ich habs mit dem glernt
Hallo liebe Leserinnen und Leser!
Heute möchte ich mich mit einem Thema beschäftigen, dass mir persönlich sehr am Herzen liegt. In meiner Funktion als Sänger der Dark-Fantasy-Metal-Band "Circle of Grief" habe ich damit des öfteren zu tun: Growlen. Da ich es seit mittlerweile knapp über drei Jahren betreibe, kann ich Euch denke ich nun auch ein paar ganz gute Tipps geben, wie Ihr vielleicht selbst das Growlen lernen könnt, bzw. was Ihr dabei auf jeden Fall beachten solltet. Jedenfalls wünsche ich Euch schon mal viel Spaß mit dem Bericht und danke Ciao für das schnelle Einrichten der Kategorie.
~~~Was ist eigentlich "Growlen?"~~~
Ich denke mal, das werden sich die meisten Leser als erstes fragen. Was ist denn bitteschön Growlen? Mit "Kraulen" hat das nämlich rein gar nichts zu tun... Growlen ist eine Form des Singens, wie sie vor allem im Death-Metal oft Gebrauch findet. Auf deutsch könnte man es am ehesten mit "Grunzen" umschreiben, was meiner Meinung nach aber immer irgendwie negativ behaftet ist. "Grunzen" klingt so primitiv und doof, wobei "Growlen" meiner Meinung nach doch irgendwie etwas Elegantes an sich hat. Ich selbst würde sogar soweit gehen und sagen, dass der Gesangsstil mancher Combos im Grindcore-Bereich, wo's dann wirklich ganz heftig wird (siehe mein Sanatorium-Bericht), nicht mehr in den Bereich des Growlen fällt und dass da dann wirklich gegrunzt wird. Aber das ist vielleicht auch ein bißchen meine persönlich Einschätzung.
Gut, wir haben also folgendes eingangs geklärt: "Gegrowlt" wird vor allem im Death-Metal.
~~~Gibt's da Beispiele für?~~~
Na klar gibt's die. Wer also einmal daran interessiert ist, wie richtig geile - sorry, aber an dieser Stelle passt kein anderer Adjektiv - Growls klingen, der kann sich beispielsweise "The Gallery" von Dark Tranquillity reinpfeiffen. Deren Sänger Mikael Stanne schafft es erschreckend perfekt, seine Growls der Melodie der Songs anzupassen und sie damit fast schon melodisch wirken zu lassen. Und wer mich selbst einmal growlen hören will, dem sei unser Song "Fading Away" zu empfehlen, bei dem die Growls noch durch einen kleinen Delay-Effekt verzögert werden und böser klingen...
~~~Wie fängt man damit an?~~~
Also, bei mir war's eigentlich eine ganz komische Situation. Im Prinzip war es der Tag unserer Bandgründung, als wir (Bafti, unser erster Keyboarder Tobi und ich) uns mit Jossi und Sebastian im Proberaum unserer Kollegen von Teratom trafen, um das erste Mal gemeinsam zu musizieren. Immerhin mussten wir ja herausfinden, ob wir überhaupt miteinander harmonieren würden. Wir hatten dafür neben der Eigenkomposition "Glacial Waters" (was dann später in "My bleeding Heart" umbenannt wurde) noch "A Succubus in Rapture" von Dimmu Borgir zum Covern vorbereitet. Obwohl ich Bafti bereits angedroht hatte, dass ich diesen Song nicht die ganze Zeit grunzen kann, kam es dann letztlich doch dazu, dass wir erst mal ca. eine Stunde lang Dimmu Borgir coverten und ich growlen durfte ohne Ende.
Das war aber sicher nicht der beste Einstieg, denn den restlichen Tag lang und auch am nächsten Tag hatte ich ziemlich Halsschmerzen. Wie fängt man also am besten mit dem Growlen an? Also, wer dem Alkohol nicht abgeneigt ist, dem empfehlen ich auf jeden Fall ein paar Bierchen zur Vorbereitung. Ich trinke ja eigentlich auch selten Alkohol (egal, was Ihr bisher für einen Eindruck bekommen habt), aber als wir unsere Demo-CD aufgenommen und ich am Vorabend der Gesangsaufnahmen ein bißchen getrunken hatte, fielen die Growls am nächsten Tag umso leichter. Versteht mich nicht falsch, ich will hier niemandem zu Alkoholkonsum animieren, aber es kann die Sache mit dem Growlen vor allem am Anfang vereinfachen.
~~~Die bewährteste Technik~~~
Es gibt ein paar Punkte, die man auf jeden Fall beachten sollte, wenn man gut growlen will. Zuerst sollte man sich wohl einen sagen wir mal ganz üblen Dämon aus einem Horrorfilm vorstellen. Und dann stellt man sich am besten vor, wie dieser Kerl zu klingen hat. Dieses Geräusch versucht man dann zu imitieren. Hierbei fällt es auf jeden Fall leichter, wenn der Mund nur wenig geöffnet ist. Am besten die Lippen ein klein wenig nach vorne stülpen, zu einem "O" formen, tief Luft holen und dann aus der Kehle heraus ein tiefes Gurgeln nach vorne durch den Rachen rollern lassen.
Ganz wichtig: Es bringt hierbei rein gar nichts, wenn man möglichst laut sein will und einfach drauf los brüllt. Das sorgt zum einen nur für Halsschmerzen, zum anderen klingt das meist auch eher lächerlich. Vielmehr ist es wichtig, die Töne tief unten aus dem Bauch zu holen und diese mit ein wenig Nachdruck herauszuholen. Es darf jedenfalls nicht irgendwie kratzen im Hals oder ein unangenehmes Gefühl entstehen, dann macht Ihr was falsch. Klar, am Anfang muss man sicher das ein oder andere Mal husten, vor allem wenn man die richtige Technik noch nicht drauf hat. Aber das gibt sich mit der Zeit und nach wenigen Wochen sollte man bei regelmäßigem Üben (zweimal die Woche für jeweils 30 Minuten sollte da eigentlich ausreichen) keine Probleme mehr damit haben.
~~~Sonstige Hinweise~~~
Was auf keinen Fall vergessen werden darf: Immer genug trinken und gerade am Anfang auch ein paar Hustenbonbons im Haus haben. Hier haben sich besonders Salbeibonbons bzw. für ganz extreme Fälle besondere, leicht betäubend wirkende, Pastillen aus der Apotheke bewährt. Aber wie gesagt, auf jeden Fall ans Trinken denken. Geeignet sind vor allem dickflüssige Getränke wie Saft oder Milch, zumal die im Hals ein leichtes Schleimen verursachen können. Das hat zum einen den Vorteil, dass man die geschundenen Stimmbänder gut beruhigen kann, zum anderen kann man damit meist noch einen Tick besser growlen. Übertreiben sollte man es aber auf keinen Fall und wem der Hals zu stark schmerzt, der sollte lieber damit aufhören und vielleicht doch eher ein Instrument erlernen, bevor er sich die Stimmbänder komplett ruiniert.
Wer die Grundprinzipien des Growlen beherrscht, kann dann damit beginnen, nicht nur stumpf vor sich hin zu growlen, sondern seine Growls vorgegebenen Melodien anzupassen. Das muss man aber selbst irgendwie im Blut haben, da man hierfür ein bestimmtes Melodieempfinden haben muss. Durch diese Technik wirken die Growls aber weit weniger chaotisch und passen sich in der Regel gut in ein bereits bestehendes Songgefüge ein. Hört Euch wie gesagt mal was von Dark Tranquillity an, dass wisst Ihr, wie ich das meine...
~~~Fazit~~~
Glaubt mir, es ist wirklich nicht einfach gewesen, das hier zu beschreiben, aber ich habe mein Bestes gegeben. Ich hoffe, ich konnte Euch das Growlen ein wenig näher bringen und vielleicht sieht nun auch der eine oder andere, dass das eben nicht nur reines Gegrunze ist, sondern dass man dafür wirklich was drauf haben muss. Ich persönlich finde Growls in Maßen auf jeden Fall klasse, da man damit viel besser Aggressivität, Verzweiflung, Dramatik in die Songs bringen kann, als es cleanes Singen jemals erlauben würde. Stumpfsinniges Growlen, wie es in vielen Death-Metal-Combos betrieben wird, kann ich dagegen nur bedingt gutheißen. Es sollte meiner Meinung nach eben schon eine gewisse Grundmelodie (und nicht "Grunzmelodie!") vorhanden sein, auf die man die Growls aufbauen kann. Und was mich jetzt abschließend noch interessieren würde: Beherrscht jemand bereits Growlen? Oder hat es jemand während des Lesens hier vielleicht selbst mal ausprobiert? Kleiner Kommentar genügt, gilt übrigens auch bei weiteren Fragen.
In diesem Sinne...
Stay Dark!
The-Growl-Master
PS: Alle Schnell-Klicker sollen sich die Kehle blutig growlen...
PPS: Was sind denn das für Bewertungskriterien hier unten? *nachuntenzeig* *mitdemKofschüttel* *irgendwasausfüll*