finden. Die Stadt was sehr große und der Unggoy war der Meinung, dass der Stein auch in jedem anderen Haus liegen könne.
Der kleine Krieger musste sich auf die Zehnspitzen stellen, um über den Rand der Holumrahmung in das Innere zu schauen.
In der Scheibe konnte er sehen, wie sich seine Atemmaske darin spiegelte. Aus dem Bauch heraus entschied er, dass diese Klumpen Fels in dieser Vitrine zu einfach und allgemein wirkten, als dass sie in das Bild gepasst hätten.
Unbekümmert wandte er sich davon ab und lief in der Ausstellungshalle ziellos umher.
Dieses Artefakt konnte wirklich überall sein…
Der Unggoy beschloss am Ende nur so zu tun als würde er suchen. Im Endeffekt wird sowieso der Anführer den Stein finden.
Unggoys waren immerhin nicht dumm!

Wie viele Steine hatte er sich jetzt schon angesehen? Einhundert? Zweihundert? Er wusste es nicht. ’Ontamee dachte es würde leicht werden, aber dem war nicht so. Und dieses kleine Hologramm half nur wenig bei der Suche.
Bei seiner Nachforschung war der Sangheili in einen verborgenen Nebenraum gekommen. Dort fand er erst wenige hilfreiche Gegenstände, wie Computerterminals und einige Vitrinen. Doch nun hielt der Sangheili-Krieger inne. Vor sich vernahm er entfernte Stimmen. Ihrer Sprache und ihrem Tonfall nach zu urteilen waren es ohne Zweifel Menschen.
Xato rümpfte die Nüstern, als er ihnen beim Sprechen zuhörte. Seiner Einschätzung nach musste es sich um zwei handeln, die da in den Schatten vor ihm redeten.
"Wie lange brauchst du denn noch", wollte der eine wissen. "Wenn die Allianz erst damit beginnt hier herumzuschnüffeln, will ich wieder im Hog sitzen."
Vorsichtig schlich sich der Sangheili durch die Schatten, des von den übrigen Hallen des Museums abgeschnittenen Bereiches. Hier standen viele eingestaubte Gegenstände herum, doch einige davon glänzten wie neu. Es waren mehrere Computer und Messeinrichtungen, die die Menschen erst kürzlich hierher gebracht haben mussten.
Mit jedem Schritt wurden die Stimmen lauter.
Als ein Commander in der Großen Armee der Allianz verstand er die Sprache der Menschen in ihrem Grundaufbau. Zwar wusste er nicht war der Ausdruck Hogg zu bedeuten hatte, doch war ihm das Wort ,Allianz‘ durchaus ein Begriff.
"Was soll ich denn machen?", beschwerte sich eine andere, jünger klingende Stimme. "Wenn hier nicht gleich alle halsbrecherisch geflohen wären, dann hätten wir auch jemanden da gehabt, der uns dieses Sicherheitssystem abschaltet."
"Dann beeil dich, sonst war das hier für die Katz."
"Verdammt noch mal, du sollst mich nicht drängen." Die Stimme wurde etwas lauter. "Wenn ich hier was falsch mache, dann werden wir hier von hydraulisch verstärkten Stahljalousien eingeschlossen. Also halt’s Maul."
In den Schatten des Dunklen Ganges zählte ’Ontamee eins und eins zusammen. Die Numuih hier wussten, dass jederzeit die Allianz auftauchen konnte. Und sie versuchten hier etwas zu unternehmen, was sich als interessant erweisen konnte, fand der Sangheili, als der Mann, der den anderen immerzu drängelte nach einer längeren Redepause wieder das Wort ergriff und davon redete, irgendeinen Ding hier wegzuschaffen.
Vor ihm machte der Raum eine Biegung nach rechts. Hinter der Kurve schien ein mattes Licht und ’Ontamee wagte es nicht voreilig herumzublicken. Die Stimmen waren nun so laut, dass sich der SpecOps-Krieger sicher war, dass die Menschen direkt hinter der Biegung sein mussten.
In seinen Ohren klangen diese Stimmen abscheulich. Doch er zwang sich dazu weitere Informationen daraus herauszuhören. Vielleicht wussten sie mehr über das Blutsvater-Artefakt als anfangs vermutet.
"Der Colonel will diese Sphäre um jeden Preis haben", sprach nun wieder die eine Stimme.
"Ich bin gleich soweit", sagte die andere.
Xato ’Ontamee hielt sich direkt hinter der Biegung neben einer altertümlichen Menschenrüstung auf. Zu seinem Vorteil stand ihm eine hohe Vitrine gegenüber. Durch ihre Glaswände konnte er mit Leichtigkeit die Spiegelbilder der Menschen in dem beleuchteten Raum erkennen, ohne selbst gesehen zu werden.
Am Ende des fensterlosen Raumes machte er zwei Menschen aus, wie vermutet. Der eine hockte vor einem tragbaren Computer und ließ seine Finger über die Plastiktastaturen tanzen. Der andere stand unruhig daneben und verdeckte unwissend die Sicht auf einen kunstvoll geschnitzten Massivholzschrank, auf dem ein gläserner Behälter oder ähnliches stand.
Leider war die Spiegelung in den Scheiben der Vitrine nicht so genau wie es ’Ontamee gern gehabt hätte.
"Ich weis gar nicht, was das hier alles soll", murmelte einer der Numuih.
"Ich auch nicht", sagte der vor dem Computer, "aber es muss wohl wichtig genug sein, um die Aufmerksamkeit von ONI zu wecken. Sonst wären wir nicht hier."
In seinen dunklen Schatten lauschte der noch dunklere armoriete Krieger weiter den Menschen. In ihm türmten sich unzählige Fragen auf. Was war Oh-Enn-Ih? War das Etwas, hinter dem stehenden Mann, das was er suchte? Oder konnte es ihm überhaupt weiter helfen?
Oder vergeudete er hier soeben wertvolle Zeit?
Zeit, in der andere tapfere Allianz-Krieger draußen in der Stadt starben, um ihm seine Mission zu ermöglichen.
Mit eisernem Willen beschloss ’Ontamee diesem Treiben ein Ende zu setzen. Still zog er sein Plasmagewehr und wartete ab. Würden die Menschen ihm nicht bald geeignete Information unwissentlich überlassen, so würde er sie erschießen und sehen, was sie hatten.
Die Menschen schienen nicht der Armee anzugehören, wie der Sangheili feststellte, da sie keine Rüstungen oder etwas dem verwandtes trugen. Stattdessen hatte jeder von ihnen eine schwarze Uniform an. Einzig ihre silbernen Gürtelschnallen glitzerten in ihrem Spiegelbild auf der Glasscheibe.
Von seiner Ungeduld gepeinigt, begann der eine Numuih hin- und herzulaufen. Er brabbelte irgendetwas, was Xato kaum verstand. Dieser Mensch hatte einen eigenartigen Dialekt.
Der Mann lief auf und ab und sah sich nervös um. Als sein Blick auf die Glasvitrine fiel, schaltete ’Ontamee schnell seine aktive Tarnung ein. Summend verschwamm sein Äußeres und wurde transparent für die Umgebung. Der Mensch blickte ihn durch die Glasscheiben praktisch in die Augen, doch sah er nur das Spiegelbild des nachtschwarzen Ganges.
"Ich glaube dort ist was", stellte er grimmig fest und zog eine Pistole von der magnetischen Halterung an seinem Gürtel.
Ohne noch mehr wertvolle Zeit zu vergeuden, sprang ’Ontamee hervor und eröffnete das Feuer.
Sein erstes Ziel war der unruhige Mann mit der Pistole, der stumm wie ein Grab nach hinten geworfen wurde, als ihn das Plasma traf. Der jüngere Mann am Computer wirbelte erschrocken herum und blickte ins Leere, als blitzartig vor ihm eine schneeweiße Klinge erschien und ihm den Kopf von den Schultern trennte.
Wie ein nasses Bündel Stroh sackte er neben seinen Freund zusammen und der Sangheili wurde über ihnen wieder sichtbar und steckte zufrieden seine Waffen weg.
Die Leichen und die sich ausbreitende Blutlache ignorierte er und wandte sich dem Etwas auf dem Tisch zu.
Er stand vor einem kastenförmigen Glaskasten. In ihm lag auf einem gepolsterten Untergrund ein Stein. ’Ontamee verglich ihn mit dem Hologramm.
Seine runde Form war auf irgendeine Weise einzigartig und die Farben ein wahres Spiel der Natur.
Das muss es sein!
Er nahm die Glasabdeckung mit beiden Händen auf und warf sie unachtsam weg. Sie schlug auf dem Boden auf und zerbrach. Tausende kleiner Splitter purzelten klirrend über den Boden aus Marmorplatten.
’Ontamee registrierte das schon gar nicht mehr. Es kümmerte ihn auch nicht. Er war ganz und gar auf das Artefakt fixiert, das nun in seinen Händen lag. Der Stein bestand aus Granit oder einem Metall, das ihm fremd war. Er war übersät von leuchtend, funkelnden Einschlüssen. Das Artefakt der Blutsväter - Xato ’Ontamee war sich sicher, dass es das einzig wahre Artefakt sein musste - sah trotz seines schlichten Aussehens wunderschön aus. Seine Augen glitzerten genauso, wie die Einschlüsse des Steins.
Er war anders als die übrigen Ausstellungsstücke. ’Ontamees Gesicht spiegelte sich in der vor Urzeiten polierten und immer noch reinen Oberfläche des Relikts - welches zudem die Form einer perfekten Kugel aufwies.
Beiläufig bemerkte er den Computer des toten Agenten, der bei dem Artefakt gestanden hatte. Darauf war ein Wappen der Menschen. Neben einem Vogel darauf stand auf dem flachen Bildschirm ein hieroglyphischer Text, den ’Ontamee nur schwer entziffern konnte.
Seine Kenntnisse über die menschliche Sprache waren beschränkt, vor allem, was seine Fähigkeiten anging, deren Schriften zu deuten.
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er las: Objekt des Operators. Fragend berührte er die Tasten des Computers, die ebenfalls mit Hieroglyphen versehen waren. Der Sangheili schreckte zurück, als das Textfeld im Bild aufleuchtete. Und ein Hologramm über den Laptop erzeugte. Es erschien so schlagartig, wie der Schall in völliger Dunkelheit und nahm die Form eines Menschen mit Flügeln an.
Reflexartig griff der Sangheili nach seiner Waffe.
"Guten Tag", sprach die leuchtende Form.
"Was bist du?", verlangte der SpecOps zu wissen. Doch wider erwarten wurde er ignoriert.
"Das Geheimobjekt BX12-26 darf nur von autorisiertem Personal entfernt werden", sprach die Künstliche Intelligenz und ’Ontamee begriff, dass es sich um eine ungesicherte Aufzeichnung handeln musste. "Bei der Zerstörung des außerirdischen Objekts wurde eine Slipspace-Eruption ausgelöst, die mehreren Wissenschaftlern Rätsel aufgibt. Bis zur Fertigstellung des neuen ONI-Stützpunkts in der Stadt, wird das Objekt in dem Museum aufbewahrt. Erste Untersuchungen ergaben bereits, dass es sich bei dem Objekt um keine Entwicklung der Allianz handelt. Dennoch sollten wir vorsichtig mit unseren Serâvim-Spekulationen sein, da wir nichts über die Gö…"
’Ontamee verstand nur die Hälfte von dem, was die KI zu sagen hatte und als die Aufzeichnung apruppt abbrach, störte es ihn auch nicht sonderlich. Denn ein wichtiges Detail hatte er verstanden.
Die Menschen hatten ein Blutsvaterartefakt gefunden und hatten ihren Namen als Ketzer reichlich Ehre gemacht, als sie es wagten, das Artefakt zu zerstören. Sie hatten es zerstört und die Überreste aufbewahrt.
Erst jetzt verstand der Sangheili, was er da in den Händen hielt: Dies war das Artefakt, welches das Subraum-Signal ins All gesendet hatte. Das Signal, dem die Allianz einfach nur bis zur Erde folgen musste.
Vielleicht stammten auch die Hologramm-Fragmente, die er zur Identifizierung des heiligen Artefakts benutzt hatte, von diesem Signal.
Vorsichtig hob ’Ontamee das Artefakt hoch und starrte die Oberfläche an. Sie wirkte gar nicht beschädigt oder wies Spuren von Zerstörungsversuchen auf. Es musste früher einmal mehr davon gegeben haben, als diese eine Sphäre, schlussfolgerte der Sangheili-Commander.
Er wandte den Blick nicht ab.
Dennoch war es das einzig Wahre. ’Ontamee lies sich die unausgesprochenen Worte auf der Zunge zergehen (sprichwörtlich gesehen, Sangheili besaßen im Gegensatz zu einigen anderen Spezies gar keine Zunge).
Seine innere Stimme sprach zu ihm.
Warum eigentlich nicht? Warum sollte ich es nicht behalten? Immerhin habe ich es gefunden. Es gehört mir. Mir allein!
Aber tief in seinem Inneren war eine andere, klügere Stimme. Sie sagte ihm was wohl die Folgen für so etwas wären. Verrat an den heiligen Propheten. Verrat an der Allianz. Verrat an sich selbst. Man würde dich als Ketzer verurteilen und grauenvoll hinrichten. Willst du das, hä?
Nein, gab die erste Stimme ’Ontamees zu. Er schloss die Augen. Nein, will ich nicht. Es ist ja nur ein plumper Stein.
"Exzellenz ..."
Ein plumper Stein, mehr nicht. Ein Stein, der Jahrhunderte im Dreck gelegen hatte. Dafür seine Karriere aufs Spiel zu setzen wäre töricht.
"Exzellenz, hört Ihr mich?"
Meine Meinung. Außerdem, was könntest du schon damit anfangen?
Nichts. Gar nichts.

’Ontamee öffnete die Augen und erblickte ’Jugimee vor sich. "Ja?", sagte er ruhig.
’Jugimee blickte ihn einige Momente sprachlos an. Dann fing er sich wieder und sagte besorgt: "Ist alles in Ordnung, Exzellenz?" er blickte von ’Ontamee auf die Sphäre in dessen Händen.
"Mir geht es gut, ’Jugimee. Alles bestens", bestätigte ’Ontamee gelassen.
"Ist das das Artefakt?", fragte ’Jugimee, als er das Tohuwabohu in dem Nebenraum überblickte und dann auf den Stein in ’Ontamees Händen zeigte.
"Das ist es", bestätigte der Anführer und gab ’Jugimee die Überreste des Artefakts. Irgendwie wirkte ’Ontamee dabei erleichtert. "Nehmen Sie es in Gewahrsam."
Sehr gut. Das war schon ein erster Schritt zur Besserung, Xato.
Halt die Klappe, ’Gollumee. Ich habe doch gesagt, dass ich den Stein nicht brauche!
Das sagen viele.

"Sehr gern", sagte ’Jugimee. Er drehte das Artefakt in der Hand und betrachtete es von allen Seiten. Dann steckte der junge Sangheili das Artefakt ohne weiteres in eine Tasche, die er trug.
"Äh, Exzellenz", begann Odo ’Jugimee, "ich muss Ihnen etwas berichten ..." Er beugte sich vor und flüsterte ’Ontamee etwas kaum hörbares ins Ohr. So leise, als befürchtete er, die Wände könnten es hören.
"Wir sind nicht allein hier."
"Ich weis, ’Jugimee. Er verfolgt uns schon seit wir das Schiff verlassen haben."
"Ihr wisst es bereits, aber ..."
’Ontamee hob die Hand und sein Untergebener schwieg. Er winkte einen Sangheili aus der Gruppe zu sich. "Der Rest von euch wartet vor dem Museum auf uns!"
Die SpecOps-Unggoy und -Sangheili verließen augenblicklich und ohne nervende Fragen zu stellen den geheimen Raum und betraten wieder die Hallen des Museums.
Der Anführer trat unauffällig näher an sein jüngstes Mitglied heran. "Er ist hier. Ebene Drei. Aber keine Sorge. Ich habe mich darauf vorbereitet." ’Ontamee wandte sich an den anderen Sangheili. "Aktiviere den Störsender, ’Argumee."

Das Bild verzerrte sich, der Ton wurde langsamer und tiefer. Es war kaum noch etwas Deutliches zu erkennen. Die Störung war zu groß. Dann wurde es still und das Bild erlosch flackernd.
"Was ist da los? Was haben Sie jetzt schon wieder falsch gemacht, Schiffsmeister?" Bedauern sah ’Novolee wütend an. Dieser blickte ratlos drein.
"Ich verstehe das nicht", gestand der Flottenmeister. Er untersuchte hektisch die Geräte vor sich. "Also hier ist alles in Ordnung. Das Problem muss auf ihrer Seite liegen."
Bedauern gab ein enttäuschtes Seufzen von sich und wandte sich ab.

"Verflucht, wieso geht das denn nicht?"
Der Ossonna nahm seinen Helm ab und überprüfte die daran befestigte Kamera. Das Bild, welches sie übertragen sollte wurde durch irgendetwas gestört. Die Kamera war jedoch intakt.
Er kniete sich auf den Boden, nahm den Helm prüfend in die Hände und wollte die Kamera lösen. Der Prophet wollte sicherlich nicht lange warten wollen. Er musste so schnell wie möglich die Übertragung wieder herrichten.
Ein kleines Gerät fiel vor ihm auf den Boden.
Es war relativ klein, grob kegelförmig und auf seiner schwarz-blau polierten Hülle - die eher einem Gerüst glich - glänzten eine hohe Zahl an Schaltern.
Es rollte gegen den Helm des Ossonnas. Dieser setzte seinen silbernen Helm wieder auf und nahm das Gerät argwöhnisch in die Hand.
"Schon merkwürdig, was ein so kleiner Störsender alles für Schaden anrichten kann", stellte eine unbekannte Stimme fest.
Erschrocken sprang der Ossonna auf. Er drehte sich um und blickte in die Mündungen zweier Plasmagewehre sowie eines Karabiners. Hinter jeder Waffe stand ein Sangheili-Krieger in tiefschwarzer Panzerung. Der mittlere von ihnen ergriff das Wort. "Zeig dich, Spion!", befahl er.
Wütend deaktivierte der Ossonna seine Tarnung. Nun stand er als normaler Sangheili vor ihnen. Ohne Tarnung und ohne Schild. Nur sein silberner Panzer zeigte, wer er wirklich war.
"Ihr solltet wissen", begann er, "dass ich unter dem Schutz des Propheten stehe. Und ihr ..." Er zeigte verächtlich auf die Sangheilis. "... ihr stört nur meine Arbeit."
’Ontamee wurde wütend. Richtig wütend. Dazu brauchte man den Krieger nicht erst zu kennen. Das sah man schon an seinen Augen. "Ach ja?", brüllte er. "Wenn ich das richtig überblicke, sind wir doch Ihre verdammte Arbeit, Spion." Er riss dem Ossonna den Störsender aus der Hand, bevor er noch auf die Idee kam, diesen abzuschalten und somit dem San ’Shyuum Beweisaufnahmen zu schicken.
"Ich könnte dich hier und jetzt erschießen", prahlte er höhnisch. "Glaubst du etwa im Ernst Bedauern würde auf die Idee kommen nach dir zu suchen? Die Aufzeichnungen sind doch in Echtzeit übertragen worden, richtig? Also braucht dich dieser Bedauern nicht mehr, denn wir sind hier fertig."
"Das wäre sehr dumm", zischte der Ossonna wütend und funkelte den SpecOps-Anführer aus seinen dunklen Augen heraus an. "Ich habe mächtige Verwandte in der Flotte, wenn sie erfahren was Ihr…"
"Das einzige was die erfahren würden wäre, dass es ein weiterer Sangheili auf die Abschussliste der Numuih geschafft hat", konterte ’Ontamee gelangweilt.
Der SpecOps-Anführer zielte schulterzuckend mit dem Karabiner auf den Spion. "Aber du kannst froh sein. Ich werde dich nicht töten. Dafür ist mir mein Gewehr zu schade. Ich habe eine bessere Idee, was wir mit dir machen. Wir gehen einfach zurück zur Religiösen Untersuchung." Xato ’Ontamee grinste. "Ich bin sicher, dass Bedauern erfreut sein wird zu erfahren, wie talentiert sein Auge doch ist. Du bist erledigt mein Freund."

Der Gesichtsausdruck des Ossonnas ging ’Ontamee nicht mehr aus dem Kopf, als sie durch die Hallen des Museums schritten.
Der Spion war sichtlich wütend, das sah man ihm an. Er vermied jeden Blickkontakt. Wer konnte wissen wie viel Zorn sich in ihm anstaute? Zorn und Verzweiflung. Eine Verzweiflung, die klar ausdrückte, dass er als Verlierer zurückkehrte.
Aber was kümmerte das ’Ontamee? Der SpecOps-Anführer wollte nur noch das Artefakt zurückbringen und von dieser menschenverseuchten Welt verschwinden. Mehr nicht.
Er blickte wieder auf den Ossonna. Und das soll also ein Infiltrations-Sangheili sein?, dachte der Anführer verächtlich. Ein Elite in der Spionage? Lächerlich!
Dummheit sollte bestraft werden.
Sie verließen das Museum auf demselben Weg, auf dem sie gekommen waren. Durch den Haupteingang. Als ’Ontamee in die Sonne trat, fing er an den kühlen Schatten des Museums zu vermissen.
Auf der Treppe des Naturhistorischen Museums und der kleinen Straßenkreuzung davor, standen Shade-Geschütze. Sie sondierten die Umgebung, um eventuelle Feinde zu entdecken. Sie wurden von speziell ausgebildeten Unggoys bedient. Diese einzelnen Unggoys trugen eine grüne Körperpanzerung.
Eine kleine Streitmacht war zusammen gezogen worden. Man zählte sogar zwei Mgalekgolo darunter. Der Rest bestand aus Unggoys, Kig-Yar und Sangheili-Kriegern.
In der Mitte der Formation war ein Phantom gelandet. Er wartete schon auf die Molta-Truppe. Er war ihr Ticket zurück zum Sturmträger. Da hatte jemand mitgedacht. ’Ontamee gefiel so etwas. Dieser Jemand musste geahnt haben, dass es zu riskant war mit dem Artefakt einfach so durch Neu Mombasa zu spazieren. Das stand außer Frage.
Geduldig wartete der Rest der SpecOps-Einheit am Fuß der Treppe.
Ein Goloka kam auf den Anführer zu. "Exzellenz", sagte der Veteran. "Alles wurde nach Euren Wünschen vorbereitet." Er wies auf die Shades. "Kein Mensch kommt hier lebend durch", versicherte er.
"Sehr gut", lobte ’Ontamee zufrieden. "Aber Sie können alles wieder abbauen. Wir sind hier fertig und kehren nun zum Sturmträger zurück. Ich nehme an, der Phantom ist für uns?"
Der Goloka blickte den Ossonna kurz an. Sein Blick verriet was er bereits dachte, dass dies doch kein SpecOps sei. Nur würde er nie eine klare Antwort darauf bekommen, wo haben sie den Silberling denn aufgegabelt hatten.
Sich wohlmöglich mit dieser Tatsache abfindend blickte der Sangheili wieder zu ’Ontamee. "Natürlich, Exzellenz. Ich habe den Phantom extra für Sie dagelassen. Es ist sicherer als zu Fuß zu gehen. Wissen Sie? Er bringt Sie und Ihre Einheit zurück zum Träger. Die Religiöse Untersuchung ist bereits informiert."
Xato ’Ontamee nickte anerkennend und nahm Kurs auf den Phantom. Seine Einheit und ihr widerwilliger Begleiter folgten ihm. An der Unterseite des Schiffes befand sich der übliche kleine Gravitationslift, der die Truppen sanft ins kühle Innere beförderte.
Es war ein angenehmes Gefühl aus der unerträglichen Hitze herauszukommen. Im Rumpf des Phantoms war es angenehm kühl. Schließlich hatten alle das Schiff betreten und der Nurka startete die Motoren.
Dröhnend hob der Phantom von der Straßenkreuzung ab und steuerte die Silhouette in der Ferne an. Es war der Sturmträger, der von Nebel und Wolken umhangen wurde.
Er überflog das Straßenlabyrinth der Küstenstadt einfach.
Die Maschine schwebte über einen der beiden Scarabs hinweg. Der Kampfläufer bahnte sich seinen Weg gerade durch eine freiliegende Theateranlage. Er marschierte unaufhaltsam und wild wütend durch die Stadt.
"Anführer?", sagte der Nurka. "Wenn Sie nichts dagegen haben setze ich euch auf dem Platz unter dem Sturmträger ab, statt im Hangar zu landen. Der Gravitationslift ist noch aktiviert."
"Zu welchen Sinn und Zweck, Nurka?", fragte ’Ontamee leicht irritiert.
"Ich habe Befehl, die übrigen Truppen vom Museumsbezirk abzuziehen, Exzellenz."
Der Molta überlegte einige Sekunden, ob er anfangen sollte sich mit dem Nurka zu streiten. Doch entschied er sich rasch dagegen. Er wollte endlich seine Mission zum Abschluss bringen. "Dann tun Sie, wie Sie es vorgeschlagen haben, Nurka."
Der Phantom flog langsam über den Platz hinweg. Aus einer Höhe von sechs Einheiten - eine Einheit entspricht ungefähr anderthalb Meter - verharrte das Landungsboot in der Luft. Der kaum sichtbare Gravitationslift des Phantoms sorgte dafür, dass alle Truppen sicher am Boden ankamen.
Dann zog der Phantom wieder ab und zwang einen Schwarm Yanme’e einen harten Bogen zu fliegen, um nicht dem Landungsboot in die Quere zu kommen. Gemächlich flog der Phantom in die Richtung aus der er eben gekommen war.
Dröhnend flogen zeitgleich aus dem Hangar des Sturmträger ein weiterer Phantom und ein Spirit, eine andere Variante der Landungsboote, heraus und überquerten eilig den Park. Sie folgten dem Phantom, der die SpecOps abgesetzt hatte und verschwanden über den Häusertürmen der Stadt.
Nun war der rot-violett schimmernde Gravitationslift der Religiöse Untersuchung nicht mehr weit.
Die Unggoy - die eigentlich die Kälte ihrer Heimat Balaho gewohnt waren - fingen allmählich an rumzuquengeln. Einerseits wegen der hohen Temperaturen, andererseits wegen des andauernden Fußmarsch. Das ging so lange, bis ’Argumee sie drohend zurechtweisen musste.
’Ontamee war schon beinahe glücklich darüber, dass er darauf verzichtet hatte, die tragbaren Flak-Geschütze unter den Unggoy auszuteilen. Denn es wäre zu gefährlich gewesen. Wenn auch nur einer von denen mal in Panik gerät und wild um sich feuert, dann hätte das Blutsvaterartefakt beschädigt werden können.
Die möglichen Folgen waren nicht auszudenken.
Anfangs wollte er sie zwar sicherheitshalber mitnehmen (man weis nie was auf einen zukommt), aber dann hätten die Unggoy nur noch mehr genervt.
Sie brauchten einfach etwas mehr Disziplin.
Nach einem unendlich langen "Spaziergang", wie es ’Jugimee sarkastisch formulierte, erreichten die Molta-Krieger endlich den Bereich direkt unter dem Sturmträger.
Allmählich begann man den öffentlichen Platz zu räumen. Bis auf die notwendigen Verteidigungslinien. Der Träger Religiöse Untersuchung befand sich immer noch an derselben Stelle, wie zu Beginn des Tages. Ihr Einsatz war spielend erledigt worden.
Sie erreichten den Gravitationslift und betraten den runden Metallsockel. Urplötzlich wurde jeder einzelne von ihnen von einer unsichtbaren Hand gepackt und langsam aber sicher nach oben ins Schiffsinnere transportiert.
Es war reine Routine.
Sie wurden sogar schon erwartet. Ein Nurka stand in der Halle und blickte zu den SpecOps hinüber. Hinter dem Piloten tummelten sich fünf aufgeregt-neugierige Huragok.
"Der Schiffsmeister hofft, dass Sie erfolgreich gewesen sind, ’Ontamee", sagte der Nurka kurz.
’Ontamee gab seinem Nachbarn ein Zeichen und dieser holte das Artefakt aus seiner Tasche heraus. Die Huragok begannen aufgeregt zu zirpen, als sie das Relikt erblickten.
"Wie Sie sehen, haben wir, was der San ’Shyuum wünscht", sagte der SpecOps-Anführer. "Auch wenn ich nicht genau weis wofür."
"Wer weis das schon", kommentierte der Nurka. Er nahm ’Jugimee den Stein ab und reichte ihn einen Techniker. Dieser umfasste das Artefakt sorgsam mit seinen Tentakeln. Er ging so vorsichtig damit um, als bestünde der Grafitbrocken nur aus Glas. Aufgeregt schwebte er mit seinen Kameraden davon.
Der Nurka bemerkte, wie ihnen ’Ontamee verwundert nachblickte. "Huragok. Sie wissen ja wie die sind", entschuldigte er. "Sie werden den Stein untersuchen und hoffentlich die Koordinaten ermitteln."
"Koordinaten?" Der Molta-Krieger blickte mit gespielter Neugier den Nurka an.
"Äh ja, eigentlich darf ich darüber nicht sprechen. Aber bei Ihnen mache ich eine Ausnahme", begann der Nurka vorsichtig. Immerhin hatten die SpecOps das Artefakt aufgetrieben. Warum sollten sie also nicht auch erfahren, wofür er gut ist? "Die Blutsväter haben dieses Artfakt erschaffen, müssen Sie wissen", erklärte er. Er stellte sich näher an ’Ontamee heran und begann zu flüstern. Es war ein bedrohliches, geheimnisvolles Flüstern. "Der Stein ist eine Karte. Er führt zu einem weiteren Halo-Ring. Der Prophet des Bedauerns ist ausschließlich wegen dieses Stein hierher gekommen. Nicht wegen der Menschen. Nur wegen des Standorts von Halo."
Idiot, wenn du wüsstest, dass ich das schon weis, dachte ’Ontamee. Sprach den Gedanken aber nicht aus.
Lass ihm doch seine Genugtuung, Xato, meinte ’Gollumee.
Halt die Klappe!, befahl ’Ontamee wütend.
Der Nurka wurde wieder ernst. "Wir beginnen unsere Truppen abzuziehen. Sobald wir die Koordinaten haben verschwinden wir von hier!"
Xato ’Ontamee nickte. Lieber war er auf einen der heiligen Ringe, als auf einer menschenverseuchten Welt, wie diese hier.
"Wenn Sie mich entschuldigen. Ich werde auf der Kommandobrücke gebraucht." Der Nurka wandte sich zum gehen. Kurz vor der nächsten Tür drehte er sich noch einmal um. "Ach ja." Ihm war noch etwas eingefallen. "Ist ihnen zufällig ein Sangheili namens ’Xintumee über den Weg gelaufen? Der Schiffsmeister sucht nach ihm."
"Nein, warum?"
"Er ist ein Ossonna."
"Ach der", erinnerte sich ’Ontamee. Der Nurka muss wohl den Sangheili meinen der sie verfolgt und ausspioniert hatte. "Ja, den haben wir gefunden." Er drehte sich um und wollte den Spion herholen. Doch er war verschwunden. Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst.
Außer seiner Einheit und dem Nurka, war sonst niemand in der Halle.
"Wo ist er?", rief er wütend.
Er wollte dem Ossonna doch noch ein großzügiges Angebot unterbreiten.

Die Kig-Yar Wog und Geg liefen zusammen mit dem Unggoy-Veteranen Tatak durch die Gänge des Schiffes. Sie waren unterwegs zu Hangar Vier. Aber es bestand kein Grund zur Eile. Niemand würde einen Unggoy und zwei Kig-Yar vermissen.
Es gab so viele von ihnen auf dem Schiff und Tatak hatte leichte Zweifel daran, dass es überhaupt einen Sangheili gab, der die Besatzungsliste kannte - sofern es überhaupt eine gab.
Um möglichst viel Zeit zu schinden, hatten die Kig-Yar Tatak begleiten, damit er seine Ausrüstung holen könne. Der Unggoy war sich sicher, dass er die beiden faulsten Jackals bei sich hatte, denen er jemals begegnet war.
Insgeheim war er schon am überlegen, ob er sie nicht später bei ihrem Schiffsmeister Skorge verpetzen sollte. Entschied sich aber dann dagegen. Der Kig-Yar Schiffsmeister ist ebenso wie seine Gemahlin engstirnig und unhöflich - den Unggoy gegenüber. Skorge war eigentlich kein richtiger Schiffsmeister wie dieser Sangheili.
Er passte nur auf, dass die Kig-Yar keinen Unfug anstellten.
Die beiden Kig-Yar neben ihm hatten ihre Energieschilder deaktiviert. In Inneren eines Allianz-Sturmträgers würden die vogelartigen Außerirdischen ihre Plasmaschilde wohl kaum benötigen.
"Aus dem Weg!", herrschte eine gebieterische Stimme.
Die drei Allianzler sahen sich verwundert und aufgeschreckt um. Niemand war zu sehen.
"Alles verloren!", seufzte Tatak. "Jetzt kriegen wir Ärger."
"Du vielleicht", meinte Geg gleichgültig.
Sie wollten gerade weiter gehen, als sie jemand oder etwas von vorn unbequem zu Seite stieß, um hastig an ihnen vorbeizukommen.
Etwas Unsichtbares.
Unschlüssig über das, was eben vorgefallen war, klapperte Wog mit dem Schnabel und ging dann weiter, gefolgt von seinen beiden Kameraden - doch so richtig wohl fühlte sich niemand.
Tatak drehte sich noch einmal um. Er sah nur den leeren Gang. Ängstlich beschleunigte er sein Tempo. Er wollte lieber nicht wissen, was sie eben angerempelt hatte!

’Xintumee war alles andere als zufrieden. Erst wurde er auf diese Mission geschickt, und dann wurde der Ossonna auch noch von diesem Molta namens ’Ontamee bloßgestellt.
Er blickte noch einmal zu den verwirrten Kig-Yar zurück, die er eben zur Seite gestoßen hatte. Dann fiel ihm der Tarngenerator wieder ein. Der Unggoy und die Kig-Yar hatten ihn ja gar nicht sehen können!
Er schaltete die aktive Tarnung ab und ein silbern gepanzerter Sangheili-Krieger kam zum Vorschein.
Er hatte vorhin einfach die Tarnung aktiviert und sich davongeschlichen, als ihm niemand Aufmerksamkeit schenkte. Wenigstens darin war er gut.
Dieser ’Ontamee soll erst mal beweisen, dass er mich entdeckt hat, dachte der Ossonna. Er würde einfach behaupten, dass seine Kamera einen Defekt gehabt hatte und er (als die SpecOps mit ihrer Arbeit fertig waren) zum Träger zurückkehrte.
Sicherlich würde ’Novolee das verstehen. Die beiden Sangheilis kannten sich gut. Der Flottenmeister war sein Onkel. Es war seine einzige Chance sich in der Flotte (zumindest das was die Menschen davon übrig gelassen hatten) zu beweisen und diese Niederlage trug nicht gerade dazu bei.
Aber die Ausrede würde die Wogen seines Fehlverhaltens glätten, bevor sie sich überhaupt auftürmen konnten.
Damit war die Sache erledigt und er, der Spion, war aus dem Schneider - zumindest glaubte ’Xintumee das...


* Row: Unter den Sangheili-Gottheiten der Gott des Krieges.

Oya, Mando'ade. Mhi cuyir kandosii par haar akaanir. K'oyacyi!
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